Die Favoriten für das 83. Paris-Nizza

Vingegaard und eine große Schar an Herausforderern

Von Sebastian Lindner

Foto zu dem Text "Vingegaard und eine große Schar an Herausforderern"
Jonas Vingegaard (Visma - Lease a Bike) beim Paris-Nizza 2023 | Foto: Cor Vos

08.03.2025  |  (rsn) – Als Matteo Jorgenson im vergangenen Jahr Paris-Nizza gewann, war das eine ziemliche Überraschung. Gerade erst ins Team Visma – Lease a Bike gewechselt, galt der damals 24 Jahre alte US-Amerikaner zwar als verheißungsvolles Rundfahrt-Talent, doch die ganz großen Erfolge hatte er noch nicht vorzuweisen. Doch dann war da plötzlich dieser Sieg beim “Rennen zur Sonne“, 30 Sekunden vor Remco Evenepoel (Soudal - Quick-Step). Mittlerweile hat sich Jorgenson in der Weltspitze etabliert. Dennoch wäre ein erneuter Sieg eine noch größere Überraschung als im Vorjahr.

Die Gründe dafür sind vielschichtig. Doch einer der schwerwiegendsten dürfte sein, dass auch sein Teamkollege Jonas Vingegaard diesmal am Start steht. Und zwar im selben Team wie Jorgenson. Dennoch geht der US-Boy mit der Nummer 1 auf dem Rücken an den Start. Und die scheint Selbstbewusstsein zu verleihen. Denn im offiziellen Interview mit Veranstalter ASO sagte Jorgenson mutig: “Ich will gewinnen. Das ist mein Ziel.“

Jorgenson lässt sich auch von Vingegaard nicht beeindrucken

Vingegaard hingegen hielt sich mit öffentlichen Äußerungen zu seinen Ambitionen bisher bedeckt. Die Form allerdings stimmt beim Dänen schon, wie er bei der Algarve-Rundfahrt eindrucksvoll bewies. Jorgenson ist bisher nur am Openingsweekend unterwegs gewesen, konnte sich dort aber nicht zeigen. Dass sich Vingegaard, der im vorigen Jahr das Parallel-Rennen Tirreno-Adriatico für sich entschied, freiwillig hinten anstellt – es wäre zwar nicht das erste Mal, wie die Vuelta 2023 bewies. Sehr wahrscheinlich ist dieses Szenario aber auch nicht.

Abgesehen davon ist Paris-Nizza in diesem Jahr auch über das Team Visma – Lease a Bike hinaus so stark besetzt, dass sich die niederländische Mannschaft kaum mit internen Spielchen aufhalten kann. Joao Almeida (UAE – Emirates – XRG), Ben O’Connor (Jayco - AlUla), Mattias Skjelmose (Lidl – Trek), Santiago Buitrago (Bahrain Victorious), Thymen Arensman (Inoes Grenadiers) – sie alle haben gemeldet und wollen ein Wörtchen um den Gesamtsieg mitreden.

Die besten Chancen, Vingegaard als großem Favoriten Paroli zu bieten, dürfe dabei  Almeida haben. Der Portugiese war an der Algarve schon Gesamtzweiter. Auch die Valencia-Rundfahrt beendete er auf Rang zwei - hinter Buitrago übrigens, der von den ersten Anwärtern ums Podium neben Almeida und dem zweifachen Tour-de-France-Sieger als am formstärksten betrachtet werden kann.

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Schachmann vor Lieblingsrennen in guter Form

Namen hat Paris-Nizza 2025 aber auch darüber hinaus noch viele zu bieten. Da wäre etwa die französische Fraktion um Guillaume Martin (Groupama – FDJ), den bei der Algarve-Rundfahrt gestürzten Romain Bardet (Picnic – PostNL) oder Lenny Martinez, der vielleicht als Co-Kapitän neben Buitrago bei Bahrain ins Rennen gehen könnte. Dann ist da noch der Österreicher Felix Gall (Decathlon – AG2R). Und die Movistar-Doppelspitze um Javier Romo und Pablo Castrillo, die schon bei der UAE Tour gut harmoniert hat.

