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18.08.2021 | (rsn) - Im Finale der 4. Etappe der 76. Vuelta a Espana verlor Jasper Philipsen (Alpecin - Fenix) den Kontakt zu seinem Anfahrer Sacha Modolo, zudem war er noch eingebaut. Einen Tag später hatte er endlich freie Fahrt!
Nach diesmal perfekter Zusammenarbeit mit seinen Teamkollegen schlug der 23-jährige Belgier nach 184,4 Kilometern von Tarancón nach Albacete im Massensprint den gestrigen Etappengewinner Fabio Jakobsen (Deceuninck - Quick-Step) und holte sich mit seinem zweiten Tagessieg auch das Grüne Trikot vom Niederländer zurück. Der Italiener Alberto Dainese belegte den dritten Rang, Bora-hansgrohe-Sprinter Jordi Meeus wurde erneut Siebter.
Rein Taaramäe (Intermarché - Wanty-Gobert) wurde durch einen Massensturz zwölf Kilometer vor dem Ziel aufgehalten und konnte danach den Rückstand nicht mehr wettmachen. Nach zwei Tagen im Roten Trikot des Gesamtführenden büßte der Este seine Spitzenposition ein und fiel im Klassement weit zurück. Der Franzose Kenny Elissonde (Trek - Segafredo) rückte auf den ersten Platz der Gesamtwertung vor, die er nun fünf Sekunden vor Titelverteidiger Primoz Roglic (Jumbo - Visma) anführt.
"Natürlich wollte ich diesen Sieg unbedingt. Und wie das Team auf den letzten fünf Kilometern gearbeitet hat, macht diesen Erfolg noch schöner. Wir fahren als Team noch nicht so lange zusammen, aber es ist unglaublich, was die Jungs füreinander leisten“, kommentierte Philipsen den dritten Vuelta-Etappenerfolg seiner Karriere. “Gestern war ich noch enttäuscht, dass ich meinen Sprint nicht so fahren konnte wie gewollt. Heute zu gewinnen macht das aber vergessen und ich genieße jetzt den Sieg mit dem Team.“
Philipsen übernahm auch wieder die Führung in der Punktewertung, in der er Jakobsen um einen Zähler auf den zweiten Platz verdrängte. “Im Moment denke ich noch nicht vorrangig daran, am Ende das Grüne Trikot zu gewinnen, aber es ist natürlich schön, es zu tragen. Wir schauen da von Tag zu Tag“, sagte Philipsen zu seinen Ambitionen. Einen Wunsch äußerte er dann doch: “Im Grünen Trikot eine Etappe zu gewinnen, das wäre ein Traum. Gestern hat mir das Grüne Trikot nicht so viel Glück gebracht, vielleicht dann im nächsten Sprint.“ Die nächste Möglichkeit dazu wird sich ihm wohl am Samstag bieten, wenn die 8. Etappe in La Manga del Mar Menor endet.
Elissonde plötzlich in Rot
Dagegen werden an den kommenden beiden Tagen, die jeweils mit Bergankünften enden, die Klassementfahrer gefordert sein. Dabei könnte sich Roglic das Rote Trikot wieder zurückholen, das nach Taaramäes erneutem Missgeschick nun Elissonde übernommen hat. “Das Rote Trikot zu tragen ist für mich natürlich unglaublich. Nach der Tour habe ich es erst ruhig angehen lassen, dann meinte das Team, dass es mich mit zur Vuelta nehmen würde und ich von Tag zu Tag schauen sollte. Und jetzt habe ich das Rote Trikot. Das ist Radsport, das ist unglaublich", sagte der kleine Kletterspezialist, der die Spanien-Rundfahrt als Helfer für Giulio Ciccone bestreitet.
Um den Italiener machte sich Elissonde zunächst einige Gedanken, wie er anmerkte: “Als der Sturz passierte, war ich ganz vorne, wohl unter den ersten Zehn. Ich hatte erst ein paar Sorgen, da unser Leader Giulio Ciccone nicht in der ersten Gruppe war. Auf diese Art und Weise wollte ich natürlich nicht das Führungstrikot übernehmen."
