Denk: “Versuchen, ihn als Team zu schlagen“

Red Bull und das Pogacar-Problem

Von Kevin Kempf

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Teamchef Ralph Denk beim Mediatag von Red Bull - Bora - hansgrohe | Foto: Cor Vos

10.12.2025  |  (rsn) – Der Nikolaus hat gerade erst die Stiefel gefüllt und der Weihnachtsmann ist sicherlich schon auf dem Weg nach Deutschland. Zeit also, um in Spanien über die Tour de France 2026 nachzudenken. Am 4. Juli beginnt in Barcelona das größte Radrennen der Welt und am Rande des Medientags von Red Bull – Bora – hansgrohe in Palma de Mallorca war das jetzt schon eines der ganz heißen Themen.

Denn mit dem Vorjahresdritten Florian Lipowitz und dem Dritten von 2024, Remco Evenepoel, schickt das deutsche WorldTour-Team eine bärenstarke Doppelspitze zum Grand Départ nach Katalonien. Doch ist eine Verbesserung des Bronzeplatzes überhaupt möglich? 

Evenepoel benötigte im vergangenen Jahr für die 21 Etappen 9:18 Minuten mehr als Sieger Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) und 3:01 Minuten mehr als der zweitplatzierte Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike). Sein deutscher Teamkollege hatte bei der jüngsten Austragung sogar glatte elf Minuten Rückstand auf Titelverteidiger Pogacar. Auch Vingegaard, der wieder Zweiter wurde, war mit 6:36 Minuten Vorsprung weit außer Reichweite des Tour-Debütanten.

Sowohl Pogacar als auch Vingegaard haben bereits angekündigt, 2026 erneut an der Grande Boucle teilnehmen zu wollen. Und vor allem Slowene machte diese Saison einen schier unschlagbaren Eindruck. “Wir sind uns alle einig, dass er ein phänomenaler Fahrer ist“, erkannte auch Red-Bull-Teammanager Ralph Denk an. “Wir werden aber versuchen, ihn als Team zu schlagen. Er ist der Beste, den wir je auf diesem Planeten gesehen haben. Um ihn zu schlagen, müssen wir auf Fehler warten – oder wir werden ihn mit einem superstarken Team knacken. Das werden wir herausfinden“, fügte der 52-Jährige an.

Schlechte Bilanz gegen die Nummer 1

Lipowitz schloss sich dem an. “Es wird superschwer, einen Pogacar oder Jonas zu schlagen, aber mit einer Doppelspitze hat man mehr Optionen, ein Rennen zu gestalten. Und das ist deutlich angenehmer“, sagte er am Medientag “Es gibt vielleicht ein paar Fahrer, die ihn an manchen Tagen schlagen können. Remco kann bei Eintagesrennen auch gut Paroli bieten“, so der Deutsche über seinen belgischen Teamkollegen.

In der Praxis kam Evenepoel im direkten Duell bei Eintagesrennen oder Rennen mit Massenstart zuletzt auf der 2. Etappe der Tour de France 2024 vor dem Weltranglistenersten ins Ziel. Damals wurde Evenepoel als Dritter der Favoritengruppe Tageszwölfter, Pogacar rollte zeitgleich zwei Positionen hinter ihm ins Ziel.

So schlecht wie die Bilanz des Doppel-Olympiasieger bei Massenstarts ist, so gut ist sie im Zeitfahren, wo es neun zu zwei für Evenepoel steht. Bei der WM in Kigali überholte er Pogacar sogar auf seinem Ritt zu Gold. Lipowitz kam nur einmal bei wichtigen Rennen vor Pogacar ins Ziel: Dazu benötigte er auf der 3. Etappe des Critérium du Dauphiné (2.UWT) eine 176 Kilometer lange Flucht, die er als Vierter  54 Sekunden vor dem Slowenen abschloss. Im Klassement hatte der dann aber wieder die Nase vorn – mit 2:38 Minuten Vorsprung.

“Ich selber will mir da gar nicht groß Gedanken machen. Wenn man in guter Form zu Rennen fährt, kann man schauen, was geht. Aber das ist nicht das Hauptziel“, machte sich Lipowitz im Gespräch mit mehreren deutschen Journalisten keine Sorgen. Er schaute lieber auf das, was er zu leisten vermag. “Mein Ziel ist es, die Form von 2025 wieder zu erreichen. Es wird von Jahr zu Jahr schwerer, die Leistung noch ein bisschen zu verbessern", so der 25-Jährige.

Werden die Bullen noch vom Lasso gelassen?

Auch ein weiteres Problem sah Lipowitz: “Die anderen werden mich nicht mehr so fahren lassen wie dieses Jahr. Deswegen wird es schwer, das Rennen zu gestalten.“ Bei der Tour 2025 hatten Pogacar & Co. dem Deutschen mehrmals noch etwas Spielraum gegeben, den er künftig sicher nicht mehr bekommen wird. Das wiederum macht es schwer, die Doppelspitze ideal auszuspielen, denn auch Evenepoel ist kein Fahrer, der von den Konkurrenten vom Lasso gelassen wird. 

Letztendlich wäre man bei Red Bull aber wohl auch mit einer Wiederholung des dritten Platzes zufrieden. “Ich bin ein Teamplayer und ich denke, Remco ist es auch. Am Ende wollen wir jemanden auf dem Podium haben und dann ist es egal, wer das ist“, so Lipowitz. 

Dass die deutschen Sportfans einen ganz bestimmten Ausgang vor Augen haben, schien er aber auch zu verstehen: “Der deutsche Radsport freut sich auch, wenn ich da wieder am Start stehe“, untertrieb Lipowitz dann allerdings etwas.

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