“Eine schreckliche Art, die Führung zu übernehmen“

Van Aerts Erben: Groves und Vine plötzlich Wertungsführende

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Van Aerts Erben: Groves und Vine plötzlich Wertungsführende"
Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck) feierte schon zwei Etappensiege bei der diesjährigen Vuelta | Foto: Cor Vos

04.09.2024  |  (rsn) – Zum ersten Mal seit 1995 hätten bei dieser Vuelta a Espana das Berg- sowie das Punktetrikot an ein und denselben Fahrer gehen können. Laurent Jalabert schaffte damals sogar das Kunststück die Rundfahrt auch noch zu gewinnen. In der Punktewertung lag Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) bei der 79. Spanien-Rundfahrt nun vor der 16. Etappe schon überlegen voran und auch im Kampf um das Trikot des Bergbesten war er die Nummer 1, sicherte sich im Verlauf des Teilstücks zu den Lagos de Covadonga im direkten Duell mit Jay Vine (UAE Team Emirates) in der Spitzengruppe noch zweimal zehn Punkte.

Doch sein schwerer Sturz 50 Kilometer vor dem Ziel beendete die Rekordjagd vorzeitig, so dass zwei Australier die Führung in den Sonderwertungen übernommen haben – und sich dabei zunächst nicht so richtig wohlfühlen wollten: Vine besitzt nun das Bergtrikot und Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck) das Grüne.

"Ich hatte nicht erwartet, dass ich noch einmal die Chance auf das Trikot bekomme. Wout hatte so einen überzeugenden Vorsprung und ich war mir sicher, dass er es gewinnen wird", berichtete Groves nach der Bergetappe. "Wout trug ja auch das Bergtrikot und ich habe nur gehört, dass er aufgeben musste. Das ist eine schreckliche Art die Führung zu übernehmen", fügte der Sprinter an.

Über 100 Zähler betrug sein Rückstand schon, van Aert hatte 291 Punkte auf dem Konto, Groves 182. Jetzt ist sein eigener Vorsprung auf den neuen Zweitplatzierten der Punktewertung, den Kolumbianer Harold Tejada (Astana Qazaqstan) mit 87 Zählern fast genauso groß. Nachdem dieser, wie auch die nächsten Verfolger Pablo Castrillo (Kern Pharma) sowie Marc Soler (UAE Team Emirates) keine ausgewiesenen Sprinter sind, kann Groves in Santander am Mittwoch auf Etappe 17, falls es zu einem Massensprint kommt, seine Führung wohl noch weiter ausbauen.

Viel wichtiger ist Groves aber sicherlich sein dritter Etappensieg, nachdem er sich schon in Ourem am zweiten Tag und in Villablino auf dem 14. Tagesabschnitt zwei sichern konnte – da aber eben ohne Grünes Trikot auf den Schultern. "Es ist nicht nur ein guter Tag für uns, sondern auch einer für Fluchtgruppen. Die Kontrolle im Feld zu halten wird sehr schwierig werden und deshalb ist die Etappe ein großer Tag für unser Team", war sich Groves am Dienstagabend an den Lagos de Covadonga sicher, nachdem er Grün übergestreift hatte. Vor einem Jahr konnte er die Punktewertung schon für sich entscheiden, damals mit drei Etappensiegen.

Groves und Vine brauchen ähnliche Besetzung der Spitzengruppe

Wie es sich anfühlt in einem Trikot nach Sturzfolgen aufgeben zu müssen kennt Jay Vine. 2022 schied er als Träger des Bergtrikots bei der Vuelta aus. Von ausgleichender Gerechtigkeit wollte der Australier aber am Dienstag nicht sprechen. "So willst du nicht das Trikot übernehmen, vor allem weil er mich bei den Sprints um die Bergpunkte ja gerade geschlagen hatte", meinte er. Gemeinsam mit Van Aert befand sich Vine in der Gruppe des Tages, mit gleich vielen Punkten waren die beiden in die Etappe gestartet, doch bis zum zweiten Sturz des Belgiers, der dann das Rennen mit Schmerzen frühzeitig beenden musste, zeigte sich dieser deutlich stärker als Vine.

Als Tagesvierter an den Lagos de Covadonga holte der Australier weitere Zähler. Er hat nun 56 Punkte, zehn weniger als van Aert sie bei seinem Sturz bereits hatte. Vines Vorsprung beträgt 14 Punkte auf Teamkollege Soler, 19 auf Castrillo.

Interessanterweise haben sowohl Groves als auch Vine also die gleichen Verfolger in den beiden Sonderwertungen und wenn sich auf dem Weg nach Santander am Mittwoch eine Spitzengruppe ohne Soler, Castrillo oder Tejada absetzt, dürfte das beiden Trikotträgern gefallen. Vielleicht kommt es da im Hauptfeld auf dem Weg in die Hauptstadt Kantabriens zu einer unerwarteten Kooperation ihrer Teams beim Kontrollieren der Rennsituation.

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