Ärger um die letzte Kurve der 19. Giro-Etappe

Schmid: “Das war sicher kein fairer Sprint!“

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Schmid: “Das war sicher kein fairer Sprint!“"
Koen Bouwman (Jumbo – Visma) jubelt am Ende der 19. Giro-Etappe, dahinter beschwert sich Mauro Schmid (Quick-Step Alpha Vinyl) über die seiner Meinung nach unfaire Aktion des Niederländers. | Foto: Cor Vos

27.05.2022  |  (rsn) – Koen Bouwman (Jumbo – Visma) sicherte sich neben dem Maglia Azzura des Bergkönigs in Santuario di Castelmonte am Ende der 19. Giro-Etappe auch seinen zweiten Tagessieg. Zuvor kämpfte der Niederländer rund hundert Meter vor dem Ziel allerdings mit harten Bandagen. Die Jury sprach ihn danach frei von Schuld, Bouwman durfte aufs oberste Podium steigen. Doch ein fader Beigeschmack bleibt, denn der 28-Jährige hatte seinen Kontrahenten Mauro Schmid (Quick-Step Alpha Vinyl) deutlich sichtbar aus dem Tritt gebracht.

"Ich wusste von der Linkskurve, aber ich wusste nicht, dass sie so scharf ist“, erzählte Bouwman im Ziel. Zu fünft sprinteten die Ausreißer auf die rund 90-Grad-Kurve zu – und Bouwman war der Einzige, der ungeschoren durchkam. “Ich musste scharf bremsen und wusste, dass ich die Innenseite nehmen musste. Hoffentlich ist niemand gestürzt, das täte mir leid", meinte er später.

Stürze oder Verletzungen gab es glücklicherweise nicht, dennoch hatte der Jumbo-Fahrer den Unmut seiner Fluchtgefährten auf sich gezogen. "Meiner Meinung nach war das sicher kein fairer Sprint!“, schimpfte der zweitplatzierte Schmid. “Mein Lenker war vorn und Bouwman wäre in der letzten Kurve fast gestürzt“, erinnerte sich der Schweizer nicht ganz richtig an die Szene, denn Bouwman lag eingangs der Kurve ungefähr eine halbe Radlänge vor dem Eidgenossen, um dann aber nach innen zu ziehen. “Er weiß, dass er im Sprint langsamer ist, deswegen hat er mich weggedrückt", behauptete Schmid weiter.

Die Jury beriet sich nach Protesten einige Minuten lang und erklärte den Träger des Blauen Trikots letztlich zum Sieger. Radsport-Experten wie Karsten Kroon, Bobbie Traksel oder Alberto Contador waren der gleichen Meinung, denn wer vorn ist, hat die freie Linienwahl. Wahr ist aber auch, dass Bouwman seinem Konkurrenten den Weg zumachte. Schmid konnte nur mit Mühe einen Sturz vermeiden und drängte unbeabsichtigt Andrea Vendrame (AG2R – Citroën) nach außen.

Der Kettenreaktion zweiter, dritter und vierter Teil

Der an dritter Position fahrende Italiener rollte deshalb geradeaus und musste schließlich abbremsen. “Ich wusste, dass eine Kurve auf uns zukam, und ich wollte die Außenbahn nehmen. Das hätte bedeutet, dass ich nach dieser letzten Kurve einen guten Speed gehabt hätte. Leider waren die Anderen zuerst in dieser Kurve", resümierte Verndrame. "Zum Glück gab es dort keine Gitter, ansonsten hätte ich mich verletzt", betonte er.

