Vuelta a España: Nibali muss die Rivalen ziehen lassen

Barguil erlebt wieder einen besonderen Tag

Foto zu dem Text "Barguil erlebt wieder einen besonderen Tag"
Warren Barguil (Argos-Shimano) setzt sich im Zielsprint der 16. Vuelta-Etappe gegen Rigoberto Uran (Sky) | Foto: ROTH

09.09.2013  |  (rsn) – Gut einen Kilometer vor dem Ziel schien es, als ob Warren Barguil (Argos-Shimano) alle Hoffnungen auf seinen zweiten Etappensieg bei der diesjährigen Vuelta a Espana fahren lassen müsste. Da nämlich schloss der Giro-Zweite Rigoberto Uran (Sky) zum jungen Franzosen auf, der sich etwa zur Hälfte des gut 15 Kilometer langen, aber nicht sehr steilen Schlussanstiegs hinauf zur Skistation Áramon Formigal aus einer Ausreißergruppe davon gemacht hatte.

Für einen Moment schien es, als ob Barguil dem Kolumbianer nichts mehr entgegenzusetzen hätte; doch dann klemmte sich der 21 Jahre junge Bretone an das Hinterrad seines Konkurrenten und bezwang diesen in einem packenden Zielsprint in 1.800 Metern Höhe, wobei die Entscheidung letztlich im Foto-Finish fiel.

„Das war schon wieder so ein besonderer Tag. Ich bin hin und weg“, strahlte Barguil im Ziel und gab zu, dass seine Attacke eher spontan erfolgte. „Gestern habe ich mich nicht gut gefühlt, deswegen wollte ich es heute eigentlich ruhiger angehen lassen. Aber meine Beine fühlten sich im Verlauf der Etappe immer besser an und ich bin in die Ausreißergruppe mitgegangen. Im Schlussanstieg habe ich mich dann dazu entscheiden, es einfach mal zu probieren.“

„Barguil ist sehr stark, ich bin von ihm beeindruckt”, zollte Uran seinem Kontrahenten seinen Respekt. „Er ist nicht nur stark, sondern auch schlau. Er hat hier einen sehr guten Sprint gezeigt.“

Barguil hatte bereits die 13. Etappe der Spanien-Rundfahrt gewonnen – am Freitag gelang ihm das Kunststück ebenfalls als Ausreißer, wenn auch mit deutlich größerem Vorsprung auf die Verfolger.

Spannend wurde es auf den letzten beiden Kilometern auch im Kampf um das Rote Trikot. Joaquim Rodriguez attackierte nach perfekter Vorarbeit seiner Helfer spät, aber effektiv und brachte den Gesamtführenden Vincenzo Nibali (Astana) überraschenderweise in große Schwierigkeiten.

Der Italiener konnte von Glück sagen, dass es nicht mehr weit ins Ziel war und er so den Schaden einigermaßen begrenzen konnte. Trotzdem büßte Nibali wertvolle Zeit auf seine ärgsten Rivalen ein – auf Rodriguez 28 Sekunden, auf Alejandro Valverde (Movistar) 25 Sekunden und auf Chris Horner (RadioShack-Leopard) 22 Sekunden.

Damit rückten die besten vier Fahrer der 68. Spanien-Rundfahrt enger zusammen – angesichts von Nibalis bisher überlegenen Vorstellungen war auf der 147 Kilometer langen Etappe von Graul nach Áramon Formigal damit nicht unbedingt zu rechnen gewesen. Der Giro-Gewinner führt jetzt nur noch mit 28 Sekunden Vorsprung auf Horner, 1:14 Minuten auf Valverde und 2:29 Minuten auf Rodriguez.

Ganz offenbar haben sich die beiden Spanier an den letzten Tagen durch Nibali nicht demoralisieren lassen. Valverde gewann sogar den ersten Zwischensprint des Tages aus dem Feld heraus und verbuchte damit drei Bonussekunden.

„Ich bin sehr zufrieden und ich denke, ich werde bis zuletzt für meine Ziele kämpfen”, erklärte der 34-jährige Rodriguez, der aber nach wie vor eher Rang drei als das Rote Trikot im Visier zu haben scheint. „Ich habe mich heute gut gefühlt und das Team und ich haben beschlossen, was zu probieren. Im Finale habe ich attackiert, um Zeit auf meine Rivalen gutzumachen, in erster Linie natürlich gegenüber Valverde”, sagte der Katalane.

