Das sind die Strecken der EM 2025

Zeitfahrparcours für alle, “Tal der Hölle“ Scharfrichter im Straßenrennen

Von Sebastian Lindner

Foto zu dem Text "Zeitfahrparcours für alle, “Tal der Hölle“ Scharfrichter im Straßenrennen"
Szene des EM-Straßenrennens von 2024 | Foto: Cor Vos

30.09.2025  |  (rsn) – Nicht ganz so schwer wie die Strecken der Weltmeisterschaften in Ruanda, aber immer noch alles andere sprinterfreundlich: So lassen sich wohl die Kurse für die Europameisterschaften 2025 in den französischen Departments Drome und Ardèche im Alpenvorland charakterisieren. 

Bei einem ersten Blick auf die Streckenkarten und die Profile lässt sich der Eindruck gewinnen, der europäische Radsportverband UEC habe es sich einfach gemacht. Alle Zeitfahren werden auf ein und derselben Strecke ausgetragen, die Straßenrennen bestehen aus zwei Rundkursen, die für die einzelnen Wettbewerbe nur in unterschiedlciher  Reihenfolge zusammengewürfelt sind. 

In erster Linie freut sich darüber aber der Schatzmeister, weil so weniger Personal und Material zur Absicherung der Strecken benötigt wird. Zudem ist die Planung  anwohnerfreundlich.

Abgesehen davon ist das Konzept durchaus spannend. Und dieselbe Strecke in den Zeitfahren macht die Angelegenheit vergleichbarer. Neu ist das aber nicht, schon vor einem Jahr in Limburg wurde so verfahren, dass lediglich die Juniorinnen eine kürzere Variante fahren.

Die Einzelzeitfahren der Straßen-EM 2025

Auf die Junioren und die beiden U23-Klassen sowie weibliche wie männliche Elite warten 24 Kilometer mit knapp 200 Höhenmetern. Das Profil sieht recht wild aus, der Blick auf den Maßstab relativiert das ganze aber wieder. Zwischen dem Start in Loriol-sur-Drome und dem Ziel in Étoile-sur-Rhone verbleiben dennoch zwei Anstiege. 

Das ist einerseits die Mur d`Allex, die – wie Teile der Straßenrennen –  im März auch immer wieder Teil der Faun Drome Classic (1.Pro) ist. Sie wartet genau zur Hälfte der Strecke in der Ortschaft, die ihr den Namen gab. Die EM-Teilnehmer fahren sie aber nicht komplett hoch, sondern biegen vor der Kuppe links ab. So bleiben etwa 500 mit 5,2 Prozent Steigung im Schnitt übrig. Maximal sind es zehn.

 

Das Profil der Einzelzeitfahren bei der EM 2025 | Foto: UEC

Die zweite Schwierigkeit wartet im Finale des Zeitfahrens. 1200 Meter vor der Ziellinie steigt das Profil nochmal merklich an. Hinauf zum Boulevard des Remparts müssen im Schnitt nochmal 4,7 Prozent bewältigt werden, maximal ist es knapp das Doppelte. Dabei ist allerdings auch eingerechnet, dass die letzten 100 Meter wieder leicht abschüssig sind.

Ansonsten besticht der Parcours durch seine Geradlinigkeit. Abgesehen von den letzten Metern hinauf zum Ziel, wo noch ein paar mehr schärfere Kurven anstehen, warten unterwegs nur drei, vier Richtungswechsel, wo es ohne zu bremsen nicht geht. Auch der Wind wird eine Rolle spielen, denn die kie komplette Strecke ist "waldfrei" und damit ungeschützt. Und über die kahlen, weitestgehend abgeernteten Felder wird der Wind ordentlich pfeifen.

Die Juniorinnen starten ihr Rennen nach der Mur d`Allex, sind dann aber auf exakt denselben Straßen unterwegs wie alle anderen Altersklassen. 12,2 Kilometer lang ist ihr Rennen.

Die Strecke der Einzelzeitfahren bei der EM 2025 | Foto: UEC

Die Mixed-Staffeln der EM 2025

Für die Mixed-Staffeln, sowohl die der U19 als auch die der Elite, warten jeweils insgesamt 40 Kilometer. Männer und Frauen fahren dabei jeweils eine 20 Kilometer lange Runde. Start und Ziel liegen in Étoile-sur-Rhone. Von dort geht es nach Allex. 

Nach der Mur, die ausgelassen wird, ist der Rückweg ins Ziel identisch mit dem aus den Einzelzeitfahren. Der Schlussanstieg ist die topgrafisch gesehen die einzige größere Herausforderung des Parcours.