Hinter Vendrame ging die Kettenreaktion noch weiter, denn auch Attila Valter (Groupama – FDJ) kam von seiner Linie ab. “Ich weiß nicht, warum da so eine Kurve so kurz vor dem Ziel eingebaut werden muss“, übte er deutliche Kritik an den Streckenplanern, bevor er das gleiche Fazit zog wie sein Ausreißerkollege: “Glücklicherweise standen dort keine Absperrgitter, sonst wären Vendrame und ich schwer gestürzt.“

An fünfter Position erreichte Alessandro Tonelli (Bardiani – CSF) die Kurve. Durch das Chaos vor ihm musste er sein Tempo deutlich drosseln und war ebenfalls chancenlos gegen den inzwischen enteilten Bouwman. Der 29-Jährige kam als Dritter ins Ziel und sorgte so für das zweitbeste Ergebnis seiner Mannschaft bei diesem Giro.

Mehr Informationen zu diesem Thema

09.06.2022Bergkönig Bouwman fällt mit gebrochenem Arm lange aus

(rsn) – Zwei Etappensiege und das Bergtrikot beim Giro d´Italia rückten Koen Bouwman erstmals in seiner Karriere in das Rampenlicht des internationalen Radsports. Doch aus dem wird er sich vorers

01.06.2022Evans glaubt an weitere große Erfolge von Hindley

(rsn) – 2011 war Cadel Evans der erste Australier, der eine GrandTour für sich entscheiden konnte. Es war sogar die größte von allen, die Tour de France. Am Sonntag hat in Jai Hindley (Bora –

31.05.2022Girmay, Hirt und Pozzovivo sorgten für eine strahlende Bilanz

(rsn) – Intermarché – Wanty – Gobert gehörte bisher nicht zu den Teams, die bei den großen Rundfahrten für Furore sorgten. Taco van der Hoorn holte 2021 auf der 3. Etappe des Giro d’Italia

31.05.2022Hindley träumt groß: “Klar glaube ich ans Gelbe Trikot“

(rsn) – Zwei Tage sind vergangen, seit Jai Hindley in Verona zum ersten australischen Sieger des Giro d’Italia geworden ist. Zwei Tage, die andere nach einer Grand Tour nutzen würden, um jenes La

31.05.2022Bauhaus mit Giro “nicht sehr zufrieden, aber zufrieden“

(rsn) - Ohne den erhofften ersten Grand-Tour-Etappensieg, aber mit einem zweiten Rang und drei weiteren Top-Ten-Resultaten ist der 105. Giro d’Italia für Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) zu Ende g

30.05.2022Van der Poel reist ohne Rennen vom Giro zur Tour

(rsn) - Dass Mathieu van der Poel (Alpecin – Fenix) nach dem Giro d’Italia in diesem Jahr auch bei der Tour de France starten würde, war schon lange geplant. Dass der Niederländer den Giro aber

30.05.2022Kämna im Lennard-Bora-hansgrohe-Style auch bei der Tour?

(rsn) – Lennard Kämna (Bora – hansgrohe) hat beim Giro d’Italia nicht nur mit seinem Etappensieg am Ätna begeistern können. Der 25-jährige Bremer erwies sich in den Bergen zudem als entschei

30.05.2022Denk: “Jetzt träume ich vom Tour-Sieg“

(rsn) – Mit dem Giro-Sieg durch Jai Hindley hat Bora – hansgrohe nach der Neuausrichtung als Rundfahrerteam das große Ziel schon im ersten Anlauf erreicht! Wie geht es jetzt bei dem Raublinger Re

30.05.2022Gall freut sich für früheren Teamkollegen Hindley

(rsn) – Mit seiner Grand-Tour-Premiere ist Felix Gall (AG2R Citroën) nicht zufrieden, dafür freut sich der Österreicher über den Giro-Gesamtsieg seines früheren Teamkollegen Jai Hindley (Bora â

29.05.2022Hindley: “Ich wollte nicht, dass sich 2020 wiederholt“

(rsn) - Aufopferungsvoll führte Bora – hansgrohe seinen Kapitän Jai Hindley zum Giro-Sieg! Aber nicht nur die Mannschaft und hier speziell die starke Hilfe von Lennard Kämna am vorletzten Tag im