„Ich habe heute wegen des Gegenwinds sehr gelitten und viel Zeit auf den letzten Kilometern verloren”, stellte Nibali nach dem ersten größeren Rückschlag bei dieser Vuetla nüchtern fest. „Es ist eine sehr schwere Vuelta, aber ich bleibe optimistisch. Die kommenden Berge liegen mir mehr als die heutigen, denn sie sind schwerer.“

Der Franzose Nicoals Edet (Cofidis) sicherte sich den ersten Bergpreis des Tages (3. Kat.) und baute seine Führung in der Bergwertung aus, Valverde behauptete sein Grünes Trikot des punktbesten Fahrers.

Bei hohem Tempo und zahlreichen vergeblichen Attacken dauert es bis fast zur Hälfte des Rennens, bis sich die Gruppe des Tages um Nerz, Uran und Huzarski bildete, die aber vom Feld an der kurzen Leine gehalten wurde. Vor allem Movistar war nicht gewillt, die Ausreißer weiter davon ziehen zu lassen.

Im Puerto de Cotéfablo, dem zweiten Berg des Tages, war der Abstand auf rund eine halbe Minute zusammengeschrumpft – das reichte, damit sich Valverdes Teamkollegen Benat Ixtausti und Sylvester Szmyd aus dem Feld verabschieden konnten und den Anschluss zur Spitzengruppe herstellen konnten, die in der folgenden Abfahrt auf über 20 Mann anschwoll.

Danach übernahm Astana im Feld die Regie und der Rückstand zur Spitzengruppe wuchs auf bis zu drei Minuten an. Das Finale im durchschnittlich vier Prozent steilen, aber Rampen bis zu zehn Prozent aufweisenden Schlussanstieg eröffnete Juan Manuel Garate(Belkin). Der erfahrene Spanier, einer der Fahrer, die später zur Spitzengruppe vorgesprungen waren, attackierte im unteren Teil des Berges und zog Barguil und dessen Landsmann Mickael Cherel (Ag2R) mit sich.

Hinter dem Trio zerfiel die Verfolgergruppe in ihre Bestandteile, übrig blieben Nerz, Uran und der Spanier Amets Txurruka (Caja Rural), die schnell zur Spitze wieder aufschlossen. Barguil zögerte nicht lange, attackierte dann knapp neun Kilometer vor dem Ziel seine Begleiter und fuhr einen Vorsprung von gut einer halben Minute heraus.

Im Feld hatte währenddessen Euskaltel-Euskadi das Tempo deutlich erhöht, ohne dass sich der Rückstand dadurch merklich verringert hätte. Je näher es zum Ziel ging, umso mehr hatte man den Eindruck, dass sich die Favoriten die Etappe schon abgehakt hätten – bis Katusha dann knapp drei Kilometer vor dem Feld seinen Kapitän Rodriguez lancierte. Dessen Antritt saß, nachdem kurz zuvor noch ein erster, halbherziger Angriff Valverdes neutralisiert worden war.

Nibali hatte zwar noch einen Helfer an seiner Seite, war aber sichtlich mit seinen Kräften am Ende und musste schließlich auch Valverde und Horner ziehen lassen. Ganz vorn hatten sich schon rund zwei Minuten früher die Ereignisse zugespitzt. Barguil schien ebenfalls nicht mehr zulegen zu können, als Uran von hinten heranjagte, klemmte sich dann aber doch an den Sky-Kapitän und kam Seite an Seite mit Uran auf die Zielgerade.

Knapp hinter den beiden witterten auch noch Huzarski und Nerz ihre Chance, doch kurz vor dem Zusammenschluss eröffnete Uran den Sprint, in dem sich dann Barguil denkbar knapp durchsetzte und seinen zweiten Sieg bei dieser Spanien-Rundfahrt feierte. Huzarski sicherte sich Rang drei, Nerz musste sich mit dem vierten Platz begnügen.

