Debatte über Wertung der 10. Etappe

Diskussionen vor Etappe 11: Wer ist rechtmäßig im Roten Trikot?

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Diskussionen vor Etappe 11: Wer ist rechtmäßig im Roten Trikot?"
Protest vor dem Start der 11. Etappe: Chris Froome (Ineos Grenadiers, Bildmitte) diskutiert mit Vuelta-Boss Javier Guillen (oben rechts) über die Wertung der 10. Etappe. | Foto: Screenshot der Eurosport-Live-Übertragung.

31.10.2020  |  (rsn) - Am Start der 11. Vuelta-Etappe in Villaviciosa ist es zu Diskussionen zwischen Chris Froome (Ineos Grenadiers) und Rundfahrt-Boss Javier Guillen gekommen, die den Aufbruch des Pelotons um einige Minuten verzögert haben. Grund für die Debatte zwischen dem ehemaligen Vuelta-Sieger und dem Spanier war die Wertung der 10. Etappe am Freitag. "Ihr habt nach dem Rennen die Regeln geändert", warf Froome dem Rundfahrt-Chef vor.

Am Freitag hatte Froomes Teamkollege Richard Carapaz das Rote Trikot des Gesamtführenden an Primoz Roglic (Jumbo - Visma) verloren, weil der Slowene nicht nur zehn Bonifikations-Sekunden als Etappensieger einstrich, sondern außerdem von den Zeitnehmern drei Sekunden Vorsprung auf Carapaz und die meisten anderen Vuelta-Favoriten berechnet bekam. Das aber entsprach nicht dem Reglement.

Zwar hatte sich hinter Roglic und vor dem Tageszweiten Felix Großschartner (Bora - hansgrohe) im Etappenziel in Suances eine kleine Lücke aufgetan, und auch noch eine weitere hinter dem Achtplatzierten Guillaume Martin (Cofidis) und dem Neunten Jasper Philipsen (UAE Team Emirates). Diese Lücken waren aber jeweils kleiner als drei Sekunden und hätten daher nicht als Lücken gewertet werden dürfen. Trotzdem bekamen alle Fahrer ab Philipsen drei Sekunden Rückstand berechnet, was Carapaz als Tages-14. die Gesamtführung kostete. Hugh Carthy (EF Pro Cycling) wurde sogar mit zehn Sekunden Rückstand auf Roglic gewertet, obwohl auch die Lücke vor ihm zu Sunweb-Profi Robert Power weniger als drei Sekunden groß war.

3-Sekunden-Regel nicht angewandt

Carthy überquerte den Zielstrich zwar de facto wirklich zehn Sekunden nach Roglic, doch das hätte angesichts der kleinen Abstände zwischen den einzelnen Fahrern keine Rolle spielen dürfen. Denn die 10. Etappe der Vuelta gehörte laut Reglement der Spanien-Rundfahrt zu jenen Teilstücken, auf denen mit einer Massenankunft zu rechnen war.

Für Etappen, die so gekennzeichnet sind, gilt einerseits die 3-Kilometer-Regel, so dass man auf den letzten drei Kilometern durch Stürze oder Defekte keine Zeit mehr verlieren kann - was in diesem Fall nicht gegriffen hätte. Zusätzlich besagt das UCI-Reglement aber auch, dass auf diesen Etappen im Ziel Abstände erst gewertet werden, wenn zwischen dem Ende einer und dem Anfang einer anderen Gruppe mindestens drei Sekunden liegen. Diese Regelung soll die Risikobereitschaft der Fahrer bei Massenankünften reduzieren.

"Hätten wir das gewusst, wären wir anders gefahren"

"Die UCI hat einen Fehler gemacht. Aus dem Roadbook ging hervor, dass die Drei-Kilometer-Regel in Kraft war. Aber im Ziel änderten sie dann offenbar plötzlich ihre Meinung. Wenn wir das gewusst hätten, wären wir anders gefahren", sagte Carthys Teamkollege Michael Woods gegenüber Eurosport über den Protest, in dem vor allem Ineos Grenadiers (wegen Carapaz) und EF Pro Cycling (wegen Carthy) Wortführer waren.

Woods betonte aber auch: "Alle Fahrer und die CPA, einschließlich Jumbo - Visma, stimmen diesem Protest zu."

