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07.04.2025 | (rsn) – Während in Belgien und Nordfrankreich die Klassikersaison mitten in der heißen Phase ist, halten die Rundfahrer, so sie nicht Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) heißen, ihr Alternativprogramm im Baskenland ab. Im Norden Spaniens wartet in der Woche zwischen Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix einer der schwersten einwöchigen Rundfahrten des Kalenders.
Trotz eines kurzen Zeitfahrens zum Auftakt und dem zweiten Teilstück, das für baskische Verhältnisse fast schon als Flachetappe durchgeht, bringt es die sechstägige Baskenland-Rundfahrt immer noch auf fast 14.000 Höhenmeter. Dabei kommt das Rennen – fast schon traditionell – ohne Bergankünfte aus. Was für den Rest der Strecke ein ständiges Auf und Ab bedeutet. Aber auch hier gilt: Auf das große Spektakel, sprich Monsterberge mit elend langen Anstiegen, haben die baskischen Organisatoren verzichtet.
Vielmehr wird es knackig, steil und abwechslungsreich. Es gibt keinen Berg, der alle anderen in seiner Schwierigkeit um Längen übertrifft. Und ähnliches gilt auch für die Etappen ab dem dritten Tag – zumindest kann sich kein Fahrer, der ums GC kämpfen will, irgendwo eine Auszeit leisten. Dennoch ist die Schlussetappe rund um Eibar mit 3700 Höhenmetern komprimiert auf gut 150 Kilometer der Tag der Entscheidung.
Dass diese schon vorher fallen könnte, ist aufgrund des recht ausgeglichenen Teilnehmerfeldes relativ gering. Es fehlen Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe), Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) und Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike), die hier im letzten Jahr noch für das erlesenste Rundfahrerfeld abseits der Grand Tours gesorgt hatten allesamt.
Während Evenepoel nach seinem schweren Zusammenstoß mit einem Postauto Ende vergangenen Jahres an seinem Comeback feilt, musste Vingegaard zuletzt wegen seiner Handverletzung passen, die er sich bei Paris-Nizza zugezogen hat. Für den Dänen scheint mittlerweile eine Rückkehr ins Feld zu den Ardennen-Klassikern – und damit zu einem Duell mit Pogacar – realistisch zu sein, wie Visma-Sportdirektor Grischa Niermann zuletzt gegenüber Wielerflits andeutete.
Roglic hingegen wählte in dieser Saison einen anderen Weg. Er fuhr und gewann die Katalonien-Rundfahrt. Und auch wenn bei den drei Topstars sicher auch andere Gründe für ein Fernbleiben sprechen, so dürfte auch der verheerende Massensturz aus dem letzten Jahr, bei dem sich alle drei schwer verletzten und mitunter lange ausfielen, mindestens mal im Hinterkopf noch eine Rolle spielen.
So ist einmal mehr der Weg frei für die zweite Reihe der GC-Fahrer. Und die ist breit angereist. Die stärksten Teams stellen dabei ausgerechnet die Mannschaften, die auf ihre absoluten Topleute verzichten müssen.
Red Bull geht auf dem Papier mit einer Kletterfraktion an den Start, die Grand-Tour-Charakter besitzt. Aleksandr Vlasov, Daniel Felipe Martinez, Florian Lipowitz, Finn Fisher-Black – wer hier die Kapitänsrolle übernimmt, wird letztlich von der Form abhängen. Auf jeden Fall hat die deutsche Mannschaft mehrere Asse im Feuer. Dazu kommt auch noch Maxim Van Gils. Dem dürften die Anstiege alle für sich zwar fast am besten liegen, doch jeden Tag performen zu können, war bisher noch nicht die Spezialität des Belgiers, der sich daher vermutlich die eine oder andere Etappe für den Tagessieg herauspicken wird.
Stark ist auch die Formation, die Visma ins Rennen schicken wird. Vom erfahrenen Wilco Kelderman über Vuelta-Sieger Sepp Kuss bis hin zu den britischen Youngsters Thomas Gloag und Ben Tulett, der zuletzt Coppi e Bartali gewonnen hat, sind auch hier mehrere potenzielle Kapitäne dabei.
