Der große rsn-Gravelbike-Test - Teil 5, Rad 1
        Stevens Prestige: Leicht, agil, alltags- und tourentauglich...
          Von Wolfgang Preß
                    
 | Foto: pressBureau.eu/ w preß
 15.03.2020  |  Seit März 2018 stellte radsport-news.com in einer großen Gravelbike-Test-Serie in vier Teilen insgesamt 37 Schotterräder vor. Nun starten wir in den fünften Teil, rechtzeitig zum Saison-Beginn, mit weiteren fünf Rädern: Stevens, Bombtrack, Cinelli, Argon 18 und Triban. Los geht's mit dem Cross-Klassiker "Prestige" von Stevens. 
Lange Zeit hat sich Stevens gegen den Trend Gravelbike gewehrt (
siehe dazu unseren Test des Stevens Gavere
 im Juli 2018). Aber im vergangenen Sommer haben die Hamburger 
Cyclocrosser den Begriff Gravel tatsächlich in ihr Portfolio aufgenommen - wenn 
auch nach wie vor keiner ihrer (Bio-) Renner offiziell als Gravelbike firmiert
 (das 
E-Getaway ausgenommen, das erste E-Rennrad von Stevens - 
unser Test hier)
Auch das Stevens Prestige ist eigentlich ein klassischer Cyclocross-Renner, 
das  in der Carbon-Version als Super Prestige von vielen Profis gefahren wird. Doch die Geometrie unterscheidet sich nicht
sehr von "echten", ausgewiesenen Gravelbikes:
Der Hinterbau ist mit 430 mm relativ lang, ebenso der Radstand. Nur der Lenkwinkel ist CX-gemäß eher steil, und das Lenkverhalten damit durchaus direkt. Die gerade Gabel wird aus einem Stück geschweißt, was Nähte spart,
und so eine höhere Steifigkeit bringt. 
Die Sitzposition vergleichsweise sportlich, aber nicht unangenehm. Und aus den nicht weniger als acht Rahmenhöhen, von 47 bis 62 cm, findet hier jede/r Fahrer/in das passende Rad. Das konische, also oben dünnere Sitzrohr und die 27,2-mm-Sattelstütze bieten auf holprigem Untergrund, zusammen mit den breiten Reifen, spürbaren Fahrkomfort. Unten sorgt der größere Rohr-Querschnitt für bessere Tretlager-Steifigkeit und
Antriebs-Effizienz.
Das Prestige ist mit 9,7 kg eines der leichtesten 
Einsteiger-Räder in unserem Test, die Laufräder sind mit nur etwas über drei Kilogramm leichter als bei so manchem getesteten Top-Graveller für mehrere tausend Euro. Das sorgt natürlich für beste Beschleunigung, und auch hohes Tempo zu halten macht richtig Spaß.  
Das Testrad war mit dem GRX-Antrieb von Shimano ausgestattet, wohl aus Preisgründen mit den günstigeren Komponenten: die 600er STI-Hebel sind in Sachen Ergonomie nicht ganz auf dem Level der 800er, und die 400er Bremsen gehen nicht ganz so zupackend zu Werk wie die Top-Modelle. Aber immer noch alles auf hohem Niveau, und locker ausreichend im "Normalbetrieb".
Gewissermaßen zum Ausgleich gibt's 
als Ausstattungs-Highlight die Fulcrum-Alu-Laufräder. Sie wiegen laut Hersteller zusammen 1740 g, das Zweier-Paket inklusive Reifen und Bremsscheiben am Testrad bringt gerade einmal 3,13 kg auf die Waage – ein echter Top-Wert, der für leichtfüßige Antritte sorgt. Die Felgen sind, wie die montierten  Reifen Schwalbe G-One Bite, tubeless-kompatibel. 
A propos Reifen: Einmal mehr ist den G-One ein Loblieb zu singen: Die Version Bite hat längere Stollen, was vor allem bei weicherem Untergrund eine richtig gute Traktion bietet, auch in flott gefahrenen Kurven. Im oberen Bereich der Lauffläche sind die Stollen relativ eng, so dass die Reifen - mit höherem Luftdruck gefahren - auch auf Asphalt gut laufen. Da die hier verbauten G-One Bite mit 40 mm recht breit sind, kann man den Luftdruck jedoch für Gelände-Ausritte auf um zwei Bar senken - mit spürbarer Dämpfungs-Wirkung. 
An den diversen Gewinde-Ösen 
am Rahmen lassen sich vollwertige
Schutzbleche, ein Heck- und ein Lowrider-Gepäckträger montieren, ebenso ein Frontscheinwerfer. Die
Version mit QR15-Steckachse kann mit einem "Pitlock"-System
diebstahlsicher gemacht werden. Damit ist das Prestige nicht nur für den Alltag, sondern auch gut für Touren und "Bikepacking"-Wochenenden geeignet. 
 rsn-Fazit: Für sportliche Hobby-Radler taugt das Prestige mit seinem stabilen Alu-Rahmen, der guten Ausstattung und dem leichten Gewicht bestens als recht geländegängiges, durch viele Anbau-Optionen aber auch touren- und alltagstaugliches Allround-Bike - und wie es der Stevens-Tradition entspricht, durchaus mit echten CX-Ambitionen... 
Die Daten 
Rahmen Aluminium SL 7005 TB 
Gabel Stevens S-Lite Aluminium 
Steuersatz Stevens Race Taper 1 1/8"-1 1/2" 
Bremsen Shimano GRX 400 
Kurbelsatz Shimano FC-RS510 
Umwerfer  Shimano Ultegra 
Schaltwerk Shimano GRX 810 
Kette Shimano CN-HG601 
Kassette Shimano 105 
Entfaltung  2.35 - 10.05 m (2x11) 
Laufräder
 Fulcrum Racing 700 DB DRP Alu
Reifen Schwalbe G-One Bite RaceGuard, 40 mm 
Lenker Oxygen Scorpo Aero 
Vorbau Oxygen Scorpo Road 
Sattel Oxygen Triton 
Sattelstütze Oxygen Scorpo Road 
Schalt-Bremshebel Shimano GRX 600 STI 
Gewicht 9,6 kg 
Größen 47, 50, 52, 54, 56, 58, 60, 62 cm 
Farben Hot Pepper Red, Phantom Grey 
Zulässiges Gesamtgewicht 115 kg