74. Paris-Nizza

Matthews freut sich über "zwei von drei", Bouhanni wird bestraft

Foto zu dem Text "Matthews freut sich über
Michael Matthews (Orica-GreenEdge) freut sich bei Paris-Nizza über seinen zweiten Etappensieg und die Verteidigung des Gelben Trikots. | Foto: Cor Vos

08.03.2016  |  (rsn) – Auf der 2. Etappe des 74. Paris-Nizza hat sich Nacer Bouhanni (Cofidis) bei seinen Kollegen nicht unbedingt beliebter gemacht. Nach einer rücksichtslosen Aktion im Sprint-Duell gegen Michael Matthews (Orica-GreenEdge) wurde der Franzose, nachdem er am Ende der 213,5 Kilometer von Contres nach Commentry als Erster über den Zielstrich gerollt war, von der Jury noch auf den dritten Platz zurückgesetzt.

Dagegen durfte sich der 25 Jahre alte Matthews, der nur dank artistischer Fähigkeiten einen Sturz verhindern konnte, über seinen zweiten Saisonsieg freuen, mit dem er seine Führung im Gesamtklassement gegenüber dem Niederländer Tom Dumoulin (Giant-Alpecin) von drei auf nunmehr 14 Sekunden ausbauen konnte. Zweiter der längsten Etappe des diesjährigen Paris-Nizza wurde der Italiener Niccolo Bonifazio Trek-Segafredo), gefolgt von Bouhanni und dem Norweger Alexander Kristoff (Katusha) der mit einer Sekunde Rückstand Rang vier belegte.

Das alles beherrschende Thema war das Sprintduell Bouhanni-Matthews, das um ein Haar in einem schlimmen Sturz geendet hätte. Der Cofidis-Kapitän hatte auf der Zielgeraden nach erneut überzeugender Vorarbeit seiner Helfer den Sprint früh angezogen, war dann aber gegen den stark aufkommenden Träger des Gelben Trikots immer weiter nach links gezogen und hatte Matthews nicht nur „die Tür zugemacht“, sondern dem WM-Zweiten von Richmond auch noch mit der Schulter einen Schlag versetzt.

Als Matthews bei der Zieldurchfahrt empört gestikulierte, schüttelte auch Bouhanni, der vor seiner Radsport-Karriere gebot hatte, reflexhaft die Fäuste und bschwerte sich so seinerseits - worüber, blieb allerdings schleierhaft. "Es war heute sehr heiß im Finale. Ich habe meinen Sprint bei 220, 230 Meter angezogen. Meine Position war gut. Aber es war sehr heiß!", kommentierte der vermeintliche Sieger das Finale – und da klang schon ein wenig das schlechte Gewissen durch.

Dagegen war für Matthews und die allermeisten Beobachter die Sache klar: „Ich denke, dass Bouhanni seine Linie verlassen hat. Ich wäre beinahe gestürzt. Es ist immer schwer, am Ende einer solch langen Etappe zu sprinten“, sagte der Orica-Kapitän, der auch keinen Zweifel daran ließ, dass er unter normalen Umständen als Erster über den Zielstrich gejagt wäre. „Ich hätte gewonnen, wenn er mich nicht berührt hätte“, so Matthews, dessen Saison auch in diesem Jahr bei Paris-Nizza beginnt und dies außergewöhnlich erfolgreich: „Zwei von dreien, das ist außergewöhnlich“, kommentierte er seine Ausbeute nach drei Tagen.

Die fällt für die beiden deutschen Top-Sprinter dagegen ausgesprochen bescheiden aus. Für André Greipel (Lotto Soudal) reichte es immerhin noch zu einem siebten Platz, wogegen Marcel Kittel (Etixx-Quick-Step) abgeschlagen auf Rang 65 landete.

Wie angesichts des flachen Profils – auf den 213,5 Kilometern war nur ein Anstieg der 3. Kategorie zu meistern – zu erwarten war, verlief das Rennen über weite Strecken wenig ereignisreich. Schon kurz nach dem Start waren Tsgabu Grmay (Lampre), Matthias Brändle (IAM), Anthony Delaplace (Fortuneo) und Evaldas Siskevicius (Delko Marseille Provence) davongezogen und lagen nach nur 20 Kilometern bereits mehr als zehn Minuten vor dem Feld, in dem zunächst die Beine hochgenommen wurden.

Danach kontrollierten Matthews' Helfer das Geschehen, und erst im späten Stadium der Etappe stiegen auch Etixx-Quick-Step und Cofidis mit in die Nachführarbeit ein. In einem kurzen Anstieg rund 30 Kilometer vor dem Ziel fiel zunächst Grmay zurück, rund 15 Kilometer später nahm Delaplace die Beine hoch. Brändle und Siskevicius hielten angesichts eines geringen Vorsprungs von wenigen Sekunden nur noch kurze Zeit länger durch und wurden auf der Schlussrunde zwölf Kilometer vor dem Ziel ebenfalls wieder eingefangen.

