Tour-Rückblick: Vier Tage zwischen Hölle und Himmel

In Orcières-Merlette erlitt Merckx seine schlimmste Niederlage

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Eddy Merckx bei der Tour de France 1971 in Gelb | Foto: Cor Vos

01.09.2020  |  (rsn) - Eddy Merckx erlebte bei der Tour de France 1971 vier Tage zwischen Hölle. In Orcières-Merlette, wo heute die 4. Etappe endet, musste der Belgier eine der schlimmsten Niederlage seiner so legendären Karriere einstecken - allerdings wandelte er diese nur vier Tage später in einen seiner größten Triumphe um. Als Augenzeuge war  ARD- Reporter Herbert Watterott damals dabei. Auf radsport-news.com schildert er, was geschah!

Von Herbert Watterott

Eddy Merckx hatte schon 1969 und 1970 zweimal die Tour de France gewonnen und galt auch 1971 als großer Favorit auf den Gesamtsieg. Nach dem Start in Mülhausen im Elsass stand mit dem Puy de Dôme in der Auvergne am zehnten Tag die erste Bergankunft auf dem Programm. Merckx, der zu Beginn der Saison alle Rennen, die er bestritt, dominierte, wie Het Volk, Paris-Nizza, Mailand San Remo, Lüttich-Bastogne-Lüttich, Midi Libre und die Dauphiné-Rundfahrt, wurde stets als umjubelter Sieger gefeiert. Er hatte einmal mehr mit seinen Gegnern "gespielt“.

Als Merckx am 5.Juli am Fuß des erloschenen Vulkans Puy de Dôme stand, war ihm aber offenbar klar, dass er von den Rivalen Delisle, Thévenet, Motta, Gösta Petterson, Ocaña, Zoetemelk und van Impe erstmals so richtig unter Druck gesetzt werden würde. Denn diese 8. Etappe war von Luis Ocaña vor dem Niederländer Joop Zoetemelk gewonnen worden. Eddy Merckx verteidigte aber sein Gelbes Trikot. Zwei Tage später in Grenoble hatte Merckx hinter dem Sieger Bernard Thévenet aus Frankreich einen Rückstand von einer Minute und 36 Sekunden.

Nachdem er in der Chartreuse erneut in Schwierigkeiten geriet, verlor er auf der Abfahrt vom Col du Cucheron nach einer Reifenpanne wertvolle Zeit und er musste das Maillot Jaune an seinen niederländischen Dauerrivalen Zoetemelk abgeben. Der belgische Champion war angeschlagen und begann an seiner Form zu zweifeln.

Die bitterste Niederlage für Merckx

Dann kam der unvergessliche 8.Juli 1971, die letzte Alpenetappe mit der Bergankunft in Orcières-Merlette, zum ersten Mal in der Tourgeschichte seit der Gründung 1903 Etappenziel. Eddy Merckx war in Bedrängnis, und deshalb lautete der Schlachtplan von Luis Ocaña auf der nur 134 Kilometer langen Etappe möglichst früh anzugreifen. Auf dem Col du Noyer, 1664 Meter über dem Meer war es soweit. Die 60 Kilometer lange Flucht des Spaniers aus Priego in Andalusien begann und nur Zoetemelk, van Impe und der Portugiese Agostinho konnten zunächst folgen, Merckx nicht.

Am Ende triumphierte zum ersten Mal der schmächtige Spanier Luis Ocaña in Orcières-Merlette in 1.838 Meter Höhe, und Eddy Merckx verlor hinter seinem belgischen Landsmann Lucien van Impe als Etappendritter sage und schreibe 8 Minuten und 42 Sekunden auf den spanischen Meister. Das war zugleich der katastrophalste Einbruch seiner Karriere. Es bedeutet fast ein Klassenunterschied an diesem denkwürdigen Tag. Und war außerdem der Beweis, dass sich Merckx nach einem sehr anstrengenden Frühjahr mit zu vielen Renneinsätzen nicht in bester Verfassung präsentierte.

Im Ziel in Orcières-Merlette rief der Franzose Louison Bobet, dreimaliger Toursieger und Augenzeuge des Geschehens, nur ein Wort: „Großartig!“ L’Equipe, die täglich erscheinende französische Sportzeitung, nie verlegen um markige Titel, schrieb am folgenden Tag: "Souveräner Ocaña und heroischer Merckx bereichern die Tour um eine weitere Heldensage“.

