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10.05.2023 | (rsn) – Nach einem wahren Sturzfestival auf der ansonsten ereignisarmen 5. Etappe des Giro d’Italia feierte Kaden Groves (Alpecin - Deceuninck) seinen ersten Tagessieg bei der Italien-Rundfahrt. Auf den 171 Kilometern von Atripalda nach Salerno war er ein wenig schneller als Jonathan Milan (Bahrain Victorious). Mads Pedersen (Trek - Segafredo) komplettierte das Podium vor Alberto Dainese (DSM) und Mark Cavendish (Astana – Qazaqstan), der auf dem Boden rutschend über den Zielstrich kam. Dainese wurde nach dem Rennen von der Jury wegen Verlassens der Fahrlinie als Verursacher des Cavendish-Sturz ausgemacht und relegiert.
Andreas Leknessund (DSM) verteidigte das Rosa Trikot, obwohl er sieben Kilometer vor dem Ziel wie auch Primoz Roglic (Jumbo – Visma) in einen Massensturz verwickelt war. Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) hatte es gleich zweimal erwischt, bei seinem zweiten Crash knapp drei Kilometer vor dem Ziel lag auch Bora-Kapitän Aleksandr Vlasov auf dem Asphalt.
Auch den Tagessieger hatte es beim ersten Sturz im Finale erwischt. “Wir haben am TV gesehen, dass Kaden in der zweiten Gruppe war, mit weniger als zehn Sekunden Rückstand. Wir hatten drei Fahrer vorne, und ließen diese warten. Es waren immer noch vier, fünf Kilometer bis zum Ziel, es war also möglich, dass es noch zum Zusammenschluss kommen würde“, meinte Bart Leysen, der Sportliche Leiter des Australiers. Der hatte seine Felle auch schon davonschwimmen sehen. “Ich habe mich heute selbst überrascht. Ich bin sieben Kilometer vor dem Ziel im Kreisverkehr gestürzt und zum Glück konnte ich schnell weiterfahren und die Gruppen sind wieder zusammengelaufen“, so der 24-Jährige nach seinem vierten Saisonsieg.
Den danach folgenden zwei großen Crashs konnte er sich entziehen, doch durch die Aufholjagd waren seine Teamgefährten früh verbraucht. “Ich habe dann bei DSM ein gutes Hinterrad gefunden und hatte dann noch die Beine für den Sieg. Mit dem Sieg wird ein Traum wahr. Ich habe mich schon seit November, Dezember auf das Rennen vorbereitet“, jubelte Groves. Letzte Saison hatte er – damals noch im Trikot von BikeExchange – bei der Vuelta a Espana seine erste Grand-Tour-Etappe gewonnen.
Pedersen beschrieb das Chaos im Finale knapp, aber deutlich. “Es war hektisch, überall lagen Fahrer“, fasste der Tagesdritte zusammen. “Im Sprint war ich einfach nicht schnell genug. Es gab viele Stürze, aber ich war zum Glück in keinen involviert. Solche schnellen Finals bei diesen Bedingungen gehen nie gut aus, da macht man ganz leicht Fehler“, fügte der Däne an.
Lennard Kämna (Bora - hansgrohe) überstand das Finale ohne Zeitverlust als 16. Zwei Plätze vor ihm erreichte Max Kanter (Movistar) als bester Deutscher das Ziel.
In den ersten Positionen des Klassements gab es keine Veränderungen. Rigoberto Uran (Ef Education - EasyPost), büßte allerdings 1:09 Minuten ein. Jay Vine (UAE Team Emirates) und Lorenzo Fortunato (Eolo - Kometa) verloren noch zwei Sekunden mehr. Milan verteidigte das Punktetrikot vor Groves, der allerdings bis auf einen Zähler an den Italiener herankam. Dritter ist Pedersen. Thibaut Pinot (Groupama – FDJ) war kurzzeitig einer der Ausreißer des Tages und sicherte sich insgesamt zehn Bergpunkte, wodurch er seine Führung in der dazugehörigen Sonderwertung ausbaute. Bester Nachwuchsfahrer ist nach wie vor Leknessund.
Um 12:55 Uhr erfolgte der offizielle Start für 171 verregnete Kilometer. Die Fahrer waren kaum unterwegs, als die Gruppe des Tages, bestehend aus Thibaut Pinot (Groupama - FDJ), Stefano Gandin (Corratec - Selle Italia), Thomas Champion (Cofidis), Samuele Zoccarato und Martin Marcellusi (beide Green Project – Bardiani CSF – Faizanè), sich absetzte. Nach nur fünf Kilometern stürzten Gandin und Marcellusi. Der Corractec-Fahrer kam wieder an seine Wegbegleiter heran, für seinen Landsmann war das Abenteuer beendet.
Am Passo Serra (3. Kategorie) baute Pinot nach zwölf Kilometern mit neun Bergpunkten seine Führung in der dazugehörigen Sonderwertung aus, danach wartete er aufs Peloton. Durch einen auf der Straße laufenden Hund landete Evenepoel kurz darauf im Straßengraben. Der Gesamtwertungszweite konnte das Rennen aber scheinbar ohne schwere Verletzungen fortsetzen. Die Ausreißer erreichten wenig später ihren Maximalvorsprung von 3:30 Minuten, bevor die Mannschaften der Sprinter im Feld das Kommando übernahmen.
Den Zwischensprint nach 65 Kilometern sicherte sich Gandin, zwei Minuten später kam Pedersen vor Milan, Matthews und Groves als Vierter über den Wertungsstrich. Bis zu den letzten 35 Kilometern passte das Feld sein Tempo dem der Ausreißer an, dann waren Bemühungen zu erkennen, die drei wieder einzuholen. Nach dem zweiten Zwischensprint am 25-Kilometer-Banner attackierte Zoccarato Champion und Gandin, der zuerst über den Strich gespurtet war. Der Italiener setzte die Flucht solo fort, wurde aber sechs Kilometer vor dem Ziel gestellt.
Einen Kilometer davor gab es den ersten großen Sturz in einer Rechtskurve. Viel war nicht passiert, aber unter anderem Roglic, Leknessund und Fernando Gaviria (Movistar) lagen nun hinter den rund 40 Führenden. Ein Teil der zurückgefallenen Fahrer, unter ihnen Roglic und Leknessund, kamen kurz vor der Drei-Kilometer-Marke erneut an die Spitze des Rennens, wo sich nur wenige Meter hinter jenem Banner der nächste Massensturz ereignete. Dieses Mal fanden sich unter anderem Evenepoel und Vlasov auf dem Boden wieder. Zeitverlust drohte diesen Fahrern aber nicht mehr.
Den Sprint zog DSM für Dainese an, doch bei den nur noch 30 Profis fehlten die nötigen Anfahrer, sodass kurz bevor der Spurt so richtig losging, das Tempo verschleppt wurde. Groves ging als Erster, Milan kam fast auf gleiche Höhe, musste dann aber doch die Waffen strecken. Hinter ihnen rutschte Cavendish auf der weißen Fahrbahnmarkierung aus. Er gab den Sprint auf und steuerte langsam nach rechts, wo er an Dainese geriet. Dadurch schoss der Brite an die rechte Bande, wo er einen weiteren Fahrer abräumte. Danach katapultierte es ihn auf die andere Fahrbahnseite, wo er noch mehr Athleten mit sich mitriss.
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