Vorschau WM-Straßenrennen der U23

Kommt es zum belgisch-niederländischen Duell?

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Kommt es zum belgisch-niederländischen Duell?"
Nils Eekhoff (Niederlande) feierte 2019 seinen vermeintlichen WM-Titel in Harrogate. | Foto: Cor Vos

23.09.2021  |  (rsn) – Rund zwei Stunden nach dem Straßenrennen der Junioren werden bei  der Straßen-Weltmeisterschaft die U23-Fahrer um 13:25 Uhr in Antwerpen auf die Strecke geschickt. 160 Kilometer müssen die Espoirs absolvieren, bevor gegen 17:40 Uhr in Leuven der Nachfolger von Samuele Battistella (Italien) gekürt wird.

Dem Sieg des Italieners war eine der umstrittensten Juryentscheidungen in der WM-Geschichte vorausgegangen. Nils Eekhoff überquerte in Harrogate als Erster die Ziellinie und konnte sich 15 Minuten lang feiern lassen, ehe er die Mitteilung erhielt, dass er disqualifiziert worden war. Der Niederländer war nach einem Sturz früh im Rennen mit unzulässiger Hilfe des Teamfahrzeugs zurückgekehrt, lautete der Vorwurf.

Der wellige Kurs mit vielen Kurven im Finale würde beiden Fahrern, vor allem aber Eekhoff, sicher liegen. Da sie der U23-Kategorie aber inzwischen entwachsen sind, wird sich in Flandern ein anderer Fahrer das Regenbogentrikot überstreifen. Wie im Zeitfahren sind auch im Straßenrennen die meisten Favoriten bereits mit einem Profivertrag ausgestattet.

Die Favoriten:

Einer davon ist Florian Vermeersch, der ein bärenstarkes Heimteam anführt. Der 22-jährige Lotto-Profi wurde bereits letztes Jahr Neunter der BinckBank-Tour, Vierter bei der Brussels Cycling Classic und Dreizehnter bei Gent-Wevelgem. Obwohl es in seiner ersten kompletten Saison als Berufsradfahrer nicht immer rund lief, ist Vermeersch mit diesen Resultaten auf vergleichbaren Kursen der Topfavorit des Rennens. Zudem passt die Form, denn seinen dritten Platz im U23-Zeitfahren vom Montag kann man als kleine Überraschung bezeichnen.

Aber auch die anderen belgischen Starter haben es in sich. Mit Thibau Nys geht der Europameister auch bei der WM chancenreich ins Rennen. Arnaud de Lie, zukünftiger Teamkollege von Vermeersch, ist auf dem Parcours in Leuven ebenfalls Gold zuzutrauen. Mit Stan van Tricht haben die Belgier sogar noch einen vierten Siegkandidaten, auch wenn die Formkurve des 22-jährigen Deceuninck-Stagiaires zuletzt eher nach unten zeigte. Unterstützt wird das Quartett von Lennert Van Eetvelt, der nach bei seinem überragenden EM-Auftritt nicht nur Nys zum Titel pilotierte, sondern dabei noch Fünfter wurde, und Fabio van den Bossche, der in seinen beiden Jahren als Profi bei Sport Vlaanderen – Baloise noch keine nennenswerten Ergebnisse erzielen konnte.

Größter Widersacher der Gastgeber sind ihre niederländischen Nachbarn. Die präsentieren mit Mick van Dijke und dem pfeilschnellen Olav Kooij zwei chancenreiche Jumbo-Visma-Profis. Kapitän der Mannschaft ist aber wohl Marijn van den Berg, der in dieser Saison zwei Etappen der Tour de l’Avenir gewann. Bei der französischen Rundfahrt dominierten die Niederländer die flacheren Etappen fast nach Belieben. Einen großen Anteil daran hatte auch der endschnelle Casper van Uden vom DSM-Development-Team, der 2021 schon drei UCI-Siege eingefahren hat. Tim van Dijke und Daan Hoole vervollständigen die Mannschaft.

