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23.03.2022 | (rsn) – Die Frage, ob und wann Sonny Colbrelli (Bahrain Victorious) nach seinem im Ziel der 1. Etappe der Katalonien-Rundfahrt erlittenen Herzstillstand wieder Radrennen bestreiten wird, dürfte noch eine Weile unbeantwortet bleiben. Denn auch wenn der Paris-Roubaix-Sieger von 2021 gegenüber der Gazzetta dello Sport aus der Uni-Klinik von Girona bereits verlautbaren ließ, dass er an sein Comeback denke, so sind die verantwortlichen Mediziner noch sehr vorsichtig.
"Wir sind auf der ersten Seite eines Buches, das erst noch geschrieben werden muss. Wir werden eine Seite nach der anderen umblättern", erklärte etwa Bahrain-Victorious-Teamarzt Daniele Zaccaria gegenüber Tuttobiciweb. Und Ramon Brugada, Direktor der Kardiologie in der Klinik von Girona, sagte der Gazzetta dello Sport:
"Jeder Patient ist anders, aber wir müssen akzeptieren, dass sein Herz 'Stop!' gerufen hat und wir müssen auf dieses Signal hören. Ich weiß, dass es für einen Athleten schwierig sein kann, vom Rennfahren ins Krankenhausbett zu wechseln, aber es ist wichtig, zu verstehen, was passiert ist und das zu akzeptieren. Wir müssen die Gesundheit von Leuten schützen, indem wir sie über alle Aspekte informieren. Dann ist es an ihnen, ihrer Familie und dem Team, zu entscheiden, was als nächstes kommt. Manche Athleten konnten nach so etwas weitermachen, andere haben aufgehört. Es ist zu früh, um irgendwelche Vorhersagen zu treffen."
Ursachenforschung wird in Italien fortgesetzt
Laut Brugada könnten Colbrellis Herzrhythmusstörungen, die den Herzstillstand im Etappenziel am Montag verursachten, entweder erblich bedingt sein oder durch eine Blockade der Koronararterie hervorgerufen worden sein und auch mit der Intensität von Training und Rennen zusammenhängen.
Zaccaria bestätigte derweil gegenüber Tuttobiciweb, dass Colbrellis Radcomputer keine Abweichungen der Herzfrequenz aufgezeichnet habe, bis der Italiener im Zielbereich zu Boden fiel. Das Herz des Italieners musste mit einem Defibrillator wieder in Schwung gebracht werden und Rennarzt Alex Flor Costa erklärte später, Colbrelli hätte sterben können, wenn es nicht im Zielbereich in der Nähe eines Defibrillators sondern irgendwo während der Etappe zu dem Vorfall gekommen wäre.
Am Mittwoch sind Colbrellis Ehefrau Adelina, sein Vater Luca und sein Agent Luca Mazzanti in Spanien eingetroffen, und laut der Gazzetta dello Sport könnte Colbrelli am Wochenende zurück nach Italien reisen. Dort werden weitere Tests durchgeführt – sowohl direkt am Herzen als auch hinsichtlich seiner Genetik, heißt es.
Die italienische Sport-Tageszeitung ist mit dem Europameister dieser Tage im direkten Kontakt und zitierte ihn am Mittwoch mit dem Satz: "Ich weiß, dass ich Glück hatte, aber ich will so nicht aufhören." Der 31-Jährige scheint also weiter davon überzeugt zu sein, dass er seine Karriere fortsetzen wird.