Norweger gewinnt von Stürzen überschattete 1. Etappe

Kristoff macht in Nizza seinen Traum vom Gelben Trikot wahr

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Alexander Kristoff (UAE – Emirates) trägt nach dem Auftakt das Gelbe Trikot der Tour de France | Foto: Cor Vos

29.08.2020  |  (rsn) - Alexander Kristoff (UAE – Emirates) hat die verregnete und von zahlreichen Stürzen überschattete 1. Etappe der Tour de France mit Start und Ziel in Nizza gewonnen. Der Norweger verwies im Sprint auf der Promenade des Anglais den Dänen Mads Pedersen (Trek – Segafredo) und den Niederländer Cees Bol (Sunweb) auf die Plätze.

Als erster Norweger im Gelben Trikot seit Thor Hushovd 2004 zeigte Kristoff im Ziel überglücklich. “Das Gelbe Trikot, davon habe ich immer geträumt seit ich ein kleines Kind war. Dieser Traum ist jetzt in Erfüllung gegangen“, so der 33-Jährige. Auf regennasser Straße und nach 156 turbulenten Kilometern konnte er den Sprint einer durch einen späten Sturz noch deutlich reduzierten Spitzengruppe für sich entscheiden.

“Ich war am Hinterrad von Sagan, war ein wenig eingeklemmt und habe ihn verloren. Danach habe ich mich in den Windschatten von Bol eingereiht, er ging früh in den Wind und ich bin dann auch raus. Die Beine waren gut und am Ende hat es gereicht für den Sieg“, schilderte der Europameister von 2017 den letzten Kilometer seines vierten Tour-Etappensieges.

"Das war ein toller Auftakt für meine erste Tour. Das einzige, was noch gefehlt hat, war der Sieg. Meine Jungs sind einen super Leadout gefahren und wir haben es fast geschafft und deshalb muss ich auch glücklich sein“, kommentierte Weltmeister Pedersen seinen zweiten Platz, den er sich mit einem starken Finale sicherte.

“Im Nachhinein gesehen war ich wohl etwas zu früh im Wind, aber ich konnte es bis zur Ziellinie Vollgas durchziehen. Alles in allem bin ich sehr froh, dass ich unter den Topfahrern dabei war und mein Selbstvertrauen wächst mit solchen Resultaten“, sagte der Tagesdritte Bol, der wie Pedersen seine erste Tour de France bestreitet.

Buchmann und Schachmann überstehen Sturzorgie

Unzählige Stürze vor allem in den seifenglatten Abfahrten sorgten immer wieder für Konfusion. 55 Kilometer vor dem Ziel entschieden sich die Fahrer darum spontan, das Rennen zeitweise zu neutralisieren. Diese Tempoverringerung dauerte bis 23 Kilometer vor dem Ziel an. "Fast das halbe Feld ist gestürzt, es war sehr rutschig und gefährlich. Aber ich bin ohne zu stürzen durchgekommen, und das war das Wichtigste", kommentierte Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe) seinen Tag.

Auch sein Teamkollege Maximilian Schachmann war glücklich, die Etappe heil überstanden zu haben: “Als es anfing zu regnen, haben wir alle schnell gemerkt, dass es wirklich sehr rutschig ist. Ich habe also 120 Prozent Wert darauf gelegt, sicher zu bleiben. Deshalb bin ich oft sogar hinter dem Feld gefahren, aber letztendlich bin ich froh, dass ich ohne Sturz durchgekommen bin.“

Zu den zahlreichen gestürzten Fahrern gehörte dagegen Wout Van Aert (Jumbo – Visma). “Es regnet hier nur ein paar Tage im Jahr. An einigen Stellen konnte man Ölflecken sehen, an manchen Stellen war es wie Seife. Es war wirklich verrückt. Ich selbst bin auch bei 40 km/h gestürzt. Ich wusste, dass ich nicht bremsen durfte, aber am Ende musste ich es trotzdem tun und da lag ich. Zum Glück ist mir nichts passiert“, so der Belgier. Schlimmer erwischte es unter Anderem Pavel Sivakov (Ineos Grenadiers). Der Edelhelfer von Egan Bernal stürzte gleich zwei Mal und schaffte nicht mehr den Anschluss an das Feld.

