RSNplusRSN-Rangliste, Platz 8

Engelhardt: Riesenschritte in der ersten Profisaison

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Engelhardt: Riesenschritte in der ersten Profisaison"
Felix Engelhardt (Jayoc – AlUla) steht bei der Vuelta a Espana vor seinem Grand-Tour-Debüt. | Foto: Cor Vos

30.12.2023  |  (rsn) – Sein großes Talent zeigte Felix Engelhardt bereits 2022, als er in Portugal Straßen-Europameister wurde. Noch besser lief es in seiner ersten Saison bei den Profis: Mit zwei UCI-Siegen und zahlreichen weiteren guten Platzierungen überraschte der Neuzugang von Jayco - AlUla sich selbst. "Es war gar nicht mein primäres Ziel, Rennen zu gewinnen. Das war ein Riesenschritt, den ich so nicht erwartet habe", erklärte Engelhardt gegenüber radsport-news.com.

Schon Mitte März gelang ihm bei Per Sempre Alfredo (1.1) der erste Profisieg. "Die ersten ein, zwei Monate bin ich etwas gestrauchelt, aber nach dem Sieg in Italien ist es ziemlich konstant gelaufen", meinte Engelhardt zur frühen Saisonphase, in der er mit einem vierten und einem siebten Etappenrang bei der Settimana Coppi e Bartali (2.1) nachlegen konnte.

___STEADY_PAYWALL___

Danach wurde Engelhardt durch einen heftigen Trainingssturz am Gardasee kurzzeitig ausgebremst, als er in einem Tunnel von einem Auto von hinten angefahren wurde und sich dabei das Wadenbein brach.

Zu Saisonbeginn - wie hier bei der Andalusien-Rundfahrt – lief es bei Felix Engelhardt (Jayco – AlUla) noch etwas holprig, ehe dann bereits im März der Knoten platzte. | Foto: Cor Vos

Relativ schnell saß der Ulmer dann aber wieder im Rennsattel und ließ ebenfalls in Italien sein nächstes Top-Ergebnis folgen. Beim Giro Reggio Calabria (1.1) verpasste Engelhardt als Vierter nur knapp das Podium. Eine weitere Spitzenplatzierung sprang im Juni mit Platz acht beim GP Kanton Aargau (1.1) heraus. Noch besser lief es Anfang Juli bei der Österreich-Rundfahrt (2.1), bei der er auf vier der fünf Etappen in die Top Ten fuhr und als Zweiter des vierten Teilstücks hinter seinem Teamkollegen Matteo Sobrero nur knapp seinen zweiten Saisonsieg verpasste.

Die zweite Jahreshälfte stand ganz im Zeichen der Vuelta a Espana (2.UWT). Zur Vorbereitung auf sein Grand-Tour-Debüt bestritt Engelhardt unter anderem die zweitägige Vuelta a Castilla y Leon (2.1), bei der er den Auftakt gewann und am Schlusstag Dritter wurde, was zu Platz zwei in der Gesamtwertung reichte.

Nach den beiden WorldTour-Rennen in San Sebastian und Hamburg startete Engelhardt in die Spanien-Rundfahrt, die er als "Highlight und Lowlight" zugleich bezeichnete. Zwar sammelte er nach eigenen Angaben viele Erfahrungen, allerdings wurde er durch zahlreiche Sturze ausgebremst und musste sich mit Verletzungen bis nach Madrid durchkämpfen.

Die Clasica San Sebastian gehörte zu Engelhardts Vorbereitungsprogramm auf die Vuelta a Espana. | Foto: Cor Vos

"Die erste Grand Tour ist immer etwas Besonderes. Aber es lief vorne und hinten nicht nach Plan. Es war letztlich aber doch eine super Erfahrung, bei der ich physisch und psychisch an meine Grenzen gekommen bin. Drei Wochen können ziemlich lang und zäh sein, wenn es nicht gut läuft", so Engelhardt, dessen bestes Vuelta-Ergebnis ein elfter Platz auf der 4. Etappe war.

Nach der Europameisterschaft in den Niederlanden, bei der er im Straßenrennen Rang 20 belegte, bestritt Engelhardt noch einige Eintagesrennen in Italien, ehe es Ende Oktober zum Saisonabschluss nach Fernost ging. Beim Japan-Cup (1.Pro) sprang für den Neoprofi nochmals ein mehr als nur ordentlicher zweiter Platz heraus. "Ich habe mir die Off-Season schon etwas herbeigesehnt. Nach der Vuelta war ich schon recht kaputt und hatte noch ein paar Wunden, die nicht richtig geheilt sind. In Japan lief es aber doch noch mal besser als erwartet", kommentierte Engelhardt sein letztes Rennen des Jahres.

Beim Blick auf die Saisonbilanz fällt auf, dass Engelhardt seine Erfolge ausschließlich bei Rennen der Kategorie .1 und .Pro eingefahren hat. "Bei den WorldTour-Rennen merkte ich schon, dass ein Stück fehlt, gerade wenn man gegen Pogacar oder ähnliche Kaliber fährt", erklärte er. Bei kleineren Wettbewerben genoss er esdafür umso mehr, "jeden Tag um den Sieg mitfahren zu können."