Ocaña distanzierte Merckx wie gesagt um sagenhafte acht Minuten und 42 Sekunden, holte sich nach diesem Husarenritt sein erstes Gelbes Trikot und erzürnte den belgischen Radioreporter Luc Varenne so sehr, dass dieser mit seinem Motorrad umdrehte, um seinen Landsmann Merckx anzufeuern. Die Regeln wurden missachtet, aber egal, dieser "Staatsstreich“ blieb unvergessen und bis heute einmalig bei der Tour. Diese 11.Etappe geht als ein legendäres Stück Tour-Geschichte in die Annalen der Frankreich-Rundfahrt ein.

Der für alle willkommene zweite Ruhetag war dringend nötig. Der wankende Champion Eddy Merckx mit seiner berühmten Molteni-Mannnschaft, gegründet vom italienischen Wurstfabrikanten Pietro Molteni, benutzte den stressfreien Tag, um die gefährliche Abfahrt von Orcières-Merlette viele Male abzufahren. Sich jedes Detail und jede Kurve zu merken hatte höchste Priorität, denn die 12.Etappe am 10. Juli führte vom Krähennest Orcières-Merlette über 251 Kilometer nach Marseille ans Mittelmeer. Auf diesem zweitlängsten Teilstück der Tour sollte die "Abrechnung“ mit Ocaña beginnen!

Merckx distanzierte auch Isenbügel und Watterott

Der 10.Juli 1971 mit der 12. Etappe begann besonders schön. Die große Hitze des Nachmittags kündigte sich an diesem sonnigen Morgen in der südfranzösischen Hafenmetropole Marseille bereits an, aber noch war es angenehm kühl. Als ich das Fenster meines Zimmers im erstklassigen Grand Hotel Noailles an der berühmten Prachtstraße La Canebière öffnete, spürte ich die frische Seeluft des Mittelmeeres. Ich genoss den ruhigen Morgen in vollen Zügen, und nichts deutete darauf hin, welchen hektischen, ja geradezu dramatischen Verlauf dieser Tag noch nehmen würde.

Mit einem dicken Packen Zeitungen machte ich es mir in einem gemütlichen Straßencafé im Vieux Port, dem alten Hafen von Marseille bequem, mit Blick auf die eleganten Segeljachten. Es gab ausführliche Berichte, Kommentare und Analysen zu studieren. Noch einmal blickten alle Pressevertreter auf den grandiosen Sieg von Ocaña zurück und versuchten die vernichtende Niederlage von Merckx zu ergründen.

Wir mussten sogar die Übertragungszeit für unsere Live-Reportage im Radio verlängern, weil es so lange gedauert hatte, bis der gedemütigte Merckx endlich im Ziel erschien. Nun, einen Tag später, diskutierte die internationale Presse aufgeregt die Frage, ob Eddy Merckx, der Sieger der beiden letzten Jahre, diese Tour ausgangs der Alpen bereits verloren hatte.

Als ich gut zwei Stunden vor der geplanten Zielankunft an die Hotel-Rezeption kam, plauderte ich noch eine Weile mit dem Empfangschef, der ein großer Radsport-Fan war. "Bonjour Monsieur, wie verbringen Sie denn den Nachmittag in unserer schönen Stadt?“, wollte er wissen. "Wir berichten für das deutsche Fernsehen ARD von der Tour de France“. "Oh, pardon Monsieur“, sagte der Mann an der Rezeption, als wolle er mir nicht wehtun. "Sie sind schon angekommen!“ "Wie – sie sind schon im Ziel?“ wiederholte ich ungläubig seine Worte. "Oui, Monsieur, excusez-moi. Die Etappe ist bereits zu Ende“. Das wäre ja eine Katastrophe, dachte ich. "Monsieur, c’est ne pas possible”. Verzweifelt zerrte ich mein Tour de France-Buch aus der Tasche, in dem alle Etappenstrecken penibel aufgelistet waren. "Ici, Monsieur, schauen Sie: l’arrivée est prevu pour 15.57“. Die Ankunft war für kurz vor 16 Uhr berechnet worden.

Aber es half alles nichts. Mein freundlicher Überbringer der schrecklichen Nachricht beschrieb mir noch einmal in allen Einzelheiten den genauen Zieleinlauf. "Monsieur, der Italiener Luciano Armani hat gewonnen vor Merckx und Lucien Aimar, dem Tour-Sieger von 1966“.

