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23.09.2025 | (rsn) – Was tut Ruanda nicht alles, um es dem Radsportweltverband UCI so recht wie möglich zu machen, damit das Land so positiv wie möglich aus den ersten afrikanischen Straßenrad-Weltmeisterschaften zu gehen. Kurzfristig wurden da nun sogar die Straßen zwischen den Einzelzeitfahren der Juniorinnen und Junioren gesperrt, damit die die Fahrerinnnen und Fahrer für die Mixed-Staffel nochmal auto- und motorradfrei trainieren können. Sich allein durch den Verkehr zu schlängeln, ist vielleicht noch möglich. In Formation zu Dritt mit Kopf nach unten: eher ein Selbstmordkommando.
Vor allem dann, wenn Geschwindigkeiten von über 90 km/h zustande kommen. So gesehen auf der Highspeed-Abfahrt die Cote de Nyanza hinunter im Training des deutschen Männer-Trios. Idealerweise sind Miguel Heidemann, Jonas Rutsch und Louis Leidert, der Maximilian Schachmann ersetzen wird, dort auch im Rennen noch gemeinsam unterwegs. ___STEADY_PAYWALL___
“Zu Dritt bis zum Kopfsteinpflaster zu kommen, das wäre das ideale Szenario“, sagte Bundestrainer Jens Zemke gegenüber RSN nach jener zusätzlichen Trainingsgelegenheit am Tag vor dem Rennen. “Wir müssen dann zwei haben, die zusammenbleiben und sich bis zum Ziel schleppen. Normalerweise Jonas als gestandener WorldTour-Profi, und Miguel der sehr starkes Zeitfahren gefahren sind. Aber wenn wir das heute nochmal anders analysieren, das ist dann auch okay. Wobei Louis ja auch besonderes Selbstbewusstsein hat.“
Bei der Straßen-WM in Zürich 2024 verpasste die deutsche Mixed-Staffel nur hauchdünn Gold. | Foto: UCI
15 Teams gehen in Kigali an den Start. “Sieben davon mit hohem Niveau, manche davon stärker bei den Mädels, andere stärker bei den Männern“, so Zemke, der dennoch das Podium zum Ziel erklärte: “Bisher haben wir immer um Medaillen gekämpft, das muss diesmal auch so sein.“ Die Schweiz sieht er als heißeste Kandidaten auf Gold, dicht gefolgt von den Australiern, den amtierenden Weltmeistern. Darüber hinaus werden auch die Franzosen hoch gehandelt. Ebenfalls in Schlagdistanz: Italien.
Zumindest ist das auf dem Papier so. Ein Blick auf die Startliste zeigt: So gut wie diesmal war die Mixed-Staffel nationenübergreifend wahrscheinlich noch nie besetzt. Jan Christen, Stefan Küng, Mauro Schmid sowie Marlen Reusser, Jasmin Liechti und Noemi Rüegg für die Schweiz. Bruno Armirail, Paul Seixas, Pavel Sivakov und Cédrine Kerbaol, Juliette Labous sowie Maeva Squiban für Frankreich. Michael Matthews, Luke Plapp, und Jay Vine mit Brodie Chapman, Amanda Spratt und Felicity Wilson-Haffenden für Australien. Da steckt ganz viel Klasse drin. Aber hier und da Verstärkung aus der U23. Deutschland ist damit also nicht allein.
Im vergangenen Jahr gewann Australien WM-Gold in der Mixed-Staffel. | Foto: UCI
Am ausgeglichensten besetzt wirkt die französische Staffel. Das sagte auch Labous. “Obwohl wir hier auf der Straße nicht gemeinsam trainieren konnten, haben wir doch den kleinen Vorteil, dass wir in unseren Leistungen gleich stark bergauf sind“, so die Hoffnung der 26-Jährigen im Plausch mit RSN. “Auch technisch sind wir drei Frauen auf dem gleichen Level, so dass wir ein gutes Gefühl füreinander auf der Strecke haben sollten.“
Zustimmung fand das bei der Französischen Zeitfahrmeisterin Kerbaol: “Wir werden auf die Goldmedaille gehen und versuchen, dafür alles zu geben“, kündigte sie gegenüber RSN an. Aus Männersicht ergänzte Paul Seixas: “Das Einzelzeitfahren war gut für unser Mindset für die Staffel. Wir haben einen Schritt gemacht und wollen diesen für die Staffel in unserem Kopf behalten. Alle haben verstanden, dass es hier nicht einfach ist, Rennen zu fahren. Wir wollen gemeinsam 200 Prozent geben. Für den Mittwoch müssen wir aus unseren Fehlern lernen und uns dann einfach konzentrieren."
Go for Gold lautet auch das Motto in der Schweiz. “Wir haben hohe Ambitionen“, erklärte Nationalcoach Michael Schär bei RSN. “Und ein Superteam. Die Männer mit den drei Top-Cracks Küng, Schmid und Christen sind ein Top-Team, sehr ausgeglichen, bei den Frauen ein bisschen weniger.“ Dafür soll dort Einzel-Weltmeisterin Reusser die Kohlen aus dem Feuer holen. “Sie hat bereits abgeliefert", so Schär.
Zeitfahrweltmeisterin Marlen Reusser peilt in der Mixed-Staffel ihre zweite Goldmedaille an. | Foto: Cor Vos
Reusser selbst sieht sich und die Schweiz gut vorbereitet. “Für die Mixed-Staffel haben wir ein cooles Team, alle sind sehr motiviert und wollen es unbedingt“, sagte sie RSN. “Die Nominierung für die Staffel kam spät und im Trainingslager haben wir noch daran gefeilt, welches die beste Besetzung sein könnte. Es gab da mehrere Kandidatinnen und wir haben im Engadin (eines der höchstgelegen Täler Europas in der Schweiz, d. Red.) auch noch mehrfach gemeinsam trainieren können.“
Während sowohl die Schweiz als auch Frankeich, Italien und Australien jeweils schon eine Medaille im Sack haben, steht das deutsche Team bislang noch ohne Edelmetall dar. Die Staffel dürfte auch mit Blick auf die noch anstehenden Straßenrennen die beste Gelegenheit sein, daran etwas zu ändern.
Heidemann sah sein Team vor dem Wettkampf in einer “Joker-Rolle“. Und auch Antonia Niedermaier, die neben Franziska Koch und Liane Lippert das deutsche Frauen-Trio bildet, gab sich “zuversichtlich. Teamzeitfahren ist etwas ganz anderes, man kann sich gegenseitig nochmal etwas hochpushen. Es wird auf jeden Fall hart. Wir sind bei den Damen schon mal gut aufgestellt. Und ich denke die Jungs können auch was rausholen", fügte die Sechste des Einzelzeitfahrens an.