Bei der Spanien-Rundfahrt musste Grand-Tour-Debütant Engelhardt, auch in Folge mehrere Stürze, viel Lehrgeld zahlen. | Foto: Cor Vos

Ähnliches soll ihm künftig auch auf höherem Niveau gelingen. "Sukzessive möchte ich mich bei den WorldTour-Rennen ranarbeiten und perspektivisch auch dort um Siege mitfahren. Aber ein guter Mix im Rennkalender ist wichtig. Fährt man nur WorldTour-Rennen, kann es am Schluss auch frustrierend werden", erklärte Engelhardt und fügte mit Blick auf seine zweite Profisaison an: “Das Ziel ist, ein höherwertiges Rennprogramm zu bekommen und auch mehr zu periodisieren, klare Ziele zu setzen, statt einfach mal zu schauen, wie es läuft." Dabei sollen auch die drei Vuelta-Wochen helfen. "Ich bin gespannt, wie es mit einer Grand Tour in den Beinen weitergeht. Beim Trainingseinstieg habe ich jedenfalls schon einen Unterschied zum Vorjahr gespürt", so Engelhardt.

Verbessern möchte er auch seine Kletterfähigkeiten. "Die waren von den Werten in der U23 schon mal besser, da habe ich dieses Jahr etwas gelitten und da sehe ich auch das größte Potenzial", sagte Engelhardt, der aber weiterhin auch seine bisherigen seine Stärken ausspielen will: "Ein Sprint aus einer kleinen Gruppe liegt mir dann eben doch mehr als ein reiner Massensprint", verriet er.

Großen Druck, seine diesjährigen Leistungen in der kommenden Saison steigern zu müssen, verspürt Engelhardt nicht, zumal sein Vertrag bereits vorzeitig bis Ende 2025 verlängert wurde. "Das nimmt natürlich Druck weg. Aber es herrscht schon eine andere Erwartungshaltung - vom Team und von mir selbst. Das ist aber eher motivierend und nicht unangenehm. Und ein bisschen Druck gehört ja auch dazu", schloss er.

Data powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

06.01.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2023 im Überblick

(rsn) – Auch in diesem Jahr haben wir wieder mit Hilfe eines eigens dafür erstellten Punkteschlüssels den besten Fahrer des deutschsprachigen Raums ermittelt. In unserer Rangliste finden Sie die P

06.01.2024Hirschi: Trotz Handgelenksbruch reihenweise Top-Ergebnisse

(rsn) – Ein Etappensieg bei einer Grand Tour oder ein Erfolg bei einem großen Klassiker ist Marc Hirschi (UAE Team Emirates) in der vergangenen Saison verwehrt geblieben. In der gesamten WorldTour-

05.01.2024Küng: Achterbahnfahrt knapp unter den eigenen Ansprüchen

(rsn) – Auf Gran Canaria ist Stefan Küng ins neue Jahr gestartet. Der 30-Jährige verbringt, bevor in der kommenden Woche die Teampräsentation von Groupama – FDJ für die neue Saison ansteht, no

04.01.2024Gall: “Spätzünder“ mit steiler Entwicklungskurve

(rsn) – Als erst vierter Straßenradfahrer wurde Felix Gall (AG2R - Citroën) in Österreich als Sportler des Jahres ausgezeichnet. Maßgeblich dafür war seine herausragende Leistung bei der Tour d

03.01.2024Großschartner: Begeistert von erster Saison an Pogacars Seite

(rsn) – Im vergangenen Winter zog es Felix Großschartner in die Vereinigten Arabischen Emirate. Nach dem Wechsel von Bora – hansgrohe zu UAE Team Emirates wurde “Edelhelfer mit Freiheiten“ zu

02.01.2024Schmid: Die starken Leistungen des Vorjahrs bestätigt

(rsn) – Als Fünfter der Rangliste 2023 hat Mauro Schmid (Soudal – Quick-Step) sein starkes Ergebnis aus dem Vorjahr, als er sogar den dritten Platz belegt hatte, eindrucksvoll bestätigt. Der Sch

01.01.2024Kämna: Richtig guten Sport geboten

(rsn) - Lennard Kämna (Bora - hansgrohe) kann auf eine starke Saison zurückblicken und wurde im rsn-Ranking folgerichtig bester Deutscher. Der Schlüssel zum Erfolg für den 27-Jährigen war, dass

31.12.2023Politt: Mit langem Anlauf zum ersten Zeitfahrtitel

(rsn) - Seit 2016 landete Nils Politt (Bora - hansgrohe) bei den Deutschen Zeitfahrmeisterschaften immer unter den besten Fünf. Nur ein Sieg war ihm bisher nicht vergönnt gewesen. Dies änderte sic

