Titelverteidiger wird WM-Achter in Richmond

Kwiatkowski: „Es war zu schnell für mich"

Von Wolfgang Brylla

Foto zu dem Text "Kwiatkowski: „Es war zu schnell für mich
Michal Kwiatkowski (li.) und Rafal Majka im WM-Straßenrennen. | Foto: Cor Vos

28.09.2015  |  (rsn) – Nach der missglückten Mission Titelverteidigung überwog bei Michal Kwiatkowski die Enttäuschung. Der 25-jährige Pole, der sich im letzten Jahr im nordspanischen Ponferrada das begehrte Regenbogentrikot geholt hatte, wurde bei den Straßenweltmeisterschaften in Richmond (USA) als einer der Hauptanwärter auf die Goldmedaille gehandelt. Im Finale des Straßenrennens war Kwiatkowski am Sonntag allerdings dann ebenso wie viele andere zu weit weg, als Peter Sagan auf der 23rd Street angriff und in der darauf folgenden Abfahrt und dem letzten Anstieg zur Governor Street sich nicht mehr schnappen ließ.

„Der Verlust des Weltmeistertitels ist für mich ein großer Tiefschlag, weil ich hier mit dem festen Ziel gekommen bin, mit dem Trikot wieder heimzukehren und es 2016 bei der Mannschat Sky präsentieren zu können“, sagte der Etixx-Quick Step-Profi, der einen Dreijahresvertrag mit der britischen Equipe Sky von Chris Froome und Geraint Thomas unterschrieben hat. Zusammen mit dem entthronten Titelverteidiger wird auch dessen Freund und Namensvetter Michal Golas auf die Insel wechseln.

Mit der Vorstellung seiner diesmal nur fünf Helfer war Kwiatkowski allerdings sehr zufrieden. „Die Jungs haben das ganze Rennen lang, vom Start bis zum Ziel, hervorragend für mich gearbeitet und mich geschützt. Wir haben auf mögliche Fluchtversuche reagiert, als sich das Peloton immer wieder spaltete, war einer von uns vorne mit dabei“, lobte er sein Team, das schon ab der vierten von 16 Runden die Niederländer in der Nachführarbeit unterstützte.

„Wir mussten was tun, weil weder die Australier noch die Italiener oder die Deutschen das Heft in die Hand nehmen wollten. Aber das hat nicht gereicht, weil ich nicht in der Verfassung gewesen bin, in der ich sein wollte“, erklärte Kwiatkowski, der dann aber doch genügend Kraft hatte, in der späten, hochkarätig besetzten Ausreißergruppe mitzumischen.

„Nein, es war kein Fehler, mitzugehen, weil dieser Versuch nicht kräftezerrend war. Alle haben nur 70 Prozent gegeben. Als sich diese Gruppe quasi vor meinen Augen herausgebildet hatte, musste ich schlichtweg reagieren. Es war eine gute Entscheidung, denn hinter uns wurde es unruhig, wir konnten stattdessen gemütlich weiter fahren“, kommentierte Kwiatkowski die Aktion. Nachdem die Gruppe wieder eingefangen worden war, fuhr er in den vorletzten Kopfsteinpflasteranstieg zum Libby Hill nicht wie auf den vorherigen Runden in der Spitze hinein, sondern mitten in der Gruppe am Hinterrad von Golas. John Degenkolb und Zdenek Stybar, die das Tempo verschärften, wurden zwar eingeholt, aber wegen der hohen Geschwindigkeit konnte Kwiatkowski nicht mehr ganz nach vorne stoßen, auch wenn er nicht nur moralische Unterstützung von Golas erhielt.

„Michal sagte zu mir, komm, wir ziehen es durch. Aber es war zu schnell für mich. Und dann war ich eingeschlossen. So ist es manchmal. Die Gruppe, in der um Platz acht gesprintet wurde, habe ich erst fast am Ziel erreicht. Vom Sprint meinerseits kann deshalb keine Rede sein. Rang acht – das blieb mir“, erklärte der diesjährige Sieger des Amstel Gold Race, der am Sonntag bei der Lombardei-Rundfahrt sein letztes Rennen für Etixx-Quick-Step bestreiten wird.

