Interview mit Bernd Moos-Achenbach

„Rund um den Henninger-Turm“ wird weitergeführt

19.08.2004  |  Herr Moos-Achenbach, Ihr Vater Hermann Moos ist nun sieben Wochen tot. Er hat mit seinem Bruder Erwin den Radklassiker „Rund um den Henninger-Turm“ vor über 40 Jahren ins Leben gerufen. Nun hört man immer wieder, dass der Bestand des Frankfurter Radrennens nicht gesichert ist. Was ist denn an diesem Gerücht dran?

Nichts. Mein Vater hat für seine Familie, sein Geschäft und auch für sein sportliches Erbe die Weichen rechtzeitig gestellt. Rund um den Henninger-Turm wird im Sinne seiner Begründer weitergeführt. Auch 2005 fährt am 1. Mai in Frankfurt die Rad-Weltklasse durch den Taunus und ermittelt auf der Darmstädter Landstraße vor den Toren der Binding Brauerei den Sieger.

Wer ist eigentlich Eigentümer des Radklassikers?

Eine Gesellschaft, die es schon so lange gibt wie das Radrennen: Gebrüder Moos, Gesellschaft zur Förderung des Radsports. Nach dem Tod meines Onkels bin ich zusammen mit meinem Vater Gesellschafter gewesen. Jetzt führe ich die Gesellschaft zur Förderung des Radsports allein weiter. Sie hat ihren Sitz in Sulzbach. Rechtlich ist alles geregelt, für Kontinuität ist gesorgt.

Bleiben Ihnen denn die Sponsoren treu?

Davon gehe ich aus. Bisher habe ich nichts Gegenteiliges gehört, und ich pflege den Kontakt zu unseren Sponsoren sehr. Der Vertrag mit unserem Titelsponsor ist gesichert, die Zahl der City-Sponsoren an der Strecke wächst weiter und das Jedermann-Rennen nimmt mit seinen steigenden Teilnehmerzahlen eine konstante Entwicklung. Wir werden uns aber um neue Sponsoren bemühen, denn wir wollen das Radrennen wie in den vergangenen Jahren weiter entwickeln und den Freunden des Radsports einen rundherum schönen, erlebnisreichen Tag bieten.

Warum konzentrieren Sie sich eigentlich nicht auf das Profi-Rennen mit seiner großen Öffentlichkeitswirkung und das Jedermann-Rennen, das angeblich ein so großes Geschäft sein soll.

Rund um den Henninger-Turm hat doch eine ganz andere, bewährte Tradition. Dort sollen nicht nur die besten Fahrer der Welt zu sehen sein, sondern es kann jeder vom kleinen Knirps bis zum Senior aktiv sein. Schüler und Frauen, die U23 und die Jugendlichen werden bei uns genauso behandelt wie die Profis. Das bindet vor allem den Nachwuchs an das Henninger-Rennen. Ullrich, Zabel, Klöden, Sinkewitz oder Hundertmarck sind doch schon als Jungen bei uns an den Start gegangen. Sie kommen nicht nur aus Pflichtgefühl und weil die TV-Einschaltquoten der Live-Übertragung des Hessischen Rundfunks und der ARD so hoch sind, sondern weil sie mit dem Herzen diesem Radrennen verbunden sind. Das Jedermannrennen mussten wir erst einmal aufbauen, was bisher eine erhebliche Anschubfinanzierung bedeutete und hohe Kosten verursacht hat. Wir hoffen, dass wir im nächsten Jahr in die Gewinnzone kommen.

Was gehört heute zu einem modernen Radrennen?

Die Zeiten, dass zwei Männer allein das Rennen organisieren können, sind natürlich schon lange vorbei. Man braucht zunächst einmal ein funktionierendes Team, das dieses Rennen vorbereiten kann. Denn heutzutage ist es mit der Streckenorganisation allein nicht getan. Die Fernsehzeiten müssen gesichert sein, die Weltklasse-Teams gebucht oder die Sponsoren versorgt werden. Für die 1,5 Millionen Fans an der Strecke bieten wir Feste an und stellen sieben Großbildleinwände auf. Wir haben am Ziel eine Expo mit Live-Musik, die Homepage informiert über alles Wissenswerte, auch die Medienvertreter müssen betreut werden, denn wir erzielen ja über eine Milliarde Medienkontakte pro Rennen und dahinter steckt selbstverständlich viel, viel Arbeit.

In der neuen Pro Tour werden ab der Saison 2005 nicht nur die besten Profi-Radställe zusammengefasst, sondern auch rund dreißig Top- Veranstaltungen. Gehört der Radklassiker Rund um den Henninger-Turm eigentlich der vom Weltverband gegründeten ProTour an?

Im Moment noch nicht. Wir sind dieses Thema vorsichtig angegangen, weil die UCI selbst zugibt, dass sie im nächsten Jahr die ProTour erst einmal ausprobieren will. Sollte sich das neue System bewähren, wollen wir mitmachen. Die Weichen dafür sind bereits gestellt. Dennoch darf man nicht übersehen, dass bei der ProTour das Risiko groß ist und sie von vielen Ländern wie Belgien, Niederlande oder Italien nicht geliebt wird.

Unterstützt Sie eigentlich der Bund Deutscher Radfahrer?

Die Kommunikation funktioniert mit allen Verbänden. Dem Weltverband UCI, mit dessen Präsidenten sich mein Vater und ich Anfang Juni in Frankfurt getroffen haben. Wir sind glücklich darüber, dass die UCI unser Rennen aufgewertet hat, indem sie uns jetzt in die Hors Categorie einstuft. BDR-Präsidentin Sylvia Schenk wohnt sogar in dem Stadtteil von Frankfurt, in dem ich aufgewachsen bin. Sylvia Schenk und ihr Team helfen uns in jeder Hinsicht. Wir begrüßen das sehr und wollen auch aus Verbundenheit zum deutschen Radsportverband weiter den Nachwuchs fördern. Eigentlich ist Rund um den Henninger-Turm nicht allein das Rennen der Familie Moos, vielmehr ist es das Rennen der gesamten Region FrankfurtRheinMain. Wir erhalten vom Ministerpräsidenten Roland Koch über die Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth und ihre Kollegen im Taunus, dem Sportdezernenten Achim Vandreike oder der Polizei und den Mitarbeitern der verschiedenen städtischen Ämter jede Unterstützung. Nicht zu vergessen sind auch die vielen ehrenamtlichen Helfer vom Deutschen Roten Kreuz über die Mitglieder der Radfahrvereine bis zum Technischen Hilfswerk.

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