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11.07.2022 | (rsn) - In einem Wort sollte Simon Geschke (Cofidis) gegenüber der ARD beschreiben, was er von den kommenden schweren Bergetappen der 109. Tour de France erwarte. "Chancen“ sagte der Freiburger wie aus der Pistole geschossen. Seine Chance hat er genutzt und am achten Tag das gepunktete Bergtrikot erobert.
Dass er das vorhatte, verriet der DM-Dritte im Gespräch vor dem Start mit radsport-news.com noch nicht. "Heute ist ein schöner Tag für mich, ich werde probieren, in die Gruppe zu gehen. Das sind meine einzigen Chancen bei der Tour, ich werde keine Sprints gewinnen und keine Bergankünfte gegen Pogacar. Deshalb sind Ausreißergruppen alles, wofür ich hier bin. In der ersten Woche habe ich mich nicht so gut gefühlt, aber seit vorgestern habe ich gute Beine und ich hoffe, es geht jetzt so weiter bis Paris“, hatte er am Team-Bus erklärt.
___STEADY_PAYWALL___ Stolz präsentiert der Freiburger sein erstes Gepunktetes Trikot der Tour de France. | Foto: Cor Vos
Dass er die Chance aufs Bergtrikot hatte, war Geschke mir einem Blick in die Ergebnisliste klar. Dort lag er mit vier Punkten an sechster Stelle hinter den Klassementfahrern, die unterwegs nicht um die Bergwertungen kämpfen würden. Magnus Cort (EF Education – EasyPost) führte zwar die Bergwertung mit elf Punkten an, ist aber alles andere als ein Kletterspezialist und hatte schon in der ersten Woche viele Körner liegen lassen.
Der Däne, der beim Tourstart in der Heimat wie ein Fußballstar gefeiert wurde, schaffte zudem nicht den Sprung in die Ausreißergruppe, die zwischenzeitlich auf 21 Fahrer angewachsen war. Geschke dagegen war dabei. "Ich hatte zwar nur vier Punkte bisher, aber viele Punkte wurden ja auch noch nicht vergeben, von daher gab es die Chance heute - und die wollte ich unbedingt nutzen“, erklärte der bärtige Profi später im Ziel.
Geschke hat wie die Bora-Profis Nils Politt und Patrick Konrad die große Ausreißergruppe der 8. Tour-Etappe erreicht. | Foto: Cor Vos
26 Punkte waren an diesem schweren Tag mit 3700 Höhenmetern in den Bergen zu vergeben. Der erste - und einzige-, der an der Cote de Bellevue (4. Kat.) zu gewinnen war, holte sich Jonathan Castroviejo (Ineos Grenadiers). Am Col de Mosses (2. Kat.) sicherte sich Geschke drei Punkte als Zweiter hinter Pierre Latour ( Total Energies). Am Col de la Croix de Fer, einem Anstieg der 1. Kategorie, überspurtete der Cofidis-Profi seinen Begleiter Bob Jungels (AG2R – Citroen), mit dem er sich inzwischen allein an der Spitze befand, und holte mit zehn Zählern die maximale Ausbeute.
Mit nun 17 Punkten durfte er sich aber noch nicht sicher fühlen, denn Jungels, der auch den Tagessieg einfuhr, sicherte sich am letzten kategorisierten Berg des Tages zehn Zähler und kamn damit auf 18 Punkte. Doch Geschke gab am Pas de Morgins (1.Kat.) alles und sicherte sich als Fünfter die noch benötigten zwei Punkte. "Ich bin an der letzten Bergwertung ein paar Tode gestorben, es hat sich aber gelohnt“, gestand der 36-Jährige, der für sich keine großen Chancen sieht, gepunktet in Paris anzukommen: "Die Tour ist noch lange und ich sehe mich jetzt nicht sehr lange im Bergtrikot. Ich glaube, es wurden bis jetzt nur zehn Prozent der Bergpunkte vergeben", erklärte er.
Endlich ist die Tour-Form da. Simon Geschke wird versuchen, das Gepunktete Trikot solange wie möglich zu verteidigen. | Foto: Cor Vos
Zwischenzeitlich schien Geschke sogar auf Siegkurs zu liegen, doch in der Abfahrt des Col de la Croix ließ er reißen, nachdem er kurz zuvor am Gipfel Jungels noch übersprintet hatte. Die Experten rätselten, was das zu bedeuten haben könnte, denn ein Defekt war nicht zu erkennen gewesen.
"Ich war einfach breit“, nannte Geschke im Hotel nach der Siegerehrung kurz, knapp und ehrlich den Grund. Den ersehnten zweiten Tour-Etappensieg seiner Karriere konnte er gegen Jungels nicht einfahren, aber das Bergtrikot ist mehr als nur ein Trostpreis. Geschke: "Man kommt nicht immer in die Situation, ein Trikot bei der Tour de France zu haben. Für mich ist es das erste Mal. Ich habe mal beim Giro zwei Tage das Bergtrikot getragen . Aber bei der Tour ist es was Extrabesonderes!“