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30.06.2017 | (rsn) – Beim Auftaktzeitfahren der 104. Tour de France werden am morgigen Samstag in Düsseldorf alle Augen auf den viermaligen Zeitfahrweltmeister Tony Martin (Katusha-Alpecin) gerichtet sein. Doch in den beiden vergangenen Jahren hat sich ein ehemaliger Skispringer zum Weltklasse-Zeitfahrer gemausert, der Martin den Traum von Gelb streitig machen könnte: Primož Roglič (LottoNL-Jumbo).
Bei der Ster ZLM-Toer, der Tour de Romandie und der Baskenland-Rundfahrt feierte der 27-Jährige in dieser Saison bereits drei Zeitfahr-Siege. "Soweit so gut, und ich warte nur noch auf den Start am Samstag. Es ist ein großes Ziel für mich und ich weiß, dass ich ein gutes Zeitfahren abliefern kann,“ zeigte sich Roglič gegenüber cyclingnews.com zurückhaltend, was seine Chancen anbetrifft. Dabei hat der frühere Wintersportler, der erst seit der Saison 2016 in der WorldTour fährt, schnell zu einem Weltklasse-Fahrer entwickelt, vor allem, aber nicht nur im Kampf gegen die Uhr.
In diesem Jahr gewann der LottoNL-Profi zudem die Algarve-Rundfahrt, wurde Vierter bei Tirreno-Adriatico, Fünfter im Baskenland und Dritter der Tour de Romandie – eine beeindruckende Bilanz. Als Soeg-Kandidat sieht er sich morgen in Düsseldorf trotzdem nicht. "Ich glaube nicht, dass ich einer der großen Favoriten bin, weil ich mich nicht zu sehr unter Druck setzten möchte mit dem Resultat. Mein Hauptanliegen ist es, einen guten Job abzuliefern und alles perfekt zu machen. Wenn ich das schaffe, dann bin ich glücklich und wenn einige Jungs schneller sind und ich Fünfter werde, bin ich immer noch glücklich,“ stapelte Roglič vor dem Kampf gegen die Uhr tief.
Dass er trotzdem auf das Gelbe Trikot schielt, konnte er jedoch nicht verhehlen. "Ich habe vom Gelben Trikot geträumt. Aber ich muss realistisch sein und Schritt für Schritt an die Sache herangehen. Ich habe den Kurs noch nicht angeschaut, aber das werde ich am Samstag tun. Die komplett flachen Kurse mag ich nicht so gerne", sagte Roglič über den 14 Kilometer langen Innenstadt-Kurs, der topfeben ist.
Selbstverständlich musste er nach seinen starken Auftritten bei den einwöchigen Rundfahrten auch Fragen zu seinen Ambitionen in der Gesamtwertung seiner ersten Tour beantworten. Sein Team tritt ohne Kapitän für das Gesamtklassement an und es ist davon auszugehen, dass Roglič alle Freiheiten bekommt, sich als GrandTour-Anwärter auszuprobieren. "Wir starten am Samstag und dann sehen wir von Tag zu Tag. Das ist meine erste Tour de France und ich möchte mich nicht so unter Druck setzen", zeigte er sich auch in dieser Frage zurückhaltend.
Für die beiden relativ kurzen Zeitfahren in Düsseldorf zu Beginn und auf der 20. Etappe in Marseille hat LottoNL-Jumbo noch einen weiteren Kandidaten: Jos van Emden. Der erfahrene Niederländer holte vor etwas mehr als einem Monat beim Abschlusszeitfahren des Giro d’Italia, wo er keinen geringeren als Tom Dumoulin (Sunbweb) schlug, den bisher größten Sieg seiner Karriere. Gut möglich also, dass in Düsseldorf ein Gelber“ das erste Gelbe Trikot der 104. Tour de France holt – auch wenn die deutschen Fans wohl mulmig wird bei dieser Vorstellung.