RSN-Jahresrangliste 2015, Platz 3: Trixi Worrack

Als Helferin Gold wert und trotzdem so erfolgreich wie lange nicht

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Als Helferin Gold wert und trotzdem so erfolgreich wie lange nicht"
In Bensheim wurde Trixi Worrack im vergangenen Juni Deutsche Meisterin. | Foto: Cor Vos

31.01.2016  |  (rsn) - Mit nach oben gestreckten Armen und den Blick gen Himmel gerichtet kniet Trixi Worrack auf der East Broad Street in Richmond, Virginia. Die zu diesem Zeitpunkt gerade noch 33-Jährige genießt den Moment, feiert ihren vierten WM-Titel im Mannschaftszeitfahren hintereinander. Es ist der perfekte Abschluss einer sehr starken Saison 2015  von Worrack im grauen Trikot von Velocio-SRAM - mit großen Erfolgen als Teamplayerin und als Individualistin gleichermaßen.

"Ich bin viel zufriedener als in den beiden Jahren zuvor", blickt Worrack nun Monate später auf 2015 zurück. Kein Wunder, könnte man meinen: Sie gewann die Deutschen Meisterschaften, verteidigte den WM-Titel im Mannschaftszeitfahren und entschied die erste Kalifornien-Rundfahrt der Frauen für sich. Doch Worrack meint gar nicht die Ergebnisse. "Es davon abhängig zu machen, ist immer schwierig. Eigentlich weiß man selbst am besten, wie man drauf war. Ergebnisse spiegeln das nicht unbedingt wider, denn man macht ja auch viel für Andere - zum Beispiel bei einer Rundfahrt, die wir gewonnen haben."

Eine ist gut. Worrack spricht hier von drei Rennen gleichermaßen, denn sie hatte 2015 maßgeblichen Anteil an allen drei Rundfahrt-Siegen von Lisa Brennauer - sowohl bei der Energiewacht Tour, als Worrack selbst Gesamtzweite war und auf der Schlussetappe trotzdem für Brennauer schuftete, als auch bei der Women's Tour in England, als sie sich zurücknahm und ganz in den Dienst des Teams stellte, und auch Anfang September bei der Boels Ladies Tour, als Brennauer ohne Worracks intensive Verfolgungsjagd in der Schlussphase der letzten Etappe ihr Gelbes Trikot verloren hätte.

"Es macht mich stolz, wenn sie für mich fährt", sagt Brennauer über ihre Teamkollegin. "Ich verdanke ihr verdammt viel, denn sie hat mir oft sehr geholfen - nicht nur durch ihren fahrerischen Einsatz, auch taktisch und durch Ratschläge." Worracks Erfahrung ist Gold wert für ihr Team, und deshalb lobt auch ihr Teamchef Ronny Lauke sie immer wieder.

Sie selbst hingegen denkt über die Rolle als Helferin offensichtlich gar nicht nach, sondern macht einfach ihren Job, so, wie er fürs Team am besten ist. "Es kommt immer darauf an, wie sich das Rennen entwickelt. Bei der Energiewacht Tour konnten wir beide gewinnen - das war gut, denn die Anderen konnten uns nicht ausrechnen", erklärt sie und zeigt dabei, dass es ihr offenbar wirklich egal ist, für wen dann gefahren wird.

Worracks Zufriedenheit mit 2015 entstand aber trotzdem vor allem aus individuellen Faktoren heraus - speziell: aus ihrer Form. "Ich habe meinen Trainer gewechselt, bin die Rennen ganz anders gefahren und hatte eine ganz andere Form als die beiden Jahre zuvor, hatte selten einen Tiefpunkt - es ging wieder mehr", meint sie. Trotzdem sind die Höhepunkte natürlich sportliche Erfolge, und da nennt Worrack zu allererst den Gesamtsieg bei der Kalifornien-Rundfahrt. "Das Frühjahr nach zweiten Plätzen bei der Energiewacht Tour und Gracia Orlova so abzuschließen, war schön!"