In Sekundenabständen hinter dem Spitzenquartett kamen nach und nach die meisten anderen Mitglieder der ursprünglichen Ausreißergruppe ins Ziel. Rodriguez auf Position 17 war mit 1:41 Minuten der erste der Favoriten, gefolgt von Valverde (+1:44), dem Franzosen Thibaut Pinot (FDJ.fr) und Horner (beide +1:47). Nibali belegte schließlich Platz 26 (+2:09), eine Sekunde und einen Platz hinter König, der seinen achten Platz im Gesamtklassement behauptete.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

25.09.2013Horner stellt Daten aus seinem Blutpass ins Internet

(rsn) – Zehn Tage nach seinem Vuelta-Triumph hat Chris Horner (RadioShack-Leopard) die Daten aus seinem Biologischen Pass auf seiner persönlichen Website veröffentlicht. Wie der mit knapp 42 Jahre

18.09.2013Kohler lobt Nerz, kritisiert die Vuelta-Organisatoren

(rsn) – Auch wenn es mit dem angepeilten Etappensieg nicht klappte, war Martin Kohler (BMC) mit seiner Leistung bei der am Sonntag zu Ende gegangenen Vuelta a Espana sehr zufrieden. „Insgesamt war

17.09.2013USADA: Kein verpasster Dopingtest bei Horner

Berlin (dpa) - Die amerikanische Anti-Doping-Agentur USADA hat klargestellt, dass im Fall des Vuelta-Siegers Christopher Horner „nicht von einem verpassten Dopingtest" gesprochen werden könne. Hor

16.09.2013RadioShack mit perfektem Auftritt, Kiriyenka rettet Sky-Bilanz

(rsn) - Die 68. Vuelta a Espana ist Geschichte - Zeit um Bilanz zu ziehen. Wer hat die Erwartungen erfüllt oder sogar übertroffen, wer fuhr hinterher? Radsport News gibt Antworten. Teil 5:BMC: Dank

16.09.2013Astana verpasst zweiten Grand Tour-Coup, Katusha mit drei Etappensiegen

(rsn) - Die 68. Vuelta a Espana ist Geschichte - Zeit um Bilanz zu ziehen. Wer hat die Erwartungen erfüllt oder sogar übertroffen, wer fuhr hinterher? Radsport News gibt Antworten. Teil 4:Astana: Na

16.09.2013NetApp-Endura schafft den Etappensieg, Lampre verpasst ihn knapp

Cannondale: Ivan Basso wollte noch einmal zeigen, dass er mit seinen 35 Jahren immer noch für ein Top Ergebnis bei einer großen Landesrundfahrt gut ist. Der Italiener lag auf Top Ten-Kurs, eher er w

16.09.2013Barguil lässt Argos-Shimano jubeln, Tristesse bei Vacansoleil-DCM

(rsn) - Die 68. Vuelta a Espana ist Geschichte - Zeit um Bilanz zu ziehen. Wer hat die Erwartungen erfüllt oder sogar übertroffen, wer fuhr hinterher? Radsport News gibt Antworten. Teil 3:Argos-Shim

16.09.2013FDJ.fr und Saxo-Tinkoff verbuchen je zwei Etappensiege

(rsn) - Die 68. Vuelta a Espana ist Geschichte - Zeit um Bilanz zu ziehen. Wer hat die Erwartungen erfüllt oder sogar übertroffen, wer fuhr hinterher? Radsport News gibt Antworten. Teil 2: FDJ.fr: N

16.09.2013Bei Movistar reißt eine Serie, bei GreenEdge richtet´s Matthews

(rsn) - Die 68. Vuelta a Espana ist Geschichte - Zeit um Bilanz zu ziehen. Wer hat die Erwartungen erfüllt oder sogar übertroffen, wer fuhr hinterher? Radsport News gibt Antworten. Teil 1: Movista

16.09.2013Wagner: In Madrid fehlte der letzte Punch

(rsn) – Nachdem Robert Wagner (Belkin) sich bei der schweren 68. Vuelta a Espana erfolgreich durch die zahlreichen Bergetappen gekämpft hatte, setzte der 30-Jährige all seine Hoffnungen auf die Sc

16.09.2013Preidler nach Vuelta-Debüt reich an Erfahrung

(rsn) – Viel probiert, aber nichts gewonnen: So fällt die Bilanz von Georg Preidler bei seiner ersten großen Landesrundfahrt aus. Der Österreicher vom Team Argos-Shimano war  mehrmals in aussich

16.09.2013Arndt: In Madrid auf´s Podium gesprintet

(rsn) – Mit dem dritten Platz auf der Vuelta-Schlussetappe in Madrid hat Nikias Arndt (Argos-Shimano) zum Abschluss seiner ersten großen Landesrundfahrt nochmals ein Ausrufezeichen gesetzt und sein