Die Rennleitung entschied dann auch 15 Kilometer vor dem Ziel, dass die Zeit drei Kilometer vor Schluss gemessen werden würde. Trotzdem gab es exakt unter dem 3 Kilometer-Bogen einen letzten Massensturz, bei dem auch Thibaut Pinot (Groupama – FDJ) zu Boden ging. “Thibaut kam um alle Stürze herum. Bis zur 3-Kilometer-Marke. Aber wenn es rutscht, dann rutscht es. Der Sturz entstand sicherlich auch, weil einige Fahrer sich am Bogen aufrichteten und das Tempo rausnahmen“, urteilte sein sportlicher Leiter Marc Madiot.

Degenkolb im Krankenhaus

Peter Sagan (Bora – hansgrohe) wurde hinter Sam Bennett (Deceuninck - Quick-Step) Fünfter und trägt aufgrund der beim Zwischensprint gewonnenen Punkte morgen stellvertretend für Kristoff das Grüne Trikot. Das Weiße Trikot holte sich der Tageszweite Pedersen. Fabien Grellier (Total Energie) errang wie seine beiden Fluchtgefährten Michael Schär (CCC) und Cyril Gautier (B&B Hotel – Vital Concept) zwei Bergpunkte.

Da sowohl er als auch der Schweizer je eine der beiden Bergwertungen gewannen, musste die bessere Tagesplatzierung über den Träger des Gepunkteten Trikots entscheiden. Schär war in den Massensturz 3000 Meter vor dem Ziel verwickelt, so war der Weg zum gepunkteten Trikot für den Franzosen frei.

John Degenkolb (Lotto Soudal) gehörte ebenfalls zu den Sturzopfern und musste danach ins Krankenhaus für weitere Untersuchungen gebracht werden. Bester Deutscher war am Samstag Jonas Koch (CCC) auf Platz 21.

So lief das Rennen:

Grellier, Schär und Gautier griffen direkt nach dem scharfen Start der 107. Frankreich-Rundfahrt an. Dem Trio wurden vom Feld keine Steine in den Weg gelegt. Schnell konnten die Ausreißer einen Vorsprung von 2:30 Minuten herausfahren.

Während die Rennsituation vorn sehr stabil war und mit Ausnahme der beiden Bergsprints wenig passierte, brach hinten im Feld nach einsetzendem Regen totales Chaos aus. Die Straßen mutierten zu Rutschbahnen, Fahrer stürzten in der Abfahrt, in der Ebene, in Kurven und auf Geraden. Es war der Regie unmöglich, auch nur annähernd alle Sturzopfer im Bild einzufangen.

Selbst der Tourfunk kam mit dem Nennen der gestürzten Fahrer nicht mehr hinterher. Sivakov erwischte es gleich zwei Mal, aber auch Caleb Ewan (Lotto Soudal) und Richie Porte (Trek Segafredo) fuhren teilweise viele Minuten hinter dem Feld. Weitere Sturzopfer waren unter anderem Degenkolb, Tom Dumoulin (Jumbo – Visma), Julian Alaphilippe, Sam Bennett (beide Deceuninck – Quick Step) und Giacomo Nizzolo (NTT).

Nur Astana stört die Ruhe

60 Kilometer vor dem Ziel wurden die drei Ausreißer gestellt, fünf Kilometer später legte Tony Martin (Jumbo – Visma) das Feld gestenreich lahm. Der Anstieg und die folgende Abfahrt wurden mit äußerster Vorsicht gefahren. Das Feld bewegte sich so langsam, dass abgehängte Fahrer problemlos Minuten gutmachen konnten und so den Anschluss ans Feld wiederfanden.

Gestört wurde diese Temporeduzierung nur zu Beginn der Abfahrt, als Astana plötzlich mit vier Mann das Tempo verschärfte. Dieser Vorstoß dauerte allerdings nur wenige Sekunden, nachdem Kapitän Miguel Angel Lopez an in einer Kurve die Kontrolle über sein Rad verlor und unsanft von einem Straßenschild gebremst wurde.

Erst 23 Kilometer vor dem Ziel nahm das Peloton wieder Fahrt auf. Dies nutzte Benoit Cosnefroy (AG2R – La Mondiale) zu einer Soloattacke. Mehr als 15 Sekunden Vorsprung fuhr der Franzose aber nicht heraus und 12 Kilometer vor dem Ziel wurde er wieder gestellt.

Mit 60 km/h stürmte das Feld die letzten Minuten Richtung Zielstrich. Genau 3000 Meter vor dem Ende folgte dann der letzte Massensturz des Tages, in den rund 80 Fahrer direkt oder indirekt verwickelt waren. Einen organisierten Zug gab es im Finale nicht mehr und so gewann Kristoff in Nizza den chaotischen Sprint des Feldes.

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