Tirreno-Adriatico: Bora-Sprinter jagt zum Auftaktsieg

Ackermann sieht die Lücke und fängt Gaviria noch ab

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Pascal Ackermann (Bora - hansgrohe) sprintet gegen Fernando Gaviria (UAE - Team Emirates) zum Auftaktsieg bei Tirreno Adriatico. | Foto: Cor Vos

07.09.2020  |  (rsn) - Zwei deutsche Profis setzten zum Auftakt des 55. Tirreno - Adriatico deutliche Ausrufezeichen. Zunächst dominierte Paul Martens (Jumbo - Visma) als Ausreißer gemeinsam mit dem Schweizer Simon Pellaud (Androni Giocattoli-Sidermec) die 1. Etappe über 133 Kilometer mit Start und Ziel in Lido di Camaiore.

Als der gebürtige Rostocker 18 Kilometer vor Schluss eingangs der Schlussrunde gestellt worden war, übernahmen die Sprinterteams das Zepter und bereiteten ihren Kapitänen das Finale vor, in dem Pascal Ackermann (Bora - hansgrohe) mit einem denkwürdigen Sprint entlang der Bande quasi auf der Ziellinie Fernando Gaviria (UAE - Team Emirates) noch bezwang.

Der Kolumbianer war früh angetreten und sah schon wie der sichere Sieger aus, als Ackermann von weit hinten heranjagte, noch einmal kurz aussetzen musste, um nicht in die Absperrgitter zu geraten, und sich mit einem Tigersprung am verdutzten Gaviria vorbei seinen fünften Saisonsieg sicherte. Chancenloser Dritter wurde der Däne Magnus Cort (EF).

“Ich bin wirklich glücklich, dass ich mal wieder gewonnen habe - die letzten Wochen verliefen nicht so glücklich. Meine Form war gut, aber wir haben nie das richtige Timing gefunden“, sagte Ackermann, der zuletzt bei den Deutschen und den Europameisterschaften sowie der Brussels Cycling Classics Niederlagen einstecken musste und zuvor auch bei der Polen-Rundfahrt ohne Sieg geblieben war.

Ackermann: "Die Lücke war nicht groß, aber groß genug"

An den Auftakt in Katowice, bei dem Dylan Groenewegen (Jumbo - Visma) im Highspeed-Finale bei hohem Tempo Fabio Jakobsen (Deceuninck - Quick-Step) mit den bekannten dramatischen Folgen in die Absperrgitter drängte, fühlte man sich erinnert, als Ackermann auf der von ihm aus gesehen äußersten rechten Seite an seinen Konkurrenten vorbeijagte und mit Ellbogenberührung auch noch Gaviria abfing.

Der Kolumbianer verließ im Gegensatz zu Groenewegen allerdings nicht seine Linie, so dass es zu keinem Unfall kam. “Ich bin wirklich zufrieden mit meinem Sprint - ich muss mir das nochmal anschauen, weil es sich unglaublich angefühlt hat. Besonders angesichts der Position, von der ich kam. Ich habe die passende Lücke auf der rechten Seite gefunden. Die war nicht sonderlich groß, aber groß genug“, befand Ackermann, der nun auch die Gesamt- und die Punktewertung des achttägigen “Rennens zwischen den Meeren“ anführt.

Zwar war der 26-Jährige in einem hektischen Finale, in dem auf den letzten 1.000 Metern das Feld nach einem Sturz auseinanderriss, auf sich allein gestellt. Dennoch lobte Ackermann seine Mannschaft, die ihn nach Kräften unterstützte. “Ich muss mich bei meinen Teamkollegen bedanken, weil sie mir immer vertraut haben. Ich war die ganze Woche über krank und saß an die vergangenen Tage nur einmal auf dem Rad“, fügte er an.

Martens setzt einen Punkt

Zuvor hatte Ackermanns Landsmann Martens die Etappe zunächst mit sechs Ausreißern dominiert, ehe er mit Pellaud in der zweiten der drei Eröffnungsrunden in der Abfahrt vom Pitoro-Anstieg seine Begleiter stehen ließ.

“Ich dachte mir, bei einer so kurzen Etappe ist vielleicht was möglich, vor allem, als wir dann 3:40 Minuten Vorsprung hatten“, so der 37-Jährige nach dem Rennen zu radsport-news. “Aber meine Kollegen wollten sehr schlau sein und haben alles nur auf die Bergpunkte gesetzt. Das hat mich total genervt und da habe ich dann aus Prinzip mit Pellaud einen drüber gegeben“, sagte Martens zu seiner Attacke, die vom Feld erst eingangs der letzten der beiden Schlussrunden vereitelt worden war.

“War meine Attacke schlau? Nein, aber manchmal muss man auch einen Punkt setzen“, fügte der Routinier grinsend an. “Im vergangenen Jahr bin ich jede Etappe für Primoz Roglic (den späteren Gesamtsieger) von vorne gefahren und diesmal in der Gruppe. Gleiche Schmerzen, aber anderes Mindset.“

So lief das Rennen:

Die 133 Kilometer des Tirreno-Auftakts, der am ersten Ruhetag der Tour de France stattfand, verteilten sich auf drei Runden zu je 27 Kilometer und zwei à 18,3 Kilometern, wobei die Hauptschwierigkeit der 3,9 Kilometer lange und 5,1 Prozent steile Pitoro-Anstieg war, wo die siebenköpfige Spitzengruppe, die sich schon früh abgesetzt hatte, auseinanderfiel. Martens und Pellaud wehrten sich in der Folge nach Kräften, doch unter dem Druck der Sprinterteams Bora-hansgrohe, Team Sunweb, Deceuninck - Quick-Step und UAE - Team Emirates war ihr Vorsprung eingangs der vorletzten Runde auf 45 Sekunde geschrumpft.

Genau eine Runde später war das Duo gestellt und auch eine später Attacke von Manuele Boaro (Astana) stellte die Verfolger vor keine großen Probleme. Auf den letzten drei Kilometern versuchten diverse Teams, ihre Sprinterzüge an der Spitze des Feldes zu etablieren, ehe das EF-Team kurz vor dem Sturz seinen Sprinter Cort lancierte.

Es war dann allerdings der Franzose Adrien Petit (Total Direct Energie), der schon auf den letzten 700 Metern das Finale eröffnete. Gavirias Helfer reagierten und brachten ihren Kapitän in Position, während Ackermann den Kontakt zu seinem Anfahrer Rüdiger Selig verloren hatte und schon aus dem Spiel schien. Doch dann tauchte der Deutsche Meister von 20188 wie aus dem Nichts auf und nutzte die kleine, sich vor ihm öffnende Lücke, um noch an Gaviria vorbeizuziehen.

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