Nach Rempelei 43 Punkte aberkannt

Trotz harter Strafe gibt Sagan den Kampf um Grün nicht auf

Von Joachim Logisch aus Poitiers

Foto zu dem Text "Trotz harter Strafe gibt Sagan den Kampf um Grün nicht auf"
Peter Sagan und Wout Van Aert geraten nach dem Sprint der 11. Tour-Etappe auch verbal aneinander. | Foto: Cor Vos

09.09.2020  |  (rsn) - Für Bora – hansgrohe reißt die Reihe der Tiefschläge bei dieser 107. Tour de France nicht ab. Nachdem die Raublinger schon den Kampf ums Podium aufgeben mussten, weil sich Emanuel Buchmann nicht von seinem schweren Sturz bei der Dauphiné erholt hat, ist nun auch das Grüne Trikot in weite Ferne gerückt, da Peter Sagan wegen eines Remplers im Schlussspurt der 11. Etappe distanziert wurde. Statt mit einem zweiten Platz zu punkten, beträgt sein Abstand zu Sam Bennet (Deceuninck - Quick-Step), dem Führenden in der Sprinterwertung, 68 Punkte.

Denn Sagan schien auf dem Weg zu sein, alle Kritiker zu widerlegen und das Teilstück von Chatelaillon-Plage nach Poitiers sogar gewinnen zu können. Der Slowake war augenscheinlich der schnellste Mann im Sprint, allerdings wollte er unbedingt durch eine Tür, die verschlossen war. Der dreimalige Weltmeister versuchte, rechts zwischen Bande und Wout Van Aert (Jumbo – Visma) durchzubrechen. Um die nicht vorhandene Lücke zu weiten, drückte er den Belgier mit der Schulter beiseite.

Der zweimalige Etappengewinner Van Aert war deshalb nach eigenen Angaben “sehr erschrocken“. Empört zeigte er hinter der Ziellinie dem Kontrahenten den Stinkefinger, was ihn 200 Schweizer Franken Strafe kostete: "Es ist schon gefährlich genug. Wenn sowas dann bei Vollgas passiert, ist es auch logisch, dass ich dann wütend bin. Das habe ich ihm auch gezeigt, aber das habe ich auch gleich voll zurückbekommen von ihm. Da war kein Gespräch möglich. Ich finde, dass er hierfür deklassiert werden muss, das hatte nichts mit sprinten zu tun“, forderte der Belgier ein Bestrafung, die auch auf dem Fuß folgte.

Poitschke akzeptiert Jury-Entscheidung

Dass die Aktion nicht regelgerecht war, räumte Sagans Sportdirektor Enrico Poitschke ein, wenn auch zähneknirschend. “Der Kontakt mit Van Aert kann als Platzverschaffen gewertet werden. Wir akzeptieren die Entscheidung der Jury“, sagte er hinterher in der Mixed Zone. Sagan sah dagegen nicht wirklich ein, dass er einen Regelverstoß begangen hat. “Ich hatte heute den Speed und wollte an der rechten Seite vorbeiziehen. Einen Fahrer habe ich überholt, dann war es plötzlich sehr eng und ich musste mich bewegen, um nicht an der Bande hängen zu bleiben“, erklärt er die Aktion aus seiner Sicht.

Es ist das zweite Mal, dass er bei der Tour bestraft wurde. 2017 war Sagan am Ende der 4. Etappe sogar ganz vom Rennen ausgeschlossen worden, weil er Mark Cavendish behindert haben sollte, der schwer stürzte. Später wurde das Urteil aber revidiert und nur als “unglücklicher Rennunfall“ gewertet.

Insgesamt 43 Punkte aberkannt

Diesmal hat das Urteil Bestand. Sagan, der zunächst noch als Tageszweiter gewertet worden war, bekam die Punkte (30) dafür aberkannt, wurde ans Ende seiner Gruppe distanziert und muss 200 Schweizer Franken Strafe bezahlen. Dazu kommen 13 Punkte Abzug als zusätzliche Strafe, die aber quasi mit dem Ergebnis des Zwischensprints verrechnet wurden, bei dem er genauso viele Punkte sammelte.