29.05.2022Carapaz: “Am Ende hat der Stärkste gewonnen“

(rsn) - In unserem täglichen Stimmensammler können Sie im Verlauf des 105. Giro d´Italia kurz nach dem Ende der jeweiligen Etappen nachlesen, was die Protagonisten zum Rennen zu sagen hatten. Matt

29.05.2022Evenepoel mit “Wolfpack-Spirit“ zum Gesamtsieg

(rsn) – Alexander Kristoff (Intermarché - Wanty - Gobert Matériaux) hat zum Abschluss der 11. Tour of Norway (2.Pro) für den ersten Sieg eines heimischen Profis gesorgt. Der 34-jährige Norweger

Weitere Radsportnachrichten

23.04.2024Kletterspektakel mit gehörigem Zeitfahr-Einschlag

(rsn) – Die Tour de Romandie war einst die letzte große und wichtige Vorbereitungs-Rundfahrt für den Giro d´Italia. Giro-Favoriten entschieden sich damals zwischen der Schweizer Rundfahrt und dem

23.04.2024Startliste zum Prolog der 77. Tour de Romandie

(rsn) – Der Schweizer Nationalfahrer Luca Jenni eröffnet um 14.50 Uhr den Prolog zur 77. Tour de Romandie (2.WWT). Der nur 2,3 Kilometer lange Parcours von Payerne ist zwar bretteben, dürfte mit s

23.04.2024Tour de Romandie im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) - Die sechstägige Tour de Romandie (2.UWT) hält traditionell für jeden Fahrertypen etwas bereit. Ob Kletterer oder Zeitfahrspezialisten, Sprinter oder Klassikerjäger - sie alle bekommen ihr

23.04.2024Tour de France Femmes ohne Vorjahreszweite Kopecky

(rsn) – Die Vorjahreszweite Lotte Kopecky (SD Worx-Protime) wird auf die am 12. August in Rotterdam beginnende 3. Tour de France Femmes verzichten. Stattdessen wird sich die Weltmeistern auf die Oly

23.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

22.04.2024Highlight-Video der 2. Etappe der Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Max Kanter (Astana Qazaqstan) hat nach der 2. Etappe der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) seinen ersten Profisieg bejubeln können. Der 26-jährige Deutsche setzte sich über 190 Kilometer von

22.04.2024Tour of Turkiye: Taktischer Fehler kostete Dorn das Bergtrikot

(rsn) – Auch auf der 2. Etappe der Tour of Türkiye (2.Pro) haben die deutschen Kontinental-Teams Bike Aid und Rembe Sauerland das Renngeschehen geprägt. Auf dem 190 Kilometer langen Teilstück zw

22.04.2024Kanter sprintet bergauf zu seinem ersten Profisieg

(rsn) – Max Kanter (Astana Qazaqstan) hat auf der 2. Etappe der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) seinen ersten Profisieg eingefahren. Der 26-jährige Deutsche setzte sich über 190 Kilometer von Kemer

22.04.2024Wiebes wie Kopecky bis Ende 2028 bei SD Worx – Protime

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

22.04.2024SD Worx - Protime: Sponsoren bleiben an Bord

(rsn) – Bei den Ardennenklassikern blieb das erfolgsverwöhnte Team SD Worx – Protime ohne Sieg. Dafür allerdings konnte der niederländische Frauen-Rennstall am Tag nach Lüttich-Bastogne-Lütti

22.04.2024Van der Poel: “Auch in Top-Form kann ich Tadej nicht folgen“

(rsn) – Auch wenn es nicht zum dritten Sieg bei einem Monument in dieser Saison reichte, gehörte Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) zu den Gewinnern des 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich.

22.04.2024Bernal auf allerbestem Weg zurück in die Weltspitze

(rsn) – Am Ende stand für Egan Bernal (Ineos Grenadiers) in Lüttich der 21. Platz auf der Ergebnisliste. Doch das Resultat an sich spiegelte kaum wider, wie stark der Kolumbianer bei seinem Debüt

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Presidential Cycling Tour of (2.Pro, TUR)