RSNplusRSN-Rangliste, Platz 78

Kitzki: Malopolska war Highlight und Debakel zugleich

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Kitzki: Malopolska war Highlight und Debakel zugleich"
Louis Kitzki (Bildmitte) bei den Rennen in Marokko| Foto: Team Embrace The World

17.11.2023  |  (rsn) - Zunächst stand das Abitur im Vordergrund, dann bremste ihn ein Handbruch aus. So kam Louis Kitzki (Embrace the World) in der Saison 2023 auf nur wenige Renntage, wobei im September der dritte Platz beim marokkanischen Eintagesrennen Grand Prix Es-Semara (1.2) ein zumindest zufriedenstellendes Saisonfinale war.

Die Freude darüber wurde allerdings durch das verheerende Erdbeben in der Nacht davor getrübt. Da Kitzki und seine Teamkollegen die Rennen 700 Kilometern weiter südlich austrugen, bekamen sie zunächst nichts davon mit und wurden erst nach dem Rennen im Hotel über die Katastrophe informiert. "Das sorgte nach dem großen sportlichen Erfolg (Teamkollege Leo Charrois wurde vor Kitzki Zweiter, d. Red.) natürlich für sehr gemischte Gefühle. Dazu haben sich meine Familie und meine Freunde auch große Sorgen um mich gemacht", sagte Kitzki zu radsport-news.com.

___STEADY_PAYWALL___

Weil die anschließende Marokko-Rundfahrt (2.2) zwei Wochen später durch das Erdbebengebiet geführt hätte, wurde dieses Rennen abgesagt, so dass Kitzki und seine Teamkollegen, die vor allem wegen der Rundfahrt angereist waren, wieder die Heimreise antreten mussten.

Louis Kitzki (Embrace The World) bei der polnischen Tour of Malopolska, die Highlight und Debakel zugleich war. | Foto: Team Embrace The World

Dabei hatte Kitzkis Saison bereits verspätet begonnen. Wegen der Abiturprüfungen bezog der 19-Jährige im Frühjahr kein Trainingslager und ließ auch die Algerien-Rundfahrt (2.2) aus. Sein erstes größeres Rennen war in Polen die Tour of Malopolska (2.2), bei der er gleich im Prolog mit Rang 22 überzeugte.

"Ein solch gutes Ergebnis hätte ich nicht erwartet, da mir solch kurze Belastungen nicht sonderlich liegen", meinte Kitzki. Die Rundfahrt entwickelte sich für den Norddeutschen dann aber zum "Highlight und Debakel zugleich". Für die hügelige 1. Etappe hatte er sich viel vorgenommen, doch an einer steilen Rampe im Finale musste Kitzki die Konkurrenz ziehen lassen. Am Tag darauf wurde er 20 Kilometer vor dem Ziel durch einen Defekt zurückgeworfen. "Da fing der ganze Malopolska-Spaß so richtig an", spielte Kitzki darauf an, dass er erst mit deutlicher Verspätung vom neutralen Materialwagen ein Laufrad bekam, bei dem allerdings die Scheibe nicht passte. "So bin ich mit angezogener Handbremse ins Ziel gefahren und habe fast vier Minuten verloren. Da war ich schon ein bisschen gebrochen", erzählte er.

Doch es kam noch heftiger. Als es 50 Kilometer vor dem Ziel der 3. und letzten Etappe in die Verpflegungszone ging, hielt sich Kitzki bewusst etwas weiter hinten auf, damit die Betreuer alle Embrace-Fahrer leichter mit Flaschen versorgen konnten. Dabei kamen vor ihm drei Mann zu Fall, Kitzki konnte nicht mehr bremsten und brach sich beim Sturz zwei Knochen in der Hand. Er fuhr das Rennen noch zu Ende, musste dann aber acht Wochen pausieren und verpasste dadurch die Deutschen Meisterschaften, für die er sich vor allem im Zeitfahren viel vorgenommen hatte.

Louis Kitzki (Embrace The World) beim 3Rides Gravel | Foto: Team Embrace The World

Kaum wieder im Training, folgte der nächste Rückschlag. "Nach zwei Wochen Training bin ich richtig heftig krank geworden und habe mich drei Wochen mit einer Bronchitis rumgeplagt", so Kitzki, dem so nur 20 Tage blieben, um sich auf die Rennen in Marokko vorzubereiten. Dies reichte, um in gute Form zu kommen, was er mit einem dritten und einem achten Platz unterstrich. Trotz des versöhnlichen Endes sprach Kitzki allerdings von einer nur "halbwegs durchschnittlichen Saison."