“Das ist ein großer Rückschlag“, räumte Poitschke ein. “Als wir vor ein paar Tagen um den Sieg gefahren sind, hatten wir ein technisches Problem (Sagans Kette, d. Red.). Heute war er vielleicht der Schnellste. Wenn er dann nicht gewertet wird, dann muss man nicht mehr über das Grüne Trikot nachdenken“, war er enttäuscht, das zweite große Ziel von Bora – hansgrohe bei dieser Tour aufgeben zu müssen.

Sagan aber dachte nicht daran. “Ich wurde ans Ende des Feldes zurückgesetzt, das hat wichtige Punkte gekostet. Aber ich habe das Grüne Trikot noch nicht aufgegeben“, wurde er später in der Pressemitteilung seines Teams zitiert.

Unmöglich ist es nicht, dass Sagan doch noch nach dem Grünen Trikot greifen kann. Dann müsste er aber in den Zwischensprints jeder Etappe abräumen. Damit wird er wohl schon auf der 12. Etappe anfangen.

Schafft er das, wird der beste Sprinter dieser Tour erst nach dem Schlussspurt auf der Champs Elysées gekürt…

Mehr Informationen zu diesem Thema

16.06.2021Madiot: “Wir hätten Pinot früher aus der Tour nehmen sollen“

(rsn) - Sein bisher letztes Rennen bestritt Thibaut Pinot (Groupama - FDJ) vor mittlerweile zwei Monaten, als er die Tour of the Alps unter ferner liefen auf Rang 60 beendete. Danach entschied der Fra

23.12.2020Bernal wieder schmerzfrei auf dem Rad

(rsn) - Egan Bernals Genesung macht offensichtlich deutliche Fortschritte. Wie der Tour-de-France-Sieger von 2019 gegenüber dem Internetportal primertiempo.co sagte, könne er wieder schmerzfrei trai

11.12.2020Dumoulin zuversichtlich: “Mir fehlt nur noch ein Prozent“

(rsn) - 2020 war für Tom Dumoulin ein Jahr mit vielen Tiefen und nur wenigen Hochs. Nach dem mit großen Hoffnungen verbundenen Wechsel von Sunweb zu Jumbo - Visma warf zunächst ein bakterieller Dar

15.11.2020Pogacar lobt Roglic als slowenischen Vorreiter

(rsn) - Tadej Pogacar (UAE - Team Emirates) hätte seinem Landsmann Primoz Roglic (Jumbo - Visma) den Tour-de-France-Sieg gegönnt. Das sagte der 22-jährige Slowene im Gespräch mit der spanischen Sp

27.10.2020Bernals Genesung dauert länger als gedacht

(rsn) - Egan Bernals Rückenprobleme, die ihn zum Ausstieg bei der Tour de France und zum vorzeitigen Saisonende zwangen, sind offensichtlich ernsthafter als bisher angenommen. Wie der Kolumbianer geg

10.10.2020Bernal: “Ich hatte eine schwierige Zeit“

(rsn) - Der bei der Tour de France vorzeitig ausgestiegene Egan Bernal (Ineos Grenadiers) wird in diesem Jahr keine Rennen mehr bestreiten. Das kündigte der Kolumbianer auf Instagram an und bestätig

03.10.2020War der Toursieg für Roglic im Zeitfahren unmöglich?

(rsn) - Radsportjournalist Thijs Zonneveld von der niederländischen Zeitung AD hat nach eigenen Angaben Einblick in die Leistungswerte des Tour-Zeitfahrens von Primoz Roglic (Jumbo – Visma) erhalte

24.09.2020Pogacar: “Die Saison ist noch lange nicht vorbei“

(rsn) - Nach seinem Tour-de-France-Triumph hat Tadej Pogacar (UEA - Team Emirates) schon die nächsten großen Ziel im Blick. "Ich muss konzentriert und fit bleiben für die Weltmeisterschaft und die

23.09.2020Viviani: Beim Giro zurück in die Erfolgsspur?

(rsn) - Im letzten Jahr gewann Elia Viviani im Trikot von Deceuninck - Quick-Step  bei der Tour de France eine Etappe und fuhr auf drei weiteren Teilstücken aufs Podium. Die 107. Austragung lief fÃ

22.09.2020UAE Emirates streicht das mit Abstand meiste Preisgeld ein

(rsn) - Kein Wunder: Durch den Gesamtsieg von Tadej Pogacar, der auch das Weiße Trikot als bester Jungprofi sowie die Bergwertung und drei Etappen gewann, sowie den Etappensieg von Alexander Kristoff

21.09.2020Phänomen Pogacar - zu schnell, um wahr zu sein?

