Franzose peilt 2020 Toursieg an

Pinot: “Was habe ich gemacht, um das zu verdienen?“

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Pinot: “Was habe ich gemacht, um das zu verdienen?“"
Thibaut Pinot (Groupama - FDJ) | Foto: Cor Vos

30.07.2019  |  (rsn) -Seit elf Jahren fährt Thibaut Pinot für das Team Groupama – FDJ. Und es wird auch noch ein zwölftes geben, 2020, denn so lange läuft sein  Vertrag noch. Neben Romain Bardet (AG2R – La Mondiale) gehört der Franzose zu den größten Hoffnungen, die im nächsten Jahr 35-jährige Durststrecke der Grande Nation auslöschen sollen. Denn seit 1985 (Bernard Hinault) wartet Radsportfrankreich auf einen Toursieger aus den eigenen Reihen.

Und es sah auch bis zu den Alpen sehr gut aus, dass diese schwarze Serie schon bei der 106. Austragung hätte enden können. Julian Alaphilippe (Deceuninck – Quick-Step) verteidigte sein Gelbes Trikot mit Bravour, erzielte zwei Etappensiege und auch Pinot erwies sich als der vermeintlich beste Kletterer des Pelotons, gewann am Tourmalet die schwere Bergankunft und galt bei vielen als größter Favorit auf den Toursieg. Doch es kam anders, fast schon verhext, betrachtet man das ständige Auf und Ab in seiner Karriere bei den dreiwöchigen Landesrundfahrten.

Auf der 19. Etappe musste Pinot sich früh zurückfallen lassen aus der Gruppe der Favoriten. Er fuhr zum Tourarzt, ließ sich behandeln um dann, sichtbar mit Schmerzen, nur langsam weiterzutreten. Nachdem ihm seine Mannschaftskollegen Zuspruch gaben, sich aber nicht vor ihren Kapitän spannten, war zu befürchten, dass Pinot die Etappe vorzeitig beenden würde. Wenig später stieg er unter Tränen in das Begleitauto, gab an fünfter Stelle liegend, nur 20 Sekunden hinter dem späteren Sieger Egan Bernal (Ineos), die Tour auf.

Die Dramatik seiner Aufgabe in den Alpen wurde vom französischen TV-Sender France 2 festgehalten. In einer Dokumentation mit dem Titel „Avec Thibaut“, also Mit Thibaut, die ihn über die Tour 2019 begleiteten. Am Ende des 42-minütigen Fernsehbeitrages saß er, am Vorabend der 19. Etappe, neben Teammanager Marc Madiot, der versuchte ihn zu trösten. "Was habe ich gemacht um das zu verdienen?", fragte er tief getroffen seinen Chef Marc Madiot.

Schon angeschlagen in die 18. Etappe gestartet

"Ich verstehen das nicht. Sieben Mal bin ich die Tour gefahren, viermal musste ich vorzeitig aussteigen. Bei anderen Rennen passiert mir das nicht, nur bei den dreiwöchigen Rundfahrten. Diese sind aber meine Rennen", erklärte der der L’Equipe vor kurzem. "Um das alles zu vergessen, dafür reicht kein Podium mehr. Nur ein Sieg macht das wieder gut. Wir müssen die Tour gewinnen um das alles zu vergessen", erklärte er in dem vom France 2 dokumentierten Gespräch mit Madiot.

"Die Schmerzen waren schlimm am Col d’Izoard. Den Lautaret bin ich nur mit einem Bein hochgefahren. Wir fuhren auf dem großen Kettenblatt, mit Rückenwind und das tat schon richtig weh“, erzählte Pinot Le Monde der anfügte: "Ich wartete nur mehr auf den Galibier, wo ich dann mit dem kleinen Blatt fahren konnte." Schon am Vortag kämpfte Pinot mit seiner muskulären Verletzung, die er sich auf der 17. Etappe zuzog, nachdem er mit seinem linken Knie den Lenker touchierte.

Am Galibier konnte er dann Bernal nicht folgen und auch der schon abgehängte Alaphilippe kämpfte sich an die Favoritengruppe rund um Pinot wieder heran. "Ich konnte in der Abfahrt nicht mehr beschleunigen", erinnerte sich der Franzose. Denn bergab kühlten seine Muskeln ab und damit wurden die Schmerzen größer.