Immer stark, egal welche Formation antritt, ist UAE – Emirates – XRG. Auch ohne Pogacar und Vorjahressieger Juan Ayuso schickt die beste Mannschaft der Welt eine Truppe ins Rennen, die es mit Visma und Red Bull aufnehmen kann. Angeführt wird sie von Joao Almeida, dem das Terrain aber nicht auf den Leib geschnitten ist. Mit Brandon McNulty, Marc Soler und Isaac del Toro sind aber gleich drei Asse dabei, die in die Bresche springen könnten.
Während Bahrain Victorious mit der vertrauten Doppelspitze aus Pello Bilbao und Santiago Buitrago anreist, ist Enric Mas, der die Katalonien-Rundfahrt als Dritter beendete, Movistars klare Nummer eins. Mit Michel Hessmann und Gregor Mühlberger hat er zwei deutschsprachige Helfer an seiner Seite.
Mindestens mal als Co-Kapitän an der Seite von Ilan Van Wilder wird Maximilian Schachmann für Soudal – Quick-Step ins Rennen gehen. Der Berliner hat ausgezeichnete Erinnerungen ans Baskenland, gewann hier 2019 gleich drei Etappen in einer Austragung und zeigte in dieser Saison schon die eine oder andere ansprechende Leistung. Gerade das Auftaktzeitfahren könnte den 31-Jährigen in eine gute Ausgangsposition bringen.
Die Streckenkarte der 64. Baskenland-Rundfahrt | Foto: Veranstalter
Darauf hofft auch Mattias Skjelmose (Lidl – Trek), der wie Vingegaard Paris-Nizza verletzt aufgeben musste. Wie fit der Däne ist, der seitdem kein Rennen mehr bestritten hat, wird das Rennen zeigen. Falls Skjelmose noch nicht liefern kann, hat Lidl in Thibau Nys aber noch ein zweites Eisen im Feuer. Sein erstes Saisonrennen, den GP Miguel Indurain am Wochenende, schoss der junge Belgier direkt ab. Zwischen ihm und dem Rundfahrtsieg steht aber das Zeitfahren, das überhaupt nicht zu seinen Stärken zählt. So könnte Nys ähnlich wie Van Gils zum Etappenjäger werden.
Und auch für Tudor könnte das gelten. Das Schweizer ProTeam bringt seine beiden Kapitäne Marc Hirschi und Julian Alaphilippe mit ins Baskenland. Ähnlich wie Ben Healy (EF Education – EasyPost), Warren Barguil und Oscar Onley (beide Picnic – PostNL) oder Axel Laurance (Ineos Grenadiers), der vor allem ein Auge auf die zweite, einfachste Etappe werfen wird, sind auch sie Kandidaten für die Tagesabschnitte.
Die nahezu endlose Liste an Namen– – auf der noch Eddie Dunbar, Mauro Schmid und Crosser Alan Hatherly für Jayco – AlUla sowie Romain Gregoire und Guillaume Martin für Groupama - FDJ fehlen – die für Etappen, aber auch das GC infrage kommen, lässt erahnen, dass es hektisch werden wird. Ohne eindeutige Favoriten könnte es im Baskenland drunter und drüber gehen, was potenziell Stürze, gerade auf den nicht immer besonders guten Straßen in den nordspanischen Gebirgsgebieten, begünstigt. Gerade mit Hinblick auf das vergangene Jahr.
1. Etappe: Vitoria-Gasteiz – Vitoria-Gasteiz | 16,5 km (EZF, flach)
2. Etappe: Pamplona-Iruna – Lodosa | 199,8 km (hügelig)
3. Etappe: Zarautz – Beasain | 156,3 km (hügelig)
4. Etappe: Beasain – Markina-Xemein | 169,6 km (hügelig)
5. Etappe: Orduna - Gernika-Lumo | 172,4 km (hügelig)
6. Etappe: Eibar – Eibar | 153,6 km (bergig)