Pole gewinnt 50. Amstel Gold Race

Kwiatkowski bricht in Valkenburg den Klassiker-Bann

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Michal Kwiatkowski (Etixx-Quick-Step) gewinnt das 50. Amstel Gold Race. | Foto: Cor Vos

19.04.2015  |  (rsn) – Weltmeister Michal Kwiatkowksi hat seinem Etixx-Quick-Step-Team den heiß ersehnten ersten Sieg bei einem der großen Klassiker dieses Jahres beschert. Der Pole entschied am Sonntag das 50. Amstel Gold Race nach 258 Kilometer von Maastricht nach Valkenburg im Sprint einer knapp 20 Fahrer starken Gruppe für sich und konnte erstmals im Regenbogentrikot jubeln.

Zwar hatte Kwiatkowski bereits im März den Prolog von Paris-Nizza für sich entschieden, doch dabei das herkömmliche Etixx-Quick-Step-Jersey tragen müssen. „Ich kann es kaum glauben. Mein Traum, im Regenbogentrikot zu gewinne, ist in Erfüllung gegangen“, strahlte Kwiatkowski deshalb im Ziel.

Nach der Jagd über 34 Anstiege mit insgesamt mehr als 4000 Höhenmetern verwies der Vorjahresfünfte durchaus überraschend den Spanier Alejandro Valverde (Movistar) und den Australier Michael Matthews (Orica-GreenEdge) auf die Plätze – zumal Kwiatkowksi 500 Meter vor dem Ziel eingebaut war.

Doch dann zog er vom Hinterrad des Franzosen Tony Gallopin (Lotto Soudal) auf der vom Ziel aus gesehen äußeren rechten Seite nach vorn und sicherte recht sich deutlich den Sieg im ersten der drei Ardennenklassiker und seinem Team nach einer ganzen Reihe von zweiten Plätzen auch das erste Erfolgserlebnis bei einem bedeutenden Eintagesrennen in dieser Saison.

„Das Finale war extrem schwer. Am vorletzten Cauberg-Anstieg fühlte ich mich ehrlich gesagt nicht so ganz gut“, gab Kwiatkowski zu. „Den Angriff von Philippe Gilbert habe ich nicht gesehen, weil ich nicht an seinem Hinterrad war. Dort saß Michael Matthews, der ihm das Leben schwer machte. Gilbert kennt den Cauberg wie kein anderer, er ist immer sehr stark. Ganz oben am Cauberg war noch eine ganz große Gruppe vorne und deshalb freut es mich umso mehr, dass ich im Sprint Matthews und Alejandro Valverde bezwungen habe.“

„Es war für uns keine Super-Stress-Situation. Wir haben ‚positiven Druck‘ gehabt, denn wer Zweiter, Dritter, Vierter wird, der kann auch gewinnen. Man muss sich seiner Stärke bewusst sein, muss das analysieren und darf nicht in Panik verfallen“, ergänzte Etixx-Manager Rolf Aldag im Ziel gegenüber radsport-news.com.

Gallopin blieb hinter dem Portugiesen Rui Costa (Lampre-Merida) nur Rang fünf, gefolgt vom Belgier Greg Van Avermaet (BMC), Kwiatkowskis französischem Teamkollegen Julian Alaphilippe und dem Italiener Enrico Gasparotto (Wanty-Groupe Gobert), der 2012, als das Rennen letztmals am Gipfel des Caubergs endete, den größten Erfolg seiner Karriere feiern können.

Enttäuschend verlief die Jubiläumsausgabe des Amstel Gold Race dagegen für den Belgier Philippe Gilbert (BMC). Der Titelverteidiger, der mit seiner Attacke bei der vierten und letzten Überquerung des Caubergs erwartungsgemäß das Finale eröffnet hatte, konnte diesmal seine Konkurrenten nicht abschütteln und musste sich noch hinter dem Polen Maciej Paterski (CCC Sprandi) mit Rang zehn begnügen.

Es waren zunächst Matthews und Valverde, die dem 32 Jahre alten Gilbert am Cauberg folgen konnten. Kwiatkowski dagegen wurde abgehängt, kämpfte sich aber auf den letzten beiden flachen Kilometern gemeinsam mit weiteren Fahrern wieder zum Spitzentrio zurück und holte sich schließlich den nach dem WM-Triumph von Ponferrada bisher größten Erfolg seiner Karriere mit einer Radlänge Vorsprung vor Valverde.

