Neue Regel wegen Unfallgefahr

Bei der DM droht allen mit zwei Minuten Rückstand der Rauswurf

Von Joachim Logisch vom Sachsenring

Foto zu dem Text "Bei der DM droht allen mit zwei Minuten Rückstand der Rauswurf"
Rennszene von der DM 2018 in Einhausen | Foto: Cor Vos

29.06.2019  |  (rsn) - Die Deutschen Meisterschaften im Radsport finden statt. Das ist die gute Nachricht. Die Umstände, wie diese Titelkämpfe ausgetragen werden, können zu kuriosen Zuständen führen. So wurde Samstagabend auf der Sitzung der Sportlichen Leiter verkündet, dass alle Fahrer aus dem Rennen genommen werden, die sich mehr als zwei Minuten hinter einer großen Spitzengruppe befinden.

Diese Lösung musste gefunden werden, weil sich Spitzengruppe und Verfolger nach einer Wende am Ende einer steilen Abfahrt begegnen, wenn der Abstand zwischen beiden mehr als zwei Minuten beträgt. "Das ist extrem gefährlich“, bemerkte Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) bei der Streckenbesichtigung. "Ich bin sehr schnell runtergefahren und musste heftig bremsen. Dabei kann man in den Gegenverkehr auf der anderen Straßenseite kommen.“

radsport.news.com sprach nach der Sitzung der Sportlichen Leiter mit Schachmanns Sportdirektor Enrico Poitschke.

Warum diese neue Regel?
Enrico Poitschke: Wir haben auf einem Abschnitt nur eine ziemlich kurze Wende, wo sich die Fahrer auf derselben Straße wieder begegnen. Dort ist nur ein Zeitpuffer von circa drei Minuten. Deshalb wird es morgen so sein, dass, wenn eine größere Gruppe vorne raus ist, die mehr als drei Minuten Vorsprung hat, die Kommissäre die Möglichkeit haben, alle andern Fahrer aus dem Rennen zu nehmen. Das heißt, auch das Hauptfeld.

Die verkündete Regel besagt aber, dass den Verfolgern nur zwei Minuten eingeräumt werden.
Poitschke: Ja, es sind erst mal zwei Minuten. Aber die Zeitspanne wird angepasst. In meinen Augen sind es drei Minuten, in denen sich die Spitzengruppe mit ihren Verfolgern treffen können. Wie die Regel dann angewandt wird, ob, schon nach zwei, drei oder gar erst nach vier Minuten, wird sich im Rennen erweisen. Es geht um die Sicherheit der Fahrer. Das ist in meinen Augen das Wichtigste. Die Fahrer wissen es. Sie müssen versuchen, sich irgendwie an diese Gegebenheiten zu halten und das Rennen dementsprechend gestalten. Wenn es keine andere Möglichkeiten gibt, die Meisterschaften durchzuführen, muss man das akzeptieren. Es ist wichtig, dass eine Meisterschaft ausgefahren wird.

Wie geht man das Rennen nun taktisch an?
Poitschke: Wir müssen schauen, dass keine Gruppe zu weit wegfährt, dass Fahrer von uns in Gruppen vertreten sind, die das kontrollieren können und dass wir natürlich noch Fahrer im Feld haben, falls einer unserer Kapitäne hinten ist, damit er nicht aus dem Rennen genommen wird. Das ist nicht einfach, aber mit einer Mannschaftsstärke von sieben Fahrern können wir das natürlich besser händeln, als wenn man allein fährt oder nur zwei oder drei Mann zur Verfügung hat.

Da gibt es doch eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Alle einigen sich und fahren langsam, oder es wird sehr schnell gefahren.
Poitschke: Die zweite Möglichkeit wird es sein. Alle werden sehr, sehr schnell fahren. Fahrer, die kein so hohes Niveau haben, werden nicht sehr lange am Rennen teilnehmen können. Jetzt kommt noch die Hitze dazu. Fast 40 Grad werden erwartet. Das wird das Rennen extrem schwer machen. Andererseits ist die Strecke, wie sie jetzt gewählt wurde, für diese Hitze gut, weil man oft Getränke oder kühlende Sachen reichen kann. Das Rennen ist mit 180 Kilometern auch nicht übermäßig lang. Das kann man bestimmt händeln.

Ist Ihnen ein Rennen unter diesen Bedingungen lieber, als gar keine Meisterschaft?
Poitschke: Definitiv!

Aber eine Meisterschaft unter diesen Bedingungen ist ja nur ein Plan B. Das wünscht man sich doch nicht.
Poitschke: Natürlich wünscht man sich nicht, dass man sich auf einer Straße begegnet. Das darf nicht passieren. Ganz, ganz lange war ja gar kein Titelrennen möglich, weil keine Strecke und kein Ausrichter gefunden wurde. Jetzt hat sich zum Glück jemand gefunden, das auszuführen. Das ist nicht die Strecke, die wir uns alle gewünscht haben, aber immer noch besser, als gar kein Rennen zu fahren.

Unter diesen Bedingungen sind sieben Fahrer aus dem eigenen Team sehr wichtig?
Poitschke: Ich gehe davon aus, dass wir auf jeder Strecke um den Sieg mitfahren können. Das haben wir auch in den letzten Jahren bewiesen. Vor Sprintankünften oder Engstellen will jeder vorne fahren, was immer wieder gefährliche Situationen hervorruft. Im diesem Meisterschaftsrennen wird es über 180 Kilometer so sein. Es ist schon so, dass jeder versuchen wird, die Flucht nach vorne anzutreten, um zeitig in eine Gruppe zu gehen. Das macht die Meisterschaft von Beginn an selektiv und schwer.

Das lässt ein Spektakel erwarten.
Poitschke: Ja, man muss immer sehen, wer in der Gruppe vorne ist, die wegfährt. Vielleicht muss man sie sofort zurückholen. Man hat da ja keinen Spielraum. Wie schnell sind zwei, drei Minuten herausgefahren. Auf dem Sachsenring kann man die Ausreißer ja auch nicht lange sehen. Ja, sie werden sehr, sehr schnell aus dem Sichtfeld verschwunden sein.

radsport-news.com erklärt, warum die Deutsche Meisterschaft unter solchen Bedingungen ausgetragen wird:
Die Notlösung auf dem Sachsenring muss der BDR eingehen, um der Blamage einer Absage zu entgehen. Trotz monatelangem Suchen konnte er keinen Startort finden. Das ist den zugegeben problematischen Umständen geschuldet wie hohe Kosten und schwierige Genehmigungsverfahren in den Kommunen, aber auch dem eigene, nicht immer glücklichen Verhandlungsgeschick. Der BDR musste selbst als Veranstalter und Ausrichter einspringen. Er kann nur hoffen, dass alles gut geht!

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