Sorgt Eritreer Ghirmay für eine afrikanische Medaille?

Ein weiterer heißer Titelkandidat ist Biniam Ghirmay. Der Eritreer hat gute Chancen, der erste Afrikaner seit Louis Meintjes 2013 zu werden, der eine WM-Medaille bei der U23 gewinnt. Seit seinem Wechsel zu Intermarché im August reiht der 21-Jährige Top-10-Resultate aneinander. Vor den Hügeln muss er sicherlich keine Angst haben und im Sprint gehört er vermutlich zu den schnellsten. Unterstützung bekommt er von Henok Mulubrhan, der nächstes Jahr bei Qhubeka – NextHash Profi wird.

Ethan Vernon (Großbritannien) wurde Siebter des Zeitfahrens und Erster einer flachen Etappe der Tour de l’Avenir. Der 21-Jährige hat deutlich mehr Qualität als Quantität in seiner Erfolgsliste stehen und kann an einem guten Tag ganz vorne dabei sein. Die Italiener schicken mit Filippo Baroncini und Filippo Zana zwei sehr starke Fahrer ins Rennen, die allerdings wohl nicht endschnell genug für eine Medaille sind. Luca Colnaghi sollte der etatmäßige italienische Kapitän sein, ihm fehlte es zuletzt aber an Form.

Das Gegenteil kann von Sören Waerenskjold behauptet werden. Der Norweger gewann ein Zeitfahren und den ersten Sprint der Tour de l’Avenir. Bei der EM gewann er im Zeitfahren Silber, bei der WM reichte es in der gleichen Disziplin zum vierten Platz. Ihm stehen die Hallan Johannessen-Zwillinge zur Seite. Tobias und Anders steigen wie Waerenskjold 2022 vom hauseigenen Development-Team in die Profi-Mannschaft von Uno-X auf.

Die Deutschen:

Der Bund Deutscher Radfahrer BDR schickt ein in der Breite sehr gut besetztes Aufgebot ins Rennen. Kapitän des Sextetts sollte ursprünglich Kim Heiduk werden, aber Sturzfolgen eines Crashs bei der Tour de l’Avenir machen den Start 21-Jährigen unmöglich. Mit Niklas Märkl hat auch Deutschland einen Profi im Kader. Als Junior wurde der DSM-Fahrer Zweiter und Vierter bei seinen beiden WM-Teilnahmen. Der Kurs in Flandern sollte ihm auch liegen.

Wie Märkl hat auch Tom Lindner eine Vergangenheit im Cross. Zuletzt zeigte sich der Vierte der Querfeldein-WM der Junioren 2018 in starker Verfassung. Bei der Deutschland Tour wurde er 14, mit der Erzgebirgs-Rundfahrt konnte er Mitte des Monats ein nationales Rennen für sich entscheiden.

Maurice Ballerstedt war mit seinem 28. Platz im Zeitfahren nicht zufrieden, beim Egmont Cycling Race (1.1) hat er Mitte August mit Platz acht aber bewiesen, bei einem Rennen mit flämischem Charakter auch gegen Profis bestehen zu können. 12 Tage später gewann der künftige Alpecin-Profi noch eine Etappe und die Gesamtwertung der Tour du Pays de Montbéliard (2.2U).

Die Österreicher und Schweizer:

Österreich setzt auf Ballerstedts zukünftigen Mannschaftskollegen Tobias Bayer, der als Einzelkämpfer startet. Für ihn sollte der Kurs aber zu leicht sein. Auch die Schweizer stellen Fahrer auf, denen bergiges Terrain wohl eher gelegen hätte. Mit Mauro Schmid haben sie aber immerhin einen Giro-Etappensieger dabei. Am Mittwoch verfehlte der Eidgenosse in der Mixed-Staffel Bronze noch um fünf Hundertstelsekunden.