UCI gibt dem Protest nicht nach und lässt Klassement bestehen

Mit einigen Minuten Verspätung setzte sich das Peloton in Villaviciosa am Samstagvormittag dann doch in Bewegung - mit Roglic im Roten Trikot. Ob das Klassement am Samstagnachmittag im Ziel der 11. Etappe korrigiert wird, oder nicht, wurde zunächst nicht bekannt. Später aber vermeldete die UCI, dass die Jury in Spanien von Artikel 5 des Reglements Gebrauch gemacht habe. Demnach kann der Präsident der Rennjury aufgrund der Rennsituation anders entscheiden, was aufgrund des ansteigenden Finales getan wurde.

"Weil es tatsächlich bergauf ging auf dem Schlusskilometer und es deshalb keinen Massensprint gab, wurde Artikel 5 des entsprechenden Protokolls angewendet - das dem Präsident des UCI Kommissär-Panels erlaubt, die Rennsituation zu interpretieren und die nötigen Ausnahmeentscheidungen zu fällen", heißt es im UCI-Statement. "Die Berechnung der Zeitabstände wurde daher gemäß Artikel 1.2.017 des Reglements mit dem Standard von einer Sekunde zwischen den Fahrern getätigt. Das Etappenergebnis und die Gesamtwertung bleiben daher so bestehen, wie sie jetzt sind."

Mehr Informationen zu diesem Thema

20.01.2021Oberschenkelbruch: Barta muss sein EF-Debüt verschieben

(rsn) - Mit einem starken Auftritt bei der Vuelta a Espana sicherte sich Will Barta spät noch einen Einjahresvertrag bei EF Education - Nippo, nachdem bereits in der ersten Saisonhälfte feststand, d

03.12.2020Vuelta-Sieger Roglic gewinnt den Vélo d´Or

(rsn) - Primoz Roglic (Jumbo - Visma) hat erstmals in seiner den Velo d´Or gewonnen, mit dem das französische Velo-Magazin den besten Fahrer des Jahres auszeichnet. An der Abstimmung beteiligen sich

17.11.2020Bilden Froome und Daniel Martin 2021 eine Tour-Doppelspitze?

(rsn) - Mit der Verpflichtung des viermaligen Tour-de-France-Gewinners Chris Froome hofft Israel Start-Up Nation, bei der kommenden Frankreich-Rundfahrt um den Gesamtsieg kämpfen zu können. Allerdin

15.11.2020Spekenbrink will 2021 den erfolgreichen Jugendtrend fortsetzen

(rsn) - Nach dem Weggang von Tom Dumoulin zu Jumbo - Visma sagten nicht wenige Beobachter dem Team Sunweb ein schwieriges Jahr voraus. Doch der Rennstall von Manager Iwan Spekenbrink kann trotz Corona

12.11.2020Die Vuelta, das waren gigantische drei Wochen

(rsn) – Heute melde ich mich im Rahmen meines Blogs zum letzten Mal. Am Sonntag ging für mich die Vuelta a Espana zu Ende, meine erste Grand Tour. Und ich muss sagen, dass ich gut aus ihr herausge

11.11.2020Zimmermann besteht in Spanien seine Reifeprüfung

(rsn) – Mit Erfolg bestritt Georg Zimmermann (CCC) seine erste dreiwöchige Landesrundfahrt. Der 23-jährige Bayer absolvierte bei der Vuelta a Espana eindrucksvolle drei Wochen und landete als best

10.11.2020De Gendt wehrt sich gegen Vergleiche mit Deceuninck

(rsn) - Auch wenn Tim Wellens mit seinen beiden Etappensiegen bei der Vuelta a Espana die Saisonbilanz von Lotto Soudal noch aufgebessert hat, so stehen für den belgischen Rennstall doch nur zwölf E

10.11.2020Martens: “Roglic hat die Vuelta durch mentale Stärke gewonnen“

(rsn) - Als Primoz Roglic (Jumbo - Visma) am Sonntag als Gewinner der 75. Vuelta a Espana geehrt wurde, konnte auch Paul Martens mitjubeln. Erstmals in seiner langen Karriere war der Routinier in eine

09.11.2020Im kommenden Jahr will Mas bei der Vuelta Rot statt Weiß

(rsn) - Auf Platz fünf der Gesamtwertung war Enric Mas nicht nur bester Movistar-Profi der 75. Vuelta a Espana, sondern auch stärkster Spanier. Damit wiederholte der 25-Jährige auch sein Ergebnis v

