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30.12.2025 | (rsn) – Vor der Tour de Suisse ließ Felix Gall (Decathlon – AG2R La Mondiale) mit seinem Ziel aufhorchen, die Tour de France unter den besten Fünf der Gesamtwertung abschließen zu wollen - und der Österreicher konnte seine großen Ambitionen am Ende in die Tat umsetzen. Später landete er auch noch bei der Vuelta a Espana auf Rang acht und konnte so auf eine insgesamt starke Saison zurückblicken.
“Ich bin sehr zufrieden mit dem Jahr. Wir hatten 2024 ein paar neue Dinge probiert. Die Erwartungshaltung ist gewachsen und dementsprechend war das Saisonziel, wieder an die Ergebnisse von 2023 anzuschließen“, sagte der Osttiroler, der seine Saison in den Emiraten bei der UAE Tour eröffnete und dort bei der ersten Bergankunft am Jebel Jais gleich Dritter wurde. ___STEADY_PAYWALL___
Es folgte ein Sturz und als auf der letzten Etappen viele Favoriten sich früh auf einer Windkante lösten, war der Gall nicht mit dabei und beendete seinen Jahreseinstand nur auf Rang 18. Danach ging es zu Paris-Nizza, wo er an den letzten beiden Tagen mit den Rängen sechs und drei zwei gute Resultate einfahren konnte. Auch bei der Katalonien-Rundfahrt holte Gall einen sechsten Tagesrang.
“Ich habe mit den Ergebnissen gemerkt, dass ich dabei bin, aber so wirklich gelaufen ist es in Summe nicht für mich. In den Emiraten war ich gestürzt, in Katalonien dann erkältet und bin daher vorzeitig ausgestiegen“, erzählte Gall. Bevor es in die Höhe ging, wartete auf ihn noch die Tour of the Alps, die am Ende in seine Heimat Osttirol führte, wo zahlreiche Fans, trotz teilweiser widriger Wetterbedingungen ihren Radsporthelden anfeuerten.
“Ich habe sehr gute Erinnerungen an das Rennen, vor allem wegen der Tage rund um Lienz. Es ist schön zu sehen, dass man so viel Zuspruch erhält und dass die internationalen Erfolge auch gewürdigt werden“, erinnerte sich der Österreicher, der vor wenigen Wochen auch bei einem Kinoabend auf seine Saison zurückblickte.
Felix Gall legte bei der Tour of the Alps einen starken Auftritt hin. | Foto: Cor Vos
Das große Ziel des Jahres war für Gall wieder die Tour de France, wo er vor dem Start aufhören ließ, weil er angab, diese unter den Top fünf beenden zu wollen. Seinen Feinschliff holte er sich bei der Tour de Suisse, welche er als Vierter beendete, mit einem starken Abschluss als Zweiter des Bergzeitfahrens zur Stockhütte hinauf.
“In diesem Jahr war mir wichtig, von Rennen zu Rennen zu schauen, auch mit dem Versuch, diese offensiver zu gestalten. Ich bin dann gut in die Tour gestartet mit dem Plan, gut bis zum ersten Ruhetag zu kommen und keine Energien liegenzulassen“, so Gall, der aber gleich am ersten Tag einen Rückschlag wegstecken musste. Sein Schweizer Teamkollegen Stefan Bissegger, der ihn vor allem an den flachen Tagen gut durchs Feld lotsen sollte, musste aufgeben.
“Es ist immer bitter, gleich am ersten Tag einen Helfer zu verlieren und Stefan ist so erfahren. Aber ich muss sagen, dass Oliver Naesen das sehr gut gemanagt hat und ich kann ihm da wirklich blind vertrauen“, lobte Gall den Belgier, der in dei Bresche sprang. Als Vierter an der Mur de Bretagne konnte der Decathlon-Kapitän am siebten Tag der Rundfahrt erstmals auch sportlich aufzeigen und danach wurde er immer stärker.
“Zum einen ist es wieder sehr gut gelaufen in der dritten Woche, zum anderen waren wir auch sehr stark als Team. Ich wurde richtig gut unterstützt und muss zugeben, dass es auch Spaß macht, diese Rennen dann mit so starken Teamkollegen zu bestreiten“, berichtete der 27-Jährige, der in Paris die Tour als Fünfter beendete und damit seinen achten Rang von 2023 noch einmal verbessern konnte.
“Die Tour ist kein Rennen wie die anderen. Vom Stress her kommt kein anderes Event auf dieses Level und es ist schwierig die Ruhe zu bewahren und dein Ding durchzuziehen. Heuer habe ich bewusst darauf geachtet, dass ich mich nicht zu sehr reinsteigere, wenn es nicht so gut läuft oder wenn man sich nicht so gut fühlt. Denn am Ende wird die Konstanz belohnt und es geht nicht darum einen übermenschlichen Tag zu haben, sondern jeden Tag die Leistung abzurufen“, resümierte Gall.
Bei der Tour de Suisse gehörte der Österreicher zu den großen Aktivposten. | Foto: Cor Vos
Wie vor einem Jahr wartete dann nach der Tour die Vuelta a Espana auf den Österreicher. “Nach der Tour fühlst du dich schlecht im Training und musst das in gewisser Weise ausblenden. Du darfst auch nicht auf den Körper hören, der dir sagt, du bist müde und willst weder trainieren noch ein Rennen fahren“, erklärte er die Schwierigkeiten, die nach einer Grand Tour auf die Athleten zukommen, vor allem im Bereich der körperlichen und mentalen Erholung.
“Die Schwankungen sind größer, man hat seine guten Tage, aber auch wieder schlechtere“, sagte der Österreicher, der bis eingangs der letzten Woche in den Top fünf der Gesamtwertung lag: “Damit haben wir auch schon spekuliert, aber die dritte Woche war dann schon sehr schwer von der Belastung.“ Gall büßte am Ende noch ein paar Plätze ein, beendete aber auch seine zweite GrandTour des Jahres in den Top acht.
Auch im nächsten Jahr stehen wieder zwei große Rundfahrten auf seinem Programm, diesmal mit dem Giro d’Italia und der Vuelta. “Die Tour ist ja abgedeckt mit Neuzugang Olav Kooij als Sprinter“, so der Österreicher, der meinte, dass eher Etappensiege in Frankreich der Plan des französischen Teams sein werden. “Ich habe in den letzten Jahren gute Erfahrungen mit der Tour gemacht und will jetzt neue Erfahrungen machen“, meinte er zu seiner Rennplanung.
Bei der Tour de France schließlich machte sich Gall seinen Traum von den Top 5 wahr.. | Foto: Cor Vos
Vor allem ein Podium bei einer der drei großen Landesrundfahrten wäre der nächste Schritt für Gall und angesichts der möglichen Besetzungen ist dies wohl beim Giro oder ausgeruhter bei der Vuelta leichter erreichbar als bei der Tour.
“Den Giro bin ich erst einmal gefahren und ich bin gespannt, wie mir die Route 2026 taugen wird. Aber ich freue mich auch auf die Vuelta, weil ich sie bis jetzt zweimal nach der Tour bestritten habe, nun aber ordentlich rausnehmen kann davor und mich auch speziell darauf vorbereiten kann“, blickte Österreichs Radsportler des Jahres voraus und fügte an: “Das Podium ist der logische Schritt, aber es ist auch ein ambitioniertes Ziel, denn es muss alles perfekt laufen.“