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26.06.2024 | (rsn) – Nach zehn Jahren mit Bora als erstem Titelsponsor ist für denn Rennstall von Ralph Denk am Mittwoch im Hangar-7 in Salzburg eine neue Ära offiziell angebrochen. Nachdem Red Bull zu Jahresbeginn bereits 51 Prozent an der Betreibergesellschaft der Radsport-Mannschaft erworben hatte, ist der Einstieg des Getränkeherstellers aus Österreich nun vollständig abgeschlossen und wird ab sofort auch im Teamnamen sowie auf Bekleidung, Fahrrad, Teamfahrzeugen, Helm und überall sonst sichtbar.
Ab sofort tragen die Fahrer den Bullen auf der Brust, auf einem sehr, sehr dunklen Blau – und werden auf weiß-silbrigen Specialized-Bikes unterwegs sein – mit dem berühmten Red-Bull-Helm auf dem Kopf.
Mit einer großen Präsentation vor zahlreichen Medienvertretern und Partnern sowie Team- und auch Sponsorenmitarbeitern ist der Rennstall, der ab sofort Red Bull – Bora – hansgrohe heißen wird, in dieses neue Zeitalter gestartet. Denk, bislang Mehrheitseigentümer, fungiert ab sofort als Geschäftsführer (CEO) des Radsport-Teams.
Der Zeitpunkt des Re-Brandings kommt aber natürlich nicht von ungefähr. Im Hangar-7, zwischen Formel-1-Boliden und Flugzeugen sowie anderen Motorsport-Schmuckstücken aus dem Hause Red Bull, präsentierte man am Mittwoch auch den Kader für die am Samstag in Florenz beginnende Tour de France. Angeführt von Kapitän Primoz Roglic will man bei der 111. Frankreich-Rundfahrt erstmals in der Teamgeschichte ums Gelbe Trikot kämpfen.
Unterstützt werden soll der Slowene dabei von den Kletter-Assen Jai Hindley und Aleksandr Vlasov, dem Italiener Matteo Sobrero, dem Luxemburger Bob Jungels, dem Niederländer Danny van Poppel, dem Österreicher Marco Haller und dem Deutschen Nico Denz. Sie alle bestiegen mit dem Großteil des Staffs für die Tour nach der Präsentation gegen 19:30 Uhr direkt vor dem Hangar-7 das wohl beeindruckendste Schmuckstück der Red Bull-Flugzeugsammlung, eine Douglas DC-6B aus dem Jahr 1958. Sie brachte das Team am Abend über die Alpen in Richtung Grand Départ nach Florenz.
Mit diesem Oldtimer-Flieger ging es für das Team von Salzburg nach Florenz. | Foto: Red Bull Content Pool
"Es ist schön: Alle Trainings sind absolviert. Jetzt pinnen wir die Nummern ans Trikot und los geht's", sagte Roglic gut eine Stunde vor dem Abflug zu radsport-news.com und scherzte auch mit Blick auf den Red-Bull-Einstieg in Anlehnung an deren Werbeslogan: "Hoffentlich geben die neuen Flügel Extra-Rückenwind. Die hätte ich mir schon früher gewünscht, als ich noch Skispringer war."
Ansonsten hielt sich Roglic am Mittwochnachmittag in Salzburg eher bedeckt. In seiner gewohnten Manier schwang der 34-Jährige keine großen Reden, war eher schon im Tour-Tunnel. Das Vorhaben, seinen Ex-Teamkollegen und Titelverteidiger Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) sowie Giro-Sieger Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) zu bezwingen, es benötigt eben vollen Fokus. Vor allem, da man bei Red Bull – Bora – hansgrohe nun noch mehr im Rampenlicht zu stehen scheint und vor allem auch das Selbstverständnis immer weiter wächst.
"Wir würden uns komplett unterschätzen, wenn wir sagen, dass wir da der Underdog sind", meinte Sportdirektor Rolf Aldag. "Als Team sind wir wahrscheinlich stärker und erfolgreicher als Visma in diesem Jahr. Die haben natürlich den amtierenden Tour-Sieger, aber als Team stehen wir dem in nichts nach. Ich glaube schon, dass wir breiter aufgestellt sind. Die einen entscheiden sehr emotional, UAE, die anderen sind sehr Plan-affin, Visma. Und wir sind glaube ich sehr flexibel und offen. Wir werden unsere Chancen suchen, denn es gibt keine Tour de France ohne Chancen. Man muss sie nur auch ergreifen."