Gefragt, ob er Bernal ohne Verletzung hätte folgen können, antwortete Pinot: "Das werden wir nie erfahren und ich will mir die Frage gar nicht stellen. Ich fuhr den Tag mit einem Bein, mehr gibt es dazu nicht zu sagen." Und sein gesundheitlicher Zustand vor der Galibier-Etappe erinnerte den 29-Jährigen an sein schwieriges Finale beim Giro 2018, als damals an dritter Stelle liegend völlig einbrach. "Auch dort ist alles zusammengebrochen wie ein Kartenhaus. Innerhalb von einem Kilometer wurde alles zerstört, was wir uns über eine Saison aufgebaut haben. Und nun passierte das gleiche nochmals."

Vor den Alpen hatte Pinot keine körperlichen Probleme, wie er selbst erklärte, und fühlte sich bereit für die schweren Bergetappen. Nun ist es unklar, wann er sein nächstes Rennen bestreitet. Er hofft auf die Lombardei-Rundfahrt, die er 2018 für sich entscheiden konnte. Mit den Gedanken ist Pinot aber bereits im nächsten Jahr. Bei der Tour, den Olympischen Spielen und den Weltmeisterschaften in der Schweiz. "Du kannst jedes Rennen gewinnen, selbst Weltmeister sein, aber nur die Tour macht dich unsterblich in den Erinnerungen der Fans. Und genau deshalb will ich zurück", kündigte er an.

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.07.2020Video-Rückblick: Bernals Weg zum Tour-Triumph

(rsn) - Vor genau einem Jahr gewann Egan Bernal (Ineos) als erster Kolumbianer die Tour de France. Nach einem harten Kampf über drei Wochen wurde der damals 22-Jährige am 28. Juli 2019 am Ende der 1

18.02.2020Tour-Sieger Bernal gewinnt Laureus World Sports Awards

(rsn) - Tour-de-France-Gewinner Egan Bernal (Ineos) ist als erster Radsportler seit Lance Armstrong mit dem Laureus World Sports Awards ausgezeichnet worden. Der 23-jährige Kolumbianer gewann die Wer

04.12.2019Van Aert: “Als würde ich bei lebendigem Leib brennen“

(rsn) - Wout Van Aert (Jumbo-Visma) hat sich erstmals die Aufzeichnung seines schrecklichen Sturzes bei der Tour de France angeschaut und im Rahmen der flämischen Doku-Serie Het Huis (Das Haus) ein I

15.11.2019Wetter-Wahnsinn bei Giro, Tour und WM

(rsn) - Extremwetter macht auch vor dem Radsport nicht halt. Eurosport hat in einem Video die fünf wildesten Szenen bei Radrennen zusammengefasst, die von Regen oder Schnee heimgesucht wurden.

24.10.2019Mitchelton - Scott: Vier Tour-Etappensiege als Saison-Highlights

(rsn) - Am Ende einer Saison, in der die GrandTour-Kandidaten Simon und Adam Yates sowie Esteban Chaves die großen Klassementhoffnungen nicht erfüllen konnten, zieht Mitchelton - Scott dennoch ein p

08.09.2019Van Aert sitzt erstmals seit Tour-Aus wieder auf dem Rad

(rsn) - "Guess what?! :)" - so betitelte Wout Van Aert am Sonntagmorgen eine Aktivität auf Strava. Und ja, ratet mal: Der Belgier saß erstmals seit seinem schweren Unfall im Einzelzeitfahren der Tou

06.09.2019Van Aert: OP-Fehler verlängerte die Zwangspause

(rsn) - Die Rechtskurve aus dem Tunnel unter dem Parc du Chateau heraus in die Rue d´Etigny, kurz vor der 1.000-Meter-Marke im Einzelzeitfahren der Tour de France in Pau: Maximilian Schachmann (Bora

16.08.2019Bardet wird in dieser Saison keine Rennen mehr bestreiten

(rsn) - Nach einer trotz des Gewinns des Bergtrikots enttäuschend verlaufenen Tour de France hat sich Romain Bardet (AG2R) dazu entschlossen, 2019 keine Rennen mehr zu bestreiten. "Gemeinsam mit dem

02.08.2019Van Aert: Nach zwei Operationen vor langer Rehabilitation

(rsn) - Nach zwei Operationen an seiner Oberschenkelwunde ist unklar, wann Wout Van Aert (Jumbo - Visma) wieder ins Peloton zurückkehren wird. Das teilte sein Team bereits vor einigen Tagen mit. Am D

02.08.2019Tour-Sieger Bernal kehrt nach der Clasica in seine Heimat zurück

(rsn) - Noch konnte Tour-de-France-Sieger Egan Bernal sein Gelbes Trikot seinen Fans in der Heimat nicht präsentieren. In der zu Ende gehenden Woche bestritt der Kolumbianer noch drei Kriterien in Be