Er wollte sich nämlich mit guten Resultaten für ein Kontinental-Team empfehlen. "Das hat aber nicht funktioniert, die Ergebnisse reichten einfach nicht aus", sagte er. Deshalb wird es 2024 wohl im Trikot von Embrace the World weitergehen.

Ganz aufgegeben hat Kitzki seine Ambitionen allerdings nicht. "Ich trainiere noch für die Zwift Academy. Wenn man dort gewinnt, kann man bei Alpecin - Deceuninck einen Vertrag beim Development-Team bekommen“, sagte er. Sollte auch das nicht gelingen, will Kitzki mit einem Studium beginnen. "Dann muss ich schauen, wie es mit dem Radsport weitergeht", sagte er. Die kommende Saison will er aber nochmals nutzen, um gute Ergebnisse einzufahren und damit höherklassige Teams auf sich aufmerksam zu machen.

Data powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

06.01.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2023 im Ãœberblick

(rsn) – Auch in diesem Jahr haben wir wieder mit Hilfe eines eigens dafür erstellten Punkteschlüssels den besten Fahrer des deutschsprachigen Raums ermittelt. In unserer Rangliste finden Sie die P

06.01.2024Hirschi: Trotz Handgelenksbruch reihenweise Top-Ergebnisse

(rsn) – Ein Etappensieg bei einer Grand Tour oder ein Erfolg bei einem großen Klassiker ist Marc Hirschi (UAE Team Emirates) in der vergangenen Saison verwehrt geblieben. In der gesamten WorldTour-

05.01.2024Küng: Achterbahnfahrt knapp unter den eigenen Ansprüchen

(rsn) – Auf Gran Canaria ist Stefan Küng ins neue Jahr gestartet. Der 30-Jährige verbringt, bevor in der kommenden Woche die Teampräsentation von Groupama – FDJ für die neue Saison ansteht, no

04.01.2024Gall: “Spätzünder“ mit steiler Entwicklungskurve

(rsn) – Als erst vierter Straßenradfahrer wurde Felix Gall (AG2R - Citroën) in Österreich als Sportler des Jahres ausgezeichnet. Maßgeblich dafür war seine herausragende Leistung bei der Tour d

03.01.2024Großschartner: Begeistert von erster Saison an Pogacars Seite

(rsn) – Im vergangenen Winter zog es Felix Großschartner in die Vereinigten Arabischen Emirate. Nach dem Wechsel von Bora – hansgrohe zu UAE Team Emirates wurde “Edelhelfer mit Freiheiten“ zu

02.01.2024Schmid: Die starken Leistungen des Vorjahrs bestätigt

(rsn) – Als Fünfter der Rangliste 2023 hat Mauro Schmid (Soudal – Quick-Step) sein starkes Ergebnis aus dem Vorjahr, als er sogar den dritten Platz belegt hatte, eindrucksvoll bestätigt. Der Sch

01.01.2024Kämna: Richtig guten Sport geboten

(rsn) - Lennard Kämna (Bora - hansgrohe) kann auf eine starke Saison zurückblicken und wurde im rsn-Ranking folgerichtig bester Deutscher. Der Schlüssel zum Erfolg für den 27-Jährigen war, dass

31.12.2023Politt: Mit langem Anlauf zum ersten Zeitfahrtitel

(rsn) - Seit 2016 landete Nils Politt (Bora - hansgrohe) bei den Deutschen Zeitfahrmeisterschaften immer unter den besten Fünf. Nur ein Sieg war ihm bisher nicht vergönnt gewesen. Dies änderte sic

30.12.2023Engelhardt: Riesenschritte in der ersten Profisaison

(rsn) – Sein großes Talent zeigte Felix Engelhardt bereits 2022, als er in Portugal Straßen-Europameister wurde. Noch besser lief es in seiner ersten Saison bei den Profis: Mit zwei UCI-Siegen un

29.12.2023Zwiehoff: Aus dem Experiment wurde ein voller Erfolg

(rsn) – Die Geschichte von Ben Zwiehoff ist inzwischen hinlänglich bekannt. Der gehobene Mittelklassemountainbiker – sein bestes Ergebnis im Weltcup war Platz 23 in Nove Mesto – und Gelegenheit

