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06.11.2025 | (rsn) – Die nötigen Papiere für den Anschluss des sich auflösenden Intermarché-Rennstalls an das belgische Traditionsteam Lotto sind bereits zur UCI geschickt worden und es ist davon auszugehen, dass die 'Fusion' der beiden Mannschaften über die Bühne gehen wird. Doch die Art und Weise, wie momentan vorgegangen wird, gefällt dem Präsidenten der Fahrergewerkschaft CPA, Adam Hansen, nicht.
"Aus Sicht der Fahrer ist es unfair, weil sie von dieser Situation in Geiselhaft genommen werden", sagte der australische Ex-Profi nun in einem Interview mit Sporza und erklärte, dass zahlreiche Athleten momentan vor einer ungewissen Zukunft stünden und ihnen die Hände gebunden seien, weil eine schlechte Kommunikation herrsche.
"Solange die Fahrer einen gültigen Vertrag haben, können sie das Team nicht verlassen. Sie müssen also auf Neuigkeiten warten", so Hansen. "Deshalb habe ich vor einiger Zeit ein Treffen mit der UCI und den Managern beider Teams organisiert. Wir haben eine Liste der Fahrer verlangt, die das Team verlassen müssten."
Laut Hansen stünden derzeit in Summe noch 43 Radprofis bei den Teams Lotto und Intermarché – Wanty über die Saison 2025 hinaus auch für 2026 unter Vertrag. Ein WorldTour-Rennstall darf aber nur bis zu 30 Fahrer im Kader haben, so dass derer 13 nach dem Zusammenschluss nicht mehr im dann als Lotto – Intermarché firmierenden Team dabei sein könnten.
Wie Hansen aber erklärte, wisse er von einem Profi beispielsweise, der nicht auf der Liste der 30 'Auserwählten' für 2026 stehe, dass der auch schon ein anderes Team gefunden hatte, von seinem bisherigen Team aber trotzdem keine Freigabe zur Vertragsauflösung erhielt – wohl zur Sicherheit, falls sie ihn doch noch brauchen könnten. Bei diesem Fallbeispiel sollte es sich um Louis Barré handeln, der sich schon mit Visma - Lease a Bike einig sein soll.
"Das deutet darauf hin, dass Lotto und Intermarché gegenüber der UCI und uns nicht ganz ehrlich waren, als sie die Liste der Ausscheidenden zeigten", so Hansen. "Und genau das meine ich damit, dass die Fahrer wie Geiseln gehalten werden: Die Teams können entscheiden, ob sie einen Fahrer weiterhin unter Vertrag nehmen oder nicht, aber der Fahrer kann nicht entscheiden, ob er bleiben möchte oder nicht."
Spannend ist: Eigentlich gibt es im Radsport keine richtige 'Fusion' zweier Mannschaften. Stattdessen muss sich ein Team auflösen und dessen Überreste können sich dann einem anderen Team anschließen. Im Fall von Lotto und Intermarché ist klar, dass das sich auflösende Team die Intermarché-Struktur ist und es unter der Lotto-Struktur und dessen Lizenzhalter 'Captains Of Cycling' weitergehen soll. Der bisherige Intermarché-Teammanager Jean-Francois Bourlart und einige weitere führende Persönlichkeiten wie Sportdirektor Aike Visbeek sollen mit Titelsponsor Intermarché zu Lotto wechseln – genau wie sicherlich viele Fahrer.
Gemäß des Prinzips der Teamauflösung wären die aktuellen Intermarché-Fahrer für 2026 frei und könnten sich anderen Rennställen anschließen, während die Lotto-Profis noch an ihre 2026er Verträge gebunden sind. Doch laut Hansen ist es so einfach nicht. "Eigentlich hat die UCI gute Regeln, aber das belgische Arbeitsrecht hat Vorrang", erklärte der Australier Sporza. "Dieses Gesetz erlaubt es den Teams sogar, beispielsweise bis zum 31. Dezember zu warten, um die Fahrer zu informieren. Das ist die traurige Wahrheit."