Beim X2O-Auftakt in den Spuren von Vater Sven

Thibau Nys wird zum Prinzen des Koppenbergs

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Thibau Nys wird zum Prinzen des Koppenbergs"
Thibau Nys (Baloise – Trek Lions) hat den Koppenbergcross gewonnen. | Foto: Cor Vos

01.11.2023  |  (rsn) – An dem Ort, wo sein Vater insgesamt neunmal triumphierte und zum "König des Koppenbergs" avancierte, hat Thibau Nys (Baloise – Trek Lions) seinen dritten Saisonsieg gefeiert. Nach einem starken Auftritt entschied der 20-jährige Belgier den Auftakt zur X2O Trofee in Oudenaarde für sich. Als Zweiter kam mit sieben Sekunden Rückstand der Niederländische Meister Lars van der Haar (Baloise – Trek – Lions) vor dem Belgier Eli Iserbyt (Pauwels Sauzen – Bingoal) und dem Britischen Meister Cameron Mason (Cyclocross Reds) ins Ziel. Fünfter wurde mit Europameister Michael Vanthourenhout (Pauwels Sauzen – Bingoal) ein weiterer heimischer Fahrer.

25 Jahre alt war Querfeldeinlegende Sven Nys, als er 2001 erstmals in Oudenaarde jubelte. Seinem Sohn gelang der erste Triumph mit nur 20 Jahren. Als er über den Zielstrich fuhr, streckte er alle zehn Finger aus, um die Familienbilanz zu signalisieren. “Wir haben lange darüber gesprochen. Jetzt haben wir endlich zehn!“, jubelte Thibau Nys im Ziel-Interview. “Es gibt kein schöneres Gefühl. So ein langsames Rennen habe ich noch nie erlebt. Das saugt einen leer. Ich hatte so viel Zeit nachzudenken, das war wirklich merkwürdig“, fügte er an.

Nys setzte sich schnell ab und fuhr die meiste Zeit rund 20 Sekunden vor seinen ersten Verfolgern. “Ich habe mein eigenes Tempo gesucht und mich an niemandem orientiert. Es war aber schwer, das Tempo finden. Es war ein Kampf gegen mich selbst“, fasste er sein Rennen zusammen. Nach seiner Vorstellung am Koppenberg ist Nys nun auch am Wochenende Topfavorit auf den EM-Titel, der im französischen Pont Château vergeben wird. “Daran will ich aber noch gar nicht denken. Ich will das hier erstmal genießen. Ich fände es nicht schlimm, in Frankreich zu verlieren“, meinte der Youngster.

Dort könnte der Tageszweite zu seinem größten Konkurrenten werden. “Ich konnte den größten Teil des Rennens mit Überschuss fahren, weil Thibau vorne war“, erzählte van der Haar, der sich etwas schonen konnte. “Eigentlich wusste ich das ganze Rennen über, dass ich Zweiter werden würde. Ich musste nur an Eli und Michael dran bleiben und am Ende an ihnen vorbeifahren“, bilanzierte der 32-Jährige.

Iserbyt verbuchte mit dem dritten Platz am Koppenberg sein bisher schlechtestes Saisonergebnis. “Ich bin hier heute auf zwei superstarke Fahrer gestoßen und war nicht gut genug. So schwer war es hier für mich noch nie. Solange ich fahre, war es hier eigentlich immer trocken“, kommentierte der Flame das Ergebnis.

Die beiden deutschen Starter spielten wie erwartet keine Rolle. Florian Hamm (Next Level Racing Elite) belegte mit 9:40 Minuten Rückstand Platz 21 vor dem zeitgleichen DM-Dritten Michael Gassner. Zum Koppenbergcross angetreten waren nur 27 Fahrer.

So lief die X2O Trofee in Oudenaarde:

Weil Nys sein Rad nach dem Start auf dem Koppenberg quer stellte, mussten Vanthourenhout und sein Teamkollege Pim Ronhaar gezwungenermaßen absteigen. Die beiden Baloise-Fahrer übernahmen dann aber gemeinsam mit Lander Loockx () die Spitze, wobei es für den Fahrer von TDT – Unibet gegen Ende der ersten Runde aber zu schnell ging. Nys schüttelte kurz vor dem berühmten Kopfsteinpflasteranstieg auch Ronhaar ab. Hinter Loockx hatte Vanthourenhout sich wieder auf den vierten Platz vorgearbeitet.

Iserbyt und van der Haar schlossen zu Vanthourenhout und Loockx auf, und da Ronhaar eingeholt wurde, entwickelt sich hinter Nys ein Kampf um Platz zwei. Nachdem er sich mit dem Lenker in der Streckenbegrenzung verfangen hatte, fiel Ronhaar dann aber zurück in eine Gruppe mit dem zuvor schon distanzierten Loockx und Mason zurück. Bei der nächsten Passage am Kopfsteinpflasterberg kämpfte sich der Brite zur Dreiergruppe vor, die bereits 22 hinter dem Spitzenreiter lag.

Nys schien nun auf dem Weg zum sicheren Sieg, doch ein Sturz kostete ihn einige Sekunden, so dass er eingangs der vierten von fünf Runden nur noch zwölf Sekunden vor den Verfolgern lag, zu denen Mason nicht mehr gehörte. Als Iserbyt kurz danach versuchte ein schweres Bergaufstück fahrend zu meistern, stellte sich sein Rad quer und rutschte sogar ein paar Meter zurück, so dass der ursprüngliche Abstand wiederhergestellt war.

Kurz vor dem Koppenberg schüttelten die beiden Pauwels-Sauzen-Fahrer van der Haar. Am Koipfsteinpflasteranstieg fiel Vanthourenhout dann aber zurück. Iserbyt erreichte die vorletzte Zieldurchfahrt 20 Sekunden nach Nys, sieben weitere Sekunden dahinter folgte van der Haar und auch Mason war am Europameister vorbeigefahren.

In der Schlussrunde kämpfte sich van der Haar wieder zu Iserbyt heran. Da der Rückstand zu Nys nur wenig geringer geworden war, mussten sich die beiden sich auf das Duell um den zweiten Platz konzentrieren. Die Entscheidung hier fiel an der Schlussrampe. Auf dem glitischigen Kopfsteinpflaster zog van der Haar an seinem Widersacher vorbei und nahm Iserbyt noch fünf Sekunden ab, um sich sieben Sekunden hinter dem souveränen Nys den zweiten Platz zu sichern.

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