Rolf Aldag und Ralph Denk enthüllen das neue Rad-Design des Specialized Tarmac SL8. | Foto: Red Bull Content Pool
Denk erklärte außerdem schon auf der Bühne bei der Präsentation zuvor zum langfristigen Ziel nach dem Red-Bull-Einstieg: "Unser Projekt war schon immer ambitioniert, aber jetzt haben wir ganz klar die Spitze im Blick, wollen unseren Sport prägen und zur attraktivsten Marke werden." Sky's the limit also quasi. Konkreter wurde er später in den Medienrunden. So erklärte der Team-CEO, dass mit Hilfe der neuen Teameigentümer die Tour-Vorbereitung sogar bereits verbessert worden sei.
"Wir hatten bisher nur ein gewisses budgetäres Volumen und mussten immer den Spagat machen, wie viel davon man wofür einsetzt. Der Anteil für Performance-Maßnahmen aber kann ja eigentlich nie groß genug sein und war bisher eher schlank. Durch die Ankunft von Red Bull wird er größer und wir können mehr machen", sagte Denk und konkretisierte: "Wir waren jetzt fünf Wochen mit sechs Mann in der Höhe in der Vorbereitung. Das hätten wir uns vor einem Jahr nicht leisten können."
Außerdem helfe das Athlete Performance Center von Red Bull, indem sich beispielsweise Lennard Kämna momentan zur zweiten Phase seiner Reha aufhält, dem Team sehr – sowohl mit dem aktuellen Kader, als auch beim Talentscouting perspektivisch und bei Neuverpflichtungen. "Die Fahrer dort auf den Prüfstand zu stellen, bevor man viel Geld ausgibt, um einen zu verpflichten, ist auch ein Schritt", so Denk, der außerdem betonte, die Budgets der großen Konkurrenzteams UAE, Visma oder Ineos nicht zu kennen. "Das Wichtigste ist aber nicht, das größte Budget zu haben, sondern es am effektivsten einzusetzen. Das ist mein Job als CEO."
Gut besucht war die Launch-Veranstaltung von Red Bull – Bora – hansgrohe in Salzburg drei Tage vor dem Tour-Start. | Foto: Red Bull Content Pool
Man darf erwarten, dass sich viel bei Red Bull – Bora – hansgrohe in der neuen Ära des Teams ändert. Trotzdem, das betonte Denk in den letzten Monaten immer wieder, ist dem alten Mehrheitseigner und jetzigen Geschäftsführer wichtig, dass die lokale Verbundenheit und Identität bestehen bleibt und auch die Wurzeln des Teams nicht vergessen werden.
Auch Bora-Chef Willi Bruckbauer und hansgrohe-Vorstand Hans Jürgen Kalmbach waren Teil der Präsentation und kamen auf der Bühne zu Wort. Ihre Firmen bleiben als Co-Namenssponsoren an Bord und Bruckbauer betonte, dass auch er in der neuen Zusammenarbeit mit Red Bull für seine Firma einen Zugewinn sehe. Durch die Bekanntheit von Red Bull werde auch der Markenname Bora jetzt noch weiter verbreitet, erklärte er.
Red Bull-CEO Oliver Mintzlaff dagegen hielt sich zurück, sprach nicht auf der Bühne und war auch nicht für Interviews verfügbar. Das Team stehe im Mittelpunkt, erklärte er. In der Pressemitteilung zum Launch aber ließ er sich trotzdem zitieren.
"Wir sind sehr ehrgeizig", sagte er da und sprach vom Gewinn der großen Rundfahrten und bedeutendsten Rennen, aber vor allem auch von der Bedeutung von Nachwuchsförderung für Red Bull. "Wir haben in vielen Sportarten gezeigt, wie man mit einer klaren Vision, der Entwicklung von Talenten sowie Professionalität und Innovation im Sport diese Ziele erreichen kann", so Mintzlaff, der sich außerdem auch für die Treue von Bora, hansgrohe und Specialized als weiterhin an Bord bleibenden Partnern bedankte.