Das Profil der Mixed-Staffeln bei der EM 2025 | Foto: UEC

Die Straßenrennen der EM 2025

Etwas weiter nördlich von Étoile-sur-Rhone liegt Valence, die Départment-Hauptstadt von Drome. Sie dient als Orientierungspunkt und liegt westlich der Rhone, doch das Geschehen in den Straßenrennen spielt sich auf der anderen Seite des Flusses ab – im Départment Ardèche. In Guilherand-Granges enden alle sechs Rennen. Abgesehen von denen der Elite starten sie auch dort. Das 11.000-Einwohner-Städtchen ist damit das Epizentrum der Europameisterschaft.

Um Guilherand-Granges herum hat die UEC zwei Rundkurse geplant. Im Grunde ist es sogar nur einer, der dann aber erweitert wird. Die kleine Runde ist 17 Kilometer lang, die große – welche die kleine einschließt – bringt es auf 34,7 Kilometer. Diese beiden Runden bilden das Gerüst der Straßenrennen. Beide werden durch einen wesentlichen Anstieg gekennzeichnet, sind ansonsten aber flach.

Die Kernrunde führt über die Côte du Val d’Enfer, den Anstieg zum Tal der Hölle. Grotesk geformte Felsformationen aus weißem Kalkstein sind die Namensgeber des Tals. Aus sportlicher Sicht sehen die "Daten aus der Hölle" so aus: Der kurze, knackige Anstieg ist 1700 Meter lang und bringt es dabei auf 9,3 Prozent Steigung im Schnitt, maximal werden es 14. Dazu gibt es nach einer Mini-Abfahrt noch eine etwa 200 Meter lange Gegensteigung.

Das Profil der Côte du Val d’Enfer | Foto: UEC

Auf der längeren Runde ist auch die Steigung länger. Zur kleinen Gemeinde St-Romain-de-Lerps, die nördlich des Ziels liegt, geht es 6,8 Kilometer bergauf, ganz kurze abschüssige Teilstücke inbegriffen. 7,3 Prozent durchschnittliche Steigung werden veranschlagt. Das erste Drittel davon, als Mur du Cornas bezeichnet, ist dabei der schwierigere, liefert Steigungsspitzen bis 13 Prozent und ist auch im Mittel zweistellig.

Das Profil des Anstiegs nach St-Romain-de-Lerps | Foto: UEC

Diese Runden werden je nach Altersklasse nun in unterschiedlichen Kombinationen gefahren. Für die Elite kommt dazu eine 47,4 Kilometer lange Anfahrt aus Süden. Gestartet wird in Privas, mit 8500 Einwohnern Hauptort des Départements Ardèche. Auch auf diesem Part gibt es genau einen Anstieg. Der folgt unmittelbar nach dem Start und wird teilweise sogar noch neutralisiert gefahren: der Col du Moulin à Vent. Knapp sieben Kilometer lang und nur 4,5 Prozent steil, wird er vor allem aufgrund seiner Lage im Rennen keine Rolle spielen.

Alle Strecken ein, dass die letzte Runde immer die kurze Kernrunde ist. Die Côte du Val d’Enfer ist jedes Mal der letzte Anstieg des Rennens. Nach der Gegensteigung sind es inklusive einer zwei Kilometer langen Abfahrt, die den Aufstieg in ihren Werten in etwa spiegelt, gut vier Kilometer flach ins Ziel mit sechs Kreisverkehren, von denen vier jeweils mit einem Richtungswechsel verbunden sind.

 

Die Strecke des Straßenrennens der Männer Elite bei der EM 2025 | Foto: UEC

Die Straßenrennen im Überblick:

Juniorinnen: 11,9 km flache Zusatz-Anfahrt + 3 kleine Runden = 62,9 km
Junioren: 2 große Runden + 2 kleine Runden = 103,4 km
Frauen U23: 2 kleine Runden + 1 große Runde + 1 kleine Runde = 85,7 km
Männer U23: 3 große Runden + 1 kleine Runde = 121,1 km
Frauen Elite: Anfahrt aus Privas + 1 kleine Runde + 1 große Runde + 1 kleine Runde = 116,1 km
Männer Elite: Anfahrt aus Privas + 3 große Runden + 3 kleine Runden = 202,5 km

Insgesamt sind die Strecken allesamt deutlich kürzer als bei den Weltmeisterschaften in Ruanda. Vor allem die U23-Klassen könnten damit zu Highspeed-Rennen werden, da wesentliche Teile des Starterfeldes aus dem Rennkalender über das ganze Jahr deutlich andere Distanzen gewohnt sind.

Das Profil des Straßenrennens der Männer Elite bei der EM 2025 | Foto: UEC

Das Profil des Straßenrennens der Frauen Elite bei der EM 2025 | Foto: UEC

Das Profil des Straßenrennens der Männer U23 bei der EM 2025 | Foto: UEC

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