Vom letzten auf den ersten Platz

Bouhanni schlägt bei Vuelta mit Etappensieg zurück

Von Felix Schönbach

Foto zu dem Text "Bouhanni schlägt bei Vuelta mit Etappensieg zurück"
Nacer Bouhanni (Cofidis) | Foto: Cor Vos

30.08.2018  |  (rsn) - Mit dem Etappensieg in San Javier gelingt Nacer Bouhanni (Cofidis) ein großer Befreiungsschlag. Der Franzose setzte sich nach 150 Kilometern im Massensprint gegen Danny van Poppel (LottoNL-Jumbo) und Elia Viviani (Quick-Step) durch. Rudy Molard (Groupama-FDJ) konnte seine Gesamtführung verteidigen. Das hektische Finale der Etappe war von Windstaffeln geprägt. Wilco Kelderman (Sunweb) und Thibaut Pinot (Groupama-FDJ) verloren dadurch Zeit in der Gesamtwertung.

"Ich bin sehr glücklich mit diesem Sieg. Im Finale war es richtig schwer wegen des hohen Tempos“, beschrieb Bouhanni die Hektik in der von Windkanten geprägten Schlussphase. Auf dem letzten Kilometer war der Franzose zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort: „Meine Teamkollegen haben mich in eine gute Position gebracht und im Finale weiß ich, was zu tun ist. Gestern war ich noch der Letzte, und heute der Erste." Der insgesamt dritte Vuelta-Etappensieg ist für Bouhanni die perfekte Wiedergutmachung nach einer Seuchen-Saison. Im Frühjahr wurde er von der Teamleitung öffentlich für seinen Formrückstand kritisiert. Im Juli verpasste er die Tour de France. Und seine bislang drei Saisonsiege entsprechen nicht seinem Status in der Cofidis Mannschaft. Doch mit diesem Erfolg meldet sich Bouhanni endlich wieder in der Reihe der Top-Sprinter zurück.

Dass Bouhanni ausgerechnet am Tag, nach einer durch einen falschen Bericht ausgelösten Kontroverse gewinnt, kann man poetische Gerechtigkeit nennen. „Warum stellt man mich immer als der böser Junge dar, der ich eigentlich gar nicht bin?“, fragte Bouhanni gestern auf Twitter. Er bezog sich auf einen Artikel der spanischen AS-Zeitung, der behauptete, Bouhanni hätte nach einem Streit mit dem sportlichen Leiter auf das Teamauto geschlagen. Unisono dementierten Bouhanni, sein Team und auch der angeblich betroffene Jean Luc Jonrond. Nach den Ereignissen dürfte Bouhanni mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch gefahren sein. „Nachdem was gestern passiert ist, bedeutet mir der Sieg noch mal mehr. Diese Vorwürfe haben mich wirklich betroffen gemacht“, offenbarte Bouhanni seine Gefühlslage.

Der Verlierer des heutigen Tages ist indes Keldermann. Durch einen Defekt während der Windkante verlor der Kapitän der Sunweb-Mannschaft 1:44 Minuten auf seine Konkurrenten im Gesamtklassement. "Das Team hat einen großartigen Job gemacht, aber natürlich bin ich enttäuscht. Zum Glück bin ich nicht gestürzt und habe auch gute Beine. Die Vuelta ist noch lange nicht vorbei", zeigt sich der Niederländer optimistisch. Auch Thibaut Pinot verlor Zeit. Der Franzose kam in der gleichen Gruppe wie Kelderman ins Ziel. Sein Zimmerkollege Molard hatte einen besseren Tag erwischt und behielt seine Spitzenposition. „Ich habe das Trikot zwar verteidigt, aber ich bin auch traurig, weil Thibaut Pinot heute Zeit verloren hat", zeigte sich Molard nach dem Zieleinlauf zwiegespalten. Michal Kwiatkowski (Sky) behielt die Führung in der Sprintwertung und übernahm auch wieder die Kombinationswertung von Alejandro Valverde (Movistar). In der Bergwertung baute Luis Angel Maté (Cofidis) seinen Vorsprung aus.

 

Der Rennverlauf

Direkt nach dem Start hatten sich Luis Angel Maté (Cofidis), Jorge Cubero (Burgos-BH) und Richie Porte (BMC) abgesetzt und einen Vorsprung von maximal 3:45 Minuten herausgefahren. Im Feld kontrollierten Groupama-FDJ, Quick-Step Floors und Trek-Segafredo den Rückstand. Über die gesamte Etappe herrschte ein starker Wind, der das Rennen teilweise einbremste. Maté sicherte sich die beiden Bergwertungen des Tages, Cubero gewann den Sprint. Ein durch den Wind nervös gewordenes Feld holte 32 Kilometer vor dem Ziel Porte und Maté ein. Drei Kilometer später war es mit Cubero auch um den letzten Angreifer geschehen.