Ende Juni errang Worrack darüber hinaus das Deutsche Meistertrikot in Bensheim und schien die mit Abstand stärkste Fahrerin auf dem bergigen Kurs zu sein. Einzig die gerade erst von einer langen Verletzungspause zurückgekehrte Claudia Lichtenberg konnte Worrack am langen Anstieg zur Kuralpe folgen. Worrack wurde ihrer Favoritenrolle gerecht und unterstrich damit auch ihre Ambitionen für 2016: "Ich bin dieses Jahr wieder besser die Berge hochgekommen", sagt sie und will da 2016 noch einmal einen Schritt nach vorne machen. Denn Worrack weiß nach ihrer Besichtigung Anfang Oktober, wie schwer das Olympische Straßenrennen von Rio wird.

"Wenn man sich im Training nicht richtig aufs Klettern konzentriert, hat man da keine Chance. Es ist wirklich ein schwerer Kurs und der Weg vom Berg zum Ziel ist nicht weit", weiß sie. "Ich glaube, dass ich da vorne mitfahren könnte." Worrack und Lichtenberg dürften daher wohl im August eine Olympia-Doppelspitze für den Bund Deutscher Radfahrer bilden.

In der Vorbereitung will die 34-Jährige genau wie Lichtenberg den Giro Rosa fahren. "Der wird wichtig, weil man da nochmal längere Berge hat. Aber weil danach noch Thüringen kommt, muss man schauen, wie lange man in Italien fährt." Anders als Lichtenberg visiert Worrack beim Giro auch keine Gesamtplatzierung an. "Aber eine Bergetappe sollte man sich schon raussuchen können."

Hier punktete Worrack 2015:
6. Etappe 1, Katar-Rundfahrt (2 Punkte)
2. Etappe 2, Katar-Rundfahrt (8 Punkte)
4. Gesamt Katar-Rundfahrt (20 Punkte)
9. Omloop Het Nieuwsblad (4 Punkte)
15. Flandern-Rundfahrt (2 Punkte)
3. Prolog Energiewacht Tour (3 Punkte)
3. Etappe 1 Energiewacht Tour (3 Punkte)
1. Etappe 2a (MZF), Energiewacht Tour (3 Punkte)
6. Etappe 3, Energiewacht Tour (1 Punkt)
6. Etappe 4, Energiewacht Tour (1 Punkt)
2. Gesamt Energiewacht Tour (18 Punkte)
5. Punktewertung Energiewacht Tour (0,5 Punkte)
4. Etappe 1, Gracia Orlova (2 Punkte)
4. Etappe 2, Gracia Orlova (2 Punkte)
2. Etappe 3, Gracia Orlova (4 Punkte)
4. Etappe 4, Gracia Orlova (2 Punkte)
3. Etappe 5, Gracia Orlova (3 Punkte)
2. Gesamt Gracia Orlova (18 Punkte)
3. Bergwertung Gracia Orlova (2 Punkte)
3. Punktewertung Gracia Orlova (2 Punkte)
4. Etappe 1, Kalifornien-Rundfahrt (4 Punkte)
3. Etappe 2, Kalifornien-Rundfahrt (6 Punkte)
4. Etappe 3, Kalifornien-Rundfahrt (4 Punkte)
1. Gesamt Kalifornien-Rundfahrt (50 Punkte)
2. Punktewertung Kalifornien-Rundfahrt (6 Punkte)
3. Zeitfahr-DM (6 Punkte)
1. Straßen-DM (15 Punkte)
2. Weltcup-MZF Vargarda (10 Punkte)
4. Etappe 1, Boels Rental Ladies Tour (4 Punkte)
4. Etappe 2, Boels Rental Ladies Tour (4 Punkte)
3. Etappe 4, Boels Rental Ladies Tour (6 Punkte)
9. Gesamt Boels Rental Ladies Tour (8 Punkte)
1. WM Mannschaftszeitfahren (20 Punkte)
10. WM Einzelzeitfahren (12 Punkte)
12. WM Straßenrennen (12 Punkte)