Kwiatkowski ist sich angesichts der Erfahrungen aus dem WM-Rennen durchaus bewusst, dass er noch einiges lernen und die Schlüsse aus der Richmond-Niederlage ziehen muss. „Das konnte jeder heute sehen, dass, wenn ich mich weiter entwickeln möchte, und das möchte ich, noch hart arbeiten muss“, fügte er an. Seine neue “Fortbildungsstelle“ heißt demnächst Sky.

Mehr Informationen zu diesem Thema

26.10.2015Kollegen nennen Sagans Gold-Fahrt spektakulärsten Moment 2015

(rsn) – Peter Sagans Solofahrt ins Regenbogentrikot bei der Straßen-WM in Richmond war nicht nur für viele Fans der spektakulärste Moment der Saison 2015. Auch mehrere seiner Konkurrenten nannten

03.10.2015Deutsches Saisonfinale mit zehn heimischen Teams

(rsn) - Die vier WorldTour-Teams Lotto Soudal, Giant-Alpecin, LottoNL-Jumbo und Etixx-Quick-Step) führen beim 10. Münsterland Giro die Liste der 18 teilnehmenden Mannschaften an. Zu den sechs Zweitd

02.10.2015Martin: Der Sattel entschied nicht über Sieg oder Niederlage

(rsn) - Tony Martin sucht keine Entschuldigungen für sein enttäuschendes Abschneiden im Zeitfahren der Straßen-WM. Statt als Top-Favorit Gold zu holen, war der Eschborner zum ersten Mal seit 2008 o

28.09.2015Richmond feiert überschwänglich verdiente Weltmeister

(rsn) - Die Weltmeisterschaften haben in Richmond Spuren hinterlassen und werden das Bild der Stadt noch einige Zeit prägen. Nicht nur, weil die entspannten Südstaatler keine Eile haben, die Absperr

28.09.2015US-Boys zwar ohne Medaille, aber mit großer Show

(rsn) – Auch ohne ausgemachten Mit-Favoriten ließen die US-Amerikaner bei der Heim-WM in Richmond nichts unversucht, um im Straßenrennen der Männer an eine der begehrten Medaillen heranzukommen.

28.09.2015Valverde mit Platz fünf in Richmond zufrieden

(rsn) - In den vergangenen zwölf Jahren war Alejandro Valverde einer der erfolgreichsten Teilnehmer und für das spanische Team meist eine Bank. Seit 2003 sammelte er zwei Silber- und vier Bronzemeda

28.09.2015Degenkolb: „Ich habe die Nerven verloren"

(rsn) – Auch im 49. Jahr nach Rudi Altigs WM-Titel gingen die Deutschen im Kampf um das Regenbogentrikot leer aus. Kapitän John Degenkolb rollte nach 261,4 Kilometern beim überragend herausgefahre

28.09.2015Im Augenblick des Sieges sorgt sich Sagan um Europa

(rsn) - Diese Seite kannten wir von Peter Sagan noch nicht! Eine Seite, die uns mit Hochachtung auf den frischgebackenen Weltmeister blicken lässt!Der Peter Sagan, der sich als Selbstdarsteller wie e

28.09.2015Perfektes Teamwork, aber Oranje geht im WM-Straßenrennen leer aus

(rsn) – Kein Zweifel: Das niederländische Team war am Sonntag im WM-Straßenrennen von Richmond das aktivste von allen, fuhr meistens mit fünf, sechs Mann an der Spitze des Feldes, um nicht nur di

28.09.2015Haller konnte Katusha nicht zeigen, dass er es drauf hat

(rsn) – Platz 26 im WM-Straßenrennen von Richmond war nicht das, was sich Marco Haller vorgestellt hatte. Der 24 jahre alte Österreicher war mit großen Ambitionen angetreten, nachdem er sich sech

28.09.2015Navardauskas: „WM-Bronze mehr wert als der Tour-Etappensieg"