Mehr Informationen zu diesem Thema

26.10.2021Stuyven: “Sein Gefolge sollte Remco manchmal bremsen“

(rsn) – Im belgischen Team sind die Folgen der bitteren Niederlage bei der Heim-WM von Flandern offensichtlich noch immer nicht ausgestanden. Nachdem Remco Evenepoel einige Tage nach dem Straßenren

05.10.2021Van Aert mit Evenepoels TV-Auftritt unzufrieden

(rsn) – Nach wie vor sind die Wogen noch hoch im belgischen Team nach der bitteren Niederlage bei den Straßenradweltmeisterschaften der Elite, wo für die großen Favoriten am Ende nur Platz vier d

30.09.2021Evenepoel glaubt: Er hatte die nötigen Beine für den WM-Titel

(rsn) – Remco Evenepoel hat in der belgischen Radsport-Talkshow Extra Time Koers über das WM-Straßenrennen vom vergangenen Sonntag gesprochen und dabei erklärt, dass er sich selbst den Titelgewin

27.09.2021Van der Poel fehlte in Leuven noch etwas Form

(rsn) – Mathieu van der Poel ist am Sonntag im WM-Straßenrennen von Leuven Achter geworden. Doch der Niederländer, der erst kurzfristig überhaupt seinen Start zugesagt hatte, weil er im Sommer la

27.09.2021Lefevere: Evenepoel ebnete Alaphilippe den Weg zum Titel

(rsn) – Während die belgischen Radsport-Fans und auch das Nationalteam am Sonntagabend enttäuscht konstatieren mussten, dass es weder mit dem Titel noch mit einer Medaille bei den Heim-Weltmeister

27.09.2021Asgreen rettete den Dänen das Rennen und Valgrens Podium

(rsn) – Im vorentscheidenden Moment der Weltmeisterschaften von Flandern war er nicht auf der Höhe – und doch durfte Michael Valgren in Leuven nach 268,3 Kilometern jubeln und auf dem Podium mit

27.09.2021Medaillenspiegel der WM 2021 in Flandern

(rsn) - Alle elf Wettbewerbe der Straßen-Weltmeisterschaften in Flandern sind absolviert. Zum Abschluss holte Julian Alaphilippe mit seinem Sieg im Rennen der Männer die ersehnte erste Goldmedaille

26.09.2021Alaphilippe: “Ich habe aufgehört zu denken und Vollgas gegeben“

(rsn) - Mehr als eine Million Fans standen am Sonntag bei den Weltmeisterschaften in Flandern am Straßenrand und hofften auf einen Heimsieg durch das starke belgische Team. Doch der Franzose Julian A

26.09.2021Van Aert: “Ich hatte nicht die Beine, um Weltmeister zu werden“

(rsn) - Mit dem in überragender Manier herausgefahrenen Sieg des Franzosen Julian Alaphilippe sind in Flandern die 88. UCI-Weltmeisterschaften zu Ende gegangen. Der Franzose setzte sich über 268 Kil

26.09.2021Ausgerechnet im WM-Finale ließen “die Freunde“ Politt im Stich

(rsn) - Das geliebte Kopfsteinpflaster kostete Nils Politt im WM-Straßenrennen den anvisierten Spitzenplatz. Der Hürther, als Zweiter von Paris-Roubaix ein Spezialist für derartige Schikanen, verlo

26.09.2021Alaphilippe stürmt wie in Imola als Solist ins Regenbogentrikot

(rsn) - Julian Alaphilippe hat den favorisierten Belgiern zum Abschluss der Weltmeisterschaften in Flandern einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht und mit einem fabelhaften Auftritt wie schon

26.09.2021Highlight-Video des WM-Straßenrennens der Männer

(rsn) - Julian Alaphilippe hat zum Abschluss der Weltmeisterschaften in Flandern auf überragende Art und Weise seinen Titel im Straßenrennen der Männer verteidigt. Der 29-jährige Franzose setzte s

