Vorschau 100. Flandern-Rundfahrt

Zum "Ronde"-Jubiläum wollen die Belgier jubeln

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Flandern-Rundfahrt 2015: Greg Van Avermaet (BMC) am Paterberg) | Foto: Cor Vos

03.04.2016  |  (rsn) - Die am 3. April anstehende 100. Jubiläumsausgabe der Flandern-Rundfahrt wird im Vergleich zu den vorherigen Ausgaben nur wenige Änderungen bereithalten. Der im Jahr 1913 erstmals ausgetragene flämische Frühjahrsklassiker führt diesmal "nur“ über 255,9 Kilometer – 2015 waren es noch 264,9 – und wird 18 der sogenannten Hellingen bereithalten, die meist nur kurzen, dafür aber teilweise sehr steilen Anstiege. Dazu kommen noch sieben Kopfsteinpflaster-Sektoren mit insgesamt rund 13 Kilometern Länge.

Die letzten 150 Kilometer der "Ronde“ bleiben unverändert, inklusive des dreimal zu befahrenden, 2,2 Kilometer langen Oude Kwaremont und des Paterbergs, der jeweils auf den beiden Zielkursen zweimal im Programm steht. Vom letzten Helling des Tages, dem 12,5 Prozent steilen Paterberg, geht es ins Ziel, das sich zum fünften Mal in Folge in der Minderbroedersstraat in Oudenaarde befindet.

Wie Renndirektor Wim Van Herreweghe erklärte, habe sich die vor fünf Jahren beschlossene Streckenveränderung bewährt. Die entscheidende Phase wird auf zuschauerfreundlichen Rundkursen um Oudenaarde ausgetragen, wobei das Fehlen der legendären Mauer von Geraardsbergen längst keine hohen Wellen mehr schlägt. "Der Parcours sorgt für ein spannenderes Rennen. Auf den letzten 150 Kilometern liegen zwischen Kopfsteinpflaster und den Anstiegen maximal zwölf Kilometer und dadurch ist es schwierig, das Rennen zu kontrollieren“, meinte Van Herreweghe.

Die Strecke: Der Startschuss zur "Ronde“ fällt traditionell auf dem Grote Markt in Brügge. Ehe es in die Flämischen Ardennen geht, wo insgesamt 18 Anstiege (Hellingen) – einer weniger als 2015 - und sieben Kopfsteinpflasterpassagen (Kasseien) warten, passiert das Feld unter anderem Kanegem und Aarsele, die Geburtsorte von Briek Schotte and Roger Decock. Sie sind die ältesten noch lebenden Gewinner der Flandern-Rundfahrt.

Das Finale wird mit dem diesmal nur einmal zu befahrenden Koppenberg 45 Kilometer vor dem Ziel eröffnet. Danach folgen in kurzen Abständen Steenbeekdries (39km vor dem Ziel), Taaienberg (37 km), Kruisberg (27 km), Oude Kwaremont (17 km) sowie der Paterberg, von dessen höchstem Punkt noch 13 Kilometer bis zum Ziel zurückzulegen sind.

Die Favoriten: Bei der letztjährigen Flandern-Rundfahrt hatte sich Alexander Kristoff (Katusha) als erster Norweger in die Siegerliste eintragen können. Der Titelverteidiger sieht sich selbst zwar nicht in der Verfassung von 2015, gehört aber auch beim Jubiläum von „Flanderns Schönster“ zum Favoritenkreis. Als bisher letzter Belgier konnte Tom Boonen (Etixx-Quick Step) im Jahr 2012 das zweite der insgesamt fünf Radsport-Monumente des internationalen Rennkalenders für sich entscheiden. Passend zum 100-Jährigen trifft der 35-Jährige zum wohl letzten Duell auf seinen langjährigen Konkurrenten Fabian Cancellara (Trek-Segafredo), der sich mit einem vierten Sieg von der Flandern-Rundfahrt verabschieden will. Gleiches hat Boonen vor, der bisher ebenfalls auf drei Ronde-Siege kommt.

Allerdings war der 35-jährige Schweizer in dieser Saison ungleich erfolgreicher als sein fast gleichaltriger Dauerrivale. Cancellara konnte bereits vier Siege einfahren, wogegen Boonen noch auf seinen ersten Sieg in diesem Jahr wartet.

Den holte sich Weltmeister Peter Sagan (Tinkoff) nach erneut vielen zweiten Plätzen in der Saison 2016 bei Gent-Wevelgem. Aber nicht nur deshalb zählt der Slowake am Sonntag zu den heißen-Sieg-Kandidaten – auch wenn Sagan noch immer auf seinen ersten Triumph bei einem der Radsport-Monumente wartet. Gleiches gilt für das britische Sky-Team, das auf den Waliser Geraint Thomas und den Polen Michal Kwiatkowski setzt, den Gewinner des E3 Harelbeke.