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

01.02.2016Der nächste Schritt: Rundfahrtsiege statt Regenbogentrikot

(rsn) - Das Regenbogentrikot verloren, aber trotzdem einen großen Schritt nach vorne gemacht: So könnte man Lisa Brennauers Jahr 2015 wohl in einem Satz zusammenfassen. Doch für die Allgäuerin bed

01.02.2016Kapitänsrollen geerbt und sofort voll ausgefüllt

(rsn) - Als Christine Majerus am 17. Juni in Aldeburgh mit ihren Teamkolleginnen auf dem Podium stand und die Zeremonien über sich ergehen ließ, war ihr alles andere als zum Jubeln zumute. Die Luxem

30.01.2016Nach schwierigem Jahr jetzt die Olympia-Medaille im Visier

(rsn) - Am 29. März hätte auf einen Schlag sehr viel vorbei sein können. Als Claudia Lichtenberg beim Frühjahrsklassiker Gent-Wevelgem im Sturm von einer Böe erwischt und von der Straße geworfen

30.01.2016Ein Jahr zwischen Magenproblemen und sportlichem Erfolg

(rsn) - Platz fünf - soweit vorne stand Österreichs Nummer eins in der Radsport-News-Jahresrangliste noch nie. Doch auch wenn das auf eine erfolgreiche Saison hindeutet, betont Martina Ritter: "Es w

29.01.2016Der Konkurrenz als Gast das Fürchten gelehrt

(rsn) - Mountainbikerinnen, die auch auf der Straße Erfolg haben, sind keine  Seltenheit. Und im Jahr 2015 reiste die Französin Pauline Ferrand-Prevot sogar für einen Monat als Weltmeisterin in be

29.01.2016Titelgewinne im Reifeprozess

(rsn) - Mit großen Augen steht Mieke Kröger in der Mathildenstraße in Einhausen vor dem Radgeschäft von Algis Oleknavicius, dem Veranstalter der Deutschen Straßenmeisterschaften 2015. Gerade ist

17.01.2016Im April platzte der Knoten endlich

(rsn) - Nach einem für sie selbst enttäuschenden ersten Jahr im Elite-Peloton gelang Anna Knauer 2015 der wichtige nächste Schritt: Die 20-Jährige bekam von ihrem Team Rabobank-Liv erstmals das Ve

16.01.2016Erneuter Teamwechsel nach "brutal hartem Lehrjahr"

(rsn) - Krankheit, Verletzungen, Probleme im Team und beim Verband: Für Doris Schweizer war das Jahr 2015 eines zum Vergessen. "Alles in allem würde ich es als ein brutal hartes Lehrjahr verbuchen",

15.01.2016Eine Saison zwischen Straßen-Rückschlägen und Bahn-Medaillen

(rsn) - Mit einem Titelgewinn endete für Charlotte Becker kurz vor Weihnachten ein sehr langes Radsport-Jahr: Am 18. Dezember entschied sie in Frankfurt an der Oder die Deutschen Meisterschaften im S

14.01.2016Triumph auf der Bahn, Weiterentwicklung auf der Straße

(rsn) - Weltmeisterin. Besser hätte das Jahr 2015 für Stephanie Pohl nicht beginnen können. Die Cottbuserin streifte vor den Toren von Paris am 18. Februar überglücklich das Regenbogentrikot übe

13.01.2016Das Tor zur WM blieb für die Altmeisterin zu

(rsn) - Nach einem völlig verkorksten Jahr 2014 mit einem krankheitsbedingten Rückschlag nach dem anderen, hat Hanka Kupfernagel in der Saison 2015 endlich wieder Straßensiege gefeiert. Die inzwisc

09.01.2016Auch ohne UCI-Team endlich auf dem Podium

(rsn) - Am 23. August war es endlich soweit: Daniela Gaß sprintete im französischen Culan am Ende der 2. Etappe der Trophée d´Or dem Zielstrich entgegen und sicherte sich hinter der Australierin K