29.12.2023Zwiehoff: Aus dem Experiment wurde ein voller Erfolg

(rsn) – Die Geschichte von Ben Zwiehoff ist inzwischen hinlänglich bekannt. Der gehobene Mittelklassemountainbiker – sein bestes Ergebnis im Weltcup war Platz 23 in Nove Mesto – und Gelegenheit

28.12.2023Zimmermann: Perfekter Dauphiné-Tag macht Lust auf mehr

(rsn) – Georg Zimmermann (Intermarché - Circus - Wanty) hat auch 2023 bewiesen, dass er zu Deutschlands besten Radprofis zählt. Der Augsburger feierte einen Etappensieg beim Critérium du DauphinÃ

28.12.2023Konrad: Viele Helferaufgaben im finalen Bora-Jahr

(rsn) – Es war für Patrick Konrad (Bora – hansgrohe) eine lange Saison, die vor allem eine große Veränderung mit sich brachte. Denn nach zehn Jahren verlässt der Niederösterreicher die Raubli

26.12.2023Lipowitz: Als Neoprofi viel gelernt und zweimal gejubelt

(rsn) – In seiner ersten Saison bei den Profis wusste Florian Lipowitz nicht nur als zuverlässiger Helfer zu überzeugen. Der Neuzugang von Bora – hansgrohe trug sich zudem mit gleich zwei Siegen

Weitere Radsportnachrichten

16.06.2025O’Connor legt im Kampf um Tour-de-Suisse-Titel vor

(rsn) – Ben O’Connor (Jayco – AlUla) hat im Kampf um die Gesamtwertung bei der Tour de Suisse (2. UWT) schon auf der 1. Etappe um Küßnacht einen großen Vorteil gegenüber seinen Klassement-Ko

16.06.2025Gegen den Frust konzentriert sich Evenepoel auf sich selbst

(rsn) – Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) trug nach seinem deutlichen Sieg im Zeitfahren beim Critérium du Dauphiné das Gelbe Trikot. Vier Tage später, am Ende der Rundfahrt, wich der Trium

16.06.2025Buchmann und seine Formkurve klettern in Richtung Tour

(rsn) – Während Florian Lipowitz (Red Bull – Bora – hansgrohe) mit seinem Podestplatz und als neuer deutscher Hoffnungsträger für die Gesamtwertung bei großen Rundfahrten in der vergangenen

16.06.2025Pogacar sieht wenig Verbesserungsbedarf nach Dauphiné-Triumph

(rsn) – Nach dem Zeitfahren von Saint-Péray auf Etappe 4 gab es kurzzeitig etwas Hoffnung bei der Konkurrenz von Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG), der Weltmeister sei in diesem Sommer schla

15.06.2025Das gesamte Peloton verabschiedet Bardet mit einem Spalier

(rsn) - Im letzten Rennen seiner Karriere schloss sich für Romain Bardet (Picnic – PostNL) beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) in gewisser Weise ein Kreis. Der Franzose zeigte sich in seiner gewo

15.06.2025Vingegaard kennt seine Baustellen nach Tour-Generalprobe

(rsn) – Man kann Jonas Vingegaard und seinem Team Visma – Lease a Bike nicht vorwerfen, dass sie es nicht versucht hätten. In den Bergen waren alle Versuche gegen Tadej Pogacar (UAE – Emirates

15.06.2025Van der Poel verpasst Grün, aber freut sich über harte Woche

(rsn) – Ein winziges Pünktchen hat Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) am Ende des 77. Critérium du Dauphiné (2.UWT) gefehlt, um das ab Etappe 3 von ihm getragene Grüne Trikot auch mit

15.06.2025Evenepoel: “Manchmal nehmen sie einem die Moral“

(rsn) - Das 77. Critérium du Dauphine (2.UWT) gab einen Vorgeschmack, was wir von der kommenden Tour de France erwarten dürfen. Gesamtsieger Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) und der Zweitpla

15.06.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

15.06.2025Highlight-Video der 1. Etappe der Tour de Suisse

(rsn) - Die 1. Etappe der Tour de Suisse ist zur Angelgenheit der Ausreißer geworden. Bei einsetzendem Regen ließen es die Top-Favoriten auf den Gesamtsieg größtenteils ruhig angehen, doch gleichz

15.06.2025Highlight-Video der 8. Etappe des Critérium du Dauphiné

(rsn) - Lenny Martinez (Bahrain Victorious) hat am Plateau du Mont-Cenis die Schlussetappe des Critérium du Dauphiné gewonnen und sich eine gute halbe Minute vor den großen Favoriten ins Ziel geret

15.06.2025Grégoire rauscht in Regenschlacht von Küssnacht zum Auftaktsieg

(rsn) – Romain Grégoire (Groupama – FDJ) hat die 1. Etappe der Tour de Suisse (2.UWT) in Küssnacht gewonnen. Der Franzose setzte sich an einem verregneten Nachmittag am Vierwaldstättersee als S

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Suisse (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Giro d`Italia Next Gen (2.2u, ITA)