RSNplusWorldTeams 2023: Soudal Quick-Step

Fokus von den Klassikern auf die großen Rundfahrten?

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Fokus von den Klassikern auf die großen Rundfahrten?"
Soudal Quick-Step im Trainingslager | Foto: Quick-Step Alpha Vinyl - Wout Beel

28.02.2023  |  (rsn) – Kein anderes Team hat sich in den vergangenen Jahrzehnten den Ruf einer Klassikermannschaft erworben wie Soudal Quick-Step. Doch seit dem letztjährigen Gesamtsieg bei der Vuelta a Espana durch Remco Evenepoel könnte mit dieser Ausrichtung Schluss sein, denn der belgische Superstar gibt zu größten Hoffnungen Anlass – auch, was einen möglichen Tour-de-France-Sieg angeht. Dennoch ist Soudal Quick-Step weiterhin auch in den Klassikern – vor allem durch Julian Alaphilippe - und den Sprints - Fabio Jakobsen viel zuzutrauen.

Team-Manager Patrick Lefevere, eine der schillerndsten Figuren im Radsportzirkus, bestätigte zwar den sich gerade vollziehenden Wandel. “Unsere Mannschaft macht eine Evolution durch. Ich würde gern alles gewinnen, auf den Sieg in einer Grand Tour hat Belgien fast schon verzweifelt gewartet. Der letzte war 44 Jahre her“, erinnerte er an die lange Zeit vor Evenepoels Vuelta-Triumph. Doch den kompletten Umbruch vom Klassiker- zum Rundfahrtteam wagte Lefevere nicht.

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Mit Weltmeister Remco Evenepoel setzt Soudal Quick-Step künftig vermehrt auf Grand-Tour-Gesamtwertungen. | Foto: Cor Vos

Mit Jan Hirt wurde nämlich nur ein starker Kletterer verpflichtet. “Die Manager denken, dass wir für Evenepoel Bergfahrer brauchen, darum treiben sie die Preise in die Höhe. Uns kosten solche Fahrer mehr als andere (Teams), aber davon muss ich mich nicht beeinflussen lassen“, meinte Lefevere, der mit dem zweimaligen Weltmeister Alaphilippe, den Italienern Andrea Bagioli, Mattia Cattaneo und Fausto Masnada, dem Briten James Knox, dem Schweizer Mauro Schmid sowie den Belgiern Ilan van Wilder, Mauri Vansevenant und Louis Vervaeke zudem mehrere kletterstarke Fahrer im Aufgebot hat.

Die Klassiker nicht aus den Augen verlieren

Auch wenn Jumbo – Visma dem langjährigen Platzhirsch auf Klassikerterrain mittlerweile den Rang abgelaufen zu haben scheint, so wird Soudal Quick-Step das Feld nicht kampflos räumen. “Ich zähle auf Alaphilippe, der wieder die Nordklassiker fahren wird. Wir haben auch noch Yves Lampaert, Kasper Asgreen und Florian Sénéchal. Wenn wir dieses Kollektiv gut in die Finals lotsen können, dann haben wir Chancen“, kündigte Lefevere an.

Vom zweimaligen Weltmeister Julian Alaphilippe erwartet Team-Manager Patrick Lefevere nach einer schwächeren Saison eine deutliche Leistungssteigerung. | Foto: Cor Vos

Doch auch alle Augen vor allem auf Wout van Aert (Jumbo – Visma) und Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) gerichtet sein werden, so hat Lefevere mit Alaphilippe ein echtes Ass im Ärmel. “Ich erinnere daran, dass er 2020 bei der Flandern-Rundfahrt um den Sieg mitgefahren wäre, wenn er nicht gestürzt wäre“, blickte der Belgier zurück. “Ich möchte, dass er wieder zurück in die Spur findet. Er schuldet mir eine Revanche! Alaphilippe hat das Gehalt eines Champions, er muss beweisen, dass er das noch ist“, nahm der 68-Jährige gegenüber belgischen Tageszeitung la Dernière Heure seinen langjährigen Kapitän in die Verpflichtung.

Jakobsen zwischen Sprints und Klassikern

Ob auch Sprinter Jakobsen bei den Frühjahrsklassikern eine Rolle spielen kann – und soll – ist dagegen noch unklar. “Letztes Jahr haben wir es ein paar Mal probiert und das war kein Erfolg. Ich denke, Fabio muss sich auf das konzentrieren, was er gut kann: Etappen, den Scheldeprijs und ein Rennen wie Paris-Tours - wenn sie da wieder ein normales Rennen ohne Gravel machen – gewinnen“, sagte Lefevere.

