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18.07.2024 | (rsn) – Nachdem Biniam Girmay (Intermarché – Wanty) auf der 16.Tour-Etappe gestürzt war, erhielten seinen Teamkollegen eine Art Fluchtgruppenverbot. Denn das Grüne Trikot, das bis dahin fest auf den Schultern des Eritreers saß, geriet gegen Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) plötzlich doch noch in Gefahr. Eine Ausnahme gab es im belgischen Team dann doch: Georg Zimmermann erhielt freie Fahrt, wie der Augsburger vor der 18. Etappe in Gap gegenüber RSN ankündigte.
Zimmermann war der einzige deutsche Profi in der nicht weniger als 36 Fahrer umfassenden Ausreißergruppe, die vom Feld einen großen Vorsprung zugestanden und den Tagessieg unter sich ausmachte. Den holte sich nach 179,5 Kilometern in Barcelonette der Belgier Victor Campenaerts (Lotto – Dstny), der sich 35 Kilometer vor dem Ziel mit dem Franzosen Mattéo Vercher (TotalEnergies) und Michal Kwiatkowski (Ineos Grenadiers) abgesetzt hatte und seine beiden Begleiter schließlich im Sprint schlug.
Zimmermann kam in der zweiten Verfolgergruppe 37 Sekunden hinter dem Sieger ins Ziel und belegte Rang 23. "Heute hadere ich ein bisschen mit dem Ergebnis. Am vorletzten Anstieg fehlten mir ein oder zwei Kilometer – das war der entscheidende Moment, an dem ich ein bisschen zu früh ein bisschen zu viel investiert hatte", sagte er gegenüber der ARD und bemängelte, genau dort kein Pulver mehr gehabt zu haben, als es drauf ankam. "Man kennt das, irgendwann ist man einfach platt und das ist heute drei Kilometer zu früh eingetreten. Vorher konnte ich mitgehen und war selbst vorne mit dabei, am Ende musste ich genau im entscheidenden Moment Federn lassen."
Zwar sah es einige Zeit so aus, als hätten die Verfolger noch eine Chance auf das Toptrio aufzuschließen, doch es fehlte die Einigkeit und nachdem sich auch noch eine weitere Gruppe gelöst, bestand kaum mehr Interesse an der Nachführarbeit. "Ich kann mir heute wenig Vorwürfe machen, aber ein paar waren etwas stärker und haben verdient gewonnen", meinte Zimmermann, der sich zuvor ganz gut gefühlt hatte.
Allerdings kam lange Zeit keine kleinere Gruppe weg. "An dem langen Anstieg habe ich gemerkt, dass ich richtig gute Beine habe, als Healy attackiert hat. Wir hatten auch eine Lücke in der Abfahrt, das wäre ideal gewesen, aber manchmal braucht man ein Quäntchen Glück und das hatte ich heute nicht", beschrieb Zimmermann die sich kurzzeitig auftuende Chance.
Vor der Tour hatte er von einem Etappensieg geträumt, dieser hat sich nicht erfüllt. Auch deshalb zog er eine zwiespältige Bilanz von diesem 18. Tagesabschnitt, der wie gemacht war für Ausreißer. “Ich kann mir heute wenig Vorwürfe machen, aber ein paar waren etwas stärker und haben verdient gewonnen. Ich bin jetzt 26 Jahre alt, ich will eigentlich kein Lehrgeld mehr zahlen, sondern Resultate einfahren“, ließ er dann doch etwas Frust erkennen.
Zumal er sich über die kommenden beiden ultra-schweren Etappen in den Alpen keine Illusionen machte. "Die nächsten beiden Tage werden für 70 Prozent des Feldes eine Radtouristikfahrt als ein echtes Rennen. Pogacar fährt sieben Watt pro Kilo am Berg, ich vielleicht sechs. Da braucht man sich keine Illusionen machen und kann das schöne Bergpanorama aufsaugen“, fügte er an.