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27.06.2024 | (rsn) - Knapp 300 Meter. Mehr fehlten Georg Zimmermann (Intermarché – Wanty) im vergangenen Jahr nicht zum Etappensieg bei der Tour de France. Bei über 40 Grad gehörte der Augsburger zu einer starken Spitzengruppe, ehe er in Issoire an der Flamme Rouge antrat. Kurz darauf holte ihn Pello Bilbao (Bahrain Victorious) ein und startete den Sprint. Zimmermann wuchtete sich in einem großen Gang zwar wieder an das Hinterrad des Spaniers, kam aber nicht mehr an ihm vorbei und musste sich mit Rang zwei begnügen.
Zwölf Monate später bietet sich für Zimmermann bei seiner vierten Tour die nächste Chance. Bisher erreichte er jedes Jahr mindestens eine Top-Ten-Platzierung, so knapp wie 2023 war es aber noch nicht.
___STEADY_PAYWALL___Derweil wird sich der 26-Jährige auch bei der 111. Frankreich-Rundfahrt nicht ausschließlich auf persönliche Ambitionen konzentrieren können. “Die Zielsetzung ist eigentlich die gleiche wie in den vergangenen drei Jahren“, sagte Zimmermann nach der Deutschen Meisterschaft zu radsport-news.com. "Wir versuchen, mit Louis Meintjes das bestmögliche Ergebnis in der Gesamtwertung herauszuholen. Dabei war ich zuletzt immer ein verlässlicher Partner in den Bergen."
In der belgischen Equipe zählt er auch zu den wenigen Fahrern, die dem Südafrikaner auch im Hochgebirge noch länger zur Seite stehen können. Abgesehen von Zimmermann und Meintjes verdient wohl nur Kobe Goossens den Titel "Bergfahrer".
Als diese beiden 2022 letztmals gemeinsam die Tour in Meintjes‘ Diensten bestritten, lief es sehr gut– der Kapitän wurde Siebter in der Gesamtwertung und Zweiter auf der Etappe nach Alpe d’Huez. Nachdem er im vergangenen Jahr wegen eines Schlüsselbeinbruchs die Tour auf der 14. Etappe verlassen musste, will Meintjes diesmal wieder in die Top Ten und dabei soll ihn der Deutsche unterstützen.
2022 erreichte Louis Meintjes mit Georg Zimmermann als Helfer die Top Ten in der Gesamtwertung. | Foto: Cor Vos
Das ist nicht die einzige Karte, die Intermarché spielen kann. Fünf der acht Fahrer des Tour-Aufgebots haben ihre Stärken eher auf Flachetappen – an erster Stelle Biniam Girmay. Ihm zur Seite stehen die erfahrenen Mike Teunissen und Gerben Thijssen sowie Hugo Page und Laurenz Rex, beide wie Thijssen Tour-Debütanten. Keiner in der Equipe wird auf einer Tour-Etappe als Topfavorit gehandelt. Dem Eritreer Girmay ist ein Sieg wohl am ehesten zuzutrauen, die Ergebnisse waren seit seinem Durchbruch 2022 jedoch nicht mehr ganz auf Top-Niveau.
Zimmermanns Rolle könnte sich also noch ändern: "Wir haben offizielle Anfahrer für unsere Sprinter, der Rest hilft, so gut er kann", sagte er. "Mag sein, dass sich das mal einen Tag nicht ausgeht, aber eigentlich sind Kobe Goossens und ich da schon mit eingeplant."
Die größte Chance dürfte in Ausreißergruppen liegen. Das gilt für das Team wie auch für Zimmermann persönlich. “Ein weiteres großes Ziel des Teams ist es, eine Tour de France Etappe zu gewinnen.“ Das ist der Equipe in sechs Anläufen bei der Grand Boucle noch nicht gelungen.
Für Zimmermann war Frankreich bisher immer ein gutes Pflaster. Den größten Sieg seiner Karriere feierte er im vergangenen Jahr beim Critérium du Dauphiné – quasi eine Generalprobe für den Tour-Jubel. Seinen ersten Profi-Sieg feierte er bei der Tour de l’Ain 2021.
Biniam Girmay ist der Sprint-Kapitän im Intermarché-Wanty-Team. | Foto: Cor Vos
"Die Zielsetzung des Teams überschneidet sich mit meinem persönlichen Ziel – das passt also. Warum nicht dieses Jahr?", fragte Zimmermann nach der DM. "Die Vorbereitung ist gut gelaufen, ich fühle mich fit." In der vergangenen Saison war er extrem nah dran – diesmal kann er sogar noch eine Stufe höher klettern.
Das Selbstvertrauen dazu hat er, dazu wird er aber auch ein wenig mehr Glück brauchen als beim letzten Mal.