Acht Jahre – acht Erinnerungen

Greipel blickt auf seine Zeit bei Lotto Soudal zurück

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Acht Jahre verbinden André Greipel und Lotto-Soudal | Foto: Cor Vos

03.10.2018  |  (rsn) – Als treue Seele kann man André Greipel durchwegs bezeichnen. Nach fünf Jahren bei T-Mobile beziehungsweise dessen Nachfolger Highroad wechselte der gebürtige Rostocker 2011 zum Team Omega Pharma Lotto nach Belgien, wo er sich zu einem der besten Sprinter der Welt entwickelte. Nach acht Jahren geht der nunmehr 36-Jährige noch einmal einen neuen Weg und wechselt zum französischen Zweitdivisionär Fortuneo-Samsic.

Nachdem er jahrelang im Schatten von Mark Cavendish stand und nie zur Tour de France nominiert wurde, wagte Greipel 2011 den Schritt nach Belgien. Dort war der schnelle Deutsche die klare Nummer eins im Sprinterzug. Gerade einmal eineinhalb Monate ließ der "Gorilla" seinen neuen Auftraggeber warten, ehe ihm der erste Sieg gelang: am 19. Februar 2011 bei der Algarve-Rundfahrt. "Es war mir sehr wichtig, die Saison gut zu beginnen. Philippe Gilbert fuhr damals noch für das Team und hatte schon eine Etappe in Portugal gewonnen. Das nahm viel Druck von uns. Ich wurde damals auf der vierten Etappe perfekt in Position gebracht und konnte dadurch Michael Matthews in die Schranken weisen und meinen ersten Sieg für das Team feiern", erinnerte sich Greipel.

Nachdem er zuvor dreimal bei der Vuelta a Espana und zweimal beim Giro d’Italia am Start stand, klappte es 2011 auch mit der Tour-Premiere. Auf der 10. Etappe von Aurillac-Carmaux kam es dann zum Duell mit seinem ehemaligen Teamkollegen Mark Cavendish - Greipel setzte sich durch. Es war sein erster von elf Etappensiegen bei der Frankreich-Rundfahrt insgesamt: "Viele Leute sahen mich damals nicht als einen der besten Sprinter im Peloton, aber wenn du einen Etappensieg im Massenspurt erzielst, dann ändert sich diese Wahrnehmung schnell. Es war sicher ein Wendepunkt in meiner Karriere, weil ich ab da mit allen großen Sprintern in einem Atemzug genannt wurde. Das machte diesen Sieg wichtig für meine Karriere aber auch für mein Team".

Sieg auf der Champs-Élysées

Ein Jahr später legte Greipel nach, dreimal sogar. Er gewann den vierten, fünften sowie 13. Tagesabschnitt der Frankreich-Rundfahrt. Am eindrucksvollsten war dabei sicherlich sein zweiter Sieg in Saint-Quentin, wo er wenige Kilometer vor dem Finale in einen Sturz involviert waren. "Greg Henderson brachte mich von der fast letzten Position wieder an die Spitze zurück, wo mir Sieberg und Roelandts noch den Sprint vorbereiteten. Das war damals wohl der beste Lead-Out aller Zeiten, wo sich alle Fahrer auf Top-Niveau befanden mit Henderson, Sieberg, Lars-Ytting Bak und Adam Hansen sowie ich selbst.“

2013 feierte Greipel dann auch im belgischen Teamtrikot seinen ersten Deutschen Meistertitel. Ein paar Tage vorher plagten ihn noch Zweifel über die Teilnahme. Der Kurs lag nicht unweit seines damaligen Wohnsitzes und so wollte er den Tag als Vorbereitung für die Tour de France 2013 nehmen. "Das Wetter war damals ganz schlecht und der Regen machte das Rennen schwer. Am Ende waren wir zirka 20 Fahrer, die um den Titel kämpften. Marcel Sieberg konnte ausreißen und war nur mehr 600 Meter vom Sieg entfernt. Ich habe keine Nachführarbeit geleistet und musste abwarten. Als sie ihn stellten, sprintete ich zum Sieg in der kleinen Gruppe. Es war ein sehr spezieller Moment, weil es absolut unerwartet war", berichtete Greipel.

Zwei Jahre später gelang ihm dann noch der internationale Ritterschlag mit seinem Touretappensieg auf der Pariser Prachtstraße: "Wenn du Profi wirst, dann hoffst du an der Tour teilzunehmen. Wenn du teilnimmst, dann willst du eine Etappe gewinnen. Und als Sprinter, träumst du einmal auf der Champs-Élysées erfolgreich zu sein", sagte er. Von einer "verlorenen Position", wie es Greipel beschreibt, kämpfte er sich zurück in den Sprint und gewann die Schlussetappe der Tour 2015. Von Knieschmerzen geplagt wollte er in der letzten Woche schon aufgeben, aber mit drei Etappensiegen im Gepäck ging er über seine Schmerzgrenze. "Ich war in toller Form und der Sieg in Paris war nicht nur der Höhepunkt einer tollen Tour, sondern auch ein riesiger Moment in meiner Karriere, wahrscheinlich der schönste Sieg aller Zeiten", erzählte Greipel.

Rosa Trikot und ein unerwarteter Solosieg

Im Jahr darauf triumphierte der Deutsche erneut auf der Champs-Èlysées. Einen weiteren Lebenstraum erfüllte Greipel sich in Sardinien, in der ersten Woche des Giro d’Italia 2017 wollte er in das Rosa Trikot des Gesamtführenden schlüpfen. Alles schien gemacht für den Auftakt mit einer Sprintankunft, aber dann überraschte der Österreicher Lukas Pöstlberger die Züge der Teams mit einem späten Antritt und dem Etappensieg. Nicht die Topsprinter strahlten in Rosa, es war der junge Österreicher der für die Sensation sorgte.

"Wir waren alle ziemlich enttäuscht am Abend, weil die 2. Etappe nicht als Sprintankunft eingeschätzt wurde. Jeder erwartete eine große Gruppe und dass wir Sprinter keine Rolle am Ende mehr spielen“, erinnerte sich Greipel. Dank der Arbeit von Jasper De Buyst konnte der Lotto-Kapitän dann doch in den Sprint eingreifen. Der Etappensieg bedeutete auch die Übernahme des Rosa Trikots: "Das Führungstrikot zu tragen ist für einen Sprinter in einer Grand Tour immer ein spezielles Gefühl“.

Als weiteres und eher ungewöhnliches Karrierehighlight beschrieb der Hürther seinen dritten Etappensieg bei der Dünkirchen-Rundfahrt 2018. Nach zwei Sprinterfolgen versuchte er es auf dem letzten Abschnitt solo, indem er sich aus einer kleinen Spitzengruppe absetzte: "Ich bin da einige Dutzend Kilometer alleine gefahren. Das war einmalig für einen Sprinter und auf diesen Sieg bin ich dadurch besonders stolz".

Die achte Anekdote ist gerade einmal einen Monat alt. Zwei Etappen gewann Greipel bei der Großbritannien-Rundfahrt: "Ich wusste, dass es meine letzten Wochen und Rennen mit dem Team sind, aber ich hatte nicht wirklich realisiert, dass es die letzten Siege mit Lotto-Soudal sein könnten. Die Erfolge haben mir den Spaß im Radsport zurückgebracht, denn es war keine leichte Zeit zuletzt“, betonte er.

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