Majerus feiert Gesamtsieg, Klein Dritte

Consonni jubelt am lautesten: Wiebes bezwungen

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Consonni jubelt am lautesten: Wiebes bezwungen"
Chiara Consonni (Valcar - Cylance) gewinnt die 5. Etappe der Boels Ladies Tour in Arnhem. | Foto: Cor Vos

08.09.2019  |  (rsn) - Mit beiden Händen vor dem Gesicht rauschte Chiara Consonni (Vlacar - Cylance) nach der Ziellinie von Arnhem den Auslauf entlang. Die 20-Jährige konnte es nicht glauben, doch es war wahr: Sie hatte gerade vor Sprint-Überfliegerin Lorena Wiebes (Parkhotel Valkenburg) und deren niederländischer Landsfrau Lucinda Brand (Sunweb) die Schlussetappe der 22. Boels Ladies Tour gewonnen und ihren ersten Sieg bei den Profis gefeiert.

Den Gesamtsieg trug die am Vortag als Ausreißerin ins Orangefarbene Trikot gefahrene Luxemburgerin Christine Majerus (Boels - Dolmans) vor Wiebes und der Deutschen Lisa Klein (Canyon - SRAM) davon, doch den lautesten Jubelschrei stieß - ganz Italienerin - Consonni aus.

"Das ist mein erster Sieg und er gehört allen, dem ganzen Team, allen hier, den Fotografen - ich will das mit Euch allen teilen, diese Emotionen", jubelte Consonni anschließend unter Freudentränen im ersten Sieger-Interview live im Fernsehen und hätte wohl am liebsten die ganze Welt umarmt.

"Ich bin in meinem zweiten Elite-Jahr und will mich bei meinem ganzen Team bedanken - das sind mehr Freunde, eigentlich meine Familie. Ich bin sehr, sehr glücklich. Elisa (Balsamo) ist ein unglaubliches Leadout gefahren. Es ist unglaublich." Elisa Balsamo, sonst selbst Sprinterin bei Valcar - Cylance, hatte ihrer Teamkollegin diesmal die Kapitänsrolle überlassen und war auch die erste Gratulantin per inniger Umarmung im Ziel.

Klein beendet Rundfahrt als Gesamtdritte

Für Klein ging es zwei Tage nach ihrem Etappensieg in Nijverdal erneut eine Stufe runter auf dem Siegerpodest. Denn nachdem Majerus ihr am Samstag in Nijmegen die Gesamtführung abgenommen hatte, schob sich Wiebes dank der Bonifikationen für Rang zwei in Arnhem auch noch an der ehemaligen Deutschen Meisterin vorbei, die aber auch als Gesamtdritte strahlen konnte: "Vor der Rundfahrt war unser Ziel ein Etappensieg und das Podium", hatte sie am Freitag gesagt. Beides hat geklappt.

Eine Schrecksekunde erlebten Europameisterin Amy Pieters (Boels - Dolmans) und Zeitfahr-Weltmeisterin Annemiek van Vleuten (Mitchelton - Scott), die knapp drei Kilometer vor dem Ziel zu Fall kamen, beide aber scheinbar unverletzt davonkamen. Dank der 3-Kilometer-Regel verloren sie keine Zeit und beendeten die sechstägige Traditionsrundfahrt durch ihr Heimatland als Gesamtfünfte und -sechste, was für Prologsiegerin van Vleuten (1.472,67 Punkte) gleichzeitig die Führung in der WorldTour-Gesamtwertung bedeutet - hauchdünn mit 5,67 Zählern Vorsprung auf Landsfrau Marianne Vos (CCC - Liv / 1.467). Wiebes eroberte die Führung in der WorldTour-Nachwuchswertung zurück.