Zu einer dramatischen Szene kam es kurz darauf, als der Franzose Pierre-Luc Perichon (Fortuneo) frontal gegen einen am Straßenrand stehenden Zuschauer prallte und wieder dieser auch zu Boden geschleudert wurde. Aktuelle Angaben zum Zustand der beiden Verletzten gibt es noch nicht.

Im Finale war weder von Greipels noch von Kittels Teamkollegen etwas zu sehen, wogegen Cofidis und Orica ihren Kapitänen den Weg zum finalen Sprint ebneten, den Bouhanni, als erster auf die Zielgerade schießend, eröffnete. Doch Matthews hielt nicht nur dagegen, sondern schien auch die größeren Kraftreserven zu haben – das spürte wohl auch Bouhanni und zog deshalb von der Mitte kommend zur linken Seite, um sich noch vor dem Konkurrenten als Erster ins Ziel zu retten. Das allerdings tat der Cofidis-Sprinter mit unfairen Mitteln, was schließlich auch von der Jury geahndet wurde.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

14.03.2016Fominykh bricht sich bei Horror-Sturz zwei Lendenwirbel

Nizza (dpa) - Ein Horrorsturz des Kasachen Daniil Fominykh hat die Schlussetappe der Fernfahrt Paris-Nizza überschattet. Der 24-Jährige stürzte am Sonntag eine mehrere Meter tiefe Schlucht hinunter

14.03.2016Wellens und Gallopin sorgen für erfolgreiches Lotto-Wochenende

(rsn) – Bis zum Wochenende verlief das 74. Paris-Nizza für das Lotto Soudal-Team eher durchwachsen. Zwar lagen Tony Gallopin und Tim Wellens im Gesamtklassement in Reichweite der Top Ten, doch war

14.03.2016Contador: "Wir haben unsere Strategie perfekt durchgezogen"

(rsn) - Am Ende der 7. und damit letzten Etappe der Fernfahrt Paris-Nizza hatte sich Alberto Contador (Tinkoff) nichts vorzuwerfen. Der Spanier gab alles, doch Geraint Thomas (Sky) verteidigte sein Ge

13.03.2016Das Herzschlagfinale von Paris-Nizza im Video

(rsn) - Wer das Herzschlagfinale der letzten Etappe von Paris-Nizza mit der spannenden Aufholjagd von Geraint Thomas (Sky) verpasst hat, kann es sich hier im Eurosport-Video noch mal anschauen:

13.03.2016Thomas: "Ich schulde Gallopin einige Biere"

(rsn) – Es war denkbar knapp, aber es reichte. Mit vier Sekunden Vorsprung auf Alberto Contador (Tinkoff) verteidigte Geraint Thomas (Sky) auf der Schlussetappe von Paris-Nizza sein Gelbes Trikot un

13.03.2016Contador versucht alles, doch am Ende jubelt Thomas

(rsn) – Alberto Contador (Tinkoff) hat auf der Schlussetappe des 74. Paris-Nizza alles probiert, um sich seinen dritten Gesamtsieg nach 2007 und 2010 zu holen. Der Spanier attackierte bereits am vor

13.03.2016Thomas siegt mit vier Sekunden Vorsprung auf Contador

(rsn) – In einem an Dramatik kaum mehr zu überbietenden Finale der 7. Etappe von Paris-Nizza hat Geraint Thomas (Sky) sein Gelbes Trikot gegen den unermüdlich angreifenden Alberto Contador (Tinkof

13.03.2016Duchesne fürchtet noch Schluss-Attacken von De Gendt

(rsn) – An den vergangenen beiden Tagen von Paris-Nizza war Antoine Duchesne einer der aktivsten Akteure. Der in Diensten des französischen Zweitdivisionärs Direct Energie stehende Kanadier mischt

13.03.2016Contador: "Es wird schwer, Thomas von der Spitze zu verdrängen“

(rsn) – Alberto Contador (Tinkoff) und Richie Porte (BMC) waren am vergangenen Sonntag zum 74. Paris-Nizza mit dem Ziel angetreten, ihren jeweils dritten Gesamtsieg beim „Rennen zur Sonne“ einzu

12.03.2016Contador attackiert vergebens, Zakarin und Thomas die Gewinner

(rsn) – Im Finale der Königsetappe des 74. Paris-Nizza ist es wie erwartet zum Showdown der Favoriten gekommen. Im 15,3 Kilometer langen Schlussanstieg zur Bergankunft an der Madone d`Utelle ging d

12.03.2016Zakarin gewinnt Königsetappe, Thomas übernimmt Gelbes Trikot

(rsn) – Ilnur Zakarin (Katusha) hat auf der Königsetappe der 74. Fernfahrt Paris-Nizza die Favoriten hinter sich gelassen. Der 26-jährige Russe verwies nach 177 Kilometern von Nizza zur Bergankunf

12.03.2016In La Madone d´Utelle sind die Favoriten gefordert

(rsn) – Auf der heute anstehenden Königsetappe des 74. Paris-Nizza wird mit einer Vorentscheidung im Kampf um den Gesamtsieg gerechnet. Nachdem sie sich in den vergangenen Tagen meist in zweiter Re

Weitere Radsportnachrichten

30.04.2025Vor der Alten Oper ein Sprintduell Matthews vs. Nys?

