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28.03.2022 | (rsn) – Die Lehrreise des Max Kanter (Movistar) durch die Welt der Frühjahrsklassiker ist auch am Sonntag bei Gent-Wevelgem weitergegangen. Eine Woche nach seinem Debüt bei Mailand-Sanremo bestritt der 24-Jährige zum zweiten Mal den belgischen Halbklassiker und konnte auch dort gefallen. Dabei spielte das Ergebnis mit Rang 43 am Ende eine untergeordnete Rolle. Denn Kanter arbeitete hauptsächlich für seinen spanischen Teamkollegen Ivan Garcia Cortina, der am Ende auf Rang acht landete.
"Es war ein ziemlich hartes Rennen heute. Unser Ziel war, für Alex und Ivan zu arbeiten und ich habe versucht, so lange wie möglich mitzufahren, um Erfahrungen zu sammeln. Ich denke, dass das ganz gut funktioniert hat und mir das Rennen in Zukunft vielleicht auch liegen kann", bilanzierte Kanter in Wevelgem gegenüber radsport-news.com.
"Auf den letzten Kilometern habe ich noch versucht, für Ivan die Gruppe zurückzuholen", erklärte er mit Blick auf das am Ende erfolgreiche Quartett um Biniam Girmay (Intermarché – Wanty – Gobert) und Christophe Laporte (Jumbo – Visma).
___STEADY_PAYWALL___ Dabei fuhr sich Kanter komplett leer und ließ dann auf den letzten zwei Kilometern abreißen, um mit einer halben Minute Rückstand ins Ziel zu rollen. "Ob wir es noch geschafft haben, weiß ich ehrlich gesagt noch gar nicht. Aber wir haben alles gegeben!"
"Ich bin am Kemmelberg jedes Mal ans Limit gegangen"
Bevor Kanter auf den flachen Schlusskilometern zum Ziel in Wevelgem in der ersten großen Verfolgergruppe mit durch die Führung gehen konnte, musste sich der Deutsche aber erstmal selbst zurückkämpfen. Denn bei der letzten Kemmelberg-Passage gehörte er erwartungsgemäß nicht zu den Allerersten um Titelverteidiger Wout Van Aert (Jumbo – Visma).
"Ich bin am Kemmelberg jedes Mal ans Limit gegangen und habe einfach versucht, mit drüber zu kommen. Beim letzten Mal musste ich ein bisschen reißen lassen mit Aranburu und Johan (Jacobs, Anm. d. Red.). Aber wir sind nochmal zurückgekommen", so Kanter.
Der 24-Jährige gilt als sprintstarker Klassikerfahrer und konnte mit Top-Resultaten wie zwei dritten Etappenplätzen bei der Vuelta a Espana 2020 oder auch Rang vier vor zwei Wochen bei Mailand-Turin hinter Sieger Mark Cavendish (Quick-Step - Alpha Vinyl) bereits auf höchstem Niveau auf sich aufmerksam machen. Nach drei Jahren bei Sunweb beziehungsweise DSM wechselte er dann im Winter zu Movistar – ein Transfer, den viele in Frage stellten, der aber aktuell immer mehr Sinn zu machen scheint.
Die Atmosphäre "mit den ganzen Traktoren vor dem Kemmelberg war geil"
"Ich nehme von hier mit, dass ich da auf jeden Fall in Zukunft auch mit vorne reinfahren kann", sagte Kanter in Wevelgem zu radsport-news.com. Das ist eine wichtige Erkenntnis für einen jungen Fahrer – und eine, die im Alter von 24 Jahren langsam reifen sollte. Bei Movistar konnte sie reifen, weil Kanter hier mehr Raum und Verantwortung auch bei den Klassikern eingeräumt bekommt, als zuvor bei DSM, wo die Reihen der Klassikerfahrer dichter sind.
Mit Movistar nämlich wird der Deutsche wohl auch bei den kommenden Klassikern am Start stehen – bei der Ronde und auch bei Paris-Roubaix. "Jetzt schauen wir auf die nächsten Rennen und die Form ist, denke ich, ganz gut", meinte er.
Einen Motivationsschube hat Kanter am Wochenende in Flandern aber nicht nur seine Physis gegeben, sondern auch die Atmosphäre, die richtig Lust auf die große Flandern-Rundfahrt am kommenden Wochenende gemacht hat. "Es ist schön nach der Coronazeit jetzt wieder Zuschauer zu haben – auch gerade vor dem Kemmelberg mit den ganzen Traktoren und so, das war schon ein geiles Gefühl", sagte er. "Das motiviert uns natürlich auch!"