Die Streckenarbeiter demontierten bereits die Stahlrohrtribünen

Er vergaß auch nicht zu erwähnen, dass Luis Ocaña zwar eine Minute und 56 Sekunden, nicht aber das Gelbe Trikot verloren hatte. Und endlich ergab ich mich. Ich wusste, der Mann sprach die Wahrheit. Wir hatte zum ersten Mal die Zielankunft verpasst.

Als Günther Isenbügel und ich schwitzend und außer Atem das Hafenbecken erreichten, war es längst zur traurigen Gewissheit geworden: Die Streckenarbeiter demontierten bereits die Stahlrohrtribünen, und von unseren Reporterkollegen aus aller Welt war weit und breit nichts mehr zu sehen. Der einzige Mensch, der noch in der Technikzone hinter der menschenleeren Pressetribüne ausharrte, war unser Tontechniker Hans Zimmer vom Saarländischen Rundfunk.

Während er nach uns Ausschau hielt und die Radprofis zwei Stunden zu früh plötzlich auf die lange Zielgerade einbogen, hatte er geistesgegenwärtig das Tonbandgerät angeworfen. Dadurch verfügten wir zumindest über erstklassige Aufnahmen der ausgelassenen Stimmung, die während der Zielankunft geherrscht hatte.

Ich raste in die Pressestelle und kam nach kurzer Zeit mit allen Ergebnislisten zurück. Im Pressezentrum erfuhr ich von den Kollegen der schreibenden Zunft welch unglaubliche Geschichte am heutigen Tag passiert war.

Höllenritt ans Mittelmeer

Unmittelbar nach dem Start in Orcières-Merlette hatte eine Attacke begonnen, die in der einhundertsiebzehnjährigen Geschichte der Tour bis heute ihresgleichen sucht. Die Molteni-Mannschaft von Eddy Merckx war mit unglaublichem Tempo den Berg hinabgerast. In seinem Team hatte Merckx mit dem Holländer Marinus „Rini“ Wagtmans einen tollkühnen Abfahrtsspezialisten, der an der Spitze die Ideallinie vorgab. Der verdutzten Konkurrenz verging Hören und Sehen.

Die Tachonadeln der Materialwagen, Journalistenautosund Begleitmotorräder pendelten zwischen 60 und 70 km/h, sodass in den ersten drei Rennstunden unter Mithilfe des kalten Nordwindes Mistral in der Provence und an der Mittelmeerküste auf der Route Napoleon N85 über Gap, Sisteron und Digne fast 180 Kilometer zurückgelegt wurden. Der Zeitplan der Etappe wurde von Eddy Merckx und seinen Leuten geradezu pulverisiert.

Der eher "vorsichtige“ Abfahrer Ocaña geriet dadurch in ernsthafte Schwierigkeiten. Sein Rückstand wuchs schnell auf mehrere Minuten an. Doch dann hatte der Schwager von Merckx, Joseph Bruyère, einen Defekt an seinem Rad. Der schlaue Eddy brauchte den 1,90 Meter großen Helfer und Zeitfahrspezialisten als Tempomacher in der Ebene und wies deshalb vier seiner Helfer an, auf Bruyère zu warten. Die restlichen Fahrer blieben bei ihm an der Spitze. Doch durch das weiterhin horrende Tempo, das die Molteni-Mannschaft anschlug, schafften es die eigenen Teamkollegen mit Bruyère nicht mehr, Anschluss an die Spitzengruppe zu finden.

Ohne die erhoffte Verstärkung von hinten schmolz der so meisterlich herausgefahrene Vorsprung gegenüber Ocaña zusammen. So kam es, dass die Spitzengruppe das Ziel in Marseille geschlagene zwei Stunden früher als erwartet erreichte. Nur knapp zwei Minuten später folgte der völlig erschöpfte Ocaña, der aber sein Gelbes Trikot noch einmal verteidigen konnte.

Mit all den Informationen und Ergebnislisten kam ich aus dem Salle de Presse zurück zum Zielbereich wo Günther Isenbügel auf einer Parkbank seine packende Reportage für die deutschen Radiosender begann: "Nach 251 Kilometern von den Alpen ans Mittelmeer fliegen die Rennfahrer nach knapp fünfeinhalb Stunden bei sengender Hitzehinein nach Marseille. Aufgereiht wie Perlen an einer Schnur, nehmen sie die letzten Meter im Hafenbecken unter die schmalen, knallhart ausgepumpten Reifen, und es gewinnt.... Luciano Armani aus Italien vor Eddy Merckx“.

Marseilles Bürgermeister sauer auf die Tour

Zwei Stunden vor Rennende waren im Zielbereich die Vorbereitungen noch gar nicht abgeschlossen. Nur wenige Zuschauer hatten sich auf ihren Tribünenplätzen eingefunden, und die örtliche Prominenz um den Bürgermeister Gaston Defferre war noch nicht einmal eingetroffen. Da aber die Tourverantwortlichen zugegen waren, führten sie sozusagen vor leeren Rängen die Siegerehrung für den Etappenersten Luciano Armani durch.

Marseilles Bürgermeister war bei seinem Eintreffen dermaßen erzürnt über die Vorgehensweise, dass er lautstark verkündete, dass solange er im Amt sei, Marseille nicht wieder als Etappenort für die Tour de France zur Verfügung stehen. Immerhin hatten die Stadtväter für dieses "Spektakel“ viel Geld bezahlt. So kam es dann auch, erst 1989 kam der Tourtross wieder in die südfranzösische Hafenstadt – nach Defferes Tod.

Nach dem Höllenritt ans Mittelmeer startete der Tour-Tross schon am nächsten Tag in Albi, im Département Tarn, der Geburtsstadt des Malers und Lithographen Henri de Toulouse-Lautrec zu einem sechzehn Kilometer langen Einzelzeitfahren. Eddy Merckx bewies seine Klasse im Kampf gegen die Uhr und knöpfte dem Gelben Trikot Luis Ocaña weitere elf Sekunden ab.

Sinflut und Katastrophe in den Pyrenäen

Vier Tage nach der Triumphfahrt von Luis Ocaña in den Alpen türmten sich die sagenumwobenen, grauen Felsenrücken der Pyrenäen auf. Der Spanier trug das berühmte Gelbe Trikot und hatte vor seinem schärfsten Widersacher Eddy Merckx einen komfortablen Vorsprung von sieben Minuten und 23 Sekunden in der Gesamtwertung. Ocaña kannte in diesen Bergen fast jeden Stein, außerdem herrschte eine extreme Hitze, die er mochte. Jeder glaubte an seinen ersten Toursieg und der sympathische Mann von der iberischen Halbinsel nahm sich vor, lediglich am Hinterrad von Merckx zu bleiben.

Ich freute mich auf diese Etappe, die von Revel, fünfzig Kilometer östlich von Toulouse, über die drei Bergriesen Portet d’Aspet, Portillon und Col de Menté ins elegante Thermalbad Luchon ging, wo es 68 Heilquellen gegen die verschiedensten Krankheiten gibt.

Am frühen Nachmittag änderte sich das Wetter, die extreme Hitze wurde von heftigen Windböen gemildert und abgelöst. Nach rund 165 gefahrenen Kilometern begann es zu regnen; zunächst nur wenig, dann immer stärker und ein Gewitter zog herauf. Auf dem rauen Asphalt der Pyrenäen-Passstraßen bildeten sich unzählige Sturzbäche. Noch fünfzig Kilometer bis ins Ziel nach Luchon, und für die Fahrer wurde es in den Kehren des Col de Menté richtig gefährlich. Von der rasenden Abfahrt ganz zu schweigen.

Über den Pyrenäen entlud sich ein infernalisches Gewitter. Und dann schlug im wahrsten Sinne des Wortes der Blitz in die Tour ein. Die verstaubten schmalen Sträßchen verwandelten sich plötzlich in Rutschbahnen. Dann gegen 16.30 Uhr das Drama: Eddy Merckx stürzte auf der halsbrecherischen Abfahrt, konnte aber nach einer Weile weiterfahren, der schleudernde Ocaña konnte nicht ausweichen, wurde sogar vom Niederländer Joop Zoetemelk gerammt, stürzte und landete in einem tiefen Straßengraben. Für ihn war das Rennen plötzlich beendet, ausgeschieden im Gelben Trikot.