(rsn) – Ramunas Navardauskas hat als Dritter des Straßenrennens von Richmond (USA) nicht nur viele Beobachter überrascht, sondern dem erst 1991 unabhängigen Litauen die erste Medaille bei einer S

28.09.2015Sagan rast bergab ins Regenbogentrikot

(rsn) - Welch eine Show! Direkt nach der Ziellinie springt Peter Sagan vom Rad, schubst es mit dem Fuß in Richtung eines Betreuers und wendet sich dann wie ein Popstar mit ausgebreiteten Armen seinen

Weitere Radsportnachrichten

29.04.2024Selig kurzfristig aus Astana-Aufgebot für den Giro gestrichen

(rsn) – Eigentlich war der Giro d`Italia für Rüdiger Selig (Astana) fest eingeplant. Mit seinem Sprintkapitän Max Kanter wollte er um Etappensiege kämpfen. Doch während es Kanter, zuletzt mit

29.04.2024Jackson siegt nach Sturz-Chaos um Vollering, Vos und Lippert

(rsn) – Alison Jackson (EF Education – Cannondale) hat in einem chaotischen Finale in Moncófar die 2. Etappe der Vuelta Espana Femenina gewonnen. Die Kanadische Meisterin setzte sich im Sprint au

29.04.2024Zimmermann verlängert bei Intermarché - Wanty

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

29.04.2024Buchmann macht Frust über Giro-Ausbootung Luft

(rsn) – Drei Deutsche haben es ins Aufgebot von Bora – hansgrohe für den 107. Giro d´Italia (2.UWT) geschafft. Einer, mit dem die deutschen Fans für die Italien-Rundfahrt fest gerechnet hatten,

29.04.2024Bora mit drei Deutschen und einem Österreicher zum Giro

(rsn) – Mit dem deutschen Trio Jonas Koch, Florian Lipowitz und Maximilian Schachmann wird Bora – hansgrohe beim am 4. Mai in Venaria Reale beginnenden 107. Giro d’Italia (2.UWT) antreten. Ange

29.04.2024In der Übersicht: Die Aufgebote für den 107. Giro d´Italia

(rsn) – Am 4. Mai beginnt in Venaria Reale nördlich von Turin mit dem Giro d’Italia (2.UWT) die erste Grand Tour des Jahres. Insgesamt 176 Fahrer aus 22 Teams nehmen die 107. Ausgabe der Italien-

29.04.2024Sparkassen Giro führt am 3. Oktober 2024 durchs West-Münsterland

(rsn) – Der Sparkassen Münsterland Giro ist eines jener Eintagesrennen, die nahezu bei jeder Austragung mit einer neuen Strecke aufwarten. Nachdem der Herbstklassiker am Tag der deutschen Einheit i

29.04.2024Eschborn - Frankfurt: Die letzten zehn Jahre im Rückblick

(rsn) – Über Jahrzehnte hin als Rund um den Henninger Turm ausgetragen, wurde der hessische Frühjahrsklassiker nach dem Rückzug des Sponsors zum 1. Mai 2009 zunächst in Eschborn Frankfurt City L

29.04.2024Lipowitz voller Selbstbewusstsein zum Giro-Debüt

(rsn) – Das Gelbe Trikot von Carlos Rodriguez (Ineos Grenadiers) konnten Aleksandr Vlasov und Florian Lipowitz auf der Schlussetappe der Tour de Romandie nicht mehr gefährden. Doch das Duo von Bora

29.04.2024Mit Stichen am Kinn: Van Dijk startet zur 2. Vuelta-Etappe

(rsn) – Die im Finale des Auftaktzeitfahrens zur 10. Vuelta Femenina gestürzte Ellen van Dijk (Lidl – Trek) wird zur 2. Etappe in Bunol antreten können. Wie ihr Team auf dem Portal X meldete, ha

29.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

28.04.2024Highlight-Video der 1. Etappe der Vuelta Femenina

(rsn) – Mit einer beeindruckenden Vorstellung hat Lidl – Trek das Teamzeitfahren zum Auftakt der 10. Vuelta Femenina (2.WWT) für sich entscheiden können. Das von der Italienerin Elisa Longo Borg

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)