So lief das Rennen:

154,8 Kilometer standen am Schlusstag der Boels Ladies Tour auf dem Programm, in umgekehrter Richtung zum Vortag, aber auf völlig anderer Strecke von Nijmegen nach Arnhem. Ähnlich wie am Samstag begann der Tag bei strahlendem Sonnenschein. Während der ersten Rennstunde passierte wenig, bis nach 35 Kilometern Roxane Knetemann (Parkhotel Valkenburg) im letzten Rennen ihrer Karriere ein Solo startete.

Die Tochter des vor 15 Jahren verstorbenen, zehnfachen Tour-de-France-Etappensieger und Straßen-Weltmeister vom Nürburgring 1978 Gerrie Knetemann, war seit 2006 Teil des Frauen-Pelotons und fuhr unter anderem für große Teams wie AA Drink und Rabobank. Doch die 32-Jährige konnte sich nur fünf Kilometer vor dem nun beschleunigenden und auf engere Straßen zurauschenden Peloton halten.

Knetemann versucht sich zum Abschied in Szene zu setzen

Gut 80 Kilometer vor dem Ziel startete dann die Polin Malgorzata Jasinska (Movistar) ein Solo, und auch wenn es 15 Kilometer dauerte, bis sie knapp eine Minute Vorsprung hatte, so sollte sie die nächsten zwei Rennstunden bestimmen: 45 Kilometer vor dem Ziel erreichte Jasinska einen Maximalvorsprung von 3:20 Minuten, danach aber begann das Hauptfeld sie intensiver zu verfolgen.

Als an den beiden Bergpreisen des Tages im Schietbergseweg und in der Bovenallee 35 bis 30 Kilometer vor dem Ziel im Peloton die Post abging, schmolz Jasinskas Vorsprung zusammen, und nach dem Bonussprint des Tages lagen Lucinda Brand (Sunweb) sowie Annemiek van Vleuten (Mitchelton - Scott) als jeweils einzelne Verfolgerinnen nicht mehr weit hinter ihr zurück.

Erst Jasinska, dann Brand als Solistinnen

Während van Vleuten und Jasinska sich aber bald im Feld wiederfanden, zog nun Brand durch und fuhr die kommenden 20 Kilometer allein an der Spitze - immer mit zwischen 10 und 25 Sekunden Vorsprung auf das nun meist von Canyon - SRAM für die Gesamtzweite Lisa Klein und Boels - Dolmans für die Gesamtführende Christine Majerus angeführte Hauptfeld.

Die ersten beiden der drei Schlussrunden in Arnhem blieb Brand an der Spitze, doch als es zum vorletzten Mal über die Ziellinie ging, wurde die Niederländerin gestellt. In den kurzen Anstiegen der Schlussrunde beschleunigte nun nochmal die Gesamtsechste van Vleuten, kam aber nicht weg. Das gelang zwar der Südafrikanischen Meisterin Ashleigh Moolman-Pasio (CCC - Liv) fünf Kilometer vor dem Ziel, doch Weltmeisterin Anna van der Breggen (Boels - Dolmans) sorgte dafür, dass das inzwischen auf knapp 30 Frauen reduzierte Feld auf den letzten drei Kilometern wieder herankam.

Van Vleuten und Pieters stürzen

Nun stürzten van Vleuten und Europameisterin Amy Pieters (Boels - Dolmans) am Ende der Gruppe, weil Letztere gegen einen Randstein fuhr und sich an van Vleutens Hinterrad aufhängte. Dank der 3-Kilometer-Regel konnten beide ihre Top-10-Platzierungen im Gesamtklassement aber behaupten.

Eingangs des engen Schlusskilometers schob sich dann Elisa Balsamo (Valcar - Cylance) mit Chiara Consonni am Hinterrad an die Spitze des Feldes, und als es auf die enge Zielgerade ging, startete Brand neben den beiden Italienerinnen als Erste den Sprint. Consonni reagierte sofort und sprintete neben der Niederländerin der Linie entgegen, um sich schließlich durchzusetzen. Sprint-Überfliegerin Wiebes fand auf den engen mit einer leichten S-Kurve versehenen letzten 200 Metern zunächst nicht durch und schaffte es trotz höchster Endgeschwindigkeit auf der Ziellinie nur noch Brand, nicht aber Consonni abzufangen.