Weitere Radsportnachrichten

19.03.2024Trotz Sturz: Bernal nach Auftakt Gesamtvierter in Katalonien

(rsn) – Für Egan Bernal (Ineos Grenadiers) ging ein Sturz zum Auftakt der 103. Katalonien-Etappe im gleich doppelter Hinsicht glimpflich aus. Der Kolumbianer kam wie das Bahrain-Duo Wout Poels und

19.03.2024Pogacar: “Ich habe ein bisschen Mist gebaut“

(rsn) - 300 Meter vor Schluss der 1. Etappe der Katalonien-Rundfahrt (2.UWT) zündete Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) auf der ansteigenden Zielgeraden seinen Turbo. Niemand aus dem Feld konnte ihm f

18.03.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wie geht´s zum Liveticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

18.03.2024Van der Poel verlängert langfristig bei Alpecin-Deceuninck

(rsn) – Er bleibt seinem Team und vor allem den Roodhooft-Brüdern treu: Mathieu van der Poel hat seinen ursprünglich noch bis 2025 laufenden Vertrag mit Alpecin – Deceuninck aufgelöst und durch

18.03.2024Schultz überrascht Pogacar mit Attacke am Teufelslappen

(rsn) – Der Auftakt der 103. Katalonien-Rundfahrt (2.UWT) wartete mit 2600 Höhenmetern auf, doch die Favoriten hielten sich auf dem welligen Terrain der 1. Etappe rund um Sant Feliu de Guíxols noc

18.03.2024SD Worx – Protime verzichtet auf Brügge-De Panne

(rsn) – Auf den Saisonstart in Australien inklusive der WorldTour-Rennen dort verzichtet SD Worx – Protime beinahe schon traditionell freiwillig. Doch nun hat die belgische Übermannschaft auch ih

18.03.2024Die Woche der KT-Teams: Borresch “big in Taiwan“

(rsn) – Hinter den deutschen Kontinental-Teams liegt eine Woche mit vielen UCI-Einsätzen und insgesamt fünf Top-Ten-Platzierungen. Für drei davon sorgte allein Julian Borresch (Rembe Pro Cycling

18.03.2024Visma - Lease a Bike bekommt Erlaubnis für Zeitfahrhelm

(rsn) – Das Team Visma – Lease a Bike scheint in der Debatte um seinen Zeitfahrhelm mit einem blauen Auge davonzukommen. Wie Sporza berichtet, hat die UCI, die das Helmdesign nochmal auf seine Ko

18.03.2024Ineos Grenadiers bejubelt 500. Sieg der Teamgeschichte

(rsn) – Etwas mehr als 14 Jahre hat es gedauert, doch nun ist es geschafft: Das Team Ineos Grenadiers, 2010 unter dem Namen Sky gestartet, hat am Wochenende den 500. Sieg in der Historie der Mannsch

18.03.2024Astana-Interesse an Vlasov? Bora will verlängern

(rsn) – Sein starker Auftritt bei Paris-Nizza (2.UWT) hat Aleksandr Vlasov in seinem letzten Vertragsjahr zum rechten Zeitpunkt wieder etwas weiter in den Fokus gerückt. Der Etappensieg an der Mado

18.03.2024Uhlig für Groves in Katalonien am Start

- Der gebürtige Regensburger Henri Uhlig ist kurzfristig ins Aufgebot der heute gestarteten Katalonien-Rundfahrt (2.UWT) gerückt. Eigentlich sollte Kaden Groves Alpecin - Deceuninck in Nordspanien

18.03.2024Nächster Kapitän verlängert bei Lotto - Dstny

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Volta Ciclista a Catalunya (2.UWT, ESP)
  • Radrennen Männer

  • Settimana Internazionale Coppi (2.1, ITA)
  • GP Brda-Collio (1.2, SLO)