Fabio Jakobsen soll sich wieder auf seine Kernkompetenzen – die Sprints - fokussieren. | Foto: Cor Vos

Jakobsen selbst sieht das aber anders. “Ich träume von Rennen wie Gent-Wevelgem, De Panne und Mailand-Sanremo“, widersprach der Niederländer indirekt seinem Teamchef. “Letzte Saison begann ich sehr gut, dann wurde ich aber nach Paris-Nizza krank. Vielleicht werde ich dieses Jahr meine Formkurve auf Wevelgem ausrichten, denn ich denke, dass mir das Rennen liegt“, so Jakobsen.

Der Top-Transfer 2023:
Mit nur drei Neuzugängen hat Soudal Quick-Step kaum personelle Änderungen vorgenommen. Mit Hirt wurde die Kletterfraktion verstärkt, wichtiger ist aber der Transfer von Tim Merlier: Der Belgische Meister soll Mark Cavendish ersetzen, der nach zwei Jahren von Lefevere keinen neuen Vertrag mehr erhalten hatte. Beide hatten mit jeweils fünf Saisonsiegen nicht gerade ihr bestes Jahr, im Gegensatz zum 37-jährigen Cavendish hat Merlier mit seinen 30 Jahren aber noch bessere Perspektiven.

Bei Alpecin – Deceuninck war der Belgische Meister hinter Jasper Philipsen zuletzt ins zweite Glied gerückt, bei Soudal wird er sich hinter Jakobsen in der gleichen Position wiederfinden. Doch auch als zweiter Sprinter hat wurde Merlier 2022 unter anderem Belgischer Meister, Sieger der Classic Brugge-De Panne (1.UWT) und einer Etappe bei Tirreno-Adriatico (2.UWT).

Im Fokus:
Der 22-jährige Ivan Van Wilder könnte eine Schlüsselfigur für Evenepoel werden. Das belgische Toptalent hatte viele gesundheitliche Probleme, kommt jetzt aber immer besser in Fahrt. Wenn der 22-Jährige seine Bestleistungen konstant abrufen kann, wird er ein echter Edelhelfer Weltmeister sein. Weil er sowohl am Berg als auch im Zeitfahren stark ist, könnte Van Wilder zudem den Durchbruch in die Weltspitze schaffen. Ob er dazu viele Chance bekommen wird, scheint derzeit allerdings fraglich.

Der junge Ilan Van Wilder soll in den großen Rundfahrten die Rolle des Edelhelfers für Vuelta-Sieger Evenepoel übernehmen. | Foto: Cor Vos

 

Das Aufgebot:
Julian Alaphilippe (Frankreich / 27), Kasper Asgreen (Dänemark / 27), Andrea Bagioli (Italien / 23), Davide Ballerini (Italien / 28), Mattia Cattaneo (Italien / 32), Remi Cavagna (Frankreich / 27), Josef Cerny (Tschechien / 29), Tim Declercq (Belgien / 33), Dries Devenyns (Belgien / 39), Remco Evenepoel (Belgien / 22), Jan Hirt (Tschechien / 31), Fabio Jakobsen (Niederlande / 26), James Knox (England / 27), Yves Lampaert (Belgien / 31), Fausto Masnada (Italien / 29), Tim Merlier (Belgien / 30), Michael Morkov (Dänemark / 37), Casper Pedersen (Dänemark / 26), Mauro Schmid (Schweiz / 23), Florian Senechal (Frankreich / 29), Pieter Serry (Belgien / 34), Jannik Steimle (Deutschland / 26), Martin Svrcek (Slowakei / 19), Bert van Lerberghe (Belgien / 30), Stan van Tricht (Belgien / 23), Ilan van Wilder (Belgien / 22), Mauri Vansevenant (Belgien / 23), Ethan Vernon (England / 22), Louis Vervaeke (Belgien / 29)

Davon Neuzugänge:
Tim Merlier (Alpecin – Deceuninck), Jan Hirt (Intermarché – Wanty – Gobert), Casper Pedersen (DSM)

Teamleitung:
Manager: Patrick Lefevere
Sportdirektoren: Wilfried Peeters
Sportliche Leiter: Davide Bramati, Geert van Bondt, Iljo Keisse, Klaas Lodewyck, Tom Steels

Material:
Rahmenhersteller: Specialized
Gruppe: Shimano
Laufräder: Roval
Reifen:Spezialized
Trikot: Castelli
Helm: Specialized

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