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21.12.2025 | (rsn) – Ein Jahr ohne Sieg – das kann für einen Sprinter nicht zufriedenstellend sein, räumte Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) unumwunden ein. Zumal 2025 die erste Saison seit 2015 war, in der er den Sprung auf die oberste Podeststufe in einem UCI-Rennen verpasste. Dennoch fiel sein Fazit nicht allzu schlecht aus, zumal Bauhaus mit einem Podiumsplatz bei der Tour und einigen weiteren Spitzenresultaten gezeigt hat, dass mit ihm noch immer zu rechnen ist.
"Es wird für mein Gefühl aber auch immer schwieriger. Die Leistungsdichte nimmt zu, die Top-Leute sind einfach einen Schritt voraus und irgendwie nochmal stärker geworden als der Rest“, erklärte der Kölner. Mit "Top-Leuten“ meinte der 31-Jährige vor allem Jonathan Milan (Lidl – Trek), Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck), Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) und Tim Merlier (Soudal – Quick-Step). Von deren Hinterrad aus müssten sich die anderen Sprinter dann öfter auch mit einem zweiten Platz zufrieden geben. "Wobei es schon mein Anspruch ist, Rennen zu gewinnen“, betonte Bauhaus. ___STEADY_PAYWALL___
Und damit ist auch schon eines der Ziele für die kommende Saison formuliert: Es sollen wieder UCI-Siege her. Gerade die Ergebnisse bei der Tour de France, wo zu Rang drei auf der 3. Etappe noch ein siebter Rang beim neunten Teilstück heraussprang, und Platz vier bei der Classic Brugge – De Panne (1.UWT) hätten gezeigt, dass er noch mit den besten mithalten könne.
"Ich hoffe, dass ich dann zumindest wieder den einen Tag habe, an dem ich vorbeifahren und gewinnen kann“, sagte Bauhaus, der erneut mit einer Nominierung für die Große Schleife liebäugelt, um dort seinen Traum vom Etappensieg zu verfolgen. "Ich war jetzt mehrfach auf dem Podest und dementsprechend nah dran. Aber bei der Tour sind natürlich nur die besten Sprinter dabei“, gab der zweimalige Etappenzweite (2023 und 2024) zu bedenken.
Die Saison 2025 hatte für Bauhaus durchaus vielversprechend begonnen. Bei der Tour Down Under (2.UWT) sprangen ein zweiter und ein dritter Etappenplatz heraus, nur Sam Welsford (Red Bull – Bora – hansgrohe) sowie Bryan Coquard (Cofidis) waren schneller. Dies war dann auch die Reihenfolge in der Punktwertung. Anschließend sprintete der gebürtige Bocholter bei der UAE Tour (2.UWT) immerhin dreimal in die Top 10. Doch dann erkältete er sich ausgerechnet kurz vor Tirreno – Adriatico. "Das war natürlich schade, dadurch ein größeres Rennen verpasst zu haben“, sagte Bauhaus. Ansonsten sei er gesundheitlich aber gut durchgekommen.
Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) auf dem Kopfsteinpflaster von Paris-Roubaix, wo ein respektabler 23. Platz heraussprang. | Foto: Cor Vos
Dass die Krankheit nicht die Form "gekillt" hatte, bewies er mit dem besagten vierten Rang bei der Classic Brugge – De Panne. Hinter Juan Sebastian Molano (UAE – Emirates – XRG), Milan und Madis Mikhels (EF Education – EasyPost) verpasste Bauhaus das Podium nur knapp. Das Eintagesrennen in Westflandern war dasjenige, das ihm in 2025 die meisten UCI-Punkte einbrachte.
Gent – Wevelgem konnte der Sprinter dann nicht beenden, bei der Flandern-Rundfahrt kam er als 102. ins Ziel, ehe beim in Rekordgeschwindigkeit ausgetragenen Paris – Roubaix ein respektabler 23. Platz heraussprang. Die Klassiker sind ein weiteres Ziel für 2026. "Da will ich dem Team wieder helfen oder auch das eine oder andere Ergebnis selbst einfahren“, betonte Bauhaus.
Im Mai gab er dann wegen Magen-Darm-Problemen die Ungarn-Rundfahrt (2.Pro) nach der 4. Etappe auf. Zum Auftakt war er noch auf Rang acht gesprintet. Bei der Tour of Slovenia (2.Pro) im Juni zeigte Bauhaus dann mit einem zweiten und einem dritten Tagesrang sowie Platz vier in der Punktwertung aufsteigende Form in Richtung 112. Frankreich-Rundfahrt. Im Vorfeld gelang Bauhaus noch ein achter Platz bei Copenhagen Sprint (1.UWT).
Verheißungsvoller Auftakt: Auf der 3. Tour-Etappe sprintete Bauhaus (2.v.l.) in Dünkirchen auf Rang drei. | Foto: Cor Vos
Bei der ersten reinen Flachetappe der Grand Boucle mit Ziel in Dünkirchen musste der Deutsche dann nur Merlier und Milan vorbeilassen. Das machte Hoffnung auf mehr – doch der Traum vom Etappensieg blieb unerfüllt. Allzu viele Chancen bekamen die klassischen Sprinter bei der diesjährigen Auflage allerdings auch nicht. Außerdem wurde Bauhaus auf dem achten Teilstück in der Sprinntvorberitung von Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck) abgedrängt und damit um die Chance auf ein weiteres Top-Ergebnis gebracht. "Das war nicht die schlauste Aktion von Kaden Groves", sagte der auf Platz zwölf angekommene Bauhaus damals im Interview.
Enttäuschend verlief im August die Deutschland-Tour (2.Pro). Zum Auftakt in Herford reichte es für Bauhaus nur zu Platz 15. In der Zielanfahrt zu vierten und letzten Etappe – der zweiten Chance für die Sprinter – stürzte er dann schwer und musste aufgeben. Ob er gegen den überragenden Tagessieger Matthew Brennan (Visma – Lease a Bike) eine Chance gehabt hätte, blieb somit ungeklärt.
Anschließend zeigte er mit Rang acht bei der stark besetzten Meisterschaft von Flandern (1.1) – es siegte Milan vor Dylan Groenewegen (Jayco – AlUla) und Merlier – noch einmal ansprechende Form. Eine weitere Top-10-Platzierung gelang Bauhaus, der die Saison nach der Tour of Guangxi (2.UWT) beendete, allerdings nicht mehr.
Die Deutschland Tour musste Bauhaus nach einem schweren Sturz vorzeitig verlassen. | Foto: Cor Vos
Der Spaß an seinem Beruf ist weiterhin in vollem Umfang da. "Ich bin happy mit dem Radsport“, betonte der Bahrain-Victorious-Profi. Auch wenn er das eine oder andere Fußballspiel "seiner“ Schalker auch mal verpasst. In den meisten Fällen könne er die Partien aber auch von unterwegs vom TV aus verfolgen.
Aktuell kann sich Bauhaus sogar berechtigte Hoffnungen machen, dass die derzeit zweitklassigen Königsblauen in der nächsten Saison wieder in der 1. Bundesliga spielen. Nach der Hinrunde liegt der FC Schalke 04 auf einem Aufstiegsplatz.Sollte der auch noch im Sommer Bestand haben, düfte das Bauhaus' Motivation weiter steigern.