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16.04.2016 | (rsn) – Philippe Gilbert (BMC) hat das Amstel Gold Race bisher dreimal gewonnen – und zwar 2011, 2011 und 2014. Dazu kommt sein WM-Titel in Valkenburg 2012, wo er auf dem Parcours des ersten der drei Ardennen-Klassiker triumphierte. Bei der 51. Auflage des Rennens, das am Sonntag in Maastricht gestartet wird, müsste der Belgier also selbstredend zu den Top-Favoriten gehören.
Doch nicht nur die Experten sehen das aus guten Gründen anders – auch Gilbert selber gibt sich zurückhaltend. “Man muss realistisch sein. Ich bin nicht der Favorit für das Rennen am Sonntag“, sagte Gilbert auf der Pressekonferenz vor dem ersten der drei Ardennen-Klassiker. “Ich bin zwar als Kapitän gesetzt, aber wir werden entsprechend der Umstände entscheiden. Ich habe nicht den Pfeil von Brabant als üblichen Referenzpunkt für meine Form. Und das (Rennen) ist immer ein interessanter Test.“
Bei der Pressekonferenz trug der 33-Jährige eine Bandage an seiner linken Hand – Erinnerung an die handgreifliche Auseinandersetzung am Freitag vor einer Woche, bei der er sich im Clinch mit einem Autofahrer den Mittelfinger brach und die ihn zur Absage der Generalprobe für das Amstel Gold Race zwang. Zwar sei die Schwellung mittlerweile abgeklungen, doch habe er einige Änderungen vornehmen müssen, was bremsen und schalten anbelange, so Gilbert. “Ich bremse jetzt mit drei Fingern, aber mir bleibt keine andere Wahl“, erklärte er. Zum Glück seien die Straßen der Region Limburg, wo das Rennen ausgetragen wird, in einem perfekten Zustand.
“Mein erstes Ziel ist es, im Finale dabei zu sein. Ob ich gewinnen kann, werden wir nach der letzten Überfahrt über den Gulpenberg (knapp 50 Kilometer vor dem Ziel) sehen“, erklärte Gilbert, der als Titelverteidiger im vergangenen Jahr am Cauberg attackierte, aber die Konkurrenten dort nicht entscheidend abhängen konnte, so dass am Ende des knapp zwei Kilometer langen abschließenden Flachstücks eine größere Gruppe um den Sieg sprintete, den sich schließlich Michal Kwiatkowski holte.
Am Sonntag hofft Gilbert wegen seines Handicaps auf ähnliche Bedingungen wie bei der gestrigen Streckenerkundung. “Der Gegenwind war gewaltig. Unter solchen Bedingungen ist es unmöglich zu attackieren, weil man dabei das Risiko eingeht, zwei Kilometer später alle Chancen zu verlieren. Bei Gegenwind wird eine große Gruppe ankommen und es könnte in einem Sprint enden“, prognostizierte Gilbert, der mit Blick auf seine Verletzung genau darauf hofft. “Ich müsste dann nicht bremsen oder den Gang wechseln“, erklärte er. Dennoch steht für den BMC-Profi fest: “Ich bin nicht bei 100 Prozent. Ich bin ein bisschen ein Außenseiter“.
Gilbert wurde auch nochmals zur Auseinandersetzung mit einem Autofahrer befragt, bei dem er sich den Finger brach, aber auch Pfefferspray gegen den Mann einsetzte – was in Belgien unter Strafe steht. “Ich werde in dem Punkt nicht mehr in die Details gehen, meine Erklärung dazu war präzise genug. Ich habe Vertrauen in das Justizsystem und wenn festgestellt wird, dass ich etwas Falsches getan habe, werde ich Verantwortung dafür übernehmen“, so Gilbert, der bedauerte, dass in einem solchen Ausmaß über den Vorfall diskutiert wird. "Ich denke, dass das in Anbetracht des aktuellen Alarmzustands in Belgiern andere, wichtigere Dinge gibt, über die berichtet werden sollte.“