(rsn) – Sprint- gegen Klassikerspezialisten heißt es am 1. Mai wieder, wenn die 62. Auflage von Eschborn-Frankfurt (1.UWT) gestartet wird. Das hessische Traditionsrennen führt über die aus den be

30.04.2025Brennan wandelt in der Romandie auf Sagans Spuren

(rsn) – Matthew Brennan (Visma - Lease a Bike) hat die 1. Etappe der 78. Tour de Romandie (2.UWT) für sich entschieden und mit seinem vierten Sieg bei den Profis seinem Landsmann Samuel Watson (In

30.04.2025Eschborn-Frankfurt: Strecke der 62. Ausgabe fast unverändert

(rsn) – Zur 62. Auflage wechselt der 1.-Mai-Klassiker Eschborn-Frankfurt seinen Startplatz: Während Start und Ziel des Hobby-Events ADAC Velotour im Gewerbegebiet auf den großen Parkplatzflächen

30.04.2025Sprinter oder Ausreißer: Wer gewinnt Eschborn-Frankfurt?

(rsn) - 126 Profis aus 18 Teams stehen am 1. Mai beim Frühjahrsklassiker Eschborn-Frankfurt (1.UWT) am Start, einem Rennen, das wie kaum ein zweites ein Kampf zwischen Sprintern und Ausreißern ist.

30.04.2025Landa auch 2026 Edelhelfer von Evenepoel?

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

30.04.2025“Ohne unnötiges Risiko“: Evenepoel Prolog-Achter

(rsn) – Remco Evenepoel (Soudal - Quick-Step) legte los wie die Feuerwehr, doch am Ende des 3,4 Kilometer langen Prologs der Tour de Romandie (2.UWT) musste sich der Zeitfahrweltmeister mit dem acht

30.04.2025Dorn bei der Türkei-Rundfahrt wieder im Bergtrikot unterwegs

(rsn) – Im vergangenen Jahr gewann Vinzent Dorn das Bergtrikot der Tour of Turkey (2.Pro). Bei der aktuellen Ausgabe der Rundfahrt ist der Fahrer von Bike Aid auf gutem Weg, diesen Coup zu wiederhol

29.04.2025Highlight-Video des Prologs zur Tour de Romandie

(rsn) – Fast zu schön, um wahr zu sein: Am Montag trainierte Samuel Watson noch in Andorra, als ihn ein Anruf seines Teams Ineos Grenadiers erreichte: Der Brite musste bei der Tour de Romandie eins

29.04.2025Watson schnappt Oliveira den Sieg um drei Zehntel noch weg

(rsn) – Ivo Oliveira (UAE Team Emirates – XRG), der zuletzt beim Giro d’Abruzzo gleich zweimal hatte jubeln können, schien den dritten Saisonsieg schon in der Tasche zu haben. Den aber schnappt

29.04.2025Pogacar im Frühjahr auch bei den Preisgeldern die Nummer eins

(rsn) – Wer viel gewinnt, kann sein Gehalt nochmals aufbessern. Auch hinsichtlich der Preisgelder war Weltmeister Tadej Pogacar (UAE Emirates – XRG) den Konkurrenten bei den Frühjahrsklassikern d

29.04.2025Evenepoel hat keine Lust auf Montmatre-Kopfsteinpflaster

(rsn) – Nachdem er seine verletzungsbedingt kurze Klassikerkampagne mit einem enttäuschenden 59. Platz bei Lüttich-Bastogne-Lüttich beenden musste, hat sich Remco Evenpoel (Soudal – Quick-Step)

29.04.2025Eschborn-Frankfurt im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Über Jahrzehnte hin unter dem Namen Rund um den Henninger Turm bekannt, wurde der hessische Frühjahrsklassiker nach dem Rückzug des Sponsors zum 1. Mai 2009 zunächst in Eschborn Frankfur

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Tour du Bénin (2.2, 000)
  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)
  • Cuarta Vuelta Bantrab (2.2, GUA)
  • Tour of Bostonliq (2.2, UZB)
  • Presidential Cycling Tour of (2.Pro, TUR)