Die letzten 30 Kilometer verliefen über ein für Seitenwind anfälliges Territorium. Die erste Selektion geschah aber, als mehrere Fahrer bei einer Ortsdurchfahrt über ungesicherte Plastikpoller stürzten. Das Feld teilte sich durch den Sturz und Kelderman und Pinot gerieten ins Hintertreffen. Keldermans Lage verschlimmerte sich noch durch einen Defekt, sodass die gesamte Sunweb-Mannschaft ihrem Kapitän helfen musste. An der Spitze des Rennens versuchten Sky, Bora-hansgrohe und EF-Drapac durch Attacken auf die Windkante weitere Favoriten in Schwierigkeiten zu bringen. Doch der Wind war nicht stark genug um eine weitere Selektion hervorzurufen.

Das auf knapp 50 Fahrer geschrumpfte Feld kam schließlich geschlossen auf den letzten Kilometer. Für die Sprintvorbereitung war ein Kreisverkehr 800 Meter vor dem Ziel entscheidend. Elia Viviani und Peter Sagan (Bora-hansgrohe) waren zu weit hinten platziert, um in den Kampf um den Sieg eingreifen zu können. Nach dem Lead-Out von Fabio Sabatini (Quick-Step) eröffnete zuerst Europameister Matteo Trentin (Mitchelton-Scott) den Spurt. Von seinem Hinterrad beschleunigte Bouhanni und rettete sich nach einem langen Sprint und einer kleinen Welle vor Danny van Poppel über die Ziellinie. Die große Verfolgergruppe um Kelderman und Pinot kam mit 1:45 Minuten Rückstand ins Ziel. Nach dem Zieleinlauf sorgten Plastikabsperrungen, die durch den Wind ins Feld gewirbelt wurden, für einen weiteren Sturz.

Mehr Informationen zu diesem Thema

19.09.2018Dennis soll BMC in Innsbruck zu drittem Zeitfahrgold führen

(rsn) - Nachdem es in den beiden vergangenen Jahren in den WM-Teamzeitfahren jeweils nur zur Silbermedaille gelangt hat, will BMC am Sonntag zum Auftakt der Straßenweltmeisterschaften von Innsbruck w

18.09.2018Sagan: “Radsport anzuschauen, finde ich langweilig“

(rsn) - Während Chantal Blaak (Boels-Dolmans) ihre Regentschaft als Weltmeisterin mit einem Sieg in ihrem letzten Rennen im Regenbogentrikot beendet hat, musste Peter Sagan (Bora-hansgrohe) auf ein l

18.09.2018Podcast Spezial: Wer waren die Gewinner und Verlierer?

(rsn) - Noch vor dem Schlusswochenende war nicht klar, wer sich am Ende den Gesamtsieg bei der 73. Austragung der Vuelta a Espana sichern wird. Doch auf den entscheidenden letzten beiden Bergetappen,

17.09.2018Denk: “Wir können nicht wirklich zufrieden sein“

(rsn) - Nach starkem Beginn endete die 73. Vuelta a Espana für das mit großen Ambitionen angetretene Team Bora-hansgrohe am Wochenende ernüchternd. Emanuel Buchmann konnte die hohen Erwartungen nic

17.09.2018Britische Rundfahrtasse stellen neuen GrandTour-Rekord auf

(rsn) - Die 73. Vuelta a Espana endete nicht nur mit dem persönlichen Triumph von Simon Yates (Mitchelton-Scott), der erstmals in seiner Karriere eine Grand Tour gewann. Der 26-jährige Brite setzte

17.09.2018Highlight-Video der 21. Etappe der Vuelta a Espana

(rsn) - Simon Yates (Mitchelton-Scott) hat als zweiter Brite nach Chris Froome (Sky) die Vuelta a Espana gewonnen und die Nachfolge seines Landsmanns im Roten Trikot angetreten. Am letzten Tag der Run

16.09.2018Yates nach Giro-Absturz mit neuer Taktik zum Vuelta-Coup

(rsn) – Im Moment großer Enttäuschungen sprechen Sportler gern von "wertvollen Erfahrungen", die sie daraus ziehen würden. Ganz ähnlich war der Wortlaut auch bei Simon Yates (Mitchelton-Scott) n

16.09.2018Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 21. Etappe

(rsn) - Zum Start der 73. Vuelta a Espana sind in Malaga 176 Profis in insgesamt 22 Teams angetreten. Längst nicht alle werden am 16. September das Ziel in der Hauptstadt Madrid erreichen. Sturzverle

16.09.2018Viviani von weit hinten an allen vorbei zum 18. Saisonsieg

(rsn) – 67. Profisieg, 67. Jahreserfolg für Quick-Step Floors: Elia Viviani hat einmal mehr bewiesen, dass er im Jahr 2018 der wohl stärkste Sprinter ist. Der Italienische Meister verwies auf der

