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25.06.2025 | (rsn) – Die ARD-Dopingredaktion um Hajo Seppelt, Sebastian Krause, Lea Löffler und den auch für radsport-news.com tätigen Tom Mustroph hat in ihrer neuesten Dokumentation "Im Windschatten" dargestellt, wie einfach es ist, ein sogenanntes 'Multicomponent Collection System' als Herzstück für Blutdoping-Machenschaften zu beschaffen – auch ohne medizinische Zwecke vorzuweisen und mit klarem Hinweis darauf, das Gerät bei bevorstehenden Sport-Events einsetzen zu wollen.
Mit versteckten Kameras und Mikrofonen besuchte ein Reporter-Team der ARD das slowenische Unternehmen Medico Tehna in Ljubljana, gab sich Radsportenthusiasten mit Kontakten zu Mäzenen in der Radsportszene aus und bekundete Interesse am Kauf der Maschine, die inklusive Zubehör bis zu 50.000 Euro kostet, um Radsportler schneller zu machen.
Zunächst wies Medico Tehna daraufhin, dass man nur an ein anderes Unternehmen verkaufen könne, nicht an Privatpersonen. Bei einer zweiten Kontaktaufnahme der ARD-Dopingredaktion per Telefon, diesmal schon mit dem Hinweis eine Radsport-Managementfirma zu sein, zögerten Vertreter von Medico Tehna weiterhin mit dem Verweis darauf, dass man "mal ein paar Probleme" gehabt habe, weil Sportler das Gerät zum Dopen benutzt hatten, obwohl es "ja eigentlich für medizinische Behandlungen vorgesehen" sei. Man müsse zunächst mit dem Manager der Firma sprechen.
Nach einer dritten Kontaktaufnahme mit Bitte um Rückruf meldete sich das slowenische Unternehmen einige Tage später dann aber doch noch zurück und bestätigte, dass man verkaufen würde und die Maschine bereits in zwei bis drei Wochen liefern könne.
Auch bei diesem Telefonat erwähnte die ARD-Redaktion noch einmal, dass es geplant sei, die Maschine bei bevorstehenden Sportereignissen einzusetzen. Am Verkaufswillen von Medico Tehna änderte das, wie die Dokumentation klar darlegt, nichts.
Die slowenische Firma war bereits vor sechs Jahren in die Ermittlungen rund um die 'Operation Aderlass' verwickelt gewesen, weil sie dem Erfurter Doping-Arzt Mark S. als Anlaufstelle gedient hat. In den neuerlichen Recherchen zur neuen Dokumentation stieß die Dopingredaktion der ARD nun auch auf Chat-Mitschriften zwischen Mark S. und zwei Komplizen, in denen Medico Tehna erwähnt wurde.
Unter anderem fragte einer der Komplizen von Mark S. dabei: "Mark, muss ich bei Medico Tehna Trinkgeld zahlen? Wenn ja, wie viel?" Der Erfurter Arzt antwortete, er solle der Kontaktperson der Firma 100 Euro zustecken, "aber wirklich nur, wenn ihr allein seid und es keiner sieht". Bei den Gerichtsverfahren im Zuge der Operation Aderlass wurde ein Mitarbeiter von Medico Tehna zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und neun Monaten verurteilt.