Abgesehen von Taaramäe, der vom ersten auf den 27. Platz zurückfiel, aber zumindest das Bergtrikot behält, kamen aber alle Fahrer aus den ersten Zehn schadlos davon. Hinter Elissonde und Roglic folgt Lilian Calmejane (AG2R Citroen /+0:10) auf Gesamtrang drei vor dem Movistar Trio Enric Mas (+0:20), Miguel Angel Lopez (+0:26) und Alejandro Valverde (+0:32) sowie den zeitgleichen Ciccone und Egan Bernal (Ineos Grenadiers), der das Weiße Trikot des besten Jungprofis behält.
So lief das Rennen:
Wie bereits auf der gestrigen Etappe war keine Bergwertung zu bewältigen, dafür gab es wieder am Zwischensprint und im Ziel insgesamt 70 Punkte im Kampf um das Grüne Trikot. Praktisch mit dem Startschuss bildete sich dann auch die Gruppe des Tages, die wie am Tag zuvor aus drei Spaniern bestand: Die Vuelta-Debütanten Pelayo Sanchez (Burgos - BH), Oier Laskano (Caja Rural) und Xabier Mikel Azparren (Euskaltel - Euskadi) fuhren sich schnell einen großen Vorsprung heraus, der nach rund 60 Kilometern auf sieben Minuten angewachsen war.
Taaramäes Mannschaft zeigte zu diesem Zeitpunkt auf den endlos langen Straßen mit nur wenigen Richtungsänderungen noch kein großes Engagement, den Rückstand zu reduzieren, konnte aber auch recht gelassen sein, da Sanchez als der im Klassement bestplatzierte des Trios 10:26 Minuten hinter dem Träger des Roten Trikots lag.
Bei hochsommerlichen Temperaturen jenseits der 30 Grad profitierten die drei jungen Ausreißer - Laskano und Sanchez sind 21 Jahre alt, Azparren ist ein Jahr älter - aber auch davon, dass Intermarché in der Verfolgung zunächst keine Unterstützung der Sprinterteams erhielt. Erst nach rund 65 absolvierten Kilometern stellten Deceuninck, Alpecin und Groupama jeweils einen Helfer ab, um an der Spitze des Feldes mit für Tempo zu sorgen.
Prompt schrumpfte der Abstand zwischen den beiden Gruppen innerhalb von nur 30 Kilometern um drei Minuten, stabilisierte sich in der Folge dann jedoch, wobei sich Intermarché von den Spitzenpositionen zurückziehen konnte. Den Zwischensprint 53 Kilometer vor dem Ziel entschied Lazkano vor Sanchez und Azparren für sich. Aus dem Feld heraus sicherte sich Philipsen den vierten Platz vor Démare, wogegen sich Jakobsen zurückhielt.
Diesmal geht der späte Sturz für Taaramäe nicht glimpflich aus
34 Kilometer vor dem Ziel konnte Sanchez seinen beiden Begleitern nicht mehr folgen, zwölf Kilometer später war im Gegenwind bei Azparren der Ofen aus - und auch Lazkano war 15 Kilometer vor dem Ziel nach einer Flucht von fast 170 Kilometern wieder im Feld verschwunden.
Auf den letzten zwölf Kilometern zerteilte ein Massensturz, bei dem zahlreiche Fahrer - darunter Romain Bardet (DSM) und erneut Taaramäe - zu Boden gingen, das Feld und beendete abrupt die Langeweile. An der Spitze blieb eine Gruppe von zunächst nur rund 30 Fahrern, die sich auf den nächsten Kilometern aber wieder auffüllte. Taaramäe kam zwar auch diesmal ohne Verletzungen davon, konnte seinen Rückstand bis ins Ziel trotz der Hilfe von Teamkollegen nicht mehr wettmachen und musste sein Rotes Trikot einen Tag früher als erwartet wieder abgeben.
An der Spitze sorgten auf den letzten drei Kilometern die Sprinterteams, deren Kapitäne dem Massensturz entgangen waren, für Tempo. Alpecin - Fenix und UAE Emirates führten das Feld durch das erneut technische, diesmal aber flache Finale. Deceuninck übernahm erst kurz vor der letzten Rechtskurve die Spitze, doch auf der fast einen Kilometer langen und breiten Zielgeraden positionierte der Alpecin-Zug Philipsen diesmal perfekt, nachdem es auf der 4. Etappe nicht geklappt hatte. Der Gewinner des zweiten Abschnitts zog seinen Sprint von der Spitze weg früh an und hielt links von sich den noch stark aufkommenden Jakobsen auf Distanz.