02.08.2019Deceuninck - Quick-Step: Tour-Rückblick im Video

(rsn) - Mit drei Etappensiegen und 14 Tagen das Gelbe Trikot in den eigenen Reihen blickt Deceuninck - Quick-Step auf eine erfolgreiche Tour de France zurück. In einem selbst erstellten Video lässt

01.08.2019Greipel: “Die schlechteste Tour meiner Karriere“

(rsn) – André Greipel (Arkéa – Samsic) hat auf seiner Facebook-Seite seine neunte Tour de Frace bilanziert und betonte dabei, dass diese für ihn absolut nicht zufriedenstellend verlaufen ist.

Weitere Radsport-Markt-Nachrichten

28.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

28.04.2024Dorn in der Türkei am Berg und beim Zwischensprint der Stärkste

(rsn) - Vor allem für die Teams Bike Aid und rad-net - Oßwald verlief die zurückliegende Woche erfolgreich. Santic - Wibatech, MYVELO und Rembe Sauerland konnten gegen WorldTour-Konkurrenz zuminde

28.04.2024Famenne Classic: De Lie feiert seinen ersten Saisonsieg

(rsn) - Arnaud De Lie (Lotto - Dstny) hat bei der Famenne Ardeche Classic (1.1) seinen ersten Saisonsieg eingefahren. Der Belgier setzte sich nach hügeligen 195 Kilometern rund um Marche-en-Famenne

28.04.2024Lidl - Trek gewinnt trotz Stürzen Auftakt der Vuelta Femenina

(rsn) – Trotz eines Sturzes in der letzten Kurve hat Lidl – Trek das Teamzeitfahren zum Auftakt der 10. Vuelta Femenina (2.WWT) für sich entscheiden können. Obwohl Ellen van Dijk und Eleanor Bac

28.04.2024Highlight-Video der 5. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Dorian Godon (Decathlon – AG2R La Mondiale) hat zum Abschluss der 77. Tour de Romandie (2.UWT) seinen zweiten Tagessieg eingefahren. Der Franzose entschied bei regnerischem Wetter die 5. E

28.04.2024Zangerle verpasst für sein Team nur knapp den Heimsieg

(rsn) –Lukas Kubis (Elkov – Kasper) hat in Österreich das 62. Kirschblütenrennen gewonnen, das erstmals als UCI-Rennen der Kategorie 1.2 ausgetragen wurde und zugleich der zweite Stopp der Road

28.04.2024Carlos Rodriguez feiert Gesamtsieg vor Vlasov und Lipowitz

(rsn) – Beinahe noch eine Spur deutlicher als auf der 1. Etappe ging es im Sprint der Schlussetappe der Tour de Romandie (2.UWT) zu. Der Sieger war dabei derselbe: Dorian Godon (Decathlon – AG2R L

28.04.2024Lechner lässt in Tschechien nichts mehr anbrennen

(rsn) – Am letzten Tag der Gracia-Rundfahrt (2.2) hat Corinna Lechner (Wheel Divas) nichts mehr anbrennen lassen und sich den Gesamtsieg der tschechischen Rundfahrt gesichert. Auf der 5. Etappe, di

28.04.2024Van den Broek gewinnt als erster Niederländer Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Wegen Regen und Wind musste die Schlussetappe der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) abgesagt werden. Frank van den Broeck (dsm-firmenich – PostNL) verteidigte so kampflos sein Führungstrikot

28.04.2024Lipowitz mit seiner Giro-Generalprobe mehr als happy

(rsn) – Auch wenn er im Vorjahr bei der Czech Tour die Gesamtwertung gewann, so ist die diesjährige Tour de Romandie als Durchbruch in der Karriere von Florian Lipowitz (Bora – hansgrohe) zu bewe

27.04.2024Reusser zurück im Feld und auf dem Weg zu Olympia

(rsn) - Knapp ein Monat ist seit dem schweren Sturz bei der Flandern-Rundfahrt vergangen, der für die 32-jährige Marlen Reusser (SD Worx - Protime) schwere Folgen hatte. Ober- und Unterkiefer, die

27.04.2024Huys saust im Zeitfahren allen davon

(rsn) – So schnell wie Tabea Huys (Maxx Solar Rose Women Racing) war noch nie eine Athletin auf dem 13,5 Kilometer langen Zeitfahrparcours der Gracia-Rundfahrt in der Tschechischen Republik. Seit 20

JEDERMANN-RENNEN DIESE WOCHE
  • Keine Termine