28.12.2023Zimmermann: Perfekter Dauphiné-Tag macht Lust auf mehr

(rsn) – Georg Zimmermann (Intermarché - Circus - Wanty) hat auch 2023 bewiesen, dass er zu Deutschlands besten Radprofis zählt. Der Augsburger feierte einen Etappensieg beim Critérium du DauphinÃ

28.12.2023Konrad: Viele Helferaufgaben im finalen Bora-Jahr

(rsn) – Es war für Patrick Konrad (Bora – hansgrohe) eine lange Saison, die vor allem eine große Veränderung mit sich brachte. Denn nach zehn Jahren verlässt der Niederösterreicher die Raubli

Weitere Radsportnachrichten

23.10.2024Koerdt wird Profi bei dsm, U23-Europameisterin van Rooijen zu UAE

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

23.10.2024Wechsel zu Movistar: Für Reusser bricht eine neue Ära an

(rsn) - Marlen Reusser wird am Jahresende SD Worx – Protime verlassen und ihre Karriere beim Movistar Team fortsetzen. Wie der von Sebastian Unzué geleitete spanische Frauen-Rennstall mitteilte, h

23.10.2024WM-Dritte Pieterse steigt erst Mitte Dezember in Cross-Saison ein

(rsn) – Puck Pieterse (Fenix – Deceuninck) wird erst Mitte Dezember ihr erste Rennen des Cross-Winters 2024/35 bestreiten. Wie die diesjährige WM-Dritte mitteilte, sei der Saisoneinstieg beim X2O

23.10.2024Ineos krempelt Struktur und Sportliche Leitung um

(rsn) – Schon seit einigen Jahren haben UAE Team Emirates und Visma – Lease a Bike dem früheren Platzhirsch Ineos Grenadiers bei den großen Rundfahrten den Rang abgelaufen. Die Saison 2024 stell

23.10.2024Im Überblick: Die Transfers der Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Transfers offiziell bekanntgeben. Radsport-news.c

22.10.2024Giro d´Italia 2025 mit Ankunft in Sestriere und zwei Zeitfahren

(rsn) - Die Route des 108. Giro d’Italia (9. Mai – 1. Juni 2025) wird erst am 12. November bekanntgegeben. Aber auch diesmal kursieren schon vor der offiziellen Präsentation zahlreiche Meldungen

22.10.2024Iserbyts Sperre einen Tag kürzer als angenommen

(rsn) – Nach seinem Ausraster gegen Ryan Kamp beim Cross in Beringen wird Eli Iserbyt offenbar nur zwei statt wie zunächst angenommen drei Rennen aussetzen müssen. Wie sein Team Pauwels Sauzen - B

22.10.2024Corratec - Vini Fantini hat keine Chance auf Giro-Wildcard

(rsn) – Corratec - Vini Fantini hat keine Chance auf eine Teilnahme am Giro d´Italia 2025. In der aktuellen UCI-Team-Weltrangliste wird der italienische Zweitdivisionär nur auf Rang 41 geführt. N

22.10.2024Schnapka: “Sind sportlich wieder da, wo unser Anspruch liegt“

(rsn) – Bike Aid gehört auch international zu den dominierenden Kontinental-Mannschaften und war in der abgelaufenen Saison das im UCI-Ranking bestplatzierte deutsche Team. Im Interview mit RSN bl

21.10.2024Pogacar: “Grand-Tour-Triple ist machbar“

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) blickt auf eine denkwürdige Saison zurück. Der 26-jährige Slowene gewann als erster Fahrer seit Marco Pantani 1998 – Pogacars Geburtsjahr – die Gesam

21.10.2024An der Sprachbarriere gescheitert: Cavagna verlässt Movistar

(rsn) - Trotz eines noch bis Ende 2026 gültigen Vertrags wird Rémi Cavagna das spanische Movistar-Team bereits zum Saisonende verlassen. Dies bestätigte der 29-jährige Franzose in einem Interview

21.10.2024Red Bull: Neues U23-Team mit elf Rookies und Konti-Lizenz

(rsn) – Angeführt von Juniorenweltmeister Lorenzo Finn und dem letztjährigen Silbermedaillengewinner Paul Fietzke wird das U23 Development Team von Red Bull – Bora – hansgrohe seine erste Sais

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine