Sieg für verstorbenen Opa Poulidor

Van der Poel ringt Iserbyt in Krimi von Tabor nieder

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Van der Poel ringt Iserbyt in Krimi von Tabor nieder"
Mathieu van der Poel (Corendon - Circus, links) und Eli Iserbyt (Pauwels Sauzen - Bingoal, rechts) - hier im Sand von Ruddervoorde. | Foto: Cor Vos

16.11.2019  |  (rsn) - Auf eine Jubelgeste verzichtete Mathieu van der Poel (Corendon - Circus). Stattdessen senkte er den Kopf beim Überqueren der Ziellinie und schüttelte ihn kurz sanft. Als er wenige Minuten nach seinem ersten Weltcup-Sieg in diesem Cross-Winter für das Sieger-Interview bereit saß, hatte der Weltmeister noch sehr feuchte Augen. Ganz offensichtlich waren hinter den Kulissen gerade einige Tränen geflossen.

"Es war natürlich eine emotionale Woche für uns und ich bin sehr froh, dass ich hier heute gewinnen konnte", sagte van der Poel dann über seinen ersten Sieg nach dem Tod seines Großvaters Raymond Poulidor am Mittwoch. "Das ist eines meiner Lieblingsrennen mit viel Geschichte für mich - eine Strecke, die mir sehr liegt. Aber ich hatte heute etwas Probleme, mein richtiges Tempo zu finden", so der 24-Jährige, der in Tabor vor sechs Jahren sein erstes Weltcuprennen in der U23 gewonnen und im Januar 2015 auch seinen ersten Elite-WM-Titel gefeiert hatte.

Seinen erneuten Sieg in Tabor musste sich der Niederländer allerdings so hart erkämpfen wie selten in den letzten Jahren. Der Dominator des Cross-Sports konnte sich erst im letzten Anstieg etwas von Weltcup-Spitzenreiter Eli Iserbyt (Pauwels Sauzen - Bingoal) absetzen und musste bis zur Zielgeraden weiter voll durchziehen, um vornezu bleiben.

Iserbyt sprintete auf den letzten 50 Metern noch an den nun ausrollenden van der Poel heran, um ohne Zeitrückstand Zweiter zu werden. Rang drei ging in einem der spannendsten Cross-Rennen der letzten Jahre an Lars van der Haar (Telenet - Fidea), der bis in die letzte Runde hinein ebenfalls noch mit um den Sieg kämpfte. Der Deutsche Meister Marcel Meisen (Corendon - Circus) wurde 1:58 Minuten hinter seinem Teamkollegen van der Poel 13. in Tabor.

Mit Platz zwei behauptete Iserbyt, der die ersten drei Weltcup-Läufe der Saison in van der Poels Abwesenheit in Iowa, Waterloo und Bern allesamt gewonnen hatte, souverän seine Weltcup-Gesamtführung. Der 1,65 Meter kleine Belgier hat nun 310 Punkte auf dem Konto und somit 45 Zähler Vorsprung auf den Belgischen Meister Toon Aerts (Telenet - Fidea), der in Tabor Fünfter wurde. Iserbyts Teamkollege Michael Vanthourenhout (Pauwels Sauzen - Bingoal) ist mit 238 Zählern Gesamtdritter.

So lief das Rennen:

Gleich im ersten von insgesamt acht Umläufen auf der mit vielen kurzen Anstiegen gespickten Runde von Tabor löste sich an der Spitze eine vierköpfige Gruppe um Iserbyt und Vanthourenhout sowie die Telenet-Fahrer Quinten Hermans und Corne van Kessel. Früh wollte das Pauwels Sauzen-Duo Druck machen, da sich van der Poel noch von seinem wegen des Auslassens der ersten Weltcuprennen schlechten Startplatz erst nach vorne kämpfen musste.

Nach der ersten Runde lag der Weltmeister daher neun Sekunden hinter den vier Spitzenreitern, doch schon im zweiten Umlauf war er ganz vorne dabei - in einer siebenköpfigen Gruppe. In der dritten Runde machte van der Poel dann aber einen kleinen Fehler in einer technisch schwierigen Schrägfahrt und wurde durch einen Defekt gestoppt. Bis er sein Rad an der Box getauscht hatte, lag er wieder rund 20 Sekunden hinter der Spitze zurück. Dort machten nun Vanthourenhout und Iserbyt nacheinander Druck, so dass nur noch van der Haar bei ihnen bleiben konnte - weil auch Aerts auf der vierten Runde durch einen Defekt zurückfiel. Es dauerte bis in die fünfte Runde, bis van der Poel sich wieder zu den drei Spitzenreitern vorgearbeitet hatte. Von da an aber wich er Iserbyt nicht mehr von der Seite.

Vanthourenhout machte nun die meiste Tempoarbeit in der Gruppe und setzte sich im sechsten Umlauf vor einer steilen Rampe geschickt zwischen Iserbyt und van der Poel, um letzteren etwas einbremsen zu können, als bergauf dann der kleine, leichte Iserbyt Vollgas gab. Der Weltcup-Spitzenreiter riss für eine Weile eine kleine Lücke, doch van der Poel konnte sie bald wieder schließen - wenn auch offensichtlich bei weitem nicht so spielend einfach, wie man es aus den vergangenen Jahren gewohnt war.

Anfangs der siebten Runde setzten sich Iserbyt und van der Poel dann gemeinsam ab, doch als sie sich kurz gegenseitig anschauten, kam van der Haar doch wieder zurück, so dass es zu dritt in die letzte Runde ging - mit Vanthourenhout sieben Sekunden dahinter auf Rang vier. In der Schlussrunde rutschte dann van der Haar in der technisch schwierigen Schrägfahrt ab und sorgte so unfreiwillig dafür, dass er van der Poel etwas einbremste, was Iserbyt erneut zur Attacke zu nutzen versuchte - doch erneut erfolglos.

So dauerte es bis zur letzten Steigung des Rennens, wo auch Annemarie Worst bei den Frauen die Entscheidung herbeigeführt hatte, bis van der Poel attackierte und sich um einige wenige Meter von Iserbyt absetzen konnte. Der Belgier hielt aber bis ins Ziel noch mit großem Kampfgeist dagegen, so dass van der Poel bis 50 Meter vor dem Ziel Vollgas fahren musste.

Ergebnis:
1. Mathieu van der Poel (Corendon - Circus) 1:01:56 Stunden
2. Eli Iserbyt (Pauwels Sauzen - Bingoal) s.t.
3. Lars van der Haar (Telenet - Fidea) + 0:12 Minuten
4. Michael Vanthourenhout (Pauwels Sauzen - Bingoal) + 0:42
5. Toon Aerts (Telenet - Fide) + 1:00
6. Corne van Kessel (Telenet- Fidea) + 1:10
7. Quinten Hermans (Telenet - Fidea) + 1:14
8. Tim Merlier (Creafin - Fristads) + 1:17
9. Laurens Sweeck (Pauwels Sauzen - Bingoal) + 1:22
10. Jens Adams (Pauwels Sauzen - Bingoal) + 1:32

Weltcup-Gesamtwertung:
1. Eli Iserbyt (Pauwels Sauzen - Bingoal) 310 Punkte
2. Toon Aerts (Telenet - Fidea) 265
3. Michael Vanthourenhout (Pauwels Sauzen - Bingoal) 238
4. Lars van der Haar (Telenet - Fidea) 203
5. Quinten Hermans (Telenet - Fidea) 202

Mehr Informationen zu diesem Thema

20.03.2025Van Empel legt Pause ein: “Für meine mentale Gesundheit“

(rsn) – Fem van Empel wird bis auf weiteres keine Rennen mehr bestreiten. Das hat die 22-jährige Niederländerin am Donnerstagmorgen auf ihren Social-Media-Kanälen bekannt gemacht und damit wohl s

07.03.2025Cube wird Co-Namenssponsor bei Heizomat

(rsn) – Der bayerische Fahrradhersteller Cube steigt zum Co-Namenssponsor des deutschen Cyclocross-Teams Heizomat - Herrmann auf, das künftig unter dem Namen Heizomat – Cube starten wird. Das kü

23.02.2025Nieuwenhuis holt sich in Oostmalle den letzten Cross der Saison

(rsn) – Der letzte Sieger der diesjährigen Cross-Saison heißt Joris Nieuwenhuis (Ridley Racing). Beim Sluitingsprijs Oostmalle (C1) in der Provinz Antwerpen setzte sich der 29-jährige Niederländ

23.02.2025Cant verpasst in ihrem letzten Rennen knapp das Podium

(rsn) – Beim letzten Stelldichein der Querfeldein-Spezialistinnen in dieser Saison hat Lucinda Brand (Baloise Glowi Lions) den Sluitingsprijs von Oostmalle (C1) gewonnen. Die Niederländerin setzte

19.02.2025Iserbyt muss auf Finale der Cyclocross-Saison verzichten

(rsn) - Eli Iserbyt (Pauwels Sauzen - Cibel Clementines) wird am 23. Februar nicht mehr zum Finale der Cyclocross-Saison 2024/25 beim Sluitingsprijs Oostamalle antreten. Nach Angaben seines Teams muss

16.02.2025Vanthourenhout wird Nieuwenhuis im Amphitheater los

(rsn) – Michael Vanthourenhout (Pauwels Sauzen – Cibel) hat in Brüssel den achten und letzten Lauf der X2O Trofee gewonnen und sich in der belgischen Hauptstadt nach zwei zweiten Plätzen in Folg

16.02.2025Casasola bezwingt zum Saisonfinale Teamkollegin Norbert Riberolle

(rsn) – Sara Casasola (Crelan – Corendon) hat sich in einem packenden Duell mit ihrer Teamkollegin Marion Norbert Riberolle in Brüssel den achten und letzten Lauf der X2O Trofee gesichert. Die 25

15.02.2025Vandeputte in Sint-Niklaas souverän zum dritten Sieg

(rsn) – Er zählt zu den besten Fahrern des Cross-Winters, ist Gewinner der Superprestige-Gesamtwertung. Doch mit dem Siegen klappte es selten bei Niels Vandeputte. Doch zum Ende der Saison hat es f

10.02.2025Crelan, van der Poel, Vos und Co. ehren Cant mit Musikvideo

(rsn) – Mit dem Cross-Winter 2024/2025 geht auch die große Karriere der Belgierin Sanne Cant (Crelan – Corendon) zu Ende. Die 34-Jährige wird ihr Rad am Saisonende an den Nagel hängen. Mit ihr

09.02.2025Sweeck hat bei der X2O Trofee in Lille “Bingo!“

(rsn) - Laurens Sweeck (Crelan – Corendon) hat beim Krawatencross in Lille seinen siebten Saisonsieg gefeiert. In einem spannenden Rennen nahm der Belgier die Schlussrunde gemeinsam mit acht Begleit

08.02.2025“Spätstarter“ Nieuwenhuis gewinnt Superprestige-Finale

(rsn) – Es sah für Joris Nieuwenhuis (Ridley) nach Krankheiten und Verletzungen nach einer Saison zum Vergessen aus. Doch seit seinem Start in den Crosswinter am 12. Januar liefert der 28-Jährige

08.02.2025Van der Heijden jubelt erstmals in Middelkerke

(rsn) - Beim Abschluss der Superprestige in Middelkerke hat Inge van der Heijden (Crelan – Corendon) ihr erstes Wertungscross gewonnen. Die Niederländerin profitierte dabei von einem Sturz von Luci

