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31.07.2025 | (rsn) – Ein wenig irritiert vom eigenen Verhalten war auch Kasia Niewiadoma (Canyon – SRAM – zondacrypto) nach der 6. Etappe, dem ersten wirklich bergigen Teilstück der Tour de France Femmes 2025. Da stand sie nun in der Mixed Zone und wunderte sich, warum in aller Welt sie und die anderen Klassement-Favoritinnen im Vollsprint den Berg hochrasen und Körner verpulvern, um mit etwas Glück vier Bonussekunden einzuheimsen. “Es ist fast absurd. Manchmal frage ich mich, warum wir um diese Sekunden fahren“, sagte sie am Eurosport-Mikrofon.
Doch im Grunde geht das eigentlich sogar auf ihre Kappe. Denn hätte sie die Tour im Vorjahr nicht mit gerade mal vier Sekunden Vorsprung auf Demi Vollering (FDJ – Suez) gewonnen, würde es möglicherweise anders zugehen. Das bestätigte die Polin dann so auch selbst noch: “Das letzte Jahr hat aber gezeigt, dass manchmal jede Sekunde zählt.“ Aber nur, um dann noch eine Kampfansage loszuwerden, die sich gewaschen hat. “Ich bin mir aber sicher, dass nach der Etappe mit dem Col du Madeleine Minuten zwischen uns liegen."
___STEADY_PAYWALL___ Es darf getrost davon ausgegangen werden, dass Niewiadoma freilich nicht damit rechnet, dass sie diejenige ist, die nach der Bergankunft auf der vorletzten Etappe mit deutlichem Rückstand hinterherfährt. Dabei lobte sie die Konkurrenz noch. “Ich habe heute geshen, dass einige Fahrerinnen ihre Abfahrtsfähigkeiten verbessert haben. Paulina Rooijakkers hatte früher oft Probleme, aber heute war sie immer da. Sie fährt vorne mit und ist immer bereit“, lobte Niewiadoma die Niederländerin, die als Gesamtsechste aussichtsreich platziert ist.
Auch auf der 6. Tour-Etappe zeigte Kasia Niwiadoma (Canyon – SRAM – zondacrypto) eine souveräne Leistung. | Foto: Cor Vos
Dabei hatte die Polnische Meisterin in der Abfahrt vom ersten Kategorie-1-Berg der Rundfahrt, dem Col du Beal, gemeinsam mit einer der vielleicht besten Abfahrerin im Peloton, Cédrine Kerbaol (EF Education – Oatly), ein halsbrecherisches Tempo eingeschlagen, was letztlich aber dennoch nicht reichte, um irgendjemanden dauerhaft abzuschütteln.
Allerdings braucht es am Madeleine keine Abfahrqualitäten mehr. Und dass eben jener Tag der entscheidende sein wird, da sind sich im Grunde alle sicher. Auch Erik Zabel, Berater im Canyon-Team, glaubt das. “Am Col de la Madeleine könnte es ein Duell Frau gegen Frau geben.“ Und dass "seine" Frau, also Niewiadoma, eine davon ist, davon wird auch er ausgehen. Zabel drückte sich allerdings etwas diplomatischer aus. “Ich denke, dass die Siegerin der Rundfahrt gestern in der Siebenergruppe dabei war.“
Neben Niewiadoma und Rooijakkers waren dort Sarah Gigante, Kimberly Le Court (beide AG Insurance – Soudal), Anna van der Breggen (SD Worx – Protime), Demi Vollering (FDJ – Suez) und Pauline Ferrand-Prevot (Visma – Lease a Bike) dabei. Es ist nicht allzu gewagt, die letztliche Gewinnerin des Gelben Trikots tatsächlich in diesem Kreis zu vermuten.
Platz vier vom fünften Teilstück konnte die Polnische Meisterin (link) in Ambert zwar nicht wiederholen. | Foto: Cor Vos
Die 29-jährige Le Court, aktuell Gesamtführende, hatte bislang kaum Gelegenheit, sich an solch einem Berg zu beweisen. Die Königsetappe im Vorjahr nach Alpe d`Huez beendete sie mit einer halben Stunde Rückstand. Allerdings war da die Ausgangslage eine völlig andere. Ob van der Breggen noch stark genug ist, an einem Berg wie dem Madeleine bis zum Ende mitzufahren, muss nach ihren Vorstellungen beim Giro zumindest angezweifelt werden.
Die vergleichbare Etappe zum Monte Nerone beendete sie mit fast drei Minuten Rückstand auf Gigante. Die Australierin hat Niewiadoma durchaus auf dem Zettel. “Wir wissen, dass Sarah eine sehr gute Bergfahrerin ist. Wir haben versucht, das Tempo hochzuhalten, damit sie nicht so einfach wieder an die Gruppe herankommt.“ Abgehängt war die Kletterspeziasitin zwischenzeitlich auf einer Abfahrt, schaffte aber mit Hilfe von Teamkollegin Justine Ghekiere aber wieder den Anschluss.
Niewiadoma rückte aber auf Gesamtrang drei vor und nimmt nun bereits den Samstag ins Visier, wenn es den Col de la Madeleine hinaufgeht. | Foto: Cor Vos
Deswegen dürfte der Schicksalstag der zweimaligen Giro-Etappensiegerin der morgige sein, wenn es nach dem Col du Granier für fast 20 Kilometer nur noch bergab ins Ziel nach Chambéry geht. Kann Gigante dort den Zeitverlust in Grenzen halten, könnte sie am ein ernstes Wörtchen bei der Titelvergabe mitsprechen. Gegen sie spricht allerdings auch, dass sie im Laufe der Rundfahrt bereits viel arbeiten musste, um Gelb von Le Court zu verteidigen.
Letztlich läuft es wohl auf Ferrand-Prevot und Vollering aus, die Niewiadoma die Titelverteidigung streitig machen werden. Alle drei machten im Laufe der Rundfahrt einen soliden Eindruck. Vollering scheint da noch am ehesten die Wackelkandidatin zu sein. Es wird vieles davon abhängen, wie gut sie ihren Sturz auf der 3. Etappe verkraftet hat. Aktuell trennt das Trio in der Gesamtwertung nur fünf Sekunden, die sich lediglich aus den Bonifikationen ergeben.