Weitere Radsportnachrichten

16.06.2025Vervenne siegt als Solist und übernimmt Rosa Trikot

(rsn) – Der Belgier Jonathan Vervenne (Soudal – Quick-Step Devo) hat die 2. Etappe des Giro Next Gen (2.2U) als Solist gewonnen und das Rosa Trikot von Vortagessieger Matthias Schwarzbacher (UAE

16.06.2025Storck macht in Kamerun das Dutzend voll

Lucas Carstensen hat bei der Tour du Cameroun (2.2) seinen vierten Etappensieg eingefahren. Zusammen mit den zwei Erfolgen von Jan Münzer gewann das Team damit sechs der neun Etappen der afrikanische

16.06.2025Albanese gewinnt 2. Etappe der Tour de Suisse im Sprint

(rsn) – Im Alter von 28 Jahren ist Vincenzo Albanese zu seinem ersten Sieg in der WorldTour gefahren. Der Italiener in Diensten von EF Education – EasyPost sicherte sich die 2. Etappe der Tour de

16.06.2025Walscheid nach Ellbogenbruch: “Die Hoffnung stirbt zuletzt“

(rsn) – Max Walscheid (Jayco – AlUla) hat zwei Tage nach seinem Sturz bei Dwars door het Hageland, bei dem er sich am Samstag den Ellbogen gebrochen hat, seine Hoffnungen auf einen Start bei der a

16.06.2025O’Connor legt im Kampf um Tour-de-Suisse-Titel vor

(rsn) – Ben O’Connor (Jayco – AlUla) hat im Kampf um die Gesamtwertung bei der Tour de Suisse (2. UWT) schon auf der 1. Etappe um Küßnacht einen großen Vorteil gegenüber seinen Klassement-Ko

16.06.2025Gegen den Frust konzentriert sich Evenepoel auf sich selbst

(rsn) – Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) trug nach seinem deutlichen Sieg im Zeitfahren beim Critérium du Dauphiné das Gelbe Trikot. Vier Tage später, am Ende der Rundfahrt, wich der Trium

16.06.2025Buchmann und seine Formkurve klettern in Richtung Tour

(rsn) – Während Florian Lipowitz (Red Bull – Bora – hansgrohe) mit seinem Podestplatz und als neuer deutscher Hoffnungsträger für die Gesamtwertung bei großen Rundfahrten in der vergangenen

16.06.2025Pogacar sieht wenig Verbesserungsbedarf nach Dauphiné-Triumph

(rsn) – Nach dem Zeitfahren von Saint-Péray auf Etappe 4 gab es kurzzeitig etwas Hoffnung bei der Konkurrenz von Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG), der Weltmeister sei in diesem Sommer schla

15.06.2025Das gesamte Peloton verabschiedet Bardet mit einem Spalier

(rsn) - Im letzten Rennen seiner Karriere schloss sich für Romain Bardet (Picnic – PostNL) beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) in gewisser Weise ein Kreis. Der Franzose zeigte sich in seiner gewo

15.06.2025Vingegaard kennt seine Baustellen nach Tour-Generalprobe

(rsn) – Man kann Jonas Vingegaard und seinem Team Visma – Lease a Bike nicht vorwerfen, dass sie es nicht versucht hätten. In den Bergen waren alle Versuche gegen Tadej Pogacar (UAE – Emirates

15.06.2025Van der Poel verpasst Grün, aber freut sich über harte Woche

(rsn) – Ein winziges Pünktchen hat Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) am Ende des 77. Critérium du Dauphiné (2.UWT) gefehlt, um das ab Etappe 3 von ihm getragene Grüne Trikot auch mit

15.06.2025Evenepoel: “Manchmal nehmen sie einem die Moral“

(rsn) - Das 77. Critérium du Dauphine (2.UWT) gab einen Vorgeschmack, was wir von der kommenden Tour de France erwarten dürfen. Gesamtsieger Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) und der Zweitpla

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Suisse (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Giro d`Italia Next Gen (2.2u, ITA)