Merckx zeigt Grösse

Über den Tour-Funk, der in jedem Begleitauto eingebaut sein musste, hörte ich nur Bruchstücke: "...Chute, chute“... Ein Sturz“! „...Abfahrt vom Col de Menté ... Fahrer am Boden ... Rennarzt Dr. Dumas am Unfallort ... Luis Ocaña“. Dann folgte quälende Stille, das Tour-Radio blieb stumm. Erst nach der Abfahrt hatten wir wieder besseren Empfang, und der Sprecher bestätigte, dass der Träger des Gelben Trikots Luis Ocaña nicht mehr im Rennen war.

Der Pechvogel wurde zunächst im Krankenwagen behandelt und versorgt, dann mit dem Rettungshubschrauber in das Hospital nach St. Gaudens geflogen. Schwere Prellungen und Hautabschürfungen machten eine Weiterfahrt unmöglich. Sieger in Luchon wurde der kleine spanischen Kletterkünstler José-Manuel Fuente und Eddy Merckx schlüpfte nach dem Ausscheiden von Ocaña wieder ins Maillot Jaune. Aber er zog es bei der Siegerehrung nicht an.

"Dieses Trikot gehört nicht mir“, hörte ich ihn sagen. Er widmete es seinem sportlichen Gegner Ocaña und ließ ihm noch am selben Abend das Gelbe Trikot ans Krankenbett im Hospital in St. Gaudens bringen. Erst am übernächsten Tag erschien der Belgier wieder im Gelben Trikot am Start, und wir erlebten bis Paris eine überzeugende Demonstration seiner Stärke. Mit fast zehn Minuten Vorsprung gewann Merckx seine dritte Tour de France.

Am Abend in Luchon schrieb der renommierte französische Journalist Antoine Blondin: "Luis Ocaña war vielleicht nicht der beste Fahrer bei diesem Rennen, aber er war ein Sonnenschein, der nach den Sternen griff und uns mit seinem Feuer und seiner Strahlkraft seit vier Tagen verzaubert hatte. Als wir sahen, wie er im Hubschrauber nach St. Gaudens transportiert wurde, konnten wir sicher sein, dass er seinen Sportsgeist nicht verlieren würde. Gleich wird er ein Verletzter sein, morgen möglicherweise ein Kranker. Aber auch morgen wird er als unser Sonnenschein wieder neu erstrahlen“.

Luis Ocaña fuhr achtmal die Tour de France und gewann sie 1973 mit fast sechzehn Minuten Vorsprung vor dem Franzosen Bernard Thévenet. Luis Ocaña wanderte von Andalusien noch als Jugendlicher mit seinen Eltern nach Mont-de-Marsan im Südwesten Frankreichs aus. Nach seiner Karriere als Radprofi wurde er Sportlicher Leiter bei verschiedenen Teams, arbeitete für Fernsehen und Radio in Spanien und saß viele Jahre neben uns auf der Fernseh- und Radiotribüne der Eurovision. Später hatte Ocaña zwei schwere Verkehrsunfälle und erkrankte an Krebs, was dazu führte, dass er schwer depressiv wurde.

Auf seinem Weingut habe ich ihn einmal besucht und kaufte einige Flaschen seines berühmten Armagnacs „Luis Ocaña“, ein edler Tropfen, der reißenden Absatz fand. Im Mai 1994 setzte er seinem Leben ein Ende, als er sich auf seinem Anwesen in Mont-de-Marsan erschoss. Mit ihm verloren wir einen liebenswerten Menschen und Kollegen.

Fast ein halbes Jahrhundert später

Am 29. August 2020 wurde die 107. Tour de France in Nizza am Mittelmeer gestartet - wegen der Corona-Pandemie zwei Monate später als geplant. Die 4. Etappe führt von Sisteron über 157 Kilometer nach Orcières-Merlette, in 1.838 Metern Höhe, wo vor 49 Jahren die Tour zum ersten Mal, also 1971 ankam und Eddy Merckx die bitterste Niederlage seiner ruhmreichen Laufbahn mit insgesamt 525 Siegen erlitt.

Und genau wie damals geht es dieses Jahr auch wieder vier Tage später, also am 5. September, auf der 8. Etappe von Cazères-sur-Garonne über 140 Kilometer nach Loudenvielle in die Pyrenäen und wieder muss der Col de Menté erklommen und bezwungen werden.

1971 erlebten wir dort das Drama um Luis Ocaña, der im Gelben Trikot im Gewitter stürzte und aufgeben musste.

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