Zu nennen wäre aber auch Maximilian Schachmann, der bei Soudal – Quick-Step wieder an vergangene, gute Tage anknüpfen will und mit Rang fünf an der Algarve auf dem richtigen Weg scheint. “Das war schon ein ziemlich solides Ergebnis“, , sagte Schachmann nach seinem Auftritt in Portugal zu RSN. Schon dort vertrat er erfolgreich den noch nicht wieder im Rennsattel sitzenden Evenepoel. Auch bei Paris-Nizza wird es so sein. Dass Schachmann das Rennen liegt, bewies er mit seinen Gesamtsiegen 2019 und 2020.

Red Bull kämpft mit Lipowitz und Vlasov um die Gesamtwertung

Und was ist eigentlich mit Red Bull – Bora – hansgrohe? Gute Ergebnisse und Rückschläge wechselten sich bisher ab, wobei für Letzteres eher die Rundfahrer-Fraktion geradezustehen hat. Mit Blick auf Gesamtklassements konnte Red Bull den eigenen Erwartungen – und jenen von außen – nicht ganz gerecht werden. Nun sollen es Aleksandr Vlasov und Florian Lipowitz richten. “Beide gehen mit Ambitionen und dem Fokus auf ein gutes Gesamtresultat ins Rennen“, sagte Patxi Vila, der als Sportlicher Leiter für das Team in Frankreich dabei ist, auf der Homepage des Teams.

“Mit Fahrern wie Vingegaard, Skjelmose und Almeida auf der Startliste wird der Wettbewerb jedoch hart", räumte Vila ein, formulierte aber dennoch klare Vorgaben: "Dennoch nehmen wir die Herausforderung an, ein starkes Gesamtklassement-Ergebnis zu erzielen. Unser Ziel ist ein Top-5-Ergebnis in der Gesamtwertung und ein Etappensieg. Wir wollen das Rennen mitgestalten."

Wer für den Etappensieg sorgt, ist am Ende egal. Das könnte sogar das gesamte Team sein, denn auf dem Plan steht auch ein Mannschaftszeitfahren. Mit Ryan Mullen und Matteo Sobrero stehen ausgemachte Spezialisten im Kampf gegen die Uhr im Aufgebot. Dazu kommen noch Ben Zwiehoff, Mick van Dijke und Danny van Poppel. Auch der könnte letztlich bei einer der drei potenziellen Sprintankünfte für jenen erhofften Erfolg sorgen.

Auch reichlich Sprinter am Start

Allerdings sind auch reichlich Vollblutsprinter auf dem Weg Richtung Nizza dabei. Allen voran Tim Merlier (Soudal – Quick-Step), der schon zwei Etappen der UAE Tour gewinnen konnte, und Mads Pedersen (Lidl – Trek), der abgesehen vom Hochgebirge auf jedem Terrain gut zurecht kommt. 

Um Tagessiege wird aber auch das Picnic-PostNL-Duo Fabio Jakobsen und Tobias Lund Andresen kämpfen, genauso wie Alexander Kristoff (Uno-X Mobility) und Arnaud Demare (Arkéa – B&B Hotels), die beide bei 97 Karrieresiegen stehen und trotz fortgeschrittenen Alters gerne noch die 100 vollmachen wollen. Der 37-jährige Kristoff ist seinem Ziel in diesem Jahr schon einen Schritt nähergekommen. 

Gute Rollen in den Sprintankünften dürften der ebenfalls formstarke Emilien Jeanniere (TotalEnergies), Juan Sebastian Molano (UAE – Emirates – XRG), Alberto Dainese (Tudor) und nicht zuletzt auch Max Walscheid (Jayco – AlUla) spielen, falls der Heidelberger nicht als letzter Anfahrer für Michael Matthews herhalten muss.

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