Mehr Informationen zu diesem Thema

07.05.2024Ab 2025 auch ein Frauenrennen Mailand-Sanremo?

(rsn) - Nach der Flandern-Rundfahrt, Paris-Roubaix und Lüttich-Bastogne-Lüttich wird mit Mailand-Sanremo auch das vierte der fünfte Monumente künftig wohl auch mit einem Frauenrennen aufwarten kö

06.05.2024Bauernfeind beendet Vuelta besser als erwartet

(rsn) – Wer weiß, was alles möglich gewesen wäre. Wenn Ricarda Bauernfeind nicht zu Beginn der Vuelta Feminina (2.WWT) etwas gekränkelt hätte. Und wenn sie von Beginn an als Kapitänin von Cany

05.05.2024Vollering nutzt Rückenwind-Passage zum Vuelta-Triumph

(rsn) – Mit einem weiteren überragenden Auftritt hat Demi Vollering (SD Worx – Protime) die 10. Vuelta Femenina (2.UWT) souverän für sich entschieden. Die 27-jährige Niederländerin schüttelt

04.05.2024Rund 260.000 Euro fehlen: Tour of Scandinavia abgesagt

(rsn) – Die Women´s WorldTour-Rundfahrt Tour of Scandinavia wird in diesem Jahr nicht stattfinden. Das gaben die Veranstalter des für 27. August bis 1. September geplanten Rennens am Freitag via P

04.05.2024Alfonsina Strada: Die erste Frau beim Giro

(rsn) – Wenn am Samstag in Venaria Reale der 107. Giro d´Italia der Männer beginnt, ist das auch für den Frauen-Radsport ein wichtiger Termin. Denn noch bevor im Juli der nächste Giro der Frauen

01.05.2024Faulkner landet als Ausreißerin Coup in Zaragoza

(rsn) – Kristen Faulkner hat bei der 10. Vuelta Femenina für den zweiten Sieg einer Fahrerin von EF Education – Cannondale gesorgt. Nachdem ihre Teamkollegin Alison Jackson die 2. Etappe für si

30.04.2024Highlight-Video der 3. Etappe der Vuelta Femenina

(rsn) – Marianne Vos (Visma – Lease a Bike) hat die 3. Etappe der Vuelta Espana Feminina (2.UWT) für sich entschieden. Die 36-jährige Niederländerin verwies nach 1302 Kilometern zwischen Lucen

30.04.2024Vos feiert Sprintsieg in Teruel

(rsn) – Die Gewinnerin der 3. Etappe der Vuelta Espana Feminina by Carrefour.es ist Marianne Vos (Visma – Lease a Bike). Die Niederländerin sicherte sich den Tageserfolg nach 130,2 Kilometern in

30.04.2024Vollering unterschreibt Sponsoren-Deal mit Nike

(rsn) – Anna Henderson (Visma – Lease a Bike) wird nicht mehr zur 3. Etappe der Vuelta Espana Femenina antreten. Die Britin war im Finale des zweiten Teilstücks an der 3-Kilometer-Marke an den er

29.04.2024Jackson siegt nach Sturz-Chaos um Vollering, Vos und Lippert

(rsn) – Alison Jackson (EF Education – Cannondale) hat in einem chaotischen Finale in Moncófar die 2. Etappe der Vuelta Espana Femenina gewonnen. Die Kanadische Meisterin setzte sich im Sprint au

28.04.2024Highlight-Video der 1. Etappe der Vuelta Femenina

(rsn) – Mit einer beeindruckenden Vorstellung hat Lidl – Trek das Teamzeitfahren zum Auftakt der 10. Vuelta Femenina (2.WWT) für sich entscheiden können. Das von der Italienerin Elisa Longo Borg

