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09.07.2017 | (rsn) - Sehnsüchtg wartete Emanuel Buchmann (Bora-hansgrohe) nach dem Zieleinlauf der 8. Etappe der 104. Tour de France darauf, dass die Journalisten endlich mit ihrer Fragerei aufhörten, damit er sich über einen kleinen Plastikbecher halbvoll mit Gummibärchen hermachen konnte. Der zurückhaltende Ravensburger hält sich trotz Heißhunger daran, mit vollem Mund nicht zu sprechen.
Dabei ist es nach einer körperlichen Höchstleitung sehr wichtig, schnell die Speicher wieder aufzufüllen. Im Fall Buchmann hieß das für gestern, er musste 4100 Kilokalorien nachfüllen, die er auf der schnellgefahrenen ersten Bergetappe von Dole nach Station-Des-Rousses verbrannt hatte. In Gummibärchen umgerechnet wären das 1,2 Kilogramm. "Das schaffe ich nicht in Gummibärchen scherzte Buchmann im Gespräch mit radsport-news.com.
Mit diesen 4100 Kilokalorien hat der 24-Jährige eine erstaunliche Leistung auf den 187,5 Kilometern abgerufen. Buchmann gehörte zu den aktivsten Fahrern. Mehrere Male sprang er in oder initiierte er Fluchtgruppen. Zweimal fuhr er sogar kurzzeitig virtuell im Gelben Trikot, weil er seinen Rückstand von 1:29 Minuten auf Spitzenreiter Chris Froome (Sky) wettgemacht hatte.
Das war ihm aber nicht bewusst geworden. Buchmann: "Ich wusste aber schon, dass ich der Bestplatzierte in der ersten Gruppe war am Anfang. Doch bis ins Ziel war es noch ein sehr weiter Weg."
Nachdem er alles versucht hatte, musste er am zweiten kategorisierten Anstieg des Tages zur Cote de Viry (7,6 km, im Schnitt 5,2 Prozent steil) abreißen lassen. "Es war eine ziemliche Springerei und auch ein bisschen Glückssache. Die Gruppe war viel zu groß und es befanden sich Teams mit mehreren Fahrern drin. Da habe ich den Sprung in die erste Gruppe verpasst",erklärte er.
Trotzdem gab er weiterhin alles. Buchmann: "Ich hatte gehofft, dass wir noch mal vorkommen oder mit einer kleineren Gruppe noch mal hinfahren. Aber der Berg war nicht steil genug. Und Ag2R wollte mit mir nicht fahren. So bin ich nicht mehr vorgekommen."
Nur ein Quäntchen Glück fehlte, sonst wäre die Taktik von Bora-hansgrohe aufgegangen. "Wir hatten den Plan, dass ich in die Gruppe gehe. Ich wollte auf Etappensieg fahren und vielleicht versuchen, das Weiße Trikot zu übernehmen. Außerdem sollte Rafal Majka für morgen Kraft sparen, damir er frisch ist. Wir dachten auch, dass die Gruppe durchkommt." Das schaffte mit Tagessieger Lilian Calemejan (Direct Energie) auch einer aus der Gruppe. Buchmann: "Ich war es leider nicht."
Der Kletterspezialist muss bei der Tour zwar Helferdienste für seinen Team-Kapitän Rafal Majka leisten, eigene Ambitionen bleiben aber auch nach dem 8. Tag bestehen. Wenn auch nicht heute bei der Königsgetappe zwischen Nantua und Chmabery mit drei Bergen der höchsten Kategorie. "Da ist die Chance für eine Gruppe geringer, weil die Etappe so schwer ist, dass einfach die besten Fahrer vorne sein werden", prognostizierte Buchmann.
Allerdings hofft er natürlich, dazu zu gehören. "Ich habe Respekt vor diesem Tag, verriet Buchmann, der von den drei Bergen den letzten, den Mont du Chat (1504 m), aus der Dauphiné-Rundfahrt kennt, wo er das Weiße Trikot des besten Jungprofis eroberte. Buchmann: "Der Mont du Chat ist acht, neun Kilometer lang und im Schnitt zehn Prozent steil, oben heraus gibt es mehrere Stücke mit 12 bis 13 Prozent. Die Abfahrt ist auch technisch sehr schwierig. Schmale Straßen, steil. Sie ist so steil, dass man da nicht mehr mittreten kann."
Für Buchmann rollt's ja gut! Vielleicht auch heute?