09.11.2020Guillaume Martin beendet Vuelta-Debüt auf dem Podium

(rsn) - Gleich bei seinem Vuelta-Debüt landete Guillaume Martin in Madrid auf dem Podium. Der Cofidis-Neuzugang sicherte sich souverän das Bergtrikot der letzten Grand Tour des Jahres und ist damit

09.11.2020Carapaz erbringt den Beweis: Giro-Sieg 2019 war kein Zufall

(rsn) - Richard Carapaz (Ineos Grenadiers) hat alles gegeben. Als er am Samstag auf dem Weg hinauf zum Alto de la Covatilla knapp drei Kilometer vor dem Ziel attackierte, brachte er Primoz Roglic (Jum

09.11.2020Roglic und Ackermann können mit gutem Gefühl in den Urlaub

(rsn) - Wie schon die Tour de France und der Giro d`Italia war auch bei der Vuelta a Espana der Kampf um den Gesamtsieg bis zum Schlusswochenende voller Spannung. Wir ziehen nach den 18 Etappen Bilan

Weitere Radsportnachrichten

19.04.2024Die Strecke des vierten Monuments: Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum 110. Mal findet am Sonntag Lüttich-Bastogne-Lüttich (1.UWT) für die Männer statt – die Frauen bestreiten ´La Doyenne´ dagegen erst zum achten Mal. Die Strecke hat sich für beide

19.04.2024Die Aufgebote für das 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum krönenden Abschluss der sogenannten steht am 21. April die 110. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich an. La Doyenne, wie das 1892 erstmals ausgetragene und damit älteste Eintagesrenn

19.04.2024Die Aufgebote für das 8. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen

(rsn) – Mit der 8. Ausgabe des Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen endet die Ardennenwoche. Während das Männerrennen von Lüttich aus nach Süden zum Wendepunkt in Bastogne und von dort wieder z

19.04.2024Kehrt der Intergiro bei der Italien-Rundfahrt zurück?

(rsn) - Auf einigen der von der RCS veröffentlichen Profilen der Italien-Rundfahrt taucht der Intergiro zum ersten Mal seit 2005 wieder auf. Der Intergiro ist eine Sonderwertung, bei dem die Zeit all

19.04.2024Skjelmose erklärt seine Unterkühlung beim Flèche Wallonne

(rsn) - "Skjelmose wird hier gerade vom Rad getragen und ist vollkommen am Zittern. Komplett kalt. Komplett im Arsch", hieß es nach einem Augenzeugenbericht unseres Mannes vor Ort am Mittwoch in unse

19.04.2024Querfeldeinstar Kuypers steigt auf und gibt Debüt in Lüttich

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

19.04.2024Lüttich-Bastogne-Lüttich im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Lüttich-Bastogne-Lüttich bildet traditionell den krönenden Abschluss der Ardennenwoche. La Doyenne, das älteste Eintagesrennen der Welt, ist mit seinen kurzen, teils extrem steilen Anst

18.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wie geht´s zum Liveticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

18.04.2024TotA-Sturz: Harper kommt mit leichter Gehirnerschütterung davon

(rsn) – Entwarnung für Chris Harper: Der Australier von Jayco – AlUla ist bei seinem Sturz rund 25 Kilometer vor dem Ziel der Königsetappe der Tour of the Alps ohne schlimmeren Verletzungen dav

18.04.2024Steinhauser: Giro-Test mit Prädikat sehr gut

(rsn) – Den Feinschliff für sein Grand-Tour-Debüt holt sich Georg Steinhauser (EF Education – EasyPost) derzeit bei der 47. Tour of the Alps (2.Pro). In wenigen Wochen geht es für den Allgäue

18.04.2024Belgrade Banjaluka: Ausreißer Albrecht zum Auftakt Zweiter

(rsn) – Zum Auftakt von Belgrade Banjaluka (2.2) hat das Team P&S Metalltechnik – Benotti einen starken Auftritt hingelegt. Auf der 140 Kilometer langen 1. Etappe zwischen Belgrad und Bijeljina b

18.04.2024Auf der Königsetappe macht Carr die schwachen Tage vergessen

(rsn) – Mit einem Soloritt über rund 30 Kilometer hat sich Simon Carr (EF Education – EasyPost) die Königsetappe der 47. Tour of the Alps (2.Pro) gesichert. Der 25-jährige Brite setzte sich üb

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour of the Alps (2.Pro, ITA)
  • Belgrade Banjaluka (2.2, BIH)