Weitere Radsportnachrichten

01.07.2025Red Bull - Bora - hansgrohe im Sondertrikot zur Tour de France

(rsn) - Das Team Red Bull - Bora - hansgrohe wird in einem Sondertrikot zur 112. Tour de France antreten. Zu Ehren der ´Grande Nation´ tauscht der deutsche WorldTour-Rennstall sein normales Trikot f

01.07.2025Die zehn deutschen Starter bei der 112. Tour de France

(rsn) – Zehn deutsche Radprofis und damit so viele wie zuletzt 2021, als noch Tony Martin oder André Greipel am Start waren, werden am 5. Juli in Lille die Tour de France 2025 in Angriff nehmen. Im

01.07.2025Alpecin zum fünften Mal in Folge mit Doppelspitze Philipsen-van der Poel

(rsn) – Wie schon in den vergangenen vier Jahren, so vertraut Alpecin – Deceuninck bei der Tour de France auch diesmal auf die bewährte Doppelspitze Mathieu van der Poel und Jasper Philippsen. De

01.07.2025Jorgenson bis Ende 2029 bei Visma – Lease a Bike

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

01.07.2025Tour de France im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) - Die Tour de France ist die wichtigste Rundfahrt im internationalen Radsportkalender. Vor der am 5. Juli im nordfranzösischen Lille beginnenden 112. Ausgabe liefern wir einen Überblick über

01.07.2025Soudal setzt auf Olympiasieger Evenepoel und Sprinter Merlier

(rsn) – Nach zweijähriger Abwesenheit kehrt Maximilian Schachmann zur Tour de France zurück. Der frisch gebackene Deutsche Zeitfahrmeister wurde von seinem Team Soudal – Quick-Step wie erwartet

01.07.2025Die Aufgebote für die 112. Tour de France

(rsn) – Nach drei Auslandsstarts in Folge (Kopenhagen, Bilbao, Florenz) beginnt die Tour de France erstmals seit dem Jahr 2021 wieder in ihrem Heimatland. Am 5. Juli werden im nordfranzösischen Lil

01.07.2025Großes Vorschau-Paket: Die Strecke der Tour de France 2025

(rsn) - Nach vier Auslandsstarts in Folge wird die Tour de France (5. - 27. Juli) erstmals wieder auf heimischem Territorium gestartet und führt danach ausschließlich über französische Straßen.

30.06.2025Zimmermann: “Ich fahre im schönsten Trikot der Welt zur Tour“

(rsn) - Wie entrückt stand Georg Zimmermann (Intermarché – Wanty) bei den Deutschen Meisterschaften in Linden auf dem obersten Treppchen und schaute in den Himmel. In diesem Moment galt nur das hi

30.06.2025Schiffer wird Dritter bei den Deutschen – Konti-Teams stark

(rsn) - Bei den Deutschen Meisterschaften 2025 in Linden sorgte Anton Schiffer (Bike Aid) für das herausragende Ergebnis aus Sicht der KT-Teams: Mit einem eindrucksvoll erkämpften dritten Platz im

30.06.2025Cofidis setzt auf Erfahrung und hofft auf Etappensiege

(rsn) – 34 Tour-de-France-Teilnahmen auf sich vereinen die acht Fahrer, die für die Cofidis-Equipe am 5. Juli in Lille am Start stehen werden. Das französische Traditions-Team setzt bei seiner 29.

30.06.2025“Tiefenentspannung nicht mehr möglich“: Mayrhofer vor Tour-Debüt

(rsn) – Gleich drei Debüts kann Tudor Pro Cycling am 5. Juli in Lille zum Start der 112. Tour de France (2.UWT) begehen: Die Schweizer Equipe nimmt zum ersten Mal an der Grand Boucle Teil und auch

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Course de Solidarnosc (2.2, POL)