(rsn) - Tadej Pogacar hat mit seinem Toursieg nicht nur Rekorde gebrochen, sondern damit auch Fragen aufgeworfen. Ist der Slowene einfach ein Jahrhunderttalent, für den die üblichen Maßstäbe nicht

21.09.2020Die Tour-Bubbles werden aufgelöst

(rsn) - Die Tour de France ist beendet. Die Bubbles werden aufgelöst. Neue werden errichtet, für die WM, die BinckBank Tour, den Giro d´Italia und die großen Klassiker. Primoz Roglic kann jetzt Tr

Weitere Radsportnachrichten

19.04.2024Kehrt der Intergiro bei der Italien-Rundfahrt zurück?

(rsn) - Auf einigen der von der RCS veröffentlichen Profilen der Italien-Rundfahrt taucht der Intergiro zum ersten Mal seit 2005 wieder auf. Der Intergiro ist eine Sonderwertung, bei dem die Zeit all

19.04.2024Skjelmose erklärt seine Unterkühlung beim Flèche Wallonne

(rsn) - "Skjelmose wird hier gerade vom Rad getragen und ist vollkommen am Zittern. Komplett kalt. Komplett im Arsch", hieß es nach einem Augenzeugenbericht unseres Mannes vor Ort am Mittwoch in unse

19.04.2024Querfeldeinstar Kuypers steigt auf und gibt Debüt in Lüttich

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

18.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wie geht´s zum Liveticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

18.04.2024TotA-Sturz: Harper kommt mit leichter Gehirnerschütterung davon

(rsn) – Entwarnung für Chris Harper: Der Australier von Jayco – AlUla ist bei seinem Sturz rund 25 Kilometer vor dem Ziel der Königsetappe der Tour of the Alps ohne schlimmeren Verletzungen dav

18.04.2024Die Aufgebote für das 8. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen

(rsn) – Mit der 8. Ausgabe des Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen endet die Ardennenwoche. Während das Männerrennen von Lüttich aus nach Süden zum Wendepunkt in Bastogne und von dort wieder z

18.04.2024Die Aufgebote für das 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum krönenden Abschluss der sogenannten steht am 21. April die 110. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich an. La Doyenne, wie das 1892 erstmals ausgetragene und damit älteste Eintagesrenn

18.04.2024Steinhauser: Giro-Test mit Prädikat sehr gut

(rsn) – Den Feinschliff für sein Grand-Tour-Debüt holt sich Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) derzeit bei der 47. Tour of the Alps (2.Pro). In wenigen Wochen geht es für den Allgäue

18.04.2024Belgrade Banjaluka: Ausreißer Albrecht zum Auftakt Zweiter

(rsn) – Zum Auftakt von Belgrade Banjaluka (2.2) hat das Team P&S Metalltechnik – Benotti einen starken Auftritt hingelegt. Auf der 140 Kilometer langen 1. Etappe zwischen Belgrad und Bijeljina b

18.04.2024Auf der Königsetappe macht Carr die schwachen Tage vergessen

(rsn) – Mit einem Soloritt über rund 30 Kilometer hat sich Simon Carr (EF Education – EasyPost) die Königsetappe der 47. Tour of the Alps (2.Pro) gesichert. Der 25-jährige Brite setzte sich üb

18.04.2024Hartmann: Aus “nur durchkommen“ wurden 74 km an der Spitze

(rsn) – Elena Hartmann bekam ihre völlig durchnässten Handschuhe kaum mehr von ihren frierenden Fingern. Als die 33-Jährige vom Team Roland oben auf der Mur de Huy 5:41 Minuten nach Siegerin Kata

18.04.2024Extrembedingungen beim Flèche, aber kein Schlechtwetterprotokoll

(rsn) – Zwei Rennen unter Extrembedingungen hart an der Grenze des Schlechtwetterprotokolls der UCI bot der Flèche Wallonne am Mittwoch: Nachdem beim Start der Männer um 11:15 Uhr in Chareleroi no

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour of the Alps (2.Pro, ITA)
  • Belgrade Banjaluka (2.2, BIH)