16.09.2018Viviani und Simon Yates jubeln in Madrid

(rsn) - Simon Yates (Mitchelton-Scott) hat als zweiter Brite nach Chris Froome (Sky) die Vuelta a Espana gewonnen und die Nachfolge seines Landsmanns im Roten Trikot angetreten. Am letzten Tag der Run

16.09.2018Mas und Lopez kicken Kruijswijk noch vom Podium

(rsn) - Nach einer kleinen Achterbahnfahrt an den vergangenen Tagen wird Steven Kruijswijk (LottoNL-Jumbo) die 73. Vuelta a Espana auf dem vierten Platz beenden. Damit wiederholte der Niederländer se

16.09.2018Valverde: “Man muss die Niederlagen akzeptieren“

(rsn) - Die Ambitionen waren groß gewesen. Und lange mischte die spanische Equipe Movistar im Kampf um den Gesamtsieg bei dieser Vuelta a Espana mit. Doch am Ende gehört das Team zu den großen Gesc

Weitere Radsportnachrichten

29.03.2024Baskenland-Rundfahrt im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Ganz hohe Berge sucht man im Baskenland zwar vergeblich. Doch die sechstägige WorldTour-Rundfahrt durch den spanischen Nordwesten gilt aufgrund ihrer zahlreichen, teils sehr steilen Anstie

29.03.2024Die Aufgebote aller Teams zur Flandern-Rundfahrt der Männer

(rsn) – Der Ostersonntag wirft seine Schatten voraus: Am 31. März versammelt sich das WorldTour-Peloton in Antwerpen zum Start der 270,8 Kilometer langen Ronde van Vlaanderen. Das Heiligtum des bel

29.03.2024Die Aufgebote aller Teams zur Flandern-Rundfahrt der Frauen

(rsn) – Wenn die Männer nach ihrem Start in Antwerpen bereits 120 Rennkilometer hinter sich haben und erstmals durch Oudenaarde kommen, stellen sich dort auf dem Marktplatz des Zielorts der Ronde v

28.03.2024Die Strecken zum Oster-Highlight: Die Flandern-Rundfahrt

(rsn) – Die 108. Flandern-Rundfahrt der Männer und die 21. der Frauen werden am Ostersonntag auf den letzten 45 Kilometern ab dem Ort Melden am Fuß des berüchtigten Koppenbergs über dieselbe Str

28.03.2024Flandern-Rundfahrt im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) - Die Flandern-Rundfahrt ist für viele Radsport-Fans neben Paris-Roubaix das Highlight des Frühjahrs. Das belgische Monument führt über mehr als 260 Kilometer und zahlreiche Hellinge, den ku

28.03.2024Tour-Siegerin Vollering “überrascht“ von SD-Worx-Ankündigung

(rsn) –Demi Vollering hat sich verwundert über die Mitteilung ihres Teams SD Worx – Protime gezeigt, das in Person von Sportdirektor Danny Stam gegenüber GCN den zum Saisonende bevorstehenden Ab

28.03.2024Van Aert erfolgreich operiert - Giro-Debüt ungewiss

(rsn) – Einen Tag nach seinem schweren Sturz bei Dwars door Vlaanderen ist Wout van Aert nach Angaben seines Teams Visma – Lease a Bike erfolgreich operiert worden. Ob der 29-jährige Belgier rech

28.03.2024Appell an die Zuschauer: “Haben Sie Respekt vor den Fahrern“

(rsn) – Wenige Tage vor der 108. Flandern-Rundfahrt (1. UWT / 1. März), haben Tomas Van Den Spiegel, Geschäftsführer des Veranstalters Flanders Classics, und Carina Van Cauter, die Gouverneurin R

28.03.2024Zeckenbiss möglicher Grund für De Lies Formschwäche

(rsn) – Da Arnaud De Lie in den vergangenen Wochen weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben war, hatte sein Team Lotto – Dstny in Absprache mit dem 22-jährigen Belgier entschieden, dass diese

28.03.2024Huppertz: Vor Rennen abends einen trinken? Heute unvorstellbar

(rsn) – Eine so lange Zusammenarbeit wie die zwischen Joshua Huppertz und Teamchef Florian Monreal gibt es im Kontinental-Bereich sehr selten. Seit August 2014 steht der mittlerweile 29-Jährige Aa

28.03.2024Movistar verlängert mit “Sensation“ Meijering

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

28.03.2024Märkl will auch bei der Ronde “vor das Radrennen“

(rsn) – Wie schon beim E3 Saxo Classic schaffte Niklas Märkl (DSM Firmenich – PostNL) auch bei Dwars door Vlaanderen den Sprung unter die Ausreißer des Tages. Doch während sein Fluchtbegleiter

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • La Route Adélie de Vitré (1.1, FRA)