28.04.2024Lechner lässt in Tschechien nichts mehr anbrennen

(rsn) – Am letzten Tag der Gracia-Rundfahrt (2.2) hat Corinna Lechner (Wheel Divas) nichts mehr anbrennen lassen und sich den Gesamtsieg der tschechischen Rundfahrt gesichert. Auf der 5. Etappe, di

Weitere Jedermann-Nachrichten

07.05.2024Girmay freut sich “auf die nächsten zwei oder sogar drei Etappen“

(rsn) – Nach seinem Triumph beim Giro d’Italia 2022, wo er als erster afrikanischer Profi eine Etappe gewinnen konnte, lief es bei Biniam Girmay (Intermarché – Wanty) eher mittelprächtig. Die

07.05.2024Bora mit Buchmann und Welsford zur 45. Ungarn-Rundfahrt

(rsn) – Mit einem starken Aufgebot tritt Bora – hansgrohe zur am Mittwoch beginnenden 45. Tour de Hongrie (8. – 12. Mai / 2.Pro) an. Angeführt wird das sechsköpfige Aufgebot vom Deutschen Meis

07.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 4. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

07.05.2024Ab 2025 auch ein Frauenrennen Mailand-Sanremo?

(rsn) - Nach der Flandern-Rundfahrt, Paris-Roubaix und Lüttich-Bastogne-Lüttich wird mit Mailand-Sanremo auch das vierte der fünfte Monumente künftig wohl auch mit einem Frauenrennen aufwarten kö

07.05.2024Ein Hauch von Mailand-Sanremo

(rsn / ProCycling) – Die Fahrt über die Po-Ebene, ein langer Anstieg in der Mitte der Strecke, das Erreichen der ligurischen Küste und Passagen durch malerische kleine Städtchen – es ist eine E

07.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

06.05.2024Roglic: Pyrenäen-Besichtigung, Höhen-Camp und Dauphiné geplant

(rsn) – Während Jonas Vingegaard aufgrund seiner schweren Verletzungen aus dem Massensturz auf der 4. Etappe der Baskenland-Rundfahrt im Mai nicht mit seinem Team Visma – Lease a Bike im Höhentr

06.05.2024Pogacar stellt wie im kindlichen Spiel historische Episoden nach

(rsn) - Tadej Pogacar kopiert beim 107. Giro d´Italia große Szenen der Vergangenheit. Das qualifiziert ihn für den Radsport-Oscar. Das Rosa Trikot könnte er mit zu viel Spielerei aber auch riskie

06.05.2024Thomas: “Der späte Angriff war sicher nicht der Plan“

(rsn) - Letztlich gab es auf der 3. Etappe des Giro d´Italia (2.UWT) zwar den erwarteten Massensprint, doch bis es dazu kam, mussten erst noch Tadej Pogacar und Geraint Thomas nach einem späten Angr

06.05.2024Bauernfeind beendet Vuelta besser als erwartet

(rsn) – Wer weiß, was alles möglich gewesen wäre. Wenn Ricarda Bauernfeind nicht zu Beginn der Vuelta Feminina (2.WWT) etwas gekränkelt hätte. Und wenn sie von Beginn an als Kapitänin von Cany

06.05.2024Highlight-Video der 3. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) - Die 3. Etappe des Giro d´Italia 2024 galt es erster Tag für die Sprinter der diesjährigen Rundfahrt. Doch bevor die schnellen Männer auf der Zielgeradem zum Sprint ansetzen konnten, musste

06.05.2024Merlier gewinnt nach später Attacke von Pogacar und Thomas

(rsn) – Am Ende einer komplett verrückten Etappe gewann Tim Merlier (Soudal – Quick-Step) auf dem dritten Teilstück des 107. Giro d’Italia (2.UWT) den erwarteten Massensprint. Der Belgier war

JEDERMANN-RENNEN DIESE WOCHE
  • Keine Termine