Weitere Radsportnachrichten

15.06.2025Walscheid erleidet Ellbogenbruch bei Dwars door het Hageland

(rsn) - Bitterer Rückschlag für Max Walscheid (Jayco - AlUla): Der 32-jährige Heidelberger ist beim belgischen Eintagesrennen Dwars door het Hageland (1.Pro) am Samstag zu Fall gekommen und hat sic

15.06.2025Foto-Finish! Magnier bezwingt Philipsen bei der Elfstedenronde

(rsn) – Paul Magnier (Soudal – Quick-Step) holt weiterhin das Maximum aus seiner Form nach dem vorzeitigen Ausstieg am letzten Ruhetag des Giro d´Italia heraus. Der 21-jährige Franzose hat 24 St

15.06.2025Schwarzbacher gewinnt Auftakt beim Giro Next Gen

(rsn) – Matthias Schwarzbacher (UAE Team Emirates Gen Z) hat in Rho das 8,4 Kilometer lange Auftaktzeitfahren des Giro d'Italia Next Gen (2.2U) gewonnen. Der 19-jährige Slowake war in 9:17 Minuten

15.06.2025Cavallar Dritte und Mitterwallner Sechste bei Pyrenäen-Rundfahrt

(rsn) – Die Baskin Usoa Ostolaza (Laboral Kutxa – Fundacion Euskadi) hat die dreitägige Pyrnäen-Rundfahrt (2.1) gewonnen und damit ihr Potential als Bergfahrerin noch einmal unterstrichen. Nachd

15.06.2025Vollering nach Suisse-Niederlage “leer - Zeit zu schlafen“

(rsn) – Völlig ausgepumpt und mit tiefer Enttäuschung in der Miene saß Demi Vollering (FDJ – Suez) nach der Schlussetappe der Tour de Suisse Women (2.WWT) in Küssnacht am Absperrgitter. Die Ni

15.06.2025Evenepoel fit für die Tour? “Im Vergleich zum Vorjahr bin ich weiter“

(rsn) - Knapp drei Wochen vor dem Start der Tour de France am 5. Juli in Lille stellt sich die Frage, ob Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) wirklich zum Herausforderer von Tadej Pogacar (UAE –

15.06.2025Reusser fährt taktisch klug zum Etappen- und Gesamtsieg

(rsn) – Marlen Reusser (Movistar) hat auf der Schlussetappe der Tour de Suisse Women (2.WWT) rund um Küssnacht ihre Sonderstellung bei ihrer Heimat-Rundfahrt noch einmal eindrucksvoll unter Beweis

15.06.2025Picnic - PostNL verabschiedet Bardet mit 10-Minuten-Video

(rsn) - Mit der Schlussetappe des Critérium du Dauphiné durchs Maurienne-Tal hinauf zum Mont Cenis endet am Sonntag die 14-jährige WorldTour-Karriere von Romain Bardet. Der 34-Jährige, vierfache T

14.06.2025Angriff aufs Double: Wer schlägt Almeida in der Schweiz?

(rsn) – Während Tadej Pogacar beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) gegen Jonas Vingegaard, Remco Evenepoel, Florian Lipowitz und Co. kämpft, ist sein wohl stärkster Berghelfer für die Tour de Fr

14.06.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die w

14.06.2025Lipowitz ist bereit für die Tour - aber für welche Rolle?

(rsn) – Das Critérium du Dauphiné (2.UWT) zementierte nach den ersten beiden schweren Bergetappen die Machtverhältnisse im Radsport – jedenfalls bei Rundfahrten. Die besten Drei waren sowohl i

14.06.2025Pogacar: “Meine Attacke war eine Art Verteidigung“

(rsn) – Mit einer weiteren Machtdemonstration hat Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) auf der 7. Etappe des Critérium du Dauphiné (2.UWT) seine Gesamtführung ausgebaut und seinen dritten Tag

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Critérium du Dauphiné (2.UWT, FRA)
  • Tour de Suisse (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Tour du Cameroun (2.2, CMR)
  • Giro d`Italia Next Gen (2.2u, ITA)
  • Elfstedenronde Brugge (1.1, BEL)
  • SPAR Flanders Diamond Tour (1.1, BEL)
  • Tour de Beauce (2.2, CAN)
  • Yellow River Estuary Road (2.2, CHN)