Die Erwartungen der belgischen Fans richten sich aber nicht nur an Boonen, sondern auch oder vor allem an dessen jüngere Landsleute wie Greg Van Avermaet (BMC), Sep Vanmarcke (LottoNL-Jumbo), Jürgen Roelandts und Tiesj Benoot (Lotto Soudal). Der 22-jährige Benoot wurde bei seinem „Ronde“-Debüt im vergangenen Jahr sensationeller Fünfter und könnte sogar in Boonens Fußspuren treten. Van Avermaet (Zweiter 2014, Dritter 2015), Vanmarcke (Dritter 2014) und Roelandts (Dritter 2013) wussten in den vergangenen Jahren durch ihre Beständigkeit zu überzeugen und gehören auch diesmal zu den Podiumskandidaten.

Ob die Niederländer ihre belgischen Nachbarn bei deren Heimspiel ärgern können, scheint fraglich. Der Vorjahreszweite Niki Terpstra dürfte bei Etixx-Quick-Step zumindest eine Jokerrolle spielen, falls Boonen schwächeln sollte. Seine Landsleute Lars Boom (Sechster des Vorjahres) und Lieuwe Westra – Gewinner der Drei Tage von De Panne – werden sich dagegen bei Astana die Kapitänsrolle teilen.

Für eine Überraschung könnten zwei Routiniers sorgen: Der Italiener Filippo Pozzato erlebt nach seinem Wechsel zum Zweitdivisionär Southeast einen zweiten Frühling, wurde Achter bei Mailand-Sanremo und Vierter bei Dwars door Vlaanderen. Bereits vor Saisonbeginn hatte der mittlerweile 34-jährige Pozzato, 2012 Zweiter hinter Boonen, angekündigt, dass ein Sieg bei der Flandern-Rundfahrt sein großes Ziel sei.

Davon träumt auch Heinrich Haussler (IAM). Der in Freiburg lebende Australier kann ebenfalls einen zweiten Platz (2009) vorweisen, und scheint nach einigen schwächeren Jahren wie Pozzato auch zu alter Stärke zurückgefunden zu haben – was Rang sieben bei Mailand-Sanremo belegt.

Da John Degenkolb (Giant-Alpecin) nach seinem schweren Trainingsunfall nach wie vor nicht einsatzfähig ist, wäre es eine große Überraschung, wenn einer der 14 deutschen Starter auf den vorderen Positionen in Oudenaarde ankommen würde. Auch die Top-Stars wie André Greipel (Lotto Soudal) oder Tony Martin (Etixx-Quick-Step) werden für ihre Kapitäne Helferaufgaben übernehmen müssen.

Im deutschen Bora-Argon 18-Team, einer von sieben Zweitdivisionären im insgesamt 25 Teams umfassenden Feld, ruhen die Hoffnungen auf den Schultern des 26-jährigen Briten Scott Thwaites, dem nach zahlreichen Spitzenergebnissen in der bisherigen Klassikersaison durchaus ein Ergebnis unter den besten 20 zuzutrauen ist. Das wird auch das Ziel von Giant-Alpecin sein, das in Abwesenheit von Kapitän Degenkolb auf den jungen Belgier Zico Waeytens setzt.

Die Anstiege (Standort im Rennen, Länge):
1. Oude-Kwaremont 103km 2.200m
2. Kortekeer 114km
3. Eikenberg 121km 1.200m
4. Wolvenberg 124km 645m
5. Molenberg 137km 463m
6. Leberg 157km 950m
7. Berendries 161km 940m
8. Valkenberg 167km 540m
9. Kaperij 177km 1.000m
10. Kanarieberg 185km 1.000m
11. Oude Kwaremont 200km 2.200m
12. Paterberg 204km 360m
13. Koppenberg 210km 600m
14. Steenbeekdries 216km 700m
15.Taaienberg 218km 530m
16 .Kruisberg 229km 2.500m
17. Oude-Kwaremont 238km 2.200m
18. Paterberg 242km 360m

Die Teams: Ag2R, Astana, BMC, Cannondale, Dimension Data, Etixx-Quick-Step, FDJ, Giant-Alpecin, IAM, Katusha, Lampre-Merida, LottoNL-Jumbo, Lotto Soudal, Movistar, Orica-GreenEdge, Sky, Tinkoff, Trek-Segafredo (alle WorldTour), Bora-Argon 18, CCC Sprandi, Direct Energie, Roompot-Oranje, Southeast, Topsport Vlaanderen, Wanty-Groupe Gobert

Die 100. Flandern-Rundfahrt wird am Sonntag auf Eurosport ab 14 Uhr live übertragen. Radsport News wird das Rennen vom Start weg im LIVE Ticker begleiten und kommentieren.

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