„Ich denke, heute war angesichts der Sprintentscheidung nicht mehr drin als der zweite Platz. Als ich zu Gilbert und Matthews aufschließen konnte, wollte ich gleich wieder attackieren, in der Hoffnung, dass sie sich anschauen würden. Aber das leider nicht geklappt“, sagte der Movistar-Kapitän, der zwar wieder einmal auf dem Podium landete, aber auch diesmal nicht für den ersten Amstel Gold-Sieg eines Spaniers sorgen konnte.

Matthews blieb - wie schon bei Mailand-Sanremo - Rang drei. „Ich habe meine Nase 200 Meter vor dem Ziel in den Wind gesteckt, hatte aber nicht mehr den Kick, den ich gerne gehabt hätte", kommentierte der Orica-Kapitän gegenüber radsport-news.com sein nächstes Spitzenergebnis bei einem Klassiker.

Bester deutscher Fahrer war Paul Martens (LottoNL-Jumbo), der in der zweiten Gruppe 18 Sekunden nach Kwiatkowski ins Ziel kam und Rang 27 belegte. „Im Moment finde ich keine Worte, um meine Enttäuschung zu beschreiben. Aber ich habe keine Fehler gemacht, so muss ich den Blick auf die nächsten beiden Ardennen-Klassiker legen“, twitterte Martens, der im Finale durch Krämpfe behindert wurde.

Sein Landsmann Linus Gerdemann (Cult Energy) hatte zuvor das Rennen lange Zeit mitbestimmt. Der 32-Jährige hatte sich bei besten Wetterbedingungen nach gut 20 Kilometern gemeinsam mit Laurens De Vreese (Astana), Jan Polanc (Lampre), Timo Roosen (LottoNL-Jumbo), Johann Van Zyl (MTN-Qhubeka) und Mike Terpstra (Team Roompot) aus dem Feld gelöst und nach gut 90 Kilometern – an der ersten Verpflegungszone – einen Vorsprung von gut zehn Minuten herausgefahren.

Doch danach machten die Teams der Favoriten ernst und hatten den Rückstand am Eyserbosweg rund 40 Kilometer vor dem Ziel fast wettgemacht. Zu diesem Zeitpunkt bestand die Spitzengruppe nur noch aus Gerdemann, Polanc und De Vreese, nachdem zehn Kilometer zuvor am Gulpenerberg Terpstra, Roosen und van Zyl den Kontakt verloren hatten.

Nach einer Attacke am Eyserbosweg initiierten David Tanner (IAM) und Simon Clarke (Orica-GreenEdge) eine neue Spitzengruppe, der aber Tony Martin (Etixx-QuickStep), Vincenzo Nibali (Astana) und sein Teamkollege Diego Rosa, Wilco Kelderman (LottoNL-Jumbo), Damiano Caruso (BMC) und Alex Howes (Cannondale-Garmin) im Nacken saßen. Caruso und Rosa stürzten kurz darauf, doch den anderen drei Fahrern gelang es, den Anschluss zum Spitzenduo herzustellen.

Doch die Gruppe harmonierte nicht, auch deshalb, weil Martin nur als Aufpasser für seinen Kapitän Kwiatkowski dabei war und sich nicht an der Tempoarbeit beteiligte. So attackierte zunächst Nibali erfolglos, dann ein weiteres Mal Clarke, der sich tatsächlich auf der 18,5 Kilometer langen Schlussrunde absetzen konnte und einen kleinen Vorsprung einige Kilometer lang verteidigen konnte.

Doch der Teamkollege von Matthews hatte ebenso wenig Aussichten auf einen Coup wie Jakob Fuglsang (Astana) und Greg Van Avermaet (BMC), die aus dem Feld heraus an Clarke vorbeizogen, ihrerseits aber von den Verfolgern schnell wieder eingefangen wurden.

Auf den letzten fünf Kilometern übernahm dann Orica-GreenEdge das Kommando in der noch sehr großen Kopfgruppe und konnte seinen Kapitän Matthews vor dem Cauberg so gut positionieren, dass der 24-Jährige als zunächst als Einziger auf Gilberts Attacke reagieren konnte, die am Fuß des 900 Meter langen und 7,5 Prozent steilen Anstiegs erfolgte.

Der Weltmeister von 2012 – damals war Gilbert übrigens ebenfalls in Valkenburg auf identischen Kurs erfolgreich gewesen – wandte damit sein Erfolgsrezept des vergangenen Jahres an. Doch diesmal wussten die Konkurrenten zu kontern, und als zunächst Matthews und Valverde und am höchsten Punkt des Caubergs auch noch Kwiatkowski sowie weitere, kurzzeitig abgehängte Fahrer aufschließen konnten, waren Gilberts Aussichten auf einen vierten Amstel Gold-Sieg nach 2010, 2011 und 2014 praktisch gen Null gesunken.

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