Nur Israel war weiter weg

Teams fordern mehr Entschädigung als RCS für Giro-Start in Bulgarien zahlen will

Von Sebastian Lindner

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Die Trofeo Senza Fine: Der Pokal für den Sieger des Giro d`Italia. | Foto: Cor Vos

27.12.2025  |  (rsn) – Vor allem der Giro d`Italia hat in den letzten Jahren mit Auslandsstarts in Regionen, die nicht gerade als Radsportkernland bekannt sind obendrein – vom Sitz der meisten Teams aus gesehen – weit ab vom Schuss sind, nicht gerade gegeizt. 2022 begann die Rundfahrt in Ungarn, in diesem Jahr war es Albanien. 2026 soll es Bulgarien werden. Nur der Start 2018 in Israel war noch weiter von Italien entfernt. Für die entsprechenden Länder bedeutet das tolle Werbung. Für die teilnehmenden Teams vor allem viel Aufwand.

Um Material und Personal an die Schwarzmeerküste zu bringen, das einem anspruchsvollen Start der Rundfahrt gerecht wird, werden mehr Ressourcen benötigt als bei einem Start in Italien. Diese Kosten werden in der Regel mit einer pauschalen Summe vom Veranstalter übernommen. Das Geld kommt aus dem Topf, den das Gastgeberland auf das RCS-Konto überweist, um Teil der Rundfahrt sein zu dürfen. Bulgarischen Journalisten zufolge sollen das 12,5 Millionen Euro sein.

Ob die letztlich fließen, steht noch auf einem anderen Blatt Papier. Schließlich hatte der Giro diese Summe mit einer Regierung verhandelt, die seit ein paar Wochen nicht mehr im Amt ist. Proteste gegen Korruption und einen Haushaltsentwurf zwangen die ohnehin nur mit einer Minderheit regierende Koalition zur Aufgabe. Was eine neue Regierung vom Giro hält, wird sich erst noch zeigen müssen.

Vereinigung der Teams fordert 160.000 Euro

Klar hingegen ist, dass die Summe, die RCS den Teams sozusagen als Ausgleich angeboten hat, nicht als ausreichend empfunden hat. Das hat das Escape Collective erfahren. Die AIGCP, die Interessenvereinigung aller Teams, soll demnach 160.000 Euro pro Mannschaft gefordert haben, RCS in einem ersten Angebot jedoch nur 115.000 Euro geboten haben – plus einen Fluggutschein für WizzAir, eine der wenigen Airlines, die den zum Startort Nessebar am nächsten gelegenen Flughafen in Burgas ansteuert.

Auch ein zweites RCS-Angebot über 10.000 Euro mehr soll die AIGCP abgelehnt haben. Wie es weitergeht, ist offen. Der Giro 2026 startet am 8. Mai und damit noch genug Zeit, um eine Einigung zu finden. Dass die Teams die Rundfahrt boykottieren könnten, scheint aber unwahrscheinlich. Ebenso wie der Umstand, dass sich RCS doch noch vom zweiten Balkan-Start in Serie verabschieden muss, weil sich die neue politische Führung des Landes, die wohl erst wenige Wochen vor dem Rennen gewählt wird, als äußerst radsportunfreundlich erweist.

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