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15.07.2016 | (rsn) - Der Mont Ventoux, ein gefürchteter Schlussanstieg. Normalerweise verkriechen sich die Sprinter weit hinten im Peloton - oder sogar gleich im Gruppetto -, wenn die Tour de France ein Etappenprofil serviert, an dessen Ende es lange bergauf geht. André Greipel (Lotto-Soudal) aber machte der Blick auf den Streckenplan am Französischen Nationalfeiertag offensichtlich Lust aufs Rennfahren. Und diese Lust verband der Hürther mit dem Sinnvollen:
"Ich habe morgens im Team-Meeting gesagt, dass ich gerne in die Gruppe gehen möchte. Ich denke, bei dem Wind war das ein sicherer Aufenthaltsort", sagte der Deutsche Meister radsport-news.com nach der wegen Sturmböen am Mont Ventoux um sechs Kilometer verkürzten 12. Etappe der Frankreich-Rundfahrt. Er schaffte gemeinsam mit Teamkollege Thomas De Gendt den Sprung in die 13-köpfige Spitzengruppe, die bis zu 19 Minuten Vorsprung herausfuhr, und war durch seine Arbeit dort maßgeblich daran beteiligt, dass Teamkollege De Gendt schließlich den Tagessieg einfuhr.
"Wir hatten in den letzten Tagen viel Pech, und das war genau was wir brauchten, um die Stimmung weiter aufrecht zu halten", so Greipel, der zu Beginn des Schlussanstiegs zum Chalet Reynard sogar noch attackierte und drei Kilometer allein an der Spitze fuhr. "Ich habe nochmal mein Bestes gegeben, damit sich Thomas (De Gendt) zumindest fünf Minuten an den Rädern der Anderen ausruhen konnte, wenn man von ausruhen sprechen kann", erklärte Greipel.
"Er hat mir zwar nicht gesagt, dass er angreift, aber sein Plan war klar: Er wollte die Anderen arbeiten lassen. Das hat auch ganz gut geklappt, denn man hat sofort gesehen, wer stark ist", so De Gendt, der nun die größten Kontrahenten Daniel Navarro (Cofidis) und Serge Pauwels (Dimension Data) sowie deren Teamkollegen Cyril Lemoine und Daniel Teklehaimanot bei der Nachführarbeit beobachten konnte.
"Schon während der Etappe hat André mir geholfen, hat Flaschen geholt und die meiste Arbeit an der Spitze verrichtet", lobte De Gendt seinen Teamkollegen. "Normalerweise mache ich das für ihn, und dass er es heute für einen kleinen Fahrer getan hat, zeigt, was für ein toller Typ er ist."
Greipel genoss die Atmosphäre, als er als Spitzenreiter die ersten Kilometer des Mont Ventoux erklomm, erklärte auf Nachfrage von radsport-news.com zum Chaos um Chris Froome (Sky) und Richie Porte (BMC) auf den letzten Metern der Etappe aber auch: "Ich würde mich nicht wundern, wenn ich morgen überall blaue Flecken habe. Die Leute wollen uns anfeuern und uns feiern, aber der Körperkontakt sollte ausbleiben. Manchmal ist es ziemlich schmerzvoll, wenn die Fans einem auf die Schultern oder auf den Hintern hauen."