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16.12.2025 | (rsn) – Nachdem sich ihr erstes Jahr in der WorldTour noch so angefühlt hatte, “als hätte man mich ins kalte Wasser geschmissen“, konnte sich Justyna Czapla in ihrer zweiten Profisaison – um im Bilde zu bleiben – doch relativ gut freischwimmen. “Sie war definitiv besser als die letzte. Ich habe gemerkt: Da war einfach mehr da“, sagte Czapla.
Vor allem mehr Leistung. Aber auch mehr auf technischer Seite, was etwa die Positionierung im Feld angeht. Letztlich zahlten sich beide Punkte in mehr Hilfe für ihre Teamkolleginnen bei Canyon – SRAM – zondacrypto aus. Und genau darum ging es für die 21-Jährige auch fast ausschließlich: helfen. “Ich habe gemerkt, dass ich am Berg länger mithalten konnte, um meine Leaderinnen zu unterstützen“, so Czapla im Gespräch mit RSN. ___STEADY_PAYWALL___
Und so schlecht kann es nicht gewesen sein, was Czapla ablieferte. Für Canyon fuhr sie den Giro d`Italia und die Vuelta Espana, die Tour de Suisse und Itzulia, dazu einige Eintagesrennen. Aus dem Giro nahm sie als kleinen Ehrenpreis die Auszeichnung als beste junge Fahrerin nach dem Mannschaftszeitfahren mit, was für sie jedoch kaum der Rede wert war. “Im Moment sind eigene Ergebnisse erstmal eher unwichtig. Für die Zukunft würde ich mir schon auch wünschen, dass ich mal eine Chance bekomme. Aber in diesem Jahr ging es nochmal darum, reinzukommen in die WorldTour, dazuzulernen und mich zu verbessern.“
Lediglich im U23-Zeitfahren der Deutschen Meisterschaften Ende Juni musste sich Czapla um keine Teamkollegin kümmern. Im Resultat stand dann auch die Titelverteidigung. “Ich habe schon damit gerechnet, dass ich es wieder schaffe. Es war keine Bestleistung von mir. Die Konkurrenz in Deutschland ist aber auch nicht so ausgeprägt, das muss man schon dazu sagen", ordnete sie ihren Sieg ein.
Lehrjahre sind Helferjahre: Justyna Czapla verbrachte ihre Saison im Trikot von Canyon - SRAM - zondacrypto fast ausschließlich im Dienste ihre Leaderinnen. | Foto: Cor Vos
Schon eher überraschend war dann ihr vierter Platz im Straßenrennen, das sie in der Elite-Kategorie bestritt. Neben dem U23-Titel war es ihr bestes Saisonergebnis. “Das war hingegen schon eine meiner besseren Leistungen. Ich hätte nicht erwartet, dass ich da bis zum Ende vorne mitfahren kann, nachdem ich ja auch noch Antonia (Niedermaier) geholfen habe. Das war schon ein Highlight", betonte Czapla.
Weitere Höhepunkte hätten ab August folgen sollen, als Czapla nur noch mit dem Bundesadler auf dem Trikot unterwegs war. Zunächst bei der Tour de l`Avenir. Die beendete sie als 13. und damit auf einem Platz, mit dem sie sich nicht zufrieden zeigte.
“Die Top 10 waren schon das Ziel. Und es sah auch ganz gut aus, nachdem ich auf der Bergetappe Neunte wurde. Dann kam noch das Bergzeitfahren, und da hatte ich auch auf ein gutes Ergebnis gehofft“, so Czapla, die eigentlich ihre Stärken im Kampf gegen die Uhr hat, wenngleich es noch mal etwas anderes ist, wenn es dabei nur bergauf geht. Doch der Plan ging nicht auf. “Ich bin jetzt nicht enttäuscht“, ergänzte sie, da sie glaubt, zu wissen, woran es gelegen hat.
Canyon-Eigengewächs Justyna Czapla mit Teammanager Ronny Lauke. Vor ihrer Zeit im Elite-Team fuhr die 21-Jährige schon in der Devo-Mannschaft. | Foto: Cor Vos
“Ich habe auf den flachen Etappen für Linda (Riedmann) gearbeitet und das hat mich schon bis zu einem gewissen Punkt beeinflusst. Es wäre etwas anderes gewesen, wenn ich mich die ganze Zeit geschont hätte anstatt im Wind zu sein. So habe ich über die Woche schon viele Körner verschwendet. Eigentlich war meine Form nicht schlecht, es wäre schon mehr drin gewesen", befand sie.
Dann kamen die Weltmeisterschaften in Ruanda. “Definitiv eine besondere Erfahrung. Es war gut, zu sehen, wie die Menschen dort leben und wie begeistert sie auch waren.“ Sportlich lief es dann aber nicht wie erhofft, wenngleich Platz 7 im U23-Zeitfahren wahrlich kein schlechtes Resultat war.
Davon versuchte sie hinterher auch der Bundestrainer zu überzeugen. “Ich habe mit Korffi (André Korff) gesprochen. Er war mit dem Ergebnis zufrieden, dann habe ich versucht, mir zu sagen, dass ich es auch sein kann.“ Doch das stellte sich als eine Herausforderung heraus die ähnlich groß wie der Wettkampf selbst war. “Ich hatte mir hohe Ziele gesetzt und schon aufs Podium gehofft. Ich wusste, dass es nicht unmöglich war. Am Ende hatte ich aber nicht die Beine. Ich bin am Tag danach auch krank geworden. Vielleicht war die Erkältung schon beim Rennen drin.“
Das war dann auch in der Mixed-Staffel und im Straßenrennen zu spüren. Und so ging es weiter zu den Europameisterschaften, die aber auch nicht die erhofften Spitzenplatzierungen brachten. Der sechste Platz im U23-Zeitfahren “passt vom Ergebnis nicht. Aber das lag am enormen Wind. Ich weiß nicht, ob ich überhaupt schon mal so starken Wind erlebt habe. Ich wurde von links nach rechts geschoben“, erinnert sich Czapla zurück. “Mit meinem Gewicht bin ich dafür nicht geeignet. Am Ende bin ich sogar 20-Minuten-Bestleistung gefahren, aber es ist nichts dabei herausgekommen“, ärgerte sie sich.
Genau jenes Gewicht soll ihr künftig aber vielleicht sogar zum Vorteil gereichen. “Das Team meinte, dass sie mich als GC-Fahrerin sehen und mich dahin entwickeln wollen“, gab Czapla einen Ausblick in die Zukunft. Trotzdem werde auch 2026 noch mal im Zeichen der Helferschaft stehen. “Vielleicht bekomme ich aber auch irgendwo selbst mal die Chance, ich soll ja in Rundfahrten auch Erfahrungen sammeln.“ Insgesamt sollen aber weniger Renntage als die 46 in 2025 auf dem Programm stehen.
Justyna Czapla absolvierte 2025 46 Renntage und war auch bei der Vuelta dabei. Die fährt sie im kommenden Jahr nicht. Der Giro wird ihre einzige Grand Tour. | Foto: Cor Vos
“Ich bin dieses Jahr viel mehr gefahren als in dem davor. Es ging Schlag auf Schlag und ich hatte schon das Gefühl, dass es irgendwann zu viel wurde und mir die Erholung gefehlt hat. Das habe ich dann so kommuniziert. Deswegen fahre ich nächstes Jahr nur eine Grand Tour. So lässt sich dann die Form auch besser fokussieren", sagte sie.
Die eine Grand Tour wird der Giro sein. Los geht Czaplas Saison aber schon im Januar in Australien. “Wir sind drei Wochen dort. Ich werde auch ein paar Rennen fahren, aber es ist schon eher so eine Art Trainingslager", erzählte sie.
Weil es von Teamseite im laufenden Jahr keines mehr gibt, hält sich Czapla aus eigenem Antrieb aktuell in Calpe auf, um dem deutschen Winter zu entfliehen und in Spanien unter besseren Bedingungen die Grundlagen für das kommende Jahr legen zu können. Auf ein Jahr, in dem sie nochmal in den U23-Wettbewerben